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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank


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See besucht. Sie, Antonia, war nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei einem inzwischen verstorbenen Großonkel aufgewachsen, der entfernt mit den Bernstetts verwandt gewesen war. Sie hatten ihm dieses Internat für sein Mündel empfohlen.

      Antonia war ein Jahr jünger als die Prinzessin, die vor wenigen Wochen ihren vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte. Seit ihrer Kindheit hatte sie den Wunsch gehabt, Pferdewirtin zu werden. Als ihr die Bernstetts nach ihrer Ausbildung angeboten hatten, auf ihrem Gestüt zu arbeiten, hatte sie sofort zugesagt.

      Kurz nach vier Uhr sattelte sie die Stute der Prinzessin und ihr eigenes Pferd, einen schön gezeichneten Wallach namens Henry, den sie von ihrem verstorbenen Vormund zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte. Sie hatte die Pferde gerade in den Hof geführt, als Prinzessin Louise auch schon kam.

      »Dann können wir ja gleich los, Antonia«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und fütterte die beiden Pferde mit Leckerlis, die sie aus ihrer Hosentasche zauberte.

      Bernd Fischer eilte über den Hof. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Hoheit«, bat er, als Louise aufsitzen wollte.

      »Danke, Herr Fischer, das ist nicht nötig.« Louise schwang sich in den Sattel.

      Der Stallarbeiter ließ sich von ihrer Abweisung nicht beirren. Er öffnete das Hoftor. Devot neigte er den Kopf, als die beiden jungen Frauen an ihm vorbeiritten.

      Louise warf einen flüchtigen Blick zurück. »Ich mag diesen Mann nicht«, sagte sie. »Er hat etwas an sich …« Sie hob die Schultern. »Dabei ist er stets freundlich und zuvorkommend.«

      »Ja, das ist er wirklich«, antwortete Antonia. »Wir kommen gut miteinander aus. Er gehört zu den Leuten, auf die absoluter Verlass ist.«

      Louise zwinkerte ihr zu. »Mit deiner Menschenkenntnis ist es nicht besonders weit her«, scherzte sie. »Darüber sind wir uns seit Jahren einig. Mein Gefühl sagt mir, dass Bernd Fischer zu den ersten gehören wird, die mit Leon Schwierigkeiten bekommen.«

      Fürst Albert, Louisas Vater, hatte vor einigen Wochen einen Herzanfall erlitten. Aus diesem Grund hatte er beschlossen, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Seinem ältesten Sohn, Prinz Frederik, hatte er die Geschäftsführung der familieneigenen Porzellanfabrik anvertraut. Prinz Leon sollte die Leitung des Gestüts übernehmen.

      Leon hielt sich seit fast einem Jahr in einem Schweizer Sanatorium auf, in das er sich nach einem Autounfall zurückgezogen hatte. An diesem Abend wurde er zurückerwartet.

      Er hatte seine Familie darum gebeten, von seiner Rückkehr nach Bernstett kein Aufhebens zu machen.

      »Ich freue mich darauf, dass Leon die Leitung des Gestüts übernimmt«, erwiderte Antonia. »In den letzten Wochen sind einige wichtige Entscheidungen aufgeschoben worden, weil dein Vater sich nicht mehr um das Gestüt kümmern konnte und Frederik sich nicht zuständig fühlt.«

      »Freu dich nicht zu früh, Antonia«, bemerkte Prinzessin Louise düster, während ihre Pferde nebeneinander hertrabten. »Leon hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Ihr habt euch zuletzt gesehen, als ich achtzehn wurde. Damals sprühte er vor Leben. Er stand erst am Anfang einer großartigen Reiterkarriere. Noch vor seinem Unfall sprach man von ihm als einen der Sterne am deutschen Reiterhimmel. Davon ist nichts mehr geblieben. Leon ist zu einem verbitterten, depressiven Mann geworden.«

      »Wenn dein Bruder erst auf Bernstett ist, wird er nach und nach wieder am Leben teilnehmen«, sagte Antonia. »Ihr solltet nicht die Hoffnung aufgeben. Und er wird auch wieder reiten, da bin ich mir ganz sicher.«

      »Ich wünschte, ich könnte daran glauben, Antonia«, antwortete die Prinzessin. »Nun gut, warten wir es ab.« Sie atmete tief durch. »Unsere Ausritte werde ich vermissen, wenn ich in England bin. So sehr ich mich auf meine Hochzeit mit Stephanos freue, mir wäre es bedeutend lieber, ich könnte ihn überreden, mit mir auf Bernstett zu leben.«

      »Wie ich dich kenne, wirst du sehr oft in Deutschland sein, Louise«, meinte Antonia.

