Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
auch nicht mehr.« Er sprach leise. »Florian Brandl. Jetzt kann ich nicht mehr sagen: Wäre nett, wenn wir uns mal treffen könnten.«
»Flo, liebe Güte, hast du dich verändert. Der kleine Flo.«
»Ruf mich an, ich stehe im Telefonbuch.«
»Bestimmt, auf bald«, sagte Nick. Er fühlte sich plötzlich so viel freier und leichter. Ein schmächtiges blasses Bürscherl war der Flo gewesen, aber flink und pfiffig, und jetzt war er Zollbeamter. Jedenfalls ein netter Schulfreund, den man gern wiedersah.
Er konnte die Halle verlassen, nahm seinen Koffer und den Trolly. Dann war er draußen und atmete die frische Luft ein. Taxis gab es genug, aber er hatte es nicht eilig. Niemand wußte, wann er ankommen würde und nur seine Mutter war überhaupt von seinem Kommen informiert.
Er ließ anderen, die es eilig hatten, den Vortritt, dann war aber ein ganz fixer Taxichauffeur zur Stelle, nahm sein Gepäck und legte es in den Kofferraum.
»Wohin darf ich Sie fahren?« fragte er höflich.
Nick nannte seine Adresse und sah den jungen Mann forschend an.
»Sind Sie Student?« fragte er.
»Sie sind aber schnell im Durchschauen«, erwiderte der junge Mann staunend.
»Man bekommt so einen Blick dafür, was aber nicht heißt, daß man immer gleich richtig liegt.«
Er setzte sich neben ihn. »Was studieren Sie?« fragte er.
»Schätzen Sie doch mal«, sagte der andere mit einem verschmitzten Lächeln.
»Ich würde sagen Ingenieur.«
»Stimmt auch, Maschinenbau, aber es ist schwer, da einen Job zu finden, wenn man noch nicht fertig ist.«
»Wann sind Sie fertig?«
»Noch ein Semester. Ich muß es mir selbst verdienen, und dann würde ich auch gern nach Australien gehen. Ich hab’ es nicht geraten sondern am Aufkleber gesehen«, fügte er hinzu.
»Leicht wird es einem da auch nicht gemacht, und man wird ganz schön zur Kasse gebeten, wenn man die Arbeitserlaubnis haben will.«
»Aber Sie gehen doch sicher wieder zurück?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Aber es hat Ihnen bestimmt gefallen?«
»Ja, das kann man sagen, aber ich will meine Mutter wiedersehen.«
»Meine jammert jetzt schon, wenn ich sage, daß ich mal ins Ausland gehen will. Sie meint, daß es nirgends schöner sein kann als bei uns.«
»Es ist hier auch schön«, sagte Nick gedankenvoll.
»Ich heiße Bernd Heimbuchner. Mein Vater ist der Taxiunternehmer. Wenn Sie mal wieder ein Taxi brauchen, würde ich mich freuen, wenn Sie auf mich zurückkommen.«
»Sehr gern, ich kenne mich in München gar nicht mehr aus, es hat sich viel verändert. Man merkt, wieviel Zeit vergangen ist.«
»Wie lange waren Sie weg?«
»Fast zehn Jahre.«
»Ja, das ist eine lange Zeit, aber da müssen Sie noch sehr jung gewesen sein. Sie sind doch höchstens Mitte zwanzig.«
»Achtundzwanzig.«
Bernd wollte nicht indirekt sein, also fragte er nicht, warum Nick in so jungen Jahren in die Welt gezogen war, aber er machte sich Gedanken. Wie ein Abenteurer oder schräger Vogel sah er nicht aus. Als Taxifahrer hatte sich Bernd auch schon einige Menschenkenntnis angeeignet. Ob er wohl Schwierigkeiten mit seinem Vater gehabt hatte? Bernd hatte auch welche, weil sein Vater wollte, daß er das Taxiunternehmen weiterführte. Er wollte aber nicht ewig hinter dem Steuer sitzen, alle Kunden waren nicht so sympathisch wie Nick.
Sie unterhielten sich nach einer kleinen Denkpause wieder sehr angeregt, denn die Fahrt zur Villa Hanson war ziemlich weit. Wenn es nach Bernd gegangen wäre, hätte sie noch länger dauern können.
»Schade«, sagte er, als das Ziel erreicht war.
»Ich komme auf Ihren Vorschlag zurück«, sagte Nick, »wenn ich ein Taxi brauche, rufe ich Sie an. Es hat gut angefangen hier. Der Zollbeamte war ein früherer sehr netter Schulfreund, und dann konnten wir uns so angeregt unterhalten. Ich bin wieder richtig in Übung gekommen mit der deutschen Sprache.«
»Sie haben nichts verlernt und sind ein dufter Typ.«
Nick lachte. »Wir sehen uns, Bernd«, sagte er. »Ich heiße übrigens Hanson, Nick Hanson.«
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