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Im Sonnenwinkel Classic 40 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Classic 40 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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umso mehr, als Florence das Kind zur Adoption freigeben wollte. Emy war zu schwach, um mir alles zu erzählen, als ich Eddy holte. Sie wollte, dass das Kind aus dem Haus kam, bevor sie starb. Er hat mit abgöttischer Liebe an seiner Granny gehangen und ist ein ungewöhnlich liebes Kind.«

      Dr. Rückert schaltete das Tonband ein und sprach einleitende Worte, die darüber aussagten, dass Frau Margret Pahl bei ihm erschienen sei, um mit ihm gemeinsam den schriftlichen Nachlass der verstorbenen Emily Landell zu sichten. Darauf öffnete er den versiegelten Umschlag.

      Mit einer feinen, gestochen wirkenden Handschrift hatte Emy einige Bogen beschrieben, und nun erfuhr auch Margret Pahl die Geschichte der Geburt des kleinen Eddy.

      Florence war mit dem Rennfahrer Daniel Batton befreundet gewesen, den sie auch heiraten wollte. Doch kurz vor dem Hochzeitstermin verunglückte er bei einem Rennen schwer, und es wurde vermutet, dass er gelähmt bleiben würde.

      Das war nichts für Florence. Mit einem kranken Mann und vielleicht unter misslichen finanziellen Verhältnissen zu leben brachte sie nicht fertig. Da ergriff sie lieber die Flucht. Doch sie erwartete ein Kind und hatte nicht das Geld, es sich nehmen zu lassen. Ihre Mutter gab es ihr nicht, weil sie von vornherein dagegen war.

      Es musste zu schlimmen Auseinandersetzungen gekommen sein, die Emy aber nur andeutete.

      Florence brachte den Jungen zur Welt und wollte ihn sofort zur Adoption freigeben. Aber da schaltete sich ihre Mutter ein und nahm das Baby zu sich.

      Florence verschwand wieder. Nach einem Jahr erst bekam ihre Mutter Nachricht von ihr. Der Brief, den Florence ihr geschrieben hatte, konnte Margret nun lesen.

      Es war ein böser Brief. Florence hatte Frank Boyd kennengelernt, ihm aber nicht gesagt, dass sie ein Kind hätte. Er wollte sie heiraten.

      Du wolltest das Kind behalten, Mutter, schrieb Florence, nun muss ich Dich dringend ersuchen, keine Verbindung mehr zu mir aufzunehmen. Du würdest alles zunichte machen, wenn Frank durch Dich erfahren würde, dass ich das Kind zur Welt gebracht habe.

      Er hatte es nicht erfahren. Emy hatte geschwiegen. Was es sie an Herzleid gekostet hatte, konnte man nur ahnen. Sie schrieb nichts darüber.

      Sie hatte wohl auch gedacht, so lange zu leben, bis Eddy auf eigenen Füßen würde stehen können. Das Schicksal hatte es anders gewollt. Eddy hatte eine Mutter und hatte doch keine. Aber irgendwo musste doch sein Vater leben, und wenn er auch nicht gesund war, vielleicht dachte er doch anders als Florence.

      Aus Emys Schreiben ging jedoch hervor, dass er nichts von der Geburt des Kindes erfahren hatte.

      Es muss ihn hart getroffen haben, dass Florence ihn verließ, schrieb Emy, so sollte er nicht auch noch erfahren, wie hartherzig sie auch als Mutter war.

      Das war die Geschichte des kleinen Eddy, der nun sechs Jahre geworden war und auch noch seine Granny verloren hatte. In dem Umschlag befanden sich seine Geburtsurkunde und ein paar Bilder, die ihn als Baby und Kleinkind zeigten. Auch einige Bilder von Florence waren dabei. Ein bildhübsches Mädchen mit lachendem Gesicht, dem man nicht ansah, dass es so grausam sein konnte. Sonst noch Familienfotos und Familienpapiere und die Heiratsanzeige von Florence Landell und Frank Boyd aus Michigan.

      Von Daniel Batton fand sich eine Karte, deren Umschlag den Poststempel von London aufwies.

      Warum schreibst Du nicht wenigstens, wie es Dir geht, Florie? Es wäre eine Beruhigung für mich, wenn es wenigstens Dir gut ginge.

      Diese Karte war vor mehr als sechs Jahren geschrieben worden, noch vor Eddys Geburt.

