G.F. Barner Classic 5 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
er sich drehte, zurück. Danach verschwand es in dem nach vorn gebeulten Lederschürzenoberteil.
Die brütend heiße Bohnensuppe hatte sich blitzschnell über die nackte Brust und den fetten Bauch Howells verteilt. Sie bildete einen glühend heißen Ring an jener Stelle, die das Lederband um die Schürze gezogen hatte.
Howell krallte die Hände in die schwere Lederschürze, sprang wie ein Irrer in die Höhe, heulte schaurig, brüllte, wobei ihm die Kalbsaugen aus den Höhlen quollen und vollführte einige Sprünge, die ihm niemand zugetraut hätte. Schließlich warf er sich zu Boden und wälzte sich auf dem Rücken hin und her. Doch die brütend heiße Suppe lief nun auch an seinen Hüften entlang.
»Ich verbrenne!«, heulte Howell. »Hilfe, ich verbrenne, ich sterbe, ich sterbe! Feuer an meinem Bauch – Feuer, Hilfe, ich verbrenne!«
Einen Augenblick später stieß er einen fürchterlichen Schrei aus, denn jemand kam im hohen Bogen durch die Luft geflogen – es war der First Sergeant Roscoe.
McCallum hatte sich mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze hinten übergeworfen. Seine Hände waren auf der Brust gefesselt worden, und so konnte er nun die Arme heben. Die Schellen klirrten hässlich, als der ehemalige Mastersergeant Roscoe am Gurt zu packen bekam, den First Sergeanten nach vorn riss und ihn auf seine angezogenen Stiefel beförderte. Von dort schoss Roscoe brüllend durch die Luft und stürzte auf den heulenden Howell herab.
Das alles geschah binnen drei Sekunden – und Lannon war auch noch erwischt worden. Roscoe hatte Lannon gestreift. Der Sergeant taumelte zwei Schritt zur Seite, fiel um und stand fluchend wieder auf.
Im selben Augenblick schnellte McCallum auf die Beine. Einen winzigen Moment sackte McCallum in die Hocke herunter, dann stieß er sich aus der Hocke ab und senkte den Kopf.
»Lannon, pass auf, er kommt!«
Sergeant Marconi, ein schwarz gelockter, mittelgroßer Sanitäter – der Einzige, der das Kommando begleitete – schrie los, konnte Lannon aber nicht mehr warnen. Die Fußschellen erlaubten den Gefangenen nur Trippelschritte, ehe sich die Gehkette spannte. Darum war McCallum gesprungen, und er kam wie ein Puma angeflogen. Sein Kopf fuhr dem herumfahrenden Lannon mitten in den Magen. Der baumlange Sergeant knickte wie ein Federmesser zusammen und fiel röchelnd um. McCallum landete neben ihm auf den Steinen.
Aus irgendeiner Ahnung oder vor Schmerz wälzte sich Lannon herum. McCallums Hände waren nach vorn geschossen, griffen nun jedoch ins Leere, und Marconi erkannte entsetzt, dass McCallum ohne das Herumwälzen des Sergeanten dessen Revolver erwischt hätte.
Marconi sprang vorwärts, aber auch McCallum kam hoch.
»Vorsicht, er will seinen Revolver nehmen!«, brüllte Marconi aus Leibeskräften, während er sich auf McCallum warf. »Packt ihn, schnell, schnell, helft mir ihn zu ha…, aaah!«
McCallum kam nicht mehr an den Revolver, aber er konnte Marconi an dessen schwarz gelockten Haaren packen. Als er den Sanitäter über sich riss, hatte Marconi eine Vorstellung davon, wie es sein musste, wenn einem ein Indianer die Haare abschnitt. Marconi schossen die Tränen in die Augen. Er sah nichts mehr, fühlte nur, dass er hochgerissen wurde und lag im nächsten Moment auf McCallum.
Jetzt waren es sieben Mann, die sich auf den ehemaligen Mastersergeanten warfen. Vier kamen von der einen Seite – drei von der anderen, als McCallums Beine den Sanitäter hochfliegen ließen. Marconi sauste seinen vier Kameraden entgegen, und sie stürzten im wirren Durcheinander zu Boden. Dann waren die anderen drei Mann heran und packten McCallum. Einer warf sich quer über seine Beine, bekam ein Knie ins Gesicht und hielt dennoch fest. Sie hatten ihn oft genug kämpfen sehen und wussten, dass er es mit einem Dutzend Gegnern aufnahm. Hätte er die Beine und Arme nicht gebunden gehabt, hätten sie jetzt, da er sich in wilder Wut befand, zwanzig Mann gebraucht. Einem anderen Kavalleristen schlug McCallum die Handschellen an den Kopf, ehe die nächste Verstärkung über ihm war und je zwei Mann seine Arme zu packen bekamen. Dennoch bäumte er sich auf, konnte sie niederreißen und tobte wie ein wildes Tier, bis Roscoe erschien. Roscoe holte aus, sein Revolverlauf traf den Tobenden am Kopf, und McCallum lag jäh still.
