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Dr. Norden Classic 46 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Classic 46 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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in den Jackentaschen vergraben, stand Susanne Rieger vor dem Café, wo sie mit Felix Norden verabredet war und musterte ihn unsicher.

      »Kein Problem«, erwiderte der junge Mann. »Auf was hast du dann Lust?«

      »Wir könnten ein bisschen am Isarufer spazieren gehen. Schau mal, da hinten brennt sogar noch ein Feuer«, machte Susa einen Vorschlag und deutete auf den flackernden Lichtschein unter ihnen.

      »Super Idee«, stimmte er zu und sah sich suchend um.

      Im Licht der Straßenlaterne war der Weg hinunter ans Flussufer leicht zu finden. Als er aber um ein Haar über eine Wurzel gestolpert wäre, hielt er inne und streckte die Hand nach Susanne aus. »Warte, ich helf dir!«, bot er fürsorglich an.

      Doch statt eines Danks erntete er eine böse Abfuhr.

      »Hältst du mich für ein Kleinkind, oder was?«, fauchte Susa und drängte sich an ihm vorbei.

      Mit flinken Schritten sprang sie auf das gekieste Ufer. Die Steine klackerten unter ihren Füßen leise aneinander, als würden sie die Besucherin begrüßen.

      »Sorry, ich hab’s ja nur gut gemeint«, gab Felix mit belegter Stimme zurück und überlegte schon, ob diese Verabredung eine gute Idee gewesen war, als Susanne ihn auslachte.

      »Sag bloß, du bist jetzt beleidigt, du Miezi!«, spottete sie gutmütig, lachte dabei aber so nett, dass Felix ihr nicht böse sein konnte.

      »Ganz im Gegenteil!«, versicherte er herablassend. »Ich bin froh, dass ich nicht den Babysitter für dich spielen muss.«

      Mit dieser Antwort hatte Susa nicht gerechnet und schickte ihrem Begleiter einen kritischen Seitenblick.

      »Gut, dann sind wir uns ja wieder mal einig«, stellte sie dann fest und begann, am Ufer entlang zu wandern.

      Felix tat es ihr gleich, und eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her in Richtung des Feuers. Tausend Fragen schwirrten in Felix’ Kopf, die er aber nicht zu stellen wagte. Am Ende würde er sich wieder eine Abfuhr einhandeln.

      »Lebst du schon lange in München?«, konnte der junge Mann seine Neugier aber schließlich nicht länger in Zaum halten. Schon wartete er auf einen dummen Spruch, bekam aber unvermutet eine ernsthafte Antwort.

      »Ich bin erst vor zwei Wochen von Frankfurt hierher gezogen, weil ich einen Ausbildungsplatz hier bekommen habe«, berichtete Susa bereitwillig.

      »Tatsächlich?« Diesmal staunte Felix. Das hatte er der zarten jungen Frau nicht zugetraut. »So ganz allein?«

      Susanne lachte. Es gefiel ihr, dass sie offenbar Eindruck geschunden hatte.

      »Klar ganz allein. Man könnte auch sagen, dass ich alle Brücken hinter mir abgebrochen habe, um hier ganz neu anzufangen. Onkel Jakob ist meine Anlaufstelle, falls ich mal Probleme haben sollte. Aber der ist ja im Augenblick auch nicht da.«

      »Stimmt. Er ist auf Kur auf der Insel der Hoffnung«, erinnerte sich Felix an Wendys Verehrer. »Aber so, wie ich dich bis jetzt kennengelernt habe, ist dir das sowieso ganz recht. Schließlich bist du ja kein Baby mehr.«

      Wieder schickte Susanne ihm einen belustigten Seitenblick und lachte leise.

      »Du lernst schnell«, lobte sie Felix und bückte sich, um nach einem flachen Stein zu suchen.

      Der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche, und kleine Kreise kräuselten das gemächlich dahinfließende Wasser, als der Stein mehrfach darüber sprang und schließlich verschwand.

      »Ein Lob aus deinem Munde!«, spottete Felix belustigt und ging weiter. »Das ist ja wie ein Geschenk.«

      Verwundert sah Susanne ihm nach.

      »Was ist? Willst du dich nicht mit mir messen? Mein Stein ist sieben Mal gesprungen.«

      »Nein, danke, mir ist nicht nach Wettkampf«, winkte Felix lapidar ab ohne sich umzudrehen.

      Einen Moment lang starrte Susanne ihrem Begleiter verblüfft nach. Dann lief sie ihm nach.

