Die fünf Sprachen der Liebe Gottes. Gary ChapmanЧитать онлайн книгу.
der Bibel. „Hört auf die Worte, die Gott zum alten Israel spricht“, sagte er. „,Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte‘2. Glauben Sie, dass Gott das Volk Israel lieber hatte als Sie? Hören Sie, was das Evangelium von Jesus im Angesicht des Todes sagt: ‚Jesus erkannte, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende‘3.
Gott hat seine Kinder immer geliebt. Gott wird seine Kinder immer lieben, und er möchte, dass Sie sein Kind werden“, sagte Reuben aus tiefster Leidenschaft.
Ich war müde und schläfrig. Das Gebäude war überheizt. Doch ich nickte kein einziges Mal ein, als ich diesem meisterhaften Redner zuhörte, der für die Liebe Gottes eintrat und seine Zuhörer zur Umkehr und zum Glauben an Christus rief. Als er die Sünder aufrief, sich zu bekehren, verließen mehrere Leute ihren Platz, gingen nach vorne und knieten sich vor den Altar. Viele von ihnen weinten. „Komm nach Hause, komm nach Hause“, bat Reuben. „Gott liebt auch dich und will, dass du sein Kind wirst.“
Nach der Predigt
Schließlich war der Gottesdienst zu Ende und Reuben bat mich nach vorn und stellte mich der Gemeinde vor. Ich sollte am nächsten Abend bei einem Eheseminar der Gemeinde die Vorträge halten. Nach dem Gottesdienst bat Reubens Frau Patsy mich und das Ehepaar, das die Eheseminare in der Gemeinde leitete, bei ihnen zu Hause eine Kleinigkeit zu essen.
Nachdem wir uns vorgestellt hatten und begannen, uns zu entspannen, sagte ich zu Patsy: „Beschreiben Sie Ihren Mann. Was für ein Ehepartner ist er?“ (Als Eheberater kann man sich solche Fragen erlauben.) „Oh, er ist auf jeden Fall romantisch“, sagte sie. „Er schreibt mir Gedichte, und manchmal singt er Lieder für mich. Er hält mir Reden darüber, wie wunderbar ich bin.“
„Dann muss Ihr Liebestank gut gefüllt sein“, sagte ich.
„Das ist das Problem. Ich habe Ihr Buch gelesen, und meine Liebessprache ist die praktische Hilfe. Ich wünschte mir, dass er das Geschirr spült“, erklärte sie lächelnd. „Sie wissen schon – dass er Staub saugt, den Müll rausbringt, mir im Haushalt hilft. Ich weiß, dass er mich liebt, doch manchmal fühle ich mich einfach nicht geliebt. Seine Worte kommen mir dann leer vor. Als ob er bloß versuchte, mich bei Laune zu halten. Ich weiß, dass er es ehrlich meint, aber ich brauche mehr als Worte.“
Ich spürte, dass dieses Gespräch etwas intensiver geworden war, als ich oder Reuben es gedacht hatten, und so sagte ich zu Patsy: „Sie klingen wie meine Frau. Ihre Sprache der Liebe ist auch die praktische Hilfe. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich den Zusammenhang zwischen Geschirrspülen und Liebe begriffen habe.“ Ich lachte und wechselte das Thema. Reuben lachte auch und im nächsten Moment redeten wir über die Footballmannschaft „Chicago Bears“.
Am folgenden Abend fuhr mich Reuben nach dem Eheseminar zu meinem Hotel und sagte: „Sie haben mich ins Nachdenken gebracht. Ich habe eine gute Frau. Wir sind nun schon siebzehn Jahre verheiratet, aber ich bin nicht sicher, ob ich ihre seelischen Bedürfnisse erfülle. Das Konzept von den Liebessprachen hat mir die Augen geöffnet. Ich habe fest vor, Ihr Buch zu lesen. Ich glaube, ich muss Hausaufgaben machen.“
Reubens Feinfühligkeit und Offenheit beeindruckten mich. Ich erzählte ihm mehr über meine eigene Ehe und wie lange es gedauert hatte, bis ich die Liebessprache meiner Frau entdeckt hatte. Ich erzählte ihm auch, wie sehr meine Ehe dadurch verändert worden war.
Ein gutes Jahr später traf ich Reuben wieder, diesmal bei einer Tagung für Gemeindeleiter in Chicago. Er kam auf mich zu, schloss mich fest in die Arme und sagte: „Ich möchte Ihnen nur sagen, wie sehr Sie meine Ehe und meinen Dienst verändert haben. Ich habe die fünf Sprachen der Liebe in meiner Seelsorge und Verkündigung immerzu eingesetzt, seit Sie bei uns waren. Und von Patsy soll ich Ihnen ausrichten, dass ich jetzt das Geschirr spüle!“ Darüber mussten wir beide lachen, und ich fragte ihn, ob wir nicht am Nachmittag etwas Zeit miteinander verbringen könnten. Ich wollte den Mann näher kennen lernen, der das Leben so vieler Menschen entscheidend prägte.
