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Mami Bestseller 4 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Bestseller 4 – Familienroman - Gisela Reutling


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erstes Werk, das ihn bekannt gemacht hatte. Man spürte, dass hier ein Mensch war, der sein Privatleben nicht der Öffentlichkeit preisgab.

      Eines Tages fragte er sie, ob sie bereit wäre, ihre Stellung im Verlag aufzugeben und für ihn tätig zu werden. Der Sekretär, der bisher seine Manuskripte in die Maschine geschrieben und die Korrespondenz erledigt hatte, war schon seit geraumer Zeit anderweitig beruflich gebunden. Seitdem harrte vieles auf seinem Schreibtisch der Erledigung. Auch musste in seiner umfangreichen Bibliothek manches geordnet und neu katalogisiert werden.

      Regine erglühte vor Freude über dieses Angebot. Konnte sie sich etwas Schöneres denken, als neben diesem bedeutenden Mann zu arbeiten, der ihr auch persönlich sehr sympathisch war.

      »Man wird mich nicht so ohne Weiteres freigeben«, wandte sie ein. »Ich habe mich für ein Jahr verpflichtet.«

      Roberto Valli wischte ihre Bedenken mit einer Handbewegung fort. »Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich werde mit Ihrem Chef sprechen.«

      »Es wäre wunderbar!«, sagte sie freimütig, mit leuchtenden Augen.

      Mit einem Lächeln in den Mundwinkeln betrachtete er sie. »Warten Sie es ab, Signorina Peters. Vielleicht wird es Ihnen zu einsam bei mir draußen sein …«

      »Bestimmt nicht«, versicherte sie überzeugt, und bescheiden fügte sie hinzu: »Ich werde mir alle Mühe geben, Ihren Ansprüchen gerecht zu werden, Signor Valli.«

      So war sie, nach nur fünf Monaten im Verlag, zu Roberto Valli gekommen, in sein schönes Haus, in dem er anscheinend allein mit seiner Wirtschafterin Maria wohnte. Jedenfalls deutete nichts auf die Anwesenheit eines Familienmitgliedes hin. Sie bekam ein Zimmer, dessen Einrichtung sie entzückte. Es hatte rosafarbene Seidentapeten, einen Baldachin über dem breiten Bett und zierliche weiße Schleiflackmöbel.

      »Das ist viel zu schön für mich«, entfuhr es Regine, die in Rom in einer einfachen Pension gewohnt hatte.

      »Es ist ein Tochterzimmer«, sagte Maria, eine kleine flinke Frau um die fünfzig, mit straff zurückgekämmten schwarzen Haaren. »Herr Valli wollte es so.«

      »Oh, er hat eine Tochter, das wusste ich nicht. Aber wenn sie nun kommt und ihr Zimmer besetzt findet …?« Fragend sah Regine die andere an. »Ich würde mich auch mit einem bescheideneren Raum zufriedengeben«, fügte sie hinzu.

      Marias Gesicht wurde undurchdringlich. »Sie wird nicht kommen«, sagte sie und presste die Lippen zusammen.

      »Und …, gibt es eine Signora Valli?«, fragte Regine zögernd. »Oder ist der Signor geschieden, oder verwitwet?«

      »Für einen strenggläubigen Katholiken gibt es keine Scheidung«, erklärte Maria abweisend. Mehr zu sagen schien sie nicht bereit, und Regine wagte auch nicht weiterzufragen. Sie war hier angestellt mit einem großzügigen Gehalt, alles andere hatte sie nichts anzugehen.

      Dennoch entwickelte sich ihre Beziehung anders als zwischen Arbeitgeber und Angestellter. Sie verehrte Roberto Valli, ja, sie empfand eine tiefe, bewundernde Zuneigung für ihn, und er zeigte ihr, dass er nicht nur mit ihrer Arbeit zufrieden war, in die sie sich mit Feuereifer gestürzt hatte, sondern dass sie ihm auch eine liebe, angenehme Hausgenossin war. Öfter speisten sie zusammen, oder er forderte sie auf, ihn auf einem seiner ausgedehnten Spaziergänge zu begleiten, die er gern unternahm. Regine entwickelte ein feines Gespür für seine Stimmungen, sie wusste zu schweigen, wenn er nicht reden wollte, und das war häufig der Fall. Er schien dann vergessen zu haben, dass sie neben ihm stand. Manchmal wunderte sie sich, dass er sie trotzdem bei sich haben wollte. Aber irgendwie beglückte sie das auch. »Sie brauchen mir nicht immer zur Verfügung zu stehen, Regine«, sagte er einmal. Sie hatte ihn gebeten, sie beim Vornamen zu nennen. »Wenn Sie etwas unternehmen wollen, werde ich mich darauf einrichten. Sie erwähnten irgendwann einen Kollegen, der Ihnen das antike Rom gezeigt hat. Vielleicht möchten Sie ihn wiedersehen?«

      Regine schüttelte den Kopf. »Ich lege keinen Wert darauf, diese Bekanntschaft zu vertiefen«, erklärte sie. »Ich will keine Hoffnungen erwecken, die ich doch nicht erfüllen kann … Nein, Signor Valli …! Ich ­brauche keine Zerstreuung. Ich bin sehr glücklich hier bei Ihnen.«

      »Bei einem alten Mann, dessen Manuskripte Sie entziffern müssen?«, fragte er mit einem kleinen Lächeln.

