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Steh' endlich auf!. Martin FieberЧитать онлайн книгу.

Steh' endlich auf! - Martin Fieber


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zu groß und dies ließ mich noch tiefer in diesen starken Bann geraten. Jetzt wusste ich, warum ich mich auf dieser Erde nicht so wohl fühle. Ich stamme schließlich von einem anderen Planeten. Ich war mein ganzes Leben anders. Ich fühlte mich anders. Aber jetzt hatte ich meine Erklärung.

      Der Zeitpunkt, an dem wir neue Namen angenommen hatten, war der Zeitpunkt, an dem die ganze Situation entscheidend ins Negative abrutschte. Meinen schönen Vornamen legte ich ab. Martin, den Krieger, gab es nicht mehr. Meine eigentliche Persönlichkeit verschwand vollends. Ich konnte nicht mehr kämpfen. (Mein Pseudoname lautete übrigens ‚Cynar‘, was bekanntlich ein Artischockenschnaps ist. Genau zu dieser Zeit fand ich in einer Zeitschrift eine Werbung mit dem Titel: „Jetzt ist Zeit für Cynar.“ Das war wieder ein solches Zeichen und der Beweis für mich, dass ich jetzt auch diesen Namen tragen darf. Hätte ich doch von diesem ein oder zwei Gläser getrunken, vielleicht wäre ich dann aufgewacht.)

      Bärbel ging dann im Laufe der nächsten neun Monate soweit, dass sie der Auffassung war, dass sie die Mutter von Jesus Christus war. Oder ist. Mutter Maria. „Das glaube ich nicht“, war mein letztes Aufbäumen, „warum nicht?“ meine seelische Resignation. Leider siegte letztere und mein Weg ging dann unaufhaltsam bergab. Dinge passierten, die mich in meinen selbstmörderischen Gedanken, ich sei ein armer Sünder, der weit von seinem Schicksalsweg abgekommen ist, bestärkten. Und nur Bärbel konnte mir helfen. Sie war der Meinung, mein Leid und teilweise das Leid der Welt zu tragen. Als Mutter Maria. Für mich armen kleinen Sünder. Ich war ein Gefangener in einem muffigen Kerker. Ich war das Insekt in einem Spinnennetz und die Spinne wollte mich verspeisen.

      Meine Abhängigkeit spielte sich rein in den Gedanken ab. Der Martin von damals wollte zu allen Menschen immer Liebkind sein. Er wollte immer gemocht werden. Nie sollte ein Mensch schlecht von Martin reden oder denken. Leider verstand ich nicht, dass dies absolut unmöglich ist. Mein Motto war: ‚Mit Menschen muss ich unter allen Umständen gut auskommen. Im Zweifelsfall nehme ich mich zurück.’ Und dieser Mechanismus war in mich eingebrannt. Ich wollte Bärbel alles recht machen und nahm mich immer mehr zurück. Das ging soweit, dass ich mich geistig schlagen ließ und mich auch noch für sie freute, dass sie mir wehtun konnte. Spiritueller Sadomasochismus.

      Zwei Jahre sollte ich in Bärbels Bann gefangen sein. Und die ganze Zeit – dem göttlichen Geschick sei wieder gedankt - war es nur eine rein geistige, platonische Lehrer-Schüler Be-zieh-ung. Sie zog immer an der Schlinge, die um meinem Hals lag. Und ich bekam immer weniger Luft zum Atmen und musste immer in ihre Richtung gehen, wo auch immer sie mich hinzog. Ich verlor viel Geld und fast auch meine Seele. Zum Glück gingen wir in dieser Zeit oft spazieren und viel essen, denn die Luft und diese deftige irdische Nahrung war für mich überlebenswichtig. Ich aß wie ein Scheunendrescher und nahm trotzdem innerhalb von knapp vier Monaten 14 Kilogramm ab. Den alten Martin Fieber gab es nicht mehr. Ich war ausgemergelt, kraftlos, bleich und verlernte das Lachen. Ich war ein anderer Mann geworden. Von einer fremden Macht besetzt. War ich, als ich Bärbel kennen lernte, devot, so war ich jetzt ein versklavtes, kleines Etwas. So unterwürfig und feige, dass ich sogar aus Angst Spaß daran hatte, mich selbst zu erniedrigen, nur um Bärbel, nein, sie war ja mittlerweile zu ‚Mutter Maria‘ aufgestiegen, einen Gefallen zu tun und mir somit scheinbar ihre Liebe erkämpfte. Bärbel, die ‚göttliche Mutter‘, wurde ein Barbar. Ihre Ausstrahlung wurde härter, wurde männlicher, die Augenfarbe veränderte sich, sie wurden schwarz. Sie wurde absolut bestimmend, tyrannisch. Nein, sie wurde dämonisch.

      Unsere beiden Verhaltensweisen in diesem Bann kann ich nur mit einer Besetzung von fremden Seelen erklären. Wir hatten uns mit geistigen Energien beschäftigt, kannten lebensnotwendige Schutzmaßnahmen nicht oder wendeten sie nicht an. Die Geister, die wir riefen, wurden wir schließlich nicht mehr los. Wir unterschätzten die negative Welt und ihre Kräfte, die von so vielen Menschen als nicht existent abgetan werden. Wir wussten von jenseitigen Wesen, die es lieben, auf unsere Gedanken zu reagieren und Schwächen von Menschen zu nutzen und mit ihnen zu spielen. Diese Wesen denken auch immer negativer und ziehen damit noch mehr negative Wesen an, die noch mehr den Menschen schaden wollen. Und so fort. Schließlich wurden wir zum Spielball jenseitiger, erdgebundener Seelen. Nur aufgrund unseren Gedanken. Wie gesagt, wir handelten absolut fahrlässig. Bärbel sonnte sich in ihrer göttlichen Vollkommenheit. Und ich dagegen ließ mich später mit Adolf Hitler und sogar Luzifer betiteln. Aber alles der Reihe nach.

