Ich will dich noch mehr | Erotische Geschichten. Trinity TaylorЧитать онлайн книгу.
hatte er etwas auszusetzen und sie mussten die Szenen wiederholen und neu drehen. Zum Glück lag es nicht nur an ihr, sonst hätte sie bestimmt verzweifelt aufgegeben. Doch mit jedem Tag, an dem sie noch mehr Zeit verloren, wurde Lionel ungeduldiger. Es war schwierig für alle, ruhig und gelassen zu bleiben. Eigentlich war es so gut wie unmöglich.
Lynn zog sich ein Nachthemd über und huschte ins Bett, das im Studio aufgebaut war.
»Du willst doch wohl nicht mit Jeans und Pullover ins Bett gehen, oder?«, fragte Lionel schroff.
Lynn stockte der Atem. Sollte sie sich etwa komplett ausziehen?
»Ich, also, ich dachte …«
»Ist mir egal, was du dachtest. Los, mach schon, sonst verlieren wir noch mehr Zeit, die wir nicht haben.«
»Aber, soll ich denn meine ganzen Sachen …?«
»Ja, verdammt! Du trägst doch so´n Fummel drüber. Kann doch nicht zu viel verlangt sein, oder?!«
Lynn schluckte, wand sich aus dem Bett und lief zur Umkleidekabine. Es gab nur eine für Männer und Frauen gemeinsam. Zum Glück war hier niemand. Schnell war sie aus der Jeans und dem Pullover. Ihren Slip ließ sie an, konnte ja sowieso niemand sehen. Und den BH? Schnell zog sie ihn mit aus und warf sich dann ihr Nachthemd über. Als sie zur Tür lief, gab sie einen erstickten Schrei von sich. Die Tür stand offen und ein Mann blickte hinein. Es war Daniel Bellford. Lynns Herz begann zu rasen.
»Wie lange stehen Sie da schon?«, fauchte sie.
»Lange genug, um mir das anzusehen, was du dir bereits unerlaubter Weise bei mir angesehen hast.«
»Ich konnte damals nichts erkennen.«
»Oh, dann hab ich ja noch mal Glück gehabt.«
»Lassen Sie mich vorbei, Lionel dreht sonst völlig durch.«
Daniels Mine wurde ernst. »Warum? Was ist denn los? Seid ihr nicht im Zeitplan?«
»Welcher Zeitplan? Sie meinen den militärischen Ablauf?«
»Wie bitte? Läuft es denn nicht?«
»Doch, schon, aber wir können es ihm anscheinend nicht recht machen. Tut mir leid, dass ich damit herausplatze. Lionel macht das wirklich gut.«
»Schon gut, Lynn, ich werde mich selber überzeugen.«
Er ließ sie vorbei. Als sie auf seiner Höhe war und sein Parfum wahrnahm, das ihr noch mehr Herzklopfen verursachte, hauchte er in ihr Ohr: »Sehr hübsch!«
Sie lief zum Studio.
»Mein Gott, hat das lange gedauert! Dir kann man ja im Laufen die Schuhe besohlen! Los, ins Bett, aber zack, zack!«
Lynn sprang förmlich ins Bett und Bernard hinterher. Mit ihm hatte sie noch keinen Sketch gedreht, hatte ihn auch sonst noch nicht gesehen. Sie fragte sich, ob er geeignet war. Denn, während Freddy schon eine gewisse Faszination auf sie und mit Sicherheit auch auf das Publikum ausübte, erschien ihr Bernard eher fade und ausdruckslos. Zu allem Übel wurde ihr Eindruck auch noch mit diesem Sketch bestätigt.
Er sollte ein Glas vom Nachttisch nehmen, eine Tablette hineinwerfen, umrühren und ihr geben. Sie sollte fragen, was das sei und er antworten, dass es gegen ihre Kopfschmerzen sei, woraufhin sie bemerken würde, dass sie keine hätte. Das bedeutete, freie Fahrt für ihn, womit er sich auf sie wälzen würde und beide so täten, als hätten sie Sex.
Lionel war am Verzweifeln: »Nein, nein, nein, und nochmals nein! Das ist ja nicht zum Aushalten!« Er raufte sich die Haare. »Bernard, hast du die Tablette eingenommen? Und bist du dir sicher, dass es keine Schlaftablette war? So kommen wir keinen Schritt weiter! Das, was ihr mir hier bietet, ist NICHT komisch! Ganz und gar nicht! Wie du dich schon auf sie wälzt, unglaublich, das kann ja jedes achtzigjährige Ehepaar schneller und lustvoller. Mein Gott, du willst diese Frau doch haben, nimm sie dir, reiß ihr die Sachen vom Leib, von mir aus vögel´ sie auch, aber tu irgendetwas, was so aussieht, als wolltest du dieses Weib verdammt noch mal haben!« Lionels Kopf war rot angelaufen.