      »Hey, lauf doch nicht davon. Erzähl mir lieber, was du so treibst.«

      »Ich lebe noch bei meinem Eltern und fange in ein paar Tagen mein freiwilliges soziales Jahr bei einer Ergotherapeutin an. Und nein, ich habe nicht vor, sämtliche Brücken hinter mir abzubrechen«, fügte er vorsichtshalber gleich dazu. »Meine Familie zu verlassen? Unvorstellbar. Warum tut man so was?«

      Inzwischen hatte Susa wieder aufgeholt und wanderte wieder neben Felix her über das steinige Ufer. Sie näherten sich dem Feuer, und im Lichtschein zeichneten sich ein paar Gestalten ab, die trotz der feuchten Kühle dort ausharrten. Funken stiegen in die Luft und verglühten wie Sternschnuppen am Abendhimmel.

      Susanne zuckte mit den Schultern.

      »Schon mal was von Abenteuerlust gehört?«, fragte sie herausfordernd. »Warum würdest du nicht weggehen? Hast du Angst?«

      »Wovor? Ich bin einfach gern mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen. Das Leben wird uns früh genug trennen. Warum es also erzwingen?« Felix wunderte sich selbst über die Selbstverständlichkeit, mit der er diese Worte aussprach. Bisher hatte er kaum einmal über die Möglichkeit nachgedacht, sein Umfeld nach dem Abitur zu verlassen, wie so viele seiner Klassenkameraden es taten. Umso mehr erstaunte es ihn, dass er den Grund dafür wusste, ohne sich überhaupt Gedanken darüber gemacht zu haben.

      Während er darüber nachsann, hatten sie das Lagerfeuer erreicht. Susanne wechselte ein paar Worte mit einem der jungen Männer, die bereitwillig zur Seite rückten, um sie in ihren Kreis aufzunehmen. Sie ließ sich auf die kühlen Steine nieder. Felix, der kein Spielverderber sein wollte, tat es ihr nach und setzte sich neben sie. Es dauerte nicht lange, und schon hielten sie zwei Flaschen Bier in den Händen und waren in ein Gespräch verwickelt. Felix unterhielt sich ebenso gut wie Susa, und beide hatten viel zu lachen. Hin und wieder erwischte er sie dabei, wie sie ihn von der Seite ansah. Wenn er ihren Blick erwiderte, sah sie wie ertappt weg und nahm das Gespräch mit ihrem Nachbarn wieder auf.

      Irgendwann spürte Felix, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte.

      »Tolle Freundin hast du da!«, raunte ihm einer der jungen Männer zu, die mit ihnen ums Feuer saßen. »Aber an deiner Stelle würde ich aufpassen. Der Leo ist ein ziemlicher Schürzenjäger.«

      Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Mannes, der neben Susanne saß und sich angeregt mit ihr unterhielt.

      Augenblicklich zog sich Felix’ Magen zusammen. Im Laufe des Abends hatte er mehr und mehr Gefallen an dem hübschen, intelligenten Mädchen gefunden. Ihre tiefen Blicke hatten ihm Hoffnungen gemacht, die er nicht gleich wieder zerstört sehen wollte. Einer Eingebung folgend beugte er sich zu ihr hinüber und legte besitzergreifend den Arm um ihre Schultern.

      Im ersten Augenblick schien Susa die Berührung zu genießen. Doch dan wurde ihr schmaler Körper steif, und sie sprang abrupt auf.

      »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?«, kreischte sie und stürzte in blinder Wut nach vorne.

      Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrte Felix ihr nach. In dem Moment, als er sie stolpern sah, sprang auch er auf die Beine. Doch es war zu spät. Ehe er handeln konnte, stürzte Susanne in Richtung des Feuers zu Boden. Im flackernden Lichtschein sah Felix ihre schreckgeweiteten Augen. Er sah, wie sie die Hände ausstreckte, um den Sturz abzufedern. Und gleich darauf hörte er ihren entsetzlichen Schrei, als sie auf dem Boden aufkam. Es sah aus, als ob die Flammen sie bei lebendigem Leib verschlucken wollten.

      *

      »Kannst du mir mal bitte eine Frage beantworten?« Felicitas Norden saß auf der Couch neben ihrem Mann. Sie hatte die Beine angezogen und blickte in das prasselnde Feuer – das erste des Herbstes –, das Daniel im Kamin angezündet hatte, nachdem sich der Besuch verabschiedet hatte.

      Ihre Stimme klang so nachdenklich, dass Daniel Norden aufhorchte.

      »Natürlich, mein Engel.«

      »Warum ist


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