      »Außerdem kannst du mich in London und in Cornwall besuchen. Du bist herzlich eingeladen.«

      »Danke.« Antonia ließ sich nicht anmerken, wie sehr es sie bedrückte, sich in drei Wochen von Louise trennen zu müssen. Obwohl sie Prinz Stephanos, einem Verwandten des griechischen Ex-Königs, nur flüchtig kannte, war sie überzeugt, dass Louise mit ihm sehr glücklich werden würde. Ihre Freundin hatte von ihm geschwärmt, seit sie ihn als junges Mädchen anlässlich der Heirat Prinz Hakons mit Mette-Marit in Norwegen kennen gelernt hatte.

      Gegen sechs kehrten die beiden jungen Frauen auf das Gestüt zurück. Louise wollte ihre Freundin zum Dinner ins Schloss einladen, doch Antonia lehnte ab. So gut sie auch mit Louisas Familie auskam, an diesem Abend hätte sie sich wie ein Eindringling gefühlt.

      »Es ist der erste Abend, den dein Bruder seit einem Jahr zu Hause verbringt, Louise. Ich würde nur stören.«

      »Wenn du meinst«, sagte die Prinzessin und verabschiedete sich von ihr.

      Antonia hatte noch einiges zu erledigen, bevor sie das Gestüt verlassen konnte, um zu dem alten, von Haselnuss-Sträuchern umgebenen Pförtnerhäuschen zu fahren, in dem sie lebte. Es erhob sich rechts des Parktors und hatte bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts den Schlosswachen als Wohnstatt gedient. Kurz bevor Antonia es bezogen hatte, war es umfassend renoviert worden. Mit seinen efeubewucherten Mauern, den grünen Fensterläden und dem roten Dach wirkte es wie ein verwunschenes Hexenhäuschen.

      Die junge Frau bereitete sich zum Abendessen ein Omelett und Salat, legte sich einen Film in den DVD-Player ein und machte es sich vor dem Fernseher gemütlich. Leider hielt der Film nicht, was sein Titel versprochen hatte. Mitten drin schaltete sie ihn aus, zog eine Jacke über und verließ das Haus, um sich noch etwas die Füße zu vertreten. Sie hoffte, bei ihrem Spaziergang nicht Max Reinhardt zu begegnen, der oft am Abend in der Nähe des Pförtnerhäuschens herumlungerte.

      Zu Schloss Bernstett gehörte ein sehr weitläufiger Park, der hinter dem Schloss in dichten Wald überging. In den Ferien hatte sie oft Louise besucht und sich einmal in diesem Wald verlaufen. Es war Prinz Leon gewesen, der sie damals gefunden und ins Schloss zurückgebracht hatte.

      Sie schlug den Weg ein, der zu einer schmalen Treppe führte, die sich einen Hügel hinauf zu einem Pavillon wand. Antonia saß dort besonders gern und hing ihren Gedanken nach. Dieser Pavillon war ein Geburtstagsgeschenk für Louises Urgroßmutter gewesen, die sich oft hierher zurückgezogen hatte, um zu malen.

      Die junge Frau hatte die letzte Stufe erklommen. Sie wollte gerade den Pavillon betreten, als sie im Dämmerlicht die dunkle Gestalt bemerkte, die dort zwischen den Säulen stand und über den Park schaute. Der Schmerz, der sie wie ein unsichtbarer Mantel umgab, schnitt ihr ins Herz. Lautlos wollte sie sich zurückziehen.

      »Sie müssen Antonia sein.«

      Antonia zuckte beim Klang der Stimmt zusammen. »Ja, Hoheit«, sagte sie und trat in den Pavillon. »Ich wollte Sie nicht stören, Prinz Leon. Bitte entschuldigen Sie.«

      »Schon gut«, antwortete er und drehte sich ihr zu. Auf den Fotos, die sie von Louises Bruder kannte, war Prinz Leon ein äußerst gut aussehender Mann mit dichtem dunklem Haar und braunen Augen, die vor Leben nur so sprühten. Der junge Prinz sah noch immer gut aus, auch wenn er im letzten Jahr hagerer geworden war und sich rechts und links seines Mundes zwei tiefe Falten eingegraben hatten. »Sie arbeiten also inzwischen auf unserem Gestüt.« Er machte keine Anstalten, ihr die Hand zu reichen.

      »Die Arbeit macht mir große Freude, Prinz Leon.«

      »Das setzte ich voraus.« Er bedachte sie mit einem langen, abschätzenden Blick. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.« Abrupt drehte er sich um und starrte erneut in die Nacht.

      Es gab einiges, was ihm Antonia gern gesagt hätte. Es fiel ihr schwer, darauf zu verzichten. Jetzt konnte sie ihre Freundin verstehen, die meistens ziemlich wütend von ihren Besuchen bei ihrem Bruder zurückgekehrt war. »Ihnen auch einen schönen Abend, Hoheit«, erwiderte die junge Frau und stieg die Treppe wieder hinunter.

      Erst,


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