      »Ich könnte mir keine schönere und bedeutsamere Arbeit wünschen. Es ist eine Bereicherung für mich«, bekannte sie.

      Sein Blick ruhte mit einem Ausdruck großer Wärme auf ihr. »Sie sind ein ganz besonderes Mädchen, Regine«, sagte er bewegt. Und, nach einigen Sekunden des Schweigens: »Eine Tochter wie Sie sollte man haben …« Seine Stimme klang rau.

      Seine Tochter – zum ersten Mal in all diesen Wochen, die sich schon zu Monaten rundeten, erwähnte er sie. Denn es gab sie doch. Sie hatte ein Zimmer in ihrem Vaterhaus gehabt. Regine befeuchtete mit der Zungenspitze ihre Lippen.

      »Als ich hier einzog«, begann sie stockend, »da sagte Maria, das Zimmer, das ich bewohne …«

      »Hören Sie auf!«, unterbrach Roberto Valli sie mit einer Schroffheit, die Regine tief erschrocken erstummen ließ. »Maria sollte den Mund halten. Ich dulde kein Geschwätz in meinem Haus.«

      Sein Blick war so hart, seine Züge so finster, dass Regine glaubte, plötzlich einen ganz anderen Menschen vor sich zu haben.

      »Entschuldigung«, stammelte sie. Doch er hatte sich schon abgewandt und mit steifen Schritten den Raum verlassen.

      Erst Stunden später sah sie ihn wieder. Sie saß an der Schreibmaschine in dem Zimmer, das er ihr für die Arbeit zugewiesen hatte. Er kam herein, trat von hinten auf sie zu und legte ihr in einer leichten Berührung die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, dass ich unfreundlich zu Ihnen war«, sagte er.

      Regine ließ die Finger von den Tasten sinken. »Mir tut es leid, dass ich offenbar an ein Tabu gerührt habe.« Mit einem klaren, ernsten Blick sah sie zu ihm auf. »Und Maria möchte ich in Schutz nehmen. Sie schwatzt nicht. Sie hat damals nur eine kurze Bemerkung gemacht. Sonst hat sie kein Wort darüber verloren.«

      »Schon gut«, sagte er etwas müde. »Vergessen wir das. Ich möchte Sie bitten, mir nachher einen Brief zu übersetzen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, mitten im Kapitel aufzuhören.«

      Jetzt war er wieder höflich, rücksichtsvoll. Nie mehr, schwor sich Regine, nie mehr in der Welt wollte sie ihm wehtun.

      Aber ein Zufall sollte sie doch wieder auf das Geheimnis um diese Tochter bringen.

      Der Hausherr war in die Stadt gefahren, wo er von Zeit zu Zeit einiges zu erledigen hatte. Regine räumte die Bibliothek auf, wo Hunderte von Büchern die wandhohen Regale füllten. Sie waren teilweise wahllos zusammengestellt. Valli wollte sie gern nach Kategorien geordnet wissen.

      Regine hatte sich schon eine Übersicht verschafft und ging methodisch an die Arbeit. Sie nahm Bücher heraus und legte sie auf andere dem Inhalt nach dazugehörige. Da geschah es, dass zwei Bretter zusammenbrachen, die sie wahrscheinlich zu sehr belastet hatte. Unglücklich besah sie sich die Bescherung. Dabei konnte sie noch froh sein, dass keines der schweren Holzbretter sie getroffen hatte. In wirrem Durcheinander lagen nun die Bücher auf dem Boden, teilweise aufgeschlagen. Und die Bretter konnte sie unmöglich wieder allein einfügen. Regine seufzte auf.

      Da fiel ihr ein, dass der Gärtner heute da war. Ja, Tonio konnte ihr helfen. Das war ein freundlicher, umgänglicher Mann, der in regelmäßigen Abständen kam, um alles in Ordnung zu halten.

      Regine verließ das Haus, um nach ihm zu suchen, sie fand ihn im Garten, bei den Oleanderbüschen.

      »Tonio«, sagte sie kläglich, »mir ist etwas ganz Dummes passiert. Würden Sie mal mit mir in die Bibliothek kommen? Bitte!«

      Bereitwillig stellte er das Wasser ab und legte den Schlauch beiseite. »Da müssen wir noch was freimachen«, meinte er im Haus, »sonst komme ich da nicht ran.«

      Also räumten sie noch weitere Bücher aus. Plötzlich kam etwas zum Vorschein, das dort nicht hingehörte. Ein Bild war es, ein Gemälde. Verwundert


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