Bernard saß auf der Bettkante und blickte auf seine Füße.
»Und Lynn, nun zier dich doch nicht so! Mach´s dem armen Jungen doch nicht so schwer! Wo ist eigentlich Freddy? Ich wollte ihn für die Szene haben, kann der denn endlich mal wiederkommen?«
»Wir haben ihn dann in fast allen Sketchen, Lio«, warf Peter ein.
»Das ist mir egal, Hauptsache, die Szene stimmt. Zur Not mach ich es. Na gut, wir proben das jetzt noch einmal. Dann drehen wir richtig. Also, Bernard, gib dir Mühe, und Lynn, du auch!«
Klar, dass sie auch noch eine reingewürgt bekam. Lynn gab sich Mühe, nicht prüde zu sein. Doch es lag ganz eindeutig nicht an ihr, denn sie war zur Seite gedreht und spürte nicht einmal, dass Bernard mit im Bett war. Als er ihr das mit der Tablette sagte, war seine Stimme ein Flüstern.
Lionel war kurz vor dem Durchdrehen. Er sprang hinter der Kamera hin und her, dass Lynn sich beherrschen musste, nicht zu lachen. Doch statt ihr machte es jemand anderes: Daniel.
»Hey, Lio, immer mit der Ruhe, was ist denn hier los?«, presste er lachend hervor.
»Daniel? Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist in New York?«
»War ich auch. Hat aber nicht so lange gedauert, wie ich angenommen habe. So, und was ist jetzt hier los? Wie ich sehe, hast du alles im Griff.«
Lionel lachte schrill und laut auf. »Ich dreh gleich durch!«
»Das sehe ich.«
»Niemand macht, was ich ihm sage, ständig müssen wir die Szenen neu drehen! Warum versteht mich eigentlich niemand? Unser Zeitplan hinkt deshalb völlig hinterher.«
»Lio, nun beruhige dich erst einmal. Wie ich es deinen Unterlagen entnehmen kann, die dort vorne auf dem Tisch liegen, hast du schon alles bis auf den Lampen-Sketch aufgenommen.«
»Ja, das stimmt, aber wir …«
»Das ist doch fantastisch! Nun komm wieder runter! Wir haben noch genug Zeit. Ich werde mir das ganze einmal ansehen und gucken, ob wir das eine oder andere verbessern müssen. Wenn alles gut ist, dann können wir schon die Sketche für den nächsten Monat aufnehmen.«
»Aber ich dachte …«
»Nicht zu viel denken, Lio. Alles ist gut. Nun spielt eure Szene in Ruhe zu Ende. Was mir allerdings bei den Requisiten aufgefallen ist: Warum trägt Lynn so ein Großmutter-Nachthemd? Ich dachte, dass der Typ, ob Ehemann oder Geliebter, scharf auf sie werden soll. Wie wäre es also mit einem Negligé? Und Lynn könnte auch mit dem Rücken zu ihm liegen, dann könnte er dichter bei ihr sein und seine Hand auf ihren Busen legen.«
Lionel nickte zustimmend und fragte Lynn, während sie errötete: »Hast du ein Negligé?«
»Am besten ein Schwarzes oder Rotes«, fügte Daniel hinzu.
»Ein Schwarzes.«
»Sehr schön, dann bring es morgen bitte mit. Lio, ich denke, wir warten auf das Negligé. In diesem weißen ›Rühr-mich-nicht-an-Fummel‹ hat es keinen Sinn.«
»Okay.« Lionel wirkte erleichtert.
»Hast du für heute noch etwas geplant?«, fragte Daniel.
»Nein, ich wollte den Sketch noch im Kasten haben und dann Feierabend.«
»Gut. Okay, Leute, ihr könnt nach Hause gehen. Wir sehen uns morgen um neun Uhr. Lynn, dein Negligé nicht vergessen!«
Sie nickte.
»Lio, ich werde mir deine Aufnahmen gleich einmal ansehen. Wo hast du denn die vom …«
Lynn ging zum Umkleideraum. Negligé, spukte es ihr im Kopf herum. Das konnte ja heiter werden! Das Schwarze und Einzige, was sie hatte, war so gut wie durchsichtig. Sie konnte es unmöglich tragen. Die einzige Chance, die sie sich ihr bot, war, sofort bei »Victoria Secret« ein neues Negligé zu kaufen oder erst morgen früh.