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Sophienlust Extra 13 – Familienroman. Gert RothbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Extra 13 – Familienroman - Gert Rothberg


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Langem schon traf sich Elisabeth heimlich mit Jost Balthoff.

      Auch heute standen die beiden am späten Abend hinter einem Gebüsch am Fischweiher. Jost hatte diesmal lange auf Elisabeth warten müssen, weil es ihr nicht möglich gewesen war, das Hotel früher zu verlassen.

      Jetzt zog Jost das hübsche, braunhaarige Mädchen an sich. »So kann es doch zwischen uns nicht weitergehen, Elisabeth. Wir müssen endlich Farbe bekennen. Ich bin es leid, mich mit dir immer so verstohlen treffen zu müssen.«

      Das Licht aus den Fenstern des Hotels fiel bis zum Fischweiher. Elisabeth konnte Josts Gesicht deutlich erkennen. Dieses dunkle, von der Sonne gebräunte Gesicht mit den grauen Augen und dem dunkelblonden vollen Haar.

      Elisabeth lehnte sich an Jost. Sie war groß und schlank, aber er war noch einen Kopf größer als sie. Es tat ihr wohl, die Geborgenheit in seinen Armen zu spüren, und doch war sie unruhig. »Ich wünschte auch, dass wir uns zueinander bekennen könnten, Jost, aber wie sollen wir das machen? Deine Mutter wird nie erlauben, dass du mich zur Frau nimmst. Du tust immer so, als würdest du das vergessen. Aber du kennst doch deine Mutter am besten.«

      »Ja, das ist wahr.« Josts Gesicht verfinsterte sich. »Ich verstehe meine Mutter einfach nicht. Sie könnte doch froh sein, dass sie eine so tüchtige Schwiegertochter wie dich kriegen soll. Aber nein, du darfst es nicht sein.«

      »Ich weiß, woher ihre Abneigung gegen mich kommt, Jost. Meine Mutter hat es mir anvertraut. Deine Mutter hat meinen Vater sehr gern gehabt. Sie hat ihm nie verziehen, dass er sie nicht genommen hat. Aber er liebte eben meine Mutter.«

      »Und mit der war er ja auch sehr glücklich, Elisabeth. Wenn ich daran denke, wie friedlich es bei euch zuging, sehne ich mich nach solch einem Familienleben. Bei uns war es nie so. Mein Vater hatte kein leichtes Leben. Mutter wollte ja auch ihn beherrschen. Wenn sie dann auf Granit biss, war der Teufel los. Aber reden wir nicht von diesen Dingen. Wir sollten uns lieber überlegen, was wir tun müssen. Ich bin längst großjährig. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich kann also auch heiraten. Aber wie soll das gehen, wenn ich meine Mutter allein lasse und ein Haus weiter mit dir lebe?«

      »Das ist kein Weg, Jost.« Elisabeth kämpfte mit den Tränen. »Ich will nicht, dass du meinetwegen mit deiner Mutter brichst. Das würde sie erst recht erzürnen, und wir kämen aus dem Streit nicht heraus. Ich habe jetzt schon genug auszustehen, weil mir deine Mutter überall Steine in den Weg wirft. Aber das eine sollst du wissen, Jost, unser Hotel wird sie nicht bekommen. Wenn ich nur diesen Sommer überstehen kann, dann werde ich es schon etwas leichter haben. Hoffentlich bleibt das Wetter so gut. Dann ist das Hotel immer voll besetzt. Ich sitze jeden Abend in meinem Zimmer und rechne.«

      Jost seufzte. »Ich sehe dann immer das Licht in deinem Zimmer. Weißt du, wie mir dann zumute ist? Ich möchte dann am liebsten zu dir laufen und dir helfen. Es ist doch ein Widersinn, dass du deine Sorgen mit Klaus Rauscher besprechen musst, ich dir aber nicht beistehen kann. Ich verstehe doch auch genug vom Geschäft.« Josts Stimme klang aufgebracht.

      »Klaus Rauscher ist nun mal unser Hoteldirektor, Jost. Hätte mein Vater nicht einen dreijährigen Vertrag mit ihm abgeschlossen, wäre mir allerdings wohler. Ich glaube nämlich, dass ich auch ohne Direktor auskommen könnte. Das hohe Gehalt für Klaus Rauscher würde ich gern sparen. Aber ich bin gezwungen zu warten, bis der Vertrag abgelaufen ist.«

      »Und das dauert noch ein ganzes Jahr, Elisabeth. Vielleicht das entscheidende Jahr in deinen Sorgen. Aber ich weiß auch nicht, wie du diesen Mann loswerden könntest. Ich selbst kann ihn absolut nicht ausstehen. Abgesehen davon, dass er so gut bezahlt werden muss, stört mich seine Art. Er ist noch nicht einmal vierzig, aber er benimmt sich, als gäbe es keinen Hotelfachmann, der erfahrener wäre als er. Und wie er sich dir gegenüber verhält, das regt mich am meisten auf.«