      *

      »Es wird wohl sinnlos sein, an die Muttergefühle dieser seltsamen Frau zu appelieren«, erklärte Dr. Rückert. »Sie hat sechs Jahre geschwiegen, dann wird sie jetzt nicht den Jungen aufnehmen. Aber sein Vater müsste doch zu finden sein.«

      »Wenn er noch lebt«, erwiderte Margret. »Aber versuchen können wir es ja. Wo aber sollen wir ansetzen?«

      »In London. Ich werde mich darum bemühen, Frau Pahl.«

      Eddy wusste nicht, welch ernstes Gespräch über ihn geführt wurde. Er hatte mit Bambi gespielt und war richtig lebhaft geworden.

      Bambi verstand es meisterhaft, das Herz des Jungen zu gewinnen. Sie war hinreißend. Man konnte sich nicht vorstellen, dass sich ein anderes Kind nicht mit ihr verstand.

      Die Zeit war schnell vergangen, und er war richtig enttäuscht, dass er sich von Bambi trennen sollte.

      »Wir wohnen doch im Sonnenwinkel«, sagte Bambi. »Du kannst oft zu uns kommen, Eddy.«

      Da trat Margret Pahl ein. Eddy sah sie bittend an.

      »Darf ich, Tante Margret?«, fragte er.

      »Freilich darfst du.«

      Eddys Augen leuchteten auf.

      »Tante Margret ist sehr lieb, nicht wahr, Bambi?«

      »Genauso lieb wie meine Omi«, versicherte Bambi, um ihm das Gefühl zu geben, dass er nicht einsam ist.

      *

      Für Eddy begann nun eine schöne Zeit. Er durfte mit Bambi zur Schule gehen und auch mit ihr spielen.

      Er lernte die anderen Kinder kennen und freundete sich mit ihnen an, aber er blieb ihnen gegenüber doch zurückhaltend, was bei Bambi nicht der Fall war. Mit ihr saß er manchmal lange am See, und er führte ernsthafte Gespräche mit ihr. Mit Bambi konnte man das. So übermütig sie sein konnte, so besinnlich war sie andererseits.

      »Warum haben die meisten Kinder einen Papi und eine Mami, und ich habe gar keinen?«, fragte Eddy einmal wehmütig.

      Solchen Fragen fühlte sich auch Bambi nicht gewachsen.

      »Das ist öfter so«, erwiderte sie ausweichend. »Manche Kinder kriegen erst später Eltern, aber das ist auch schön.«

      »Ich kriege aber wohl keine«, sagte Eddy bekümmert. »Ich bin gern bei Tante Margret, aber sie muss ja auch noch für die großen Mädchen dasein.«

      Sein Kummer war verständlich, und Bambi war sehr traurig, weil sie auch nicht wusste, wie man ihm helfen könnte.

      Manchmal hatte sie ja sehr gute

      Ideen, aber in Bezug auf Eddy fiel ihr gar nichts ein, denn von ihm wusste sie ganz wenig. Über seine Herkunft sprach auch Inge Auerbach nicht, nachdem Margret Pahl sie eingeweiht hatte. Das alles war ein wenig zu problematisch.

      Eine Woche war ins Land gegangen, als Margret Pahl von Dr. Rückert angerufen wurde.

      Er hatte den Aufenthaltsort von Daniel Batton ziemlich schnell herausgefunden. Zur allgemeinen Überraschung lebte er in Deutschland.

      Dr. Rückert fragte Margret, ob sie ihm schreiben wolle oder ob er dies für sie tun solle.

      Sie entschied sich für das letztere. Sie wusste einfach nicht, was sie diesem Mann schreiben sollte, und sie fürchtete auch eine negative Antwort. Ja, sie hatte Angst davor, dass Daniel Batton nicht anders reagieren würde als Florence. Er war ahnungslos, dass er der Vater eines Sohnes war, dessen Mutter ihn in einer schlimmen Zeit verlassen hatte.

      Schlecht könne es ihm jetzt nicht mehr gehen, hatte Dr. Rückert gesagt. Er wäre als Chefkonstrukteur in einer großen Autofabrik tätig. Viel mehr wusste er allerdings nicht, und so brachen für Margret unruhevolle Tage an, bis eine Antwort von Daniel Batton kam.

      *

      Daniel Batton bewohnte ein Zweizimmerappartement in einer modernen Wohnsiedlung. Seit drei Jahren lebte er in der westdeutschen Großstadt, für sich allein und nur für seinen Beruf, der ihn restlos ausfüllte.

      Es hatte viel gegeben, womit er fertig werden musste. Seine schwere Verletzung nach dem Unfall hatte ihn Monate ans Bett gefesselt.

      Mit äußerster Energie, die ihn immer ausgezeichnet hatte, und einem zähen Lebenswillen hatte er die Folgen nach mehreren Operationen überstanden. Nur ein paar Narben in seinem schmalen Gesicht, an den Armen,


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