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Toni der Hüttenwirt 258 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt 258 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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mir schon, dass du mich auslachst. Aber ich schätze dich sehr, Trixi. Deshalb war ich im Konflikt. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich nicht warnen würde. Sollte dir etwas zustoßen, was ich vorausgesehen habe, und ich habe nichts gesagt, dann müsste ich mir mein ganzes Leben Vorwürfe machen. Das kann ich vor meinem Gewissen nicht verantworten.«

      Trixie rollte entnervt mit den Augen.

      Mira schaute Trixi sehr ernst an.

      »Ich will den Spieß umdrehen, Trixi. Stell du dir mal vor, du wüsstest, dass mir etwas Schlimmes passieren würde. Dann würdest du mich doch auch darauf ansprechen und warnen oder? Nehmen wir an, ich würde einen Mann kennenlernen, den du aus deinem großen Bekanntenkreis kennst. Du weißt, dass er ein Hallodri ist, meinetwegen ein Spieler, mit chronischen Geldsorgen. Dir ist bekannt, dass er verschiedene Freundinnen immer um Geld anpumpte, es aber nie zurückgab. Würdest du mich dann nicht vor ihm warnen?«

      »Aber das ist doch etwas ganz anderes, Mira. Der Typ wäre konkret. Ihn gäbe es wirklich, mit all seiner Spielsucht und den Verführungskünsten. Natürlich würde ich dich warnen.«

      Mira lächelte und nickte.

      »Siehst du, Trixi, und bei mir ist es genauso. Ich muss dich einfach warnen. Es steht nicht gut um dich. Du bist in Gefahr.«

      »Mira, höre auf! Ist nicht jeder in Gefahr? Ich kann morgen über die Straße gehen und überfahren werden. Ich kann auf einer Bananenschale ausrutschen. Das sind doch alles Hirngespinste!«

      Mira sah beleidigt aus. Sie atmete tief durch.

      »Okay, Trixi, darauf will ich nicht eingehen. Ich sage dir nur, dass ich Angst um dich habe. Als ich die Karten gelegt hatte, dachte ich, ich habe einen Fehler gemacht. Also mischte ich sie neu und legte sie noch einmal. Ich erhielt das gleiche Ergebnis. Dann wählte ich andere Methoden. Da sah es noch düsterer aus. Ich war höchst beunruhigt. Ich rief sogar kurz vor Mitternacht meine Großtante an. Du weißt, sie hat mir alles beigebracht. Ich holte die alte Frau aus dem Bett. Sie war ärgerlich. Aber ich konnte ihr schließlich alles erzählen. Sie legte daraufhin für dich die Karten. Ihre Karten bestätigten meine Erkenntnisse.«

      »Gut, dann sage, was es ist, und ich verspreche dir, dass ich darüber nachdenke.«

      »Das ist mir nicht genug, Trixi. Du musst handeln.«

      »Mira, Mira, wie soll ich das machen?« Trixi stand auf und machte Kaffee.

      »Also, meine Großtante mehr herausgefunden, als ich.«

      »So?«

      »Ja, Trixi! Hier in München ist die Gefahr für dich sehr groß. Hier ist der Mittelpunkt deines Gefahrenfeldes. Je weiter du dich von der Stadt entfernst, desto kleiner wird die Gefahr. Das bedeutet nicht, dass sie verschwindet. Es gibt sie, diese Gefahr, überall. Ich habe lange mit meiner Großtante gesprochen. Sie meinte, es wäre gut, wenn du München für mindestens zwei Wochen verlassen würdest. Du könntest verreisen.«

      »Du spinnst, Mira! Ich arbeite die nächsten beiden Wochen jeden Abend im Kino.«

      »Das weiß ich. Dafür habe ich eine Lösung: Ich übernehme deine Schicht.«

      »Das nutzt mir nichts. Ich brauche das Geld.«

      »Ich arbeite für dich und gebe dir das Geld. Du hast dann keinerlei finanziellen Verluste.«

      Trixi musste lachen.

      Mira saß ganz ruhig da und verzog keine Miene.

      »Dir ist es wirklich ernst damit?«, fragte Trixie nun doch etwas irritiert zurück.

      »Ja, ja, ja! Mir geht es nur darum, dass du an einem Ort bist, der sicherer ist, als München. He, Trixi, du bist meine beste Freundin. Denke doch einfach, ich würde dir eine Reise schenken oder ich hätte gebucht und könnte nicht verreisen, aus irgendwelchen Gründen. Damit die Reise nicht verfällt, überlasse ich sie dir.«

      Trixi lachte wieder. Aber ihre Sicherheit begann auf unsicheren Füßen zu stehen. Sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie lächelte schräg. »Du meinst, ich könnte auf deine Kosten Urlaub machen? Das ist ein reizvoller Gedanke.«

      »Wann bist zu zum letzten Mal in Urlaub gewesen?«, fragte Mira.

      Trixi konnte nur anführen, dass sie im Jahr zuvor einmal ein langes Wochenende verreist war. Sie hatte keine Zeit. Das Studium nahm sie in Anspruch und in den Semesterferien jobbte sie, damit sie für das nächste Semester ein kleines finanzielles Polster hatte.

      »Nehmen wir mal an, dass ich dein Angebot annehme. Dann hätte ich das Gefühl, ich würde dich ausnutzen.«

      »Wieso? Trixi, wir sind doch Freundinnen.«

      »Weil du an dieses Zeug glaubst, und ich den Nutzen hätte. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.«

      Jetzt wurde Mira ärgerlich.

      »Aber dass ich mir Sorgen mache, nicht schlafen kann, das kannst du mit deinem Gewissen vereinbaren?«, schrie Mira fast verzweifelt.

      »Beruhige dich, Mira! Ich finde es ganz reizend, wie viele Gedanken du dir machst. Ich weiß das auch zu schätzen. Doch diesen Hokuspokus, den lehne ich ab. Ich habe ihn immer abgelehnt und ich werde damit jetzt auch nicht anfangen. Du bist meine beste Freundin. Ich schätze dich wirklich, Mira. Aber diese Seite an dir verstehe ich nicht. Ich fürchte mich davor, mich in diesen Aberglauben hineinziehen zu lassen. In einer Zeitschrift habe ich gelesen, dass man nach diesem Aberglauben süchtig werden kann.«

      »Das ist Schwachsinn! Ich könnte dir viele Fälle nennen, in denen ich Recht hatte. Oder ich gebe dir die Telefonnummer meiner Großtante. Sie heißt auch Mira. Ich bin nach ihr benannt. Du rufst sie morgen an und redest mir ihr, wenn du mir nicht glaubst.«

      Trixi stöhnte.

      »Mira, das hat doch nichts damit zu tun, dass ich dir nicht glaube. Ich bin Realistin. So wurde ich erzogen. Nur das, was du siehst und was du dir selbst erarbeitest, ist wirklich, sagen meine Eltern. Sie sind sehr bodenständig.«

      »Trotzdem gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht mit unserem logischen Verstand erklärbar sind, Trixi.«

      Mira gähnte, sie war erschöpft, vom Versuch, ihre Freundin zu überzeugen. Sie wusste auch nicht mehr, was sie noch sagen sollte.

      »Du solltest heimgehen, Mira«, sagte Trixi. »Jetzt hast du dir wegen mir die Nacht um die Ohren geschlagen. Glaube nicht, dass ich das nicht zu schätzen weiß. Aber an diese drohende Gefahr, die über mir schweben soll, glaube ich nicht, darauf gebe ich keinen Pfifferling.«

      »Du musst es nicht glauben. Du musst mir nicht glauben, Trixi. Ich bitte dich nur zu verreisen. Es ist doch alles ganz einfach: Du fährst irgendwohin, und ich arbeite für dich. Du würdest mir damit sehr helfen. Sonst schlafe in den nächsten beiden Wochen nicht. Keine einzige Nacht! Bitte, bitte, liebe Trixi, beste Freundin, tue es mir zuliebe. Es ist doch nicht zu deinem Nachteil!«

      Trixi stöhnte. Sie trank einen Schluck Kaffee. »Genügt es dir, wenn ich dir verspreche, dass ich es mir überlege?«

      »Das ist ein Anfang. Aber du solltest nicht zu lange überlegen. Mit jedem Tag, den du hier in München bleibst, steigt die Gefahr für dich.«

      »Okay, ich rufe dich morgen an und gebe dir Bescheid. Einen Schlüssel zu meiner Bude hast du. Du müsstest meine Pflanzen gießen.«

      »Klar, das mache ich. Und ich leere deinen Briefkasten.« Mira zögerte. »Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn du mir erlaubst, deine Post zu öffnen und zu lesen. Dir kann von überallher etwas Schlimmes drohen.«

      »Himmel, Mira!«, stöhnte Trixi.

      »Du verstehst mich nicht. Du bist für mich wie die Schwester, die ich nie hatte, Trixi.«

      »Okay, jetzt ziehen wir einen Schlussstrich, Mira. Du gehst jetzt. Ich bin müde, trotz des Kaffees. Ich rufe dich um die Mittagszeit an.«

      »Das ist wenigstens etwas«, seufzte Mira.

      Resignation


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