      Elisabeth versuchte Jost zu beschwichtigen. »Damit tust du ihm vielleicht doch unrecht, Jost. Gut, er hat eine etwas herausfordernde Art, aber ich lasse mir von ihm nichts vormachen. Sowenig mir das an sich liegt, aber ihm gegenüber muss ich herauskehren, wer der Herr im Hotel ist.« Jetzt lachte Elisabeth zum ersten Mal an diesem Abend. »Ich weiß, dass Klaus Rauscher sonst alles an sich reißen würde. Aber er ist beim Personal nicht sonderlich beliebt. Ich glaube, Vater hatte es auch schon bereut, diesen Mann eingestellt zu haben.« Elisabeth ging ein paar Schritte weiter. »Komm, gehen wir noch ein Stückchen um den Weiher herum, Jost. Und lass uns nun von etwas anderem reden. Mit dem Geschäft muss ich mich den ganzen Tag beschäftigen.«

      Jost legte den Arm um Elisabeths Schultern. So spazierten sie den schmalenWeg am Weiher entlang. Doch schon nach einer Viertelstunde sah Elisabeth zum Hotel zurück. Sie werden mich vermissen, Jost. Ich muss zurück. Marietta wird sicher schon auf mich warten.«

      »Aber Elisabeth, deine Schwester schläft doch sicher schon längst!« Jost wollte das geliebte Mädchen noch zurückhalten.

      »Ich fürchte, sie wird nicht schlafen.« Elisabeths Stimme klang sehr bedrückt. »Schlimmer als die Geldsorgen ist der Kummer um Marietta. Wenn ich sie doch nur einmal wieder lachen sehen könnte!«

      »Das wird sie sicher bald wieder tun, Elisabeth«, tröstete Jost. »Seit dem Tod deiner Eltern ist noch zu wenig Zeit vergangen.«

      »Das denke ich auch immer, aber dann kommt wieder die große Angst über mich, Marietta könnte für alle Zeit Schaden genommen haben. Sie ist verstört und nicht wiederzuerkennen. Wenn sie wenigstens von unseren Eltern sprechen würde, aber sie vermeidet es. Wenn sie mich dann mit ihren blauen Augen so traurig ansieht, möchte ich am liebsten mitweinen. Dieses furchtbare Unglück hätte nicht passieren dürfen. Ich selbst komme mir auch oft vor, als sei ich plötzlich eine andere geworden. Manches tue ich wie unter Zwang, immer mit der Angst im Rücken, es doch falsch zu machen.«

      Jost brauchte geraume Zeit, bis Elisabeth wieder Mut gefasst hatte. Als sich die beiden voneinander verabschiedeten, wussten sie nicht, wann es ihnen wieder gelingen würde, sich irgendwo heimlich zu treffen.

      Elisabeth betrat das Hotel »Regina« durch eine Hintertür. Sie hoffte, dass niemand sie beobachtet hatte. Doch auf der Terrasse stand, im Schutz von Ziersträuchern, ein Mann. Es war der Hoteldirektor Klaus Rauscher. Er hatte beobachtet, dass Elisabeth verstohlen das Hotel verlassen hatte und deshalb seinen Posten bezogen.

      Klaus Rauscher interessierte es brennend, was seine junge Chefin tat. Er wusste, dass sie mit Jost Balthoff mehr als befreundet war.

      Jetzt zupfte Klaus Rauscher nervös an seinem schwarzen Lippenbärtchen und biss sich auf die Unterlippe. Es regte ihn auf, dass Elisabeth Winkler immer wieder eine Gelegenheit fand, sich mit Jost Balthoff zu treffen. Denn auch er wollte verhindern, dass die beiden jungen Menschen sich liebten. Sein einziger Trost war Herma Balthoff. Klaus Rauscher war überzeugt, sie würde nie zulassen, dass ihr Sohn Elisabeth heiratete. Eigentlich müsste ich ihr ein wenig beistehen, dieser Frau aus dem Hotel nebenan, dachte Klaus Rauscher jetzt. Schließlich habe ich ja dieselben Interessen wie sie.

      Der Hoteldirektor blieb noch längere Zeit auf der Terrasse stehen. Als er endlich das Innere des Hotels betrat, hatte er einen Plan gefasst, der ihm schon seit Tagen vorgeschwebt war. Nun war er entschlossen, ihn zu verwirklichen. Sonst schafften es Elisabeth und Jost am Ende doch noch, Herma Balthoffs Widerstand zu brechen. Das aber durfte nicht geschehen.

      *

      Denise und Alexander von Schoenecker wurden im Hotel »Regina« sehr herzlich begrüßt. Elisabeth Winkler war es anzumerken, dass sie nicht ganz an Sascha von Schoeneckers Versprechen geglaubt hatte. Aber nun, da seine Mutter den Vorschlag machte, Marietta mit nach Sophienlust zu nehmen, musste Elisabeth eine Entscheidung treffen. »Ich wäre sehr dankbar dafür«, sagte sie leise. Doch in ihren dunkelbraunen Augen stand dabei Hilflosigkeit. »Aber ich habe Marietta noch gar nicht vorbereitet. Ich weiß nicht, ob sie damit einverstanden sein wird. Ich wollte sie nicht in Unruhe versetzen, bevor ich nicht wusste, ob Sie mir wirklich so entgegenkommen werden, Frau von Schoenecker.«

      »Ich verstehe Sie, Frau Winkler. Vielleicht kann ich mich mit Marietta erst ein wenig anfreunden. Mein Mann und ich haben vor, drei Tage in Ihrem Hotel zu bleiben.« In ihrer ruhigen, entgegenkommenden Art, verstand es Denise von Schoenecker,


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