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Krise am Golf. Robert FitzthumЧитать онлайн книгу.

Krise am Golf - Robert Fitzthum


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die Einwohnerzahl des Iran beträgt zusätzlich 82 Millionen.

      3 Nach allgemeinen Schätzungen lagern in den Golfstaaten rund 60% der weltweiten Ölreserven mit Saudi-Arabien als Nummer 1 und Iran als Nummer 2.

      4 Siehe dazu vor allem die Beiträge der Autoren Andreas Krieg und Ali Fatholla-Nejad.

      5 Die Einschränkungen beziehen sich vor allem auf das Agieren Katars in Libyen und Syrien, wo man vor direkter Unterstützung von kämpfenden Gruppen nicht zurückschreckt. Dafür engagiert sich Katar z.B. sehr konstruktiv in Palästina und steht auch den militärischen Aktionen der Saudis und Emiratis im Jemen distanziert gegenüber. Auch unterstützt Katar nicht die äußerst aggressive Politik Saudi-Arabiens gegenüber dem Iran.

      6 Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass die Existenz von atomaren Waffen durch Israel bis heute offiziell nicht eingestanden ist. Im Unterschied zum Iran gewährt Israel der in Wien ansässigen Internationalen Atombehörde (IAEA) keinerlei Zutritt zu den Anlagen, es ist auch nicht dem 1970 geschaffenen internationalen Atomwaffensperrvertag beigetreten und entzieht sich demnach jeglicher internationalen Kontrolle.

      7 Die Debatte über Inhalte, Strategien und Chancen der Reformer im Iran darf dabei nicht unter den Tisch fallen. Sicherlich ist die Kritik an manchen sogenannten Reformern durchaus legitim, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass zumindest ein Teil der iranischen Opposition im Exil Ziele verfolgt, die Demokratie und Menschenrechte bestenfalls als Vorwand nehmen, um einen Regimewechsel herbeizuführen. Auf der anderen Seite existiert eine starke, weit verbreitete Opposition gegen das religiöse Establishment und seine Institutionen, was auch die äußerst geringe Beteiligung bei den Wahlen im Februar 2020 dokumentiert hat.

      8 Pjotr Kortunow: Die Golfstaaten und die russische Strategie des »ehrlichen Vermittlers« im Nahen Osten.

       Andreas Krieg

       Einleitung

      Die Krise am Golf, die die Staaten des Golfkooperationsrats (GCC) seit einigen Jahren spaltet, hat seinen Ursprung in dem geostrategischen Wandel, der mit dem sogenannten »Arabischen Frühling« einherging. Während die alten Regionalmächte Nordafrikas und der Levante unter dem Druck der Revolutionen zerbrachen, verschob sich das Machtmonopol an den Arabischen Golf – in die Hände weitestgehend unerfahrener Monarchen, die mit ihrer neuen Rolle der Verantwortung zunächst überfordert waren. Durch Petro-Dollars finanziell weitaus stabiler aufgestellt und, mit der Ausnahme Bahrains, auch immuner gegen die Welle der Revolte, die nach 2011 über die Region schwappte, hatten die Golfmonarchien mehr Handlungs- und Gestaltungsspielraum in dem postrevolutionären Kontext, um zu experimentieren.

      Spätestens nach dem Fall des Gaddafi-Regimes zeigte sich, dass die Staaten des Golfs komplett unterschiedliche Politiken verfolgten, mit anderen Werten, Interessen und ideologischen Narrativen. Vor allem die kleineren aber auch ambitionierteren Golfstaaten, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), standen sich plötzlich auf unterschiedlichen Seiten eines regionalen Stellvertreterkrieges gegenüber. Die Konsequenzen für den Golfkooperationsrat als regionaler Sicherheitskomplex waren verheerend. Was 1981 unter der Schirmherrschaft Saudi-Arabiens als Bollwerk gegen die befürchtete Ausbreitung der islamischen Revolution im Iran begann, ist heute nur noch der Schatten eines Versuchs, die sechs Golfmonarchien unter einem gemeinsamen Sicherheitskonzept zu vereinen.

      Wie dieser Beitrag zeigen wird, hat die Versicherheitlichung des politischen Islam und der Idee von liberaler Zivilgesellschaft ganz besonders zu einem Bruch zwischen Saudi-Arabien und den VAE auf einer Seite und Katar auf der anderen Seite geführt. Riad, Abu Dhabi und Doha, als die drei wichtigsten Protagonisten auf der arabischen Seite des Golfs, haben nach dem Arabischen Frühling die Aufstände gegen autoritäre Regierungen völlig unterschiedlich bewertet. Während Katar den soziopolitischen Wandel als eine Chance sieht, haben vor allem die Emirate und Saudi-Arabien den Schrei der Massen nach mehr sozialer Gerechtigkeit und soziopolitischer Freiheit als eine Bedrohung gesehen. Obwohl das Narrativ des »iranischen Schreckensgespenstes« noch immer viel Resonanz im saudischen Königreich erhält, beschäftigen sich die Sicherheitsagenden der anderen Staaten mehr mit der Rolle von nichtstaatlichen Akteuren in einer Region im Umbruch.

       Das Konzept von Sicherheit am Golf

      Die Theorie der Versicherheitlichung scheint besonders gut geeignet, um zu verstehen, wie hinter verschlossenen Türen, in kleinen, sehr zentralisierten Kreisen um einen Monarchen am Golf seit jeher Sicherheitslagen und Bedrohungen definiert wurden. Im Sinne der konstruktivistischen Idee ist Sicherheit kein absolutes, sondern ein relatives Konzept, das gesellschaftlich im Rahmen eines Sicherheitsdiskurses konstruiert wird. Die Protagonisten dieses Diskurses bestimmen, wie Sicherheit definiert wird, wer oder was eine Bedrohung darstellt, und wen oder was man wie schützen sollte. Das Konzept von Sicherheit ist hierbei an den Kontext gebunden, in dem dieser Diskurs stattfindet, der wiederum von ontologischen, weltanschaulichen und persönlichen Faktoren der Protagonisten beeinflusst wird. Der »globale Krieg gegen den Terror« nach dem 11. September 2001 ist ein gutes Beispiel dieser Versicherheitlichung, wobei insbesondere durch die amerikanische Bush-Regierung die Welt in Freunde und Feinde unterteilt und der gesamte Sicherheitsapparat der USA für die Bekämpfung dieser einen immateriellen und ungreifbaren Bedrohung gleichgeschaltet wurde.


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