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Agnes Grey. Anne BronteЧитать онлайн книгу.

Agnes Grey - Anne Bronte


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verändert hat, seit sie das Schulzimmer besucht? Sie wird demnächst genauso schlimm sein wie die beiden anderen, und ich muss leider feststellen, dass sie in letzter Zeit noch ärger geworden sind.«

      »Das kann man wohl sagen«, war die Antwort. »Dasselbe habe ich auch schon gedacht. Ich habe geglaubt, wenn wir eine Erzieherin für sie einstellen, würden sie sich bessern; stattdessen wird es immer schlimmer mit ihnen. Ich weiß nicht, wie es mit dem Lernen steht, ihr Verhalten hat sich jedenfalls in keiner Weise gebessert: Sie werden jeden Tag garstiger, schmutziger und ungehöriger.«

      Es war mir klar, dass dies alles auf mich gemünzt war, und diese und ähnliche Anspielungen berührten mich weit stärker, als es offene Anschuldigungen getan hätten; denn Letztere hätten mich dazu angestachelt, mich zu verteidigen. So aber hielt ich es für am klügsten, jedes ärgerliche Aufbegehren, jeden Rückzug aus Empfindlichkeit zu vermeiden und beharrlich damit fortzufahren, mein Bestes zu geben. Denn so schwer meine Stellung auch war, ich wollte sie doch auf keinen Fall verlieren. Wenn ich nur mit unerschütterlicher Festigkeit und Rechtschaffenheit weiterkämpfte, so glaubte ich, würden die Kinder mit der Zeit etwas menschlicher. Jeder Monat würde dazu beitragen, sie ein bisschen klüger und folglich fügsamer zu machen; denn ein Kind, das noch mit neun oder zehn Jahren so wild und unbeherrscht wäre wie diese hier mit sechs oder sieben, wäre ganz einfach wahnsinnig.

      Ich gefiel mir in dem Gedanken, dass es meinen Eltern und meiner Schwester zugutekam, wenn ich hier Ausdauer bewies, denn wenn mein Lohn auch gering war, so verdiente ich doch immerhin etwas und würde es mit äußerster Sparsamkeit leicht einrichten können, eine kleine Summe für sie zurückzulegen, falls sie mir die Gunst erwiesen, es anzunehmen. Es war schließlich mein eigener Wille, dass ich die Stellung angenommen hatte; ich selbst hatte all diese Misslichkeiten herbeigeführt, und ich war entschlossen, sie zu ertragen, ja, mehr als das, ich bereute noch nicht einmal den Schritt, den ich unternommen hatte. Jetzt sehnte ich mich erst recht danach, meiner Familie zu beweisen, dass ich tüchtig genug war, die Aufgabe zu meistern und sie bis zum Ende redlich zu erfüllen. Und wann immer ich es als erniedrigend empfand, mich stillschweigend zu fügen, oder unerträglich, mich ständig abzuplagen, richtete ich meine Gedanken auf die Heimat und sprach in meinem Innern:

       »Sie können mich unterdrücken, doch sie werden mich nicht besiegen!

      Ihr seid’s, an die ich denke, nicht an sie.«

      Über Weihnachten durfte ich nach Hause, aber mein Urlaub dauerte nur zwei Wochen. »Denn«, sprach Mrs. Bloomfield, »ich dachte, weil Sie Ihre Lieben erst noch vor so kurzer Zeit gesehen haben, würden Sie gar keinen Wert darauf legen, länger zu bleiben.« Ich überließ es ihr, auch weiter so zu denken, aber sie wusste wohl kaum, wie lang, wie mühselig für mich diese vierzehn Wochen Abwesenheit gewesen waren, wie glühend ich meine Ferien herbeigesehnt hatte und wie tief enttäuscht ich über ihre kurze Dauer war. Aber das war nicht ihre Schuld; ich hatte niemals mit ihr über meine Gefühle gesprochen, und man konnte nicht von ihr erwarten, dass sie sie erriet. Ich war noch kein ganzes Quartal bei ihr, und sie war im Recht, mir keinen vollen Urlaub zu gewähren.

      Kapitel 4

      Die Großmama

      Ich erspare meinen Lesern den Bericht darüber, wie froh ich war, nach Hause zu kommen, das Glück, das ich dort empfand – ich genoss die kurze Zeit der Erholung und Freiheit an diesem lieben, vertrauten Ort, unter Menschen, die mich liebten und denen ich von Herzen zugetan war –, und über meinen Kummer, erneut für lange Zeit von ihnen Abschied nehmen zu müssen.

      Ich begab mich jedoch mit unverminderter Kraft wieder an die Arbeit – eine anstrengende Aufgabe, die nur für jemanden vorstellbar ist, der etwas Vergleichbares erlebt hat wie das Problem, mit der Aufsicht und Unterweisung einer Schar boshafter, wilder Rebellen betraut zu sein, die man auch mit der größten Mühe nicht zu ihren Pflichten zwingen kann; und man sich zugleich für ihr Benehmen einer höheren Instanz gegenüber verantworten muss, die von einem fordert, was nur mit Hilfe der größeren Autorität eben dieser Instanz, der Eltern, erreicht werden könnte, die diese aber aus Gleichgültigkeit oder aus Angst, sich bei der besagten aufsässigen Bande unbeliebt zu machen, verweigern. Ich glaube, es gibt nichts Nervenaufreibenderes – ob man sich nun nach Erfolg sehnt oder sich abmüht, seine Pflicht zu erfüllen –, als wenn alle Anstrengungen von den Schutzbefohlenen hintertrieben und für nichts geachtet und von den Eltern ungerecht beurteilt und verkannt werden.

      Ich habe die üblen Neigungen meiner Schüler, die Sorgen, die mir aus der erdrückenden Last der Pflichten erwuchsen, nicht einmal zur Hälfte aufgezählt, um die Geduld meiner Leser nicht allzu sehr zu strapazieren, was ich allerdings vielleicht bereits getan habe. Aber als ich diese letzten Seiten schrieb, geschah dies nicht in der Absicht zu unterhalten, sondern um denjenigen zu nützen, die es unmittelbar betrifft: Wer kein Interesse daran hat, wird sie vermutlich nur flüchtigen Blickes überflogen und die Weitschweifigkeit der Autorin verwünscht haben. Wenn aber ein Vater oder eine Mutter auch nur einen brauchbaren Hinweis erhält, eine unglückliche Erzieherin auch nur den geringsten Nutzen daraus zieht, sehe ich mich für meine Mühe entschädigt.

      Um Irrtümer und Verwechslungen zu vermeiden, habe ich meine Schüler und ihre verschiedenen Eigenschaften einzeln nacheinander vorgestellt. Das ergibt jedoch kein vollständiges Bild von der Situation, wenn mir alle drei auf einmal zusetzten, wenn alle drei entschlossen waren, »frech zu sein, Miss Grey zu ärgern und sie zur Raserei zu bringen«.

      Bei diesen Gelegenheiten war mir manchmal plötzlich der Gedanke gekommen: »Wenn sie mich jetzt sehen könnten!«, wobei ich natürlich an meine Lieben daheim dachte. Die Vorstellung, wie sie mich bedauern würden, weckte in mir so tiefes Selbstmitleid, dass ich nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte, aber ich hielt sie zurück, bis meine kleinen Quälgeister zum Nachtisch nach unten gegangen oder zu Bett gebracht worden waren, meine einzige Aussicht auf Erlösung, um mir dann im Frieden der Einsamkeit den Luxus zu gönnen, in hemmungsloses Weinen auszubrechen. Aber diese Schwäche erlaubte ich mir nicht oft, denn meine Aufgaben waren zu zahlreich und meine freie Zeit zu kostbar, um zu viel davon vergeblichem Wehklagen zu opfern.

      Ich erinnere mich vor allem an einen stürmischen, verschneiten Nachmittag kurz nach meiner Rückkehr im Januar. Die Kinder waren alle nach dem Essen nach oben gekommen und hatten offen erklärt, dass sie nun vorhatten, »frech zu sein«, und an diesem Vorsatz hielten sie auch fest, obwohl ich mir die Kehle müde und heiser redete in dem vergeblichen Versuch, sie davon abzubringen. Ich hatte Tom in eine Ecke gesperrt und ihm bedeutet, dass er erst hervorkommen dürfe, nachdem er die vorgeschriebene Aufgabe erfüllt hatte. Inzwischen hatte sich Fanny über meinen Arbeitskorb hergemacht, plünderte den Inhalt und spuckte überdies noch hinein. Ich befahl ihr, die Finger davon zu lassen, aber natürlich ohne Erfolg. »Verbrenne ihn!«, schrie Tom, und diesem Befehl zu gehorchen, hatte sie es nur zu eilig. Ich sprang vor, um ihn vor den Flammen zu bewahren, und Tom stürzte zur Tür. »Wirf ihr Pult aus dem Fenster, Mary Ann!«, rief er, und schon war mein kostbarer Schreibtisch, der meine Briefe und Papiere, mein bisschen Bargeld und meine gesamten Wertsachen enthielt, in Gefahr, aus dem Fenster des dritten Stockwerks geworfen zu werden. Ich beeilte mich, ihn zu retten. Währenddessen hatte Tom das Zimmer verlassen und rannte, gefolgt von Fanny, die Treppe hinunter. Nachdem ich meinen Schreibtisch in Sicherheit gebracht hatte, lief ich ihnen nach, um sie einzuholen, und Mary Ann hetzte hinter mir her. Alle drei entkamen mir und liefen aus dem Haus in den Garten, wo sie sich in den Schnee warfen und vor übermütigem Vergnügen jauchzten und schrien.

      Was sollte ich tun? Wenn ich ihnen folgte, würde ich wahrscheinlich keinen von ihnen einfangen und sie nur weiter wegtreiben; tat ich es nicht, wie sollte ich sie wieder ins Haus bringen, und was würden ihre Eltern von mir denken, wenn sie sahen oder hörten, dass die Kinder ohne Kopfbedeckung, Handschuhe und Stiefel im tiefen, weichen Schnee herumtobten? Während ich ratlos vor der Tür stand und versuchte, sie mit grimmigen Blicken und zornigen Worten so einzuschüchtern, dass sie klein beigaben, hörte ich hinter mir eine Stimme in strengem, schneidendem Ton ausrufen:

      »Miss Grey! Ist es die Möglichkeit? Was, in Teufels Namen, fällt Ihnen ein?«

      »Es gelingt mir nicht, sie wieder


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