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Der Malaiische Archipel. Alfred Russel WallaceЧитать онлайн книгу.

Der Malaiische Archipel - Alfred Russel Wallace


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den Hafen, und der Handel beschränkt sich gänzlich auf wenige unbedeutende Produkte der Wälder und auf die Früchte, welche die von den alten Portugiesen gepflanzten Bäume jetzt geben zum Entzücken der Einwohner von Singapur. Obgleich noch immer den Fiebern zugänglich, wird es doch jetzt nicht für sehr ungesund gehalten.

      Die Bevölkerung Malakkas ist aus verschiedenen Rassen zusammengesetzt. Die überall zu findenden Chinesen sind vielleicht am zahlreichsten vertreten oder bewahren ihre Sitten, Manieren und ihre Sprache; die eingeborenen Malaien stehen ihnen an Zahl am nächsten, und ihre Sprache ist die Lingua franca des Ortes. Dann folgen die Abkömmlinge der Portugiesen – eine gemischte und heruntergekommene Rasse, welche aber den Gebrauch ihrer Muttersprache bewahren, wenn auch jämmerlich in der Grammatik verstümmelt; schließlich die englischen Herrscher und die Abkommen der Holländer, welche alle englisch sprechen. Das in Malakka gesprochene Portugiesisch ist ein wertvolles philologisches Phänomen. Die Zeitwörter haben meist ihre Beugungen verloren und eine Form dient für alle Modi, Zeiten, Numeri und Personen. Eu vai bedeutet »ich gehe«, »ich ging«, oder »ich werde gehen.« Eigenschaftswörter ferner haben ihre weiblichen und Pluralendungen verloren, sodass die Sprache auf eine merkwürdige Einfachheit zurückgeführt ist und durch die Beimischung einiger malaiischer Wörter denjenigen, der nur das reine Lusitanische gehört hat, etwas in Verlegenheit setzt.

      In ihren Sitten sind diese verschiedenen Völker so verschieden wie in ihrer Rede. Die Engländer bewahren den knapp anliegenden Rock, die Weste, die Hosen, den abscheulichen Hut und die Krawatte; die Portugiesen lieben eine leichte Jacke oder mehr noch nur Hemd und Hosen; die Malaien tragen ihre Nationaljacke und Sarong (eine Art Schürze) mit weiten Unterhosen; während die Chinesen nie im Geringsten von ihrem Nationalkostüm abgehen, das man in der Tat für ein tropisches Klima weder bequemer noch hübscher erdenken könnte. Die weit herabhängenden Hosen und das nette weiße Ding, halb Hemd, halb Jacke, sind genau das, was eine Bekleidung in diesen Breitengraden sein sollte.

      Ich engagierte zwei Portugiesen zur Begleitung ins Innere; einen als Koch, den anderen, um Vögel zu schießen und abzubalgen, was in Malakka schon zu einem Geschäft geworden ist. Ich blieb erst vierzehn Tage in einem Dorf mit Namen Gading, wo ich es mir in dem Haus einiger chinesischer Konvertiten bequem machte, denen ich von den Jesuitenmissionaren empfohlen worden war. Das Haus war eigentlich nur ein Schuppen, aber es wurde rein gehalten und ich machte es mir ganz behaglich. Meine Wirte legten gerade eine Pfeffer- und Gambir-Pflanzung an und in unmittelbarer Nachbarschaft waren ausgedehnte Zinnwäschen, die über tausend Chinesen beschäftigten. Man gewinnt das Zinn in Form von schwarzen Körnern aus Flussbetten mit quarzhaltigem Sand und schmilzt es zu Klumpen in rohen Tonöfen. Der Boden schien arm, der Wald war sehr dicht mit Unterholz bestanden und an Insekten durchaus nicht ergiebig, aber andererseits waren Vögel sehr reichlich vorhanden und ich wurde mit einem Male in die reichen ornithologischen Schätze der malaiischen Region eingeführt.

      Das allererste Mal, als ich meine Flinte abschoss, fiel einer der merkwürdigsten und schönsten Malakkavögel herab, der blauschnäblige Schnapper (Cymbirhynchus macrorhynchus), von den Malaien »Regenvogel« genannt. Er ist ungefähr von der Größe eines Stars, schwarz und reich claretrot gefärbt mit weißen Schulterstreifen und hat einen sehr großen und breiten Schnabel vom reinsten Kobaltblau oben und orange unten, während die Iris smaragdgrün ist. Wenn der Balg trocknet, wird der Schnabel ganz schwarz, aber auch dann noch ist der Vogel hübsch. Frisch getötet ist der Gegensatz zwischen dem lebhaften Blau mit den reichen Farben des Gefieders besonders auffallend und schön. Die lieblichen östlichen Trogone mit ihrem reichbraunen Rücken, schönstrahligen Flügeln und hochroter Brust erhielt ich auch bald, wie auch die großen grünen Bartvögel (Megalaema versicolor) – fruchtessende Vögel, manchmal wie kleine Tukane, mit einem kurzen, borstigen Schnabel, deren Kopf und Nacken sehr lebhaft blau und hochrot gefleckt ist. Ein oder zwei Tage später brachte mir mein Jäger eine Art des grünen Schnappers (Calyptomena viridis), der einem kleinen Auerhahn ähnlich, aber von dem lebhaftesten Grün übergossen und an den Flügeln mit schwarzen Streifen fein gezeichnet ist. Hübsche Spechte und buntfarbige Königsfischer, grüne und braune Kuckucke mit samtweichen roten Köpfen und grünen Schnäbeln, rotbrüstige Tauben und metallisch glänzende Honigsauger wurden mir Tag für Tag zugetragen und erhielten mich in einem ununterbrochenen Zustand freudiger Erregung. Nach vierzehn Tagen wurde einer meiner Diener vom Fieber ergriffen, und bei der Rückkehr nach Malakka befiel dieselbe Krankheit den anderen und auch mich selbst. Durch einen reichlichen Gebrauch von Chinin genas ich bald, und als ich andere Leute engagiert hatte, machte ich mich auf nach dem Regierungssommerhaus von Ayer Panas in der Begleitung eines jungen Mannes, eines Eingeborenen von dort, der an der Naturforschung Gefallen fand.

