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Fürstenkrone 179 – Adelsroman. Louisa RosenhagenЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone 179 – Adelsroman - Louisa Rosenhagen


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ion> Fürstenkrone – 179 –

      »Tschüs, Mama!« Caroline, das jüngste der vier Kinder, schlang ihrer Mutter die Arme um den Hals und drückte sie fest. Natürlich war sie schon groß, ging immerhin in die sechste Klasse, aber für sie gehörte dieses letzte Kuscheln vor dem morgendlichen Aufbruch zur Schule einfach noch dazu.

      »Tschüs, mein Schatz, bis heute Mittag! Und ich drück dir alle Daumen für die Lateinarbeit, das wird schon!«, antwortete ihre Mutter liebevoll.

      »Bye, Mom!«, verabschiedeten sich nun auch die Zwillinge Jonathan und Maximilian. Sie waren sechzehn, liebten ihre Mutter von Herzen, aber Küsschen vorm Weggehen gehörten der längst vergangenen Kinderzeit an. Sie sprachen wenig und wenn, dann am liebsten amerikanisches Englisch.

      Hanna, die Älteste, hatte heute nicht zu Hause übernachtet. Sie bereitete sich auf das Abitur vor und hatte nach stundenlangem Lernen bei Freundin Suse dort ihr Bett aufgeschlagen.

      Mit schlechtem Gewissen genehmigte sich die Mutter noch eine Tasse Kaffee und warf einen Blick in die Zeitung. Eigentlich hätte sie gleich mit Aufräumen und Kochen anfangen sollen, denn heute musste sie über Mittag arbeiten.

      Mit einem geschmeidigen Satz landete Kitty, ihr Kätzchen, auf der Küchenbank und rollte sich dort zu einem behaglich schnurrenden Fellkringel zusammen.

      »Recht hast du, Kitty!«, sagte die junge Frau laut und griff zu Kaffee und Orangen. »Man kann nicht immer nur hetzen, und arbeiten muss ich heute noch genug. Wir bekommen neue Ware, noch mehr Rüschen und Pailletten, und ich muss diesen ganzen Kitschkram aufbügeln. Wenn’s doch wenigstens hübsche Kleider wären!« Sie seufzte tief und beschloss, noch nicht an die Wolken von Kunstseide zu denken, die sie heute erwarteten.

      Sina Stegen arbeitete in einer schönen alten Stadt, in einem Geschäft für Brautmoden. Eigentlich liebte sie ihren Beruf, und die Arbeit hätte viel Spaß machen können, wenn nicht ihre Chefin eine ziemlich unangenehme Person gewesen wäre. Sie hatte einen barbarischen Geschmack, setzte auf Masse anstatt auf Klasse, verkaufte ohne mit der Wimper zu zucken unpassende Kleider und übte Druck auf ihre Mitarbeiterinnen aus. Alles in allem war es ziemlich anstrengend, dort zu arbeiten.

      Aber Sina Stegen hatte keine andere Wahl.

      Sie stand allein im Leben und musste hart darum kämpfen, ihre Zeit zwischen der Fürsorge für ihre vier Kinder und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, gut einzuteilen. Sowohl an Zeit als auch an Geld fehlte es an allen Ecken und Enden, sosehr Sina sich auch darum bemühte.

      Dafür gab es etwas anderes in ganz großem Maß: Liebe und Vertrauen. Ihre Familie war eine kleine verschworene Schicksalsgemeinschaft, die alle Härten des Lebens bestehen konnte, weil bei ihnen die Liebe wohnte. Liebe macht die Menschen stark und ist die beste Rüstung gegen alles, was einen zu Boden zwingen kann.

      Und Sina hatte am Boden gelegen, damals, vor vielen Jahren …

      Es war ein Nachmittag im Sommer gewesen. Der kleine Garten hinter ihrem Haus, das sie gerade gekauft hatten, hallte wider vom Gelächter und Geplapper der Kinder, die sich am Planschbecken vergnügten. Wolfgang, ihr Mann, hatte es gestern mit nach Hause gebracht. Wie hatten sie gelacht, als sich herausstellte, dass er die Luftpumpe vergessen hatte, und sie das Plastikteil mit dem Mund aufblasen mussten! Es hatte eine halbe Stunde gedauert, und sie waren knallrot im Gesicht vor Anstrengung, aber dann stand das Becken auf dem Rasenstück und leuchtete blau und wartete auf den nächsten Tag, wenn sie es mit Wasser füllen würden, das sich in der Sonne erwärmte. Hanna sollte eingeschult werden, die Zwillinge hatten ihren vierten Geburtstag gefeiert, und sie wussten gerade, dass sie noch ein Baby bekommen würden. Überraschend zwar, aber nicht unerwünscht.

      Wolfgang und sie saßen an jenem Sommerabend auf der Terrasse, er hielt seine Frau im Arm, streichelte ihren noch flachen Bauch, und sie malten sich aus, wie im nächsten Jahr um diese Zeit ein Krabbelkind versuchen würde, das Planschbecken zu entern.

      Aber noch war es nicht so weit. Noch waren es nur drei Kleine, die vergnügt durcheinanderwuselten, als Sina zur Gartenpforte ging, weil dort Leute standen, die mit ihr sprechen wollten. Zwei Polizisten und der Seelsorger aus der Gemeinde.

      »Ja, bitte?«, fragte Sina und legte in einer instinktiven Geste ihre Hände auf den Bauch, so als wollte sie ihr Ungeborenes vor dem schützen, was jetzt auf sie zukam.

      Ein Geisterfahrer hatte auf der Autobahn fünf Menschen mit sich in den Tod gerissen. Einer davon war ihr Wolfgang.

      Das Haus musste verkauft werden, mit dem Gärtchen und der Schaukel und dem meerblauen Planschbecken. Wolfgangs Lebensversicherung half über die härtesten Hürden hinweg, aber es war klar, dass sie sich nur eine kleine Wohnung leisten konnte.

      Und auch das war schwierig.

      Wie bitte, eine Frau, allein, mit vier Kindern? Was das wohl für eine ist!

      Ach, eine junge Witwe? Ja, das ist natürlich traurig, ganz traurig aber trotzdem. Ob da regelmäßig die Miete überwiesen wird? Und dann kein Mann im Haus, der sich um die fälligen Schönheitsreparaturen kümmert. Wie schnell ist dann eine Wohnung heruntergewohnt!

      Schließlich fand Sina doch noch einen Vermieter, der ihr zutraute, das Leben zu meistern. Sie und ihre Kinder zogen in ein winziges Backsteinhäuschen mit einem noch kleineren Hof. Aber dessen Mauern waren mit Weinlaub überwuchert, und irgendwann stand dort auch ein Planschbecken und leuchtete gelb wie die Sonne.

      Die Kinder wuchsen heran. Sina musste Geld verdienen, aber man bot ihr nur ganze Stellen an. Das war undenkbar, denn sie hatte niemanden, der sich um ihre Kinder kümmerte. Ihre Eltern waren im Ruhestand auf eine Nordseeinsel gezogen, und so schön Sina es dort auch fand, wollte sie nicht aus ihrer Stadt fort. Hier war sie zu Hause, hier waren ihre Kinder geboren, hier lebten ihre Freunde.

      Es wurde hart, aber es ging. Sina lebte ihr Leben für und mit den Kindern. Jetzt war Hanna bereits volljährig, stand kurz vor dem Abitur und würde bald ausziehen, um auf eigenen Beinen zu stehen.

      »Wie hast du das bloß alles geschafft?«, fragten ihre Freunde sie manchmal.

      Dann lachte Sina und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung! Irgendwie ist es eben immer ein Stückchen weitergegangen.«

      Aber das war nicht die ganze Wahrheit.

      Sina hatte nämlich eine verborgene Kraftquelle, einen geheimen Rückzugsort: Sie schrieb.

      Begonnen hatte es mit einem Tagebuch, das sie als Schülerin geschenkt bekommen hatte. Sie füllte es mit ihren Träumen, Gedanken und Erlebtem, und als es vollgeschrieben war, wünschte sie sich ein Neues.

      So ging es weiter, Buch für Buch, bis sie viele Gedanken beschäftigten, die nichts direkt mit ihrem Leben zu tun hatten. Sina begann, kleine Geschichten zu schreiben. Irgendwann hatten sie Hand und Fuß, und sie wagte sich an Größeres, das über ein paar Seiten hinausging.

      Nach Wolfgangs Tod blieben die Seiten weiß und leer. Für das, was sie jetzt erlebte, gab es keine Worte. Dann, in den folgenden Jahren, als der Existenzkampf am härtesten und die Kinder noch klein waren, fehlten ihr die Zeit, die Kraft und gute Ideen.

      Aber irgendwann kam wieder der Moment, in dem sie etwas beobachtete, ihr etwas erzählt wurde oder ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss, der es wert war, aufgeschrieben zu werden. Sina begann, sich Notizen zu machen, und übertrug sie abends, wenn sie ein Stündchen Zeit hatte, auf den PC. Manches speicherte sie nur ab, manches druckte sie aus und legte es in die Schublade.

      »Mensch, Mama, warum versteckst du deine Geschichten eigentlich? Die sind so schön, schick die doch endlich mal an eine Zeitung oder einen Verlag!«, drängten ihre Kinder.

      »Was meint ihr, wie viele solcher Manuskripte täglich bei denen eingehen und im Papierkorb landen? Das sind doch alles nur Hirngespinste!«, wehrte Sina ab.

      »Klar, Mama, dass nix von dir veröffentlich wird, du schickst ja auch nie was ein!«, sagte Maximilian mit der ganzen Logik seines siebenjährigen Männerlebens.

      So ging es die ganzen Jahre über. Sie schrieb für sich, als Trost oder zum Vergnügen. Ihre Geschichten handelten von Alltäglichem, und sie handelten von der Liebe. Mal waren sie zärtlich, mal humorvoll geschrieben,


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