Wie jemand ein prägender Pastor wurde
An jenem Nachmittag bat ich Reuben unter anderem, mir zu erzählen, wie er zu Christus gefunden hatte. „Nun, das ist eine lange Geschichte“, sagte er. „Als ich ein kleiner Junge war, nahm mich meine Mutter mit zur Kirche. Der Pastor war ein älterer Mann, der oft über die Liebe Gottes predigte. Ich erinnere mich daran, wie er sagte: ,Auch wenn alle anderen dich verlassen, wird Gott dich lieb haben.‘ Er redete darüber, wie sehr Gott jeden einzelnen Menschen schätzt. Ich erinnere mich daran, dass er zu sagen pflegte: ,Jeder Mensch ist in Gottes Augen etwas Besonderes.‘ Er weckte in mir den Wunsch, ein besonderer Mensch zu werden. Meine Mutter wollte immer, dass ich aufs College gehe. Für sie und den Pastor fasste ich den Entschluss, in der Schule hart zu arbeiten, damit ich aufs College gehen konnte.
Leider geriet ich im Studium in die falsche Gesellschaft, und es dauerte nicht lange, bis ich mich öfter auf Partys als in Hörsälen aufhielt. Eines Abends gegen Ende meines ersten Studienjahres war ich auf einer Party, auf der ich zu viel Alkohol trank. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich auf einer Wiese wieder und hatte keine Ahnung, wie ich dort gelandet war. Ich setzte mich auf, rieb mir die Augen und hörte den Gesang der Vögel. Und plötzlich vernahm ich ganz deutlich die Worte meines alten Pastors: ‚Auch wenn dich alle verlassen, wird Gott dich lieben. In Gottes Augen ist jeder Mensch etwas Besonderes.‘
Ich musste weinen. Ich wusste, dass diese Worte wahr waren und dass ich den falschen Weg eingeschlagen hatte. Ich weinte lange, und dann sagte ich zu Gott: ‚Vergib mir, dass ich mich wie jemand verhalten habe, der nichts Besonderes ist. Denn in deinen Augen bin ich etwas Besonderes. Vergib mir, dass ich mich von deiner Liebe entfernt habe. Wenn du mir vergibst und in mein Leben kommst, will ich etwas Besonderes für dich sein.‘
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen“, fuhr Reuben fort. „Ich spürte, dass ich nach einer langen Reise nach Hause gekommen war. Ich wusste, dass Gott mir vergeben hatte und dass ich anderen von seiner Liebe erzählen sollte. An diesem Morgen auf der Wiese wurde ich erlöst und zum Predigen berufen.
An jenem Wochenende fuhr ich nach Hause und erzählte meiner Mutter, was passiert war. Da rief sie laut: ,Gott, du bist wunderbar!‘ Man hörte es im ganzen Haus. ,Du hast meinen Jungen gerettet!‘ Sie rief den Pastor an und erzählte ihm, was geschehen war. Er lud mich ein, es der Gemeinde im Sonntagsgottesdienst zu erzählen. Also erzählte ich am darauffolgenden Sonntag davon, was Gott in meinem Leben getan hatte und dass ich vorhatte, ihm zu folgen und Pastor zu werden. Seitdem bin ich an seiner Seite geblieben. Als Student predigte ich immer, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Als ich dann ans Theologische Seminar wechselte, berief mich eine kleine Gemeinde zu ihrem Pastor. So betreute ich diese Gemeinde während meines Studiums.“
„Predigen Sie gerne?“, fragte ich ihn.
„Ich würde das Predigen dem Essen vorziehen, und Ihnen ist ja wohl klar, wie gerne Prediger essen“, sagte er mit einem Lächeln. „Wenn ich predige, habe ich das Gefühl, dass ich das tue, wozu ich geschaffen wurde. Es ist meine Art, Gott dafür zu danken, was er für mich getan hat. Ich fühle mich Gott am nächsten, wenn ich predige.“
Worte der Anerkennung
Was Reuben mir an jenem Nachmittag erzählte, gab den Anstoß zu diesem Buch. Ganz eindeutig war Reubens Liebessprache die Anerkennung oder Ermutigung. Er drückte von sich aus Anerkennung für seine Frau aus. Später erfuhr ich, dass auch seine Beziehungen zu anderen Menschen von anerkennenden, ermutigenden Worten geprägt waren. In seiner Ehe hatte er sich nicht immer von Patsy geliebt gefühlt, weil sie ihn oft kritisierte, dass er ihr nicht im Haushalt half. Als sie ihre gegenseitigen Liebessprachen gelernt hatten, begann Patsy, Reuben zu loben, und er fing an, ihr praktisch zu helfen. Das Klima in ihrer Ehe wurde dadurch wesentlich besser.
Was für unsere Beziehungen zu Menschen gilt, gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. Es waren bestätigende Worte, durch die Gott den ziellosen Studenten in seinem zweiten Semester