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Sophienlust Classic 50 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Classic 50 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Sophienlust Classic – 50 –

      »Interessante Post?«, fragte Alexander von Schoenecker seine geliebte Denise, als diese einen geöffneten Brief besonders lange in der Hand behielt. Das Ehepaar hatte gerade auf der Terrasse des Gutshauses von Schoeneich gefrühstückt. Es war

      ein strahlender Frühsommermorgen. Alexander hatte bereits eine Fahrt über die Felder hinter sich, seine Frau ein erstes Telefongespräch mit dem unweit gelegenen Kinderheim Sophienlust, dessen Leitung nach wie vor in ihren Händen lag.

      »Traurige Post, Alexander«, erwiderte Denise bedrückt. »Es klingt so, als wären die Sattlers vom Pech verfolgt.«

      »Wer schreibt denn, Angela oder Klaus?«, erkundigte sich Alexander.

      »Klaus. Er hat jetzt einen ausführlichen Bericht über Angelas Erkrankung erhalten. Sie muss operiert werden. Aber die Erfolgsaussichten sind nicht günstig. Ein Segen, dass die kleine Bettina von all dem nichts ahnt.« Denise seufzte.

      »Du hast für die Sattlers getan, was in deiner Macht stand, Liebes«, tröstete Alexander seine Frau.

      »Sie sind unverschuldet in diese Situation geraten«, erinnerte Denise betrübt. Das kleine Kapital, das Klaus von seiner Mutter geerbt hat, hätte wahrscheinlich für seinen Start als selbstständiger Architekt ausgereicht, wenn Angelas schwere Erkrankung nicht gekommen wäre. Jetzt hat er natürlich hart zu kämpfen. Aber er ist beruflich außerordentlich tüchtig, wie du weißt.«

      »Davon bin ich überzeugt, Denise«, pflichtete Alexander ihr bei. »Wie hat sich die kleine Bettina denn eingelebt?«

      Denise lächelte versonnen. »Bettina ist das einzige Familienmitglied der Sattlers, über das man sagen kann, dass es vollkommen glücklich ist.«

      »Sophienlust, das Haus der glücklichen Kinder«, sagte Alexander schmunzelnd. »Nick hat schon recht.«

      »Mein Sohn Dominik schreibt heute eine Lateinarbeit und ist ziemlich sorgenvoll in den Schulbus eingestiegen«, widersprach Denise, von Angela und Klaus Sattler nun ein wenig abgelenkt.

      »Unser Sohn, Liebste«, verbesserte Alexander sanft.

      »Natürlich, Alexander. Er betrachtet sich längst als dein Kind. Er hat ja seinen Vater nie gekannt.«

      »Und Sascha und Andrea betrachten dich als ihre Mutter, obwohl sie sich an ihre wirkliche Mutter noch gut erinnern können«, wandte Alexander ein. »Wir bilden alle zusammen eine Familie. Das ist das Geheimnis unseres großen Glücks. Dass nur Henrik unser beider leiblicher Sohn ist, muss ich mir manchmal recht mühselig klarmachen, so komisch das auch klingen mag.«

      Der Gutsherr von Schoeneich, der auch den zu Sophienlust gehörigen landwirtschaftlichen Betrieb leitete, legte die sonnengebräunte Hand auf die seiner schönen Lebensgefährtin, die ihren ersten Mann, Dominiks Vater, nach sehr kurzer Ehe verloren hatte. Nach dem Tod von Nicks Urgroßmutter, Sophie von Wellentin, war dem damals fünfjährigen Jungen nicht nur Sophienlust, sondern auch ein Millionenvermögen als Erbe zugefallen. Nur zu gern hatte seine Mutter das Vermächtnis der alten Dame, Sophienlust zur Heimstatt für in Not geratene Kinder oder auch Erwachsene zu machen, erfüllt. Später hatte Denise in der Ehe mit dem verwitweten Gutsherrn von Schoeneich ein zweites erfülltes Glück gefunden.

      »Ich liebe dich, Alexander«, flüsterte Denise mit bebenden Lippen. »Ohne dich wäre mein Leben leer und arm.«

      Er zog ihre Hand an die Lippen. »Ich liebe dich ebenfalls, Denise«, gab er zurück. »Was ich ohne dich beginnen sollte, wüsste ich nicht.«

      Denise holte tief Atem, die Luft roch nach Gras und Blüten. Es war Frühsommer, eine der schönsten Zeiten des Jahres.

      In diesem Augenblick erschien Marie und meldete, dass die gnädige Frau am Telefon verlangt werde.

      »Sophienlust?«, fragte Denise. »Es wird doch nichts passiert sein drüben?«

      »Nein, der Anruf kam von außerhalb«, antwortete Marie.

      Denise eilte ins Haus. Langsam folgte ihr Alexander. Wenig später berichtete ihm seine Frau.

      »Es war Klaus Sattler, Alexander. Er hat gestern zwei große Aufträge zugeteilt bekommen. Der erste Durchbruch ist ihm gelungen, wie er selbst sagt. Nun wird es aufwärts gehen. Selbst in seinen kühnsten Träumen hat er nicht zu hoffen gewagt, dass er beide Bauaufträge erhalten könnte. Doch seine Entwürfe waren die besten.«

      »Damit ist er wohl auch finanziell über den Berg?«

      »Das möchte ich annehmen.«

      »Du hast viel für die Sattlers getan, Denise. Du hast Bettina kostenlos

      aufgenommen, Angelas Krankenhausaufenthalt in der Schweiz finanziert…«

      »Für solche Fälle ist das Sophienluster Vermögen doch da, Alexander. Außerdem bin ich sicher, dass Klaus Sattler uns unsere Auslagen später zurückerstatten wird. Leider hat er im Augenblick wenig Zeit, sich über seinen Erfolg zu freuen, denn seiner Frau geht es weiterhin schlecht. Er hatte gerade mit dem Krankenhaus in Zürich telefoniert.«

      »Schrecklich«, murmelte Alexander. »Das Leben ist oft grausam.«

      »Er sagte mir, dass er seine Frau über das verlängerte Wochenende besuchen möchte. Vielleicht gibt es ihr Auftrieb, dass er beruflich über den Berg ist. Ich glaube, es ist ein guter Gedanke, dass er ihr diese gute Nachricht selbst überbringen will.«

      Alexander nickte. »Natürlich. Ich würde an seiner Stelle wohl auch sofort losfahren.«

      Denise wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Sie sind ein so glückliches Paar, Alexander. Gebe der Himmel, dass Angela gesund wird und wieder mit ihrem Mann und der kleinen Bettina vereint sein kann.«

      Wenig später stieg Denise in ihren Wagen um, wie fast jeden Vormittag – in Sophienlust nach dem rechten zu sehen. Die Fahrt führte sie über die Straße, die Hubert von Wellentin, Nicks Großvater, gebaut hatte, damit die beiden Güter eine direkte Verbindung hatten. Im See, an dem die Straße vorüberführte, spiegelte sich der klarblaue Himmel. Dann tauchte das ehemalige Herrenhaus von Sophienlust auf, das fast wie ein kleines Schloss wirkte – Sophienlust, das einmal in die Verantwortung und in den Besitz ihres Sohnes Nick übergehen würde, sobald er erwachsen sein würde. Wie schnell die Zeit verging! Als sie in Sophienlust Einzug gehalten hatten, war Nick fünf Jahre alt gewesen. Heute war er bereits fünfzehn, und doch kam es Denise manchmal vor, als wären sie erst vor ein paar Wochen zur Testamentseröffnung nach Sophienlust gekommen.

      Mehr Zeit zum Grübeln blieb Denise nicht, denn sie hatte nun ihr Ziel erreicht und hielt an. Frau Rennert, von den Heimkindern zärtlich Tante Ma genannt und für die reibungslose Führung des großen Kinderheimes zuständig, kam ihr sofort entgegen.

      »Guten Morgen, Frau von Schoenecker.«

      Herzlich erwiderte Denise die Begrüßung. Sie erkundigte sich nach Vickys Befinden, die am Abend zuvor erhöhte Temperatur gehabt hatte.

      »Die Temperatur war heute früh siebenunddreißigneun. Man kann nichts rechtes sagen. Vicky klagt über keinerlei Beschwerden und hatte sogar Appetit beim Frühstück«, berichtete Frau Rennert.

      »Hoffentlich bleibt die Sache harmlos. Eine ansteckende Krankheit hätte uns gerade noch gefehlt.« Denise schaute zum Himmel empor. »Bei diesem Wetter kann man eigentlich gar nicht krank werden.«

      »Vicky schmökert und findet es ganz interessant, dass sie die Schule versäumen muss«, fuhr Frau Rennert lächelnd fort. »Natürlich wird sie sich über Ihren Besuch schrecklich freuen.«

      »Ich werde sie bestimmt besuchen«, versprach Denise. »Michael, Angelika und Vicky Langenbach sind mir besonders ans Herz gewachsen, wie Sie wissen. Dass Michael jetzt schon mit unserem Sascha in Heidelberg studiert, ging viel zu schnell.«

      Gemeinsam betraten die beiden Frauen das Haus und gingen in Rennerts Büro, wo einige Abrechnungen zur Unterschrift für Denise bereitlagen. Danach sollte Denise den Küchenzettel für die nächste Woche prüfen, den Magda, die Köchin von Sophienlust, zusammengestellt hatte. Noch nie hatte Denise an Magdas Vorschlägen etwas zu ändern gehabt. Aber Magda wäre untröstlich gewesen, wenn sie den Zettel ohne die ausdrückliche


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