Um ihn lagen Männer am Boden und stöhnten, fluchten oder spien Blut aus. Andere rieben sich dort, wo er sie getroffen hatte.
Marconi kam auf die Knie, sah Howell immer noch hin und her rollen und taumelte zu ihm.
Spalding war vom Wagen aus herangerannt und blickte sprachlos auf die am Boden liegenden Kavalleristen herab.
»Oh, mein Gott, mein Bauch ist verbrannt!«, wimmerte Howell. »Nicht anfassen, Ticco, nicht berühren – oaaah!«
Ticco Marconi riss die Lederschürze auf und die Schürze von Howells Leib. Jetzt tropfte die Bohnensuppe in dicken Fladen von Howells Bauch, und man sah die Brandblasen.
»Allmächtiger, das ist ein Satan!«, brabbelte Milland an der Stagecoach entsetzt. »Das ist kein Mensch, das ist ein Ungeheuer, ein wildes Tier, ein Monster! Da liegen sie – da! Unglaublich, fürchterlich, entsetzlich!«
»So?«, fragte Elena, nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. »Was ist so entsetzlich, Milland? Ich denke doch, es ist entsetzlich, wie man diesen Mann behandelt hat oder?«
»Um Gottes willen, schweig jetzt!«, schnaufte Charles Pearson. Er war ein harter Mann und in seiner Jugend ein verdammt rauer Bursche gewesen. Erst das zunehmende Alter hatte ihn gelehrt, dass es manchmal besser war, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu laufen und seine Meinung nicht laut zu äußern. Seine Frau war einmal eine sanfte, glutäugige Mexikanerschönheit gewesen, und er hatte sich beim ersten Sehen unsterblich in sie verliebt. Jetzt war sie alt wie er, ihr Haar war weiß geworden, ihre Sanftheit geblieben – und in seinem einzigen Kind, seiner Tochter, fand er manchmal die Sanftheit seiner Frau und seinen früheren kriegerischen Zorn wieder. Elena war eine Mischung aus Anschmiegsamkeit, Hingabe und Unbeherrschtheit.
»Er hat sich nur gewehrt – oder darf sich ein Mann nicht mehr wehren?«, fragte Elena so laut, dass sich Captain Spalding umsah und die Brauen furchte. »Diese Männer haben ihn doch behandelt wie ein Tier – oder nicht?«
»Tochter, du hältst jetzt den Mund!«, donnerte Charles Pearson.
»In diesem Land wäre ich längst mündig, hier wird man es mit einundzwanzig Jahren«, fuhr sie ihn an. »Aber wir leben in Mexiko, und dort muss man fünfundzwanzig sein, um frei reden zu können. Ich bin Amerikanerin, meinst du nicht?«
Das war sie – und sie benahm sich auch so. Sie riss sich von der Hand ihres Vaters los und lief zu dem Ring Männer, der sich um McCallum gebildet hatte. Man zog McCallum hoch, er war nicht bei Besinnung, und Spalding befahl: »Roscoe, einen Strick! Dann seine Hände auf den Rücken, verstanden? Jetzt soll er was erleben!«
»Befehl, Sir«, antwortete Roscoe knapp. Er holte ein Lasso, legte eine Schlinge um McCallums Hals und ging dann mit dem anderen Ende des Lassos zum Wagen.
Elena Pearson blickte verstört zu dem Sergeanten, und als er den Strick am Wagenholm befestigte, fuhr sie herum. Kein Zweifel, man wollte McCallum hinter dem Wagen herlaufen lassen.
»Captain, was soll das werden?«, erkundigte sie sich zornig. »Der Mann kann unmöglich mit Fußschellen hinter dem Wagen herlaufen! Captain, das werde ich nicht zulassen – das ist unmenschlich!«
Spalding wandte sich langsam um, sah sie scharf an und schnarrte kühl: »Das ist eine der Armeestrafen, Miss Pearson. Sie ist bei diesem Mann nötig!«
»Was?«, fauchte Elena. »Captain Spalding, das ist eine unmenschliche Quälerei, ich werde mich über Sie beschweren.«
»Wenn Sie wollen«, murmelte Spalding gelassen. »Miss Pearson, die Armee hat ihre eigenen Gesetze. Sie können das nicht wissen, Sie sind eine Frau. Wollen Sie sich – bitte! – nicht mehr einmischen? Ich müsste Sie sonst unter Bewachung in die Kutsche setzen und dort festhalten lassen!«
»Das würden Sie wagen?«, erwiderte Elena zornbebend. »Captain Spalding, ich werde Colonel Hastings über Sie berichten, darauf können Sie sich verlassen!«
»Tun