      Es geht noch tiefer in die Finsternis

      Wenn der Weise mit dem Finger auf die Sterne zeigt, sieht der Dumme nur den Finger. (Verfasser unbekannt)

      Ja, Sie haben eben gerade richtig gelesen. Ich glaubte ab einem gewissen Zeitpunkt, ich sei im vorigen Leben Adolf Hitler gewesen. Und meine Seele ist Luzifer. Es fällt mir schwer, ich komme mir teilweise auch immer noch saublöd vor, das Vergangene zu beschreiben, aber ich muss es tun. Ich habe es mir versprochen.

      Wie kam es dazu? Einige Monate war ich nun schon in diesem Bann gefangen, in dem ich jedes Realitätsempfinden verlor. Ganz langsam rutschte ich in eine Scheinwelt ab. Ich war der Schüler von Mutter Maria, und sie trug mein Leid. Es gab Tage, da schlug sie minutenlang ihren Kopf gegen die Wand, zerschnitt ihre Arme mit einem Messer und sagte mir, das seien meine Schmerzen, die sie für mich trägt und umwandelt, da ich für sehr viel Böses in der Welt verantwortlich sei, und ich meine ganzen dämonischen Taten einfach nicht einsehen wolle. In diesen Momenten, wenn der Barbar so mit mir sprach, explodierte immer eine Bombe in mir. Meine Seele zerriss es in Stücke. Ich konnte mit diesen Vorgängen nicht umgehen. Ganz versteckt waren immer Zweifel da, sie waren aber viel zu schwach, um in mein Tagesbewusstsein zu dringen.

      Dann kam der Tag, an dem ich mich auf dem Hannoveraner Bahnhof befand. Ich wartete auf den Anschlusszug, aß eine Käsestulle und schaute gedankenverloren in die Menschenmenge. Plötzlich lief ein Mann in einem weinroten Anzug an mir vorbei. Irgendetwas war komisch an ihm, dachte ich. Er drehte sich abrupt um, schaute mich an und ging weiter, bis er um die Ecke verschwunden war. Fassungslosigkeit überwältigte mich. Es war Adolf Hitler. Er war genauso klein, hatte diesen blöden Scheitel und den noch blöderen Schnauz. Es war Adolf Hitler. Ich musste mich kneifen. Nein, ich träumte nicht.

      Ich ging ihm hinterher, aber als ich um die Ecke schaute, war er weg. Und da war keine Tür oder der Aufgang zum Bahnsteig, wo er hätte verschwinden können. Er war einfach weg. Ich erzählte dieses Erlebnis Bärbel. Ihre Antwort war: „Jetzt ist mir alles klar.“ Dazu kam noch, dass ich in der darauffolgenden Nacht zwei Träume hatte: Zum einen lag ein Schäferhund bei meinen Füßen (Hitler liebte seinen Schäferhund über alles). Zum anderen befand ich mich an einer Kriegsfront und stand befehlend hinter den Soldaten. Für Bärbel, den Barbaren, kein Zweifel: Ich muss Hitler gewesen sein. Und ich hatte, wie schon gesagt, Spaß daran, mich auf unmenschliche Art zu erniedrigen und meinem Peiniger damit auch noch eine Freude zu machen. Ich glaubte es und war froh, dass jetzt mein Aufstieg aus dem Schlund der Hölle ins Licht begann. Denn irgendwie konnte ich es nicht glauben, dass es jetzt noch schlimmer werden konnte.

      Adolf Hitler. Jetzt wusste ich scheinbar, wer ich war. Aber es kam noch schlimmer. Irgendwann lud mich Bärbel von meinem Erspartem zum Kaffeetrinken ein. Wir gingen wie immer in unser Stammcafé um die Ecke. Sie sprach erst über dies und jenes, bis sie mir sagte, dass sie mir etwas übermitteln müsse. Sie erzählte, dass sie Bücher über Hitler gelesen und viel geforscht habe. Schließlich fragte sie mich, was ich glaubte, welche Seele ich wohl sei? Ich, die Seele, die Judas und Hitler war. Ich vergaß ganz zu erzählen, dass ich ca. 2000 Jahre früher auch Judas war, der bekannteste Verräter der Menschheitsgeschichte. Ich wusste nicht, worauf sie hinauswollte, bis sie den Begriff des Antichristen immer öfter in den Mund nahm. Ah ja, Luzifer. Dann erst registrierte ich, dass ich gemeint war. Adolf Hitler und Judas. Und Luzifer. Meine Seele schrie: „Um Himmelswillen. Das glaube ich wirklich nicht“. Aber der Bann

      war größer. Ich wollte ihr wieder eine Freude bereiten, sagte „Ja, jetzt verstehe ich alles.“ Und somit war ich Satan, Luzifer, Beelzebub, der Antichrist, Herr der Finsternis, Widersacher Gottes, Baphomet, Teufel, Azrael und noch viele mehr. Ich, der kleine Martin Fieber, der in einer mittelgroßen hessischen Stadt geboren wurde, der jahrelang stotterte, der Mitglied im CVJM


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