      In Ayer Panas hatten wir ein bequemes Wohnhaus und viel Platz, um unsere Tiere zu trocknen und einzulegen; aber weil dort keine unternehmenden Chinesen waren, die Bäume fällten, so kamen verhältnismäßig wenig Insekten vor, mit Ausnahme von Schmetterlingen, von denen ich eine vortreffliche Sammlung anlegte. Die Art und Weise, wie ich ein sehr schönes Insekt erhielt, war merkwürdig und dient als Beleg dafür, wie fragmentarisch und unvollkommen die Sammlung eines Reisenden notwendigerweise sein muss. Ich spazierte eines Nachmittags einen Lieblingsweg entlang durch den Wald mit meiner Flinte, als ich einen Schmetterling am Boden sitzen sah. Er war groß, schön und mir ganz neu und ich kam nahe heran, ehe er fortflog. Ich sah dann, dass er auf dem Dung irgendeines fleischfressenden Tieres gesessen hatte. Da ich mir dachte, dass er an denselben Ort zurückkehren würde, so nahm ich am anderen Tag nach dem Frühstück mein Netz, und als ich dem Platz mich näherte, sah ich zu meiner Freude denselben Schmetterling auf demselben Dunghaufen sitzen, und es gelang mir auch, ihn zu fangen. Es war eine ganz neue Art von großer Schönheit; sie wurde von Herrn Hewitson Nymphalis calydonia genannt. Ich habe nie ein zweites Exemplar davon gesehen, und nur zwölf Jahre später kam ein zweites Individuum hierher aus dem Nordwesten Borneos.

      Da wir entschlossen waren, den Berg Ophir zu besuchen, der in der Mitte der Halbinsel ungefähr fünfzig Meilen von Malakka östlich liegt, so engagierten wir sechs Malaien zu unserer Begleitung und als Gepäckträger. In der Absicht, dort mindestens eine Woche uns aufzuhalten, nahmen wir einen guten Vorrat von Reis mit uns, ein wenig Zwieback, Butter und Kaffee, einige getrocknete Fische, etwas Branntwein, wollene Decken, Kleider zum Wechseln, Insekten- und Vögelbehälter, Netze, Flinten und Munition. Die Entfernung von Ayer Panas sollte ungefähr dreißig Meilen sein. Unser erster Tagesmarsch ging durch Waldstrecken, Lichtungen und malaiische Dörfer und war sehr angenehm. Die Nacht schliefen wir in dem Haus eines malaiischen Häuptlings, der uns eine Veranda anwies und uns etwas Geflügel und Eier gab. Anderntags wurde das Land wilder und hügeliger. Wir gingen durch ausgedehnte Wälder, oft bis an die Knie im Morast, und wurden sehr belästigt durch die in dieser Gegend berüchtigten Blutegel. Diese kleinen Dinger machen die Blätter und das Gesträuch an den Seiten der Wege unsicher; sobald jemand vorübergeht, strecken sie sich in voller Länge aus, und wenn sie irgendeinen Teil seines Kleides oder Körpers berühren, so verlassen sie ihr Blatt und setzen sich da fest. Dann kriechen sie weiter an seinen Fuß, seine Beine oder irgendeinen anderen Körperteil und saugen sich voll; bei der Erregung des Marsches fühlt man den ersten Stich selten. Abends beim Baden fanden wir gewöhnlich ein halbes Dutzend oder ein Dutzend an uns, meist an den Beinen, aber auch oft an unserem Körper, und ich hatte einmal einen, der es sich an der Seite meines Halses gut schmecken ließ, aber glücklicherweise die Jugularvene verfehlt hatte. Es gibt viele Arten dieser Waldblutegel. Sie sind alle klein, aber einige sind schön mit hellgelben Streifen gezeichnet. Wahrscheinlich heften sie sich dem Wild oder anderen Tieren an, welche die Waldwege benutzen, und haben so die sonderbare Gewohnheit erlangt, sich auszustrecken, wenn sie einen Fußtritt oder das Laubwerkrascheln hören. Früh am Nachmittag erreichten wir den Fuß des Berges und lagerten an einem schönen Fluss, dessen felsige Ufer von Farnkräutern überwachsen waren. Unser ältester Malaie war es gewohnt, in dieser Gegend für die Malakka-Händler Vögel zu schießen und war schon auf dem Gipfel des Berges gewesen; während wir uns mit Schießen und Insektenjagen unterhielten, ging er mit zwei anderen voraus, um den Weg für unser Ersteigen am anderen Morgen zu bahnen.

      Früh am Morgen nach dem Frühstück machten wir uns auf, versehen mit wollenen Decken und Provision, da wir auf dem Berg zu schlafen beabsichtigten. Nach einem Marsch durch einen kleinen verwilderten Dschungel und ein morastiges Dickicht,


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