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Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg - Andreas Suchanek


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die Symbole zur Öffnung eines Durchgangs für ein Splitterreich?«

      Clara schüttelte den Kopf. »Die Schattenfrau hat einen solchen Zauber ein- oder zweimal ausgeführt, aber das war vor der Vollendung des Walls. Jetzt ist das alles noch viel schwieriger.«

      »Excalibur?«, fragte Alex und deutete auf den Essenzstab von Artus.

      »Das wage ich nicht«, erklärte Artus. »Dieses Artefakt entstammt dem Anbeginn. Das Gewebe der Wirklichkeit wehrt sich dagegen, ein Riss könnte uns sonst wohin schleudern.«

      Wütend kickte Alex einen Kiesel in den Abgrund. Unter der Hängebrücke lag das brackige Wasser in der Stille. Alles hier atmete Tod. Und vor der magisch versiegelten Höhle lagen die Pariser Katakomben, angefüllt mit Totenschädeln.

      »Wer kennt sich mit Splitterreichen aus?«, fragte Clara. »Wir benötigen einen Spezialisten.«

      »Alana Franke«, sagte Chloe sofort.

      »Sie hatte die Hilfe von H. G. Wells, aber der ist verschwunden«, verwarf Alex die Idee. »Moment! Wir kennen jemanden.«

      Blicke richteten sich erwartungsvoll auf ihn.

      »Den Lord«, sagte er.

      »Der Unbekannte, der den Schattenmarkt ausrichtet?« Chloe runzelte die Stirn. »Woher kennst du den?«

      »Genau genommen tue ich das nicht«, erwiderte er. »Jen war einmal dort, da war er gerade in Berlin.«

      Nach der Rückkehr seiner Erinnerung hatte Alex sich mithilfe von Mentigloben auf den neuesten Stand der Entwicklung gebracht. Jen hatte gemeinsam mit Chris, Kevin und Max den Schattenmarkt aufgesucht. Dort waren sie auf den Lord getroffen, am Ende hatte ein Drache alles verwüstet. Alana Franke hatte das Tier in ihr Splitterreich evakuiert, während Jen das Reich des Lords betreten hatte. Er lebte in einem stabilen Splitterreich, ähnlich einer Dimensionsfalte.

      »Wo ist der Schattenmarkt jetzt?«, fragte Chloe.

      »Prag«, erklärte Artus wie aus dem Essenzstab gefeuert. »Was? Schaut nicht so verblüfft. Ich bin immer über alles informiert. Vergesst nicht, dass ich Jahrhunderte mit der Suche nach Merlin verbracht habe.«

      »Du kannst uns hinbringen?«, fragte Alex.

      »Ich muss einen Kontaktmann bitten«, erwiderte Artus. »Das wird ein wenig dauern.«

      Chloe war bereits dabei, die für den Sprungkreis notwendigen Symbole auf den Boden zu zeichnen. Gemeinsam traten sie in das Zentrum.

      Alex blickte noch einmal seufzend über die Höhle. Die Trümmer der Apparatur verdeutlichten, dass Merlin aufs Ganze ging. Lose Enden wurden abgeschnitten, die letzten Züge gemacht. Er kam seinem endgültigen Sieg mit großen Schritten näher. Die vielen Toten durch die Essenzstab-Detonationen waren nur der Anfang gewesen. Ähnlich hatte er sich gefühlt, als die Allmacht durch die Schattenfrau entstanden war.

      Geschichte wiederholte sich zyklisch.

      Doch anders als damals hatten sie keinen Plan, keine Idee, wie das Ruder noch einmal herumzureißen war. Sie stocherten im Trüben, um Informationen zu finden. Sehnten ein Wunder herbei.

      Alex war in Angel Town aufgewachsen, er hatte früh gelernt, keine Hoffnung auf etwas Besseres zu haben. In einer regnerischen Nacht hatte es begonnen. Die Welt der Magie hatte ihm so viel enthüllt. Schönes, aber auch Grausames.

      Er wollte glauben.

      »Corpus Disparere. Corpus Aportate«, sprach Chloe.

      Neongrüne Essenz loderte empor, ein Bild überlagerte die Katakomben. Eine Gasse in Prag erschien um sie herum. Die Flammen erloschen, die Symbole verschwanden.

      »Hier in der Nähe gibt es ein Hotel«, erklärte Chloe. »Ich kenne die Gegend, deshalb konnte ich das Ziel ansteuern. Wenn es länger dauert, sollten wir dort Unterschlupf suchen.«

      »Dann gehen wir …«

      »Auf keinen Fall«, unterbrach Artus Alex. »Ich gehe allein. Und das steht nicht zur Diskussion. Sobald ich den aktuellen Ort des Schattenmarktes herausgefunden habe, sende ich euch eine Wasserbotschaft oder eine Essenzspur.«

      Damit wandte sich der arrogante Sack einfach ab und ging davon.

      »Ob er es merkt, wenn ich ihm einen Kraftschlag in den Ar…«

      »Oder«, unterbrach ihn Clara, »wir gehen jetzt in dieses Hotel. Viel mehr bleibt uns nämlich gar nicht übrig.«

      Innerlich brodelte Alex. Er hatte lange genug ohne Erinnerung auf der Ersatzbank gesessen. Ausgerechnet jetzt, wo alles auf dem Spiel stand, sollte er Däumchen drehen. Das machte einmal mehr deutlich, dass Artus seine Königsallüren noch immer nicht abgelegt hatte. So viel zum Teamplayer.

      Grummelnd folgte er Chloe, die die Richtung vorgab.

      Es war seltsam, sie wieder dabei zu haben. Einfach so. Durch das Chaos mit den Essenzstäben hatte es keinen Moment der Ruhe gegeben, keine Chance, alles zu verarbeiten oder persönliche Worte zu wechseln.

      Die Blicke der anderen Magier hatten verdeutlicht, dass es nicht so einfach werden würde, zu einem normalen Miteinander zurückzukehren.

      »Dort vorne.« Chloe deutete auf einen unscheinbaren Eingang.

      Dahinter wartete ein Hotel, eingerahmt von einem Laden für Erotikartikel und einer Apotheke. Davor standen fünf Taxis, die Fahrer lasen gelangweilt in Zeitungen oder tippten auf ihren Smartphones herum.

      »Tolle Gegend«, kommentierte Alex.

      »Bahnhofsnähe«, sagte Chloe nur. »Ist doch in jeder Großstadt dasselbe.«

      Am Tresen erwartete sie ein älterer Herr in den Sechzigern, es roch nach Zigaretten und Blumenkohl.

      Alex schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Artus sich beeilte.

      Eine Flasche Mineralwasser erschien vor Alex‘ Gesicht, gehalten von einer Hand in fingerlosen Lederhandschuhen.

      »Durst?«, fragte Chloe.

      Er nahm die Flasche entgegen, öffnete den Schraubverschluss und trank. »Danke.«

      »Du wirkst wie ein gespannter Bogen«, sagte sie.

      »Ich hasse es, sinnlos herumzusitzen.«

      Das Hotelzimmer war ein schäbiger Raum mit einem Einzelbett und einem Stuhl daneben. Abgesehen von dem Mini-Kühlschrank gab es keinerlei Einrichtungsgegenstände.

      »Lerne zu akzeptieren, was du nicht ändern kannst.« Clara stand am Fenster und schaute hinaus. »Ich habe das auf die harte Tour begriffen.«

      »Deine Zeit als Schattenfrau«, sagte Alex leise.

      »Als es vorbei war, musste ich einfach weg. Fort von all den Blicken, die in mir nur sie gesehen haben. Ich habe mich in verborgene Katakomben begeben, bin alte Wege abgegangen, die sie einst beschritten hatte. Habe Schicksale gekittet, die unter ihr gelitten hatten. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es nie ein Ende nehmen wird.« Sie warf Chloe einen Blick zu. »Komm also gar nicht erst auf die Idee, auf Reisen zu gehen.«

      »Die einzige Reise, die ich antreten will, führt zu Merlin.« Chloes Stimme vibrierte vor unterdrücktem Hass. »Er wird durch meine Hand fallen. Und damit meine ich, dass er von seinem hübschen Thron fällt und stirbt.«

      »Stell dich hinten an.« Alex schwenkte die Wasserflasche sachte. »Kevin hat sich in He-Man verwandelt. Mit seinen neuen Muskeln wird er höchstpersönlich jeden Stein von Iria Kon abreißen, um diesen Pseudo-Gott zu erledigen.«

      Eines musste man Merlin lassen: Er wusste, wie man sich Feinde machte. Alex selbst war bei der Blutnacht nicht dabei gewesen. Während die anderen gekämpft hatten, hatte er Morgana besucht, um endlich die Wahrheit zu erfahren. An manchen Tagen wünschte er sich, noch immer als einfacher Nimag durch die Nacht zu joggen. Ohne das Wissen um die magische Welt, nur


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