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Fürstenkrone 80 – Adelsroman. Gabriela SteinЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone 80 – Adelsroman - Gabriela Stein


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nicht kam.

      Nun ja, weshalb sollte ein Gärtner sie derart befragen? Aber kam doch noch das Interesse an ihrer fachlichen Qualifikation:

      »Sie sind Archäologin?«, wollte er wissen, ihren unsicheren Blick festhaltend.

      »Nein, Kunsthistorikerin.«

      »In welchem Bereich arbeiten Sie?« Sein Interesse hielt an.

      »Ich bin Kunsthändlerin in Hamburg.«

      Er hob die Brauen. »Und in dem Zusammenhang interessieren Sie sich für die Urgeschichte menschlicher Existenz?«

      »Entschuldigen Sie – aber was spricht dagegen?«

      »Nun, ich denke, eine heutige Kunsthändlerin hat mit der Primitiv-Kultur aus den Anfängen der Menschheit gar nichts mehr zu tun.«

      »Was heißen soll, ich darf mich auch nicht dafür interessieren?« Gloria schnappte nach Luft. »Hängen Sie die Wissenschaft nicht ein bisschen zu hoch? Schließlich haben wir alle auf diese urgeschichtlichen Anfänge aufgebaut.«

      Er lachte. Ja, er lachte tatsächlich – und sein aufregend hageres Gesicht gewann überraschend an Charme.

      Dann aber sagte er: »Sie sind nicht der Typ. Sie haben die Kultur heutiger Zeit schon zu sehr verinnerlicht, um die Anfänge vorgeschichtlicher Zeit noch genug bestaunen zu können.«

      Gloria begann sich jetzt wirklich zu ärgern, bevor sie zurückschlug: »Sie, als Gärtner, müssen es ja wissen.« Damit wandte sie sich ab, um zu ihrem Wagen zurückzugehen. Hinter sich hörte sie ein amüsiertes Lachen.

      »Kommen Sie«, lenkte er ein, »ich zeige Ihnen die Ausstellung – oder vielmehr das, was noch nicht für den Transport verpackt ist. Das Ziel der nächsten Präsentation ist Berlin.« Er stand da, die Hand einladend ausgestreckt und faszinierend in seiner ganzen eindrucksvollen Männlichkeit.

      Und Gloria folgte ihm. Mit klopfendem Herzen betrat sie das Schlossgelände. Ließ sich über die Zufahrt führen, dabei immer das prachtvolle Gebäude vor Augen, dessen abgehobene Schönheit und unantastbare Erhabenheit.

      Das Schloss ihres Vaters!

      »Was ist der Fürst für ein Mensch?«, fragte sie aus ihren Empfindungen heraus – und erntete einen erstaunten Blick ihres Begleiters.

      »Interessiert Sie nun die älteste Periode der Menschheitsgeschichte – oder aber deren heutiger Stand?« Ironie schwang in seiner Gegenfrage mit.

      »Entschuldigen Sie meine Neugier, aber der Gedanke stellt sich ganz automatisch ein, wenn man solch ein Anwesen betritt.« Ihre Stimme klang unsicher, beklommen und seltsam unglücklich.

      Er schien ihre Befangenheit herauszuhören, denn er raffte sich schließlich zu einem burschikos hingeworfenen: »Der Fürst ist okay« auf, bevor er am Ende des linken Seitenflügels eine Tür öffnete. Auf ihr klebte das gleiche Plakat wie draußen neben dem Tor.

      Eine Reihe hoher, saalartiger Räume gliederte den Schlossflügel auf. Zwischen aufgestellten Vitrinen, Tischen und Stellwänden häufte sich überall Verpackungsmaterial. Ja, hier befand sich etwas in Auflösung. »Das Ziel der nächsten Präsentation ist Berlin«, hatte er gesagt.

      Ihr Begleiter bewegte sich selbstbewusst in diesem Durcheinander. Er gab Anweisungen an die Packer, prüfte den Inhalt der Kisten und deren zeitliche Zusammenfassung.

      Erklärend wandte er sich ihr zu: »Die Ausstellung setzt sich aus Leihgaben verschiedenster Museen zusammen, um ein möglichst aussagekräftiges Bild über die menschliche Vorgeschichte zu bekommen. Steinzeit, Bronze- und Eisenzeit zeigen die fortschreitenden Entwicklungsstufen von Homo erectus bis Homo sapiens, von ersten Steinwerkzeugen bis zur Höhlenmalerei.«

      Gloria ließ sich von seiner Begeisterung anstecken, von der Bewunderung und Achtung, mit denen er diese urzeitlichen Belege menschlicher Existenz handhabte.

      Und um auch das tiefste Gefühl für diese besonderen Funde in ihr auszulösen, gab er ihr eine der Tonschalen in die Hand. Ihre Hände berührten sich zart bei dieser Übergabe, und sie sahen einander sekundenlang an.

      War dieser Mann wirklich ein Gärtner?

      »War die Ausstellung gut besucht?«, fragte Gloria am Ende des Rundgangs. Beeindruckt von deren Vielfalt – und selten tief berührt.

      Würde sie jemals wieder ein Kunstobjekt der heutigen Zeit so bestaunen können wie diese Schöpfungsakte der ersten Stunde?

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