Toni der Hüttenwirt 260 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
des Duschkopfs und genoss das kalte Wasser. Aber es kühlte sie nicht ab. Sie glühte am ganzen Körper. Das kam nicht von dem stundenlangen Marathonlauf durch das sommerliche München.
Er hat mir einen Antrag gemacht. Es war doch ein Heiratsantrag oder nicht? Sie ärgerte sich, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte und sie kopflos davongelaufen war. Das Wasser lief und lief.
Monika hielt sich mit einer Hand am Griff fest, und mit der andern drehte sie den kalten Wasserhahn weiter auf.
So stand sie da.
Plötzlich kam kein Wasser mehr. Monika riss die Augen auf. Sie sah sich um.
In der Badezimmertür standen Tante Johanna und Onkel Adam und grinsten.
»Was ist mit dem Wasser?«, fragte Monika und drehte am Hahn.
»Adam hat den Hauptwasserhahn abgedreht. Wir haben dich einige Male angesprochen. Du hast uns nicht wahrgenommen. Da mussten wir etwas tun.«
Monika wischte sich mit den Händen das Wasser aus dem Gesicht und streifte es aus ihren Haaren.
»Ist das der neueste Trend? Duschen mit Laufschuhen und Trikot?«, fragte ihre Tante.
»Ich habe dringend eine Abkühlung gebraucht, sonst hätte ich wahrscheinlich das Bewusstsein verloren. Es war keine Zeit zu verlieren. Die Sachen trocknen wieder. Es war eine medizinische Notfallmaßnahme, sonst nichts.«
»Hat es mit dem gut aussehenden jungen Mann zu tun, der dich hergebracht hat?«, fragte ihre Tante. » Wir haben euch vom Balkon aus gesehen. Ihr habt im Auto gesessen und euch unterhalten. Wie heißt er? Wer ist er?«
Monika errötete.
»Also nein! ... Wie könnt ihr so was denken? ... doch, ... ach ..., es ist kompliziert«, stieß sie unsicher mit langen Pausen hervor.
»Aha!«, lachte ihre Tante. »Dann ist alles klar. Adam drehe den Haupthahn wieder auf! Und du, liebe Monika, benimmst dich jetzt erwachsen und nicht wie ein unreifer Backfisch!«
Monika wollte etwas einwenden, aber ihre Tante schnitt ihr mit einer energischen Handbewegung das Wort ab.
»Keine Widerrede! Du machst dich fertig, dann kommst du rüber zu uns. Hast du Hunger?«
»Nein!«
»Dann hast du schon gegessen?«
»Nein ...«
»Du willst doch nicht behaupten, du wärst nach dem Marathonlauf nicht hungrig?«
Monika zuckte mit den Schultern.
»Meine Diagnose ist eindeutig, Frau Doktor. Wir müssen darüber sprechen«, sagte ihre Tante und schmunzelte.
Tante Johanna und Onkel Adam gingen hinaus.
Monika trat aus der Dusche und hinterließ eine Wasserspur auf dem Boden. Sie zog sich aus, warf die nassen Sachen in die Badewanne und schlang ein Badetuch um sich.
Sie sah in den Spiegel und streckte sich selbst die Zunge heraus. Dann ging sie ins Schlafzimmer und zog sich an.
Kurze Zeit darauf ging sie hinüber zu ihren Verwandten, die auf der Terrasse saßen. Monika hatte die Hände tief in die Taschen ihrer Jeans vergraben.
Sie setzte sich in einen Korbsessel.
»Also, das mit dem kalten Wasser war wirklich eine notwendige Maßnahme. Mein Blut muss gekocht haben. Mir war so heiß, dass ich keine Zeit hatte, mich zu entkleiden. Ich dachte, ich kippe um.«
»Was hat dich so erhitzt? War es etwas Schönes oder etwas Ärgerliches?«, fragte der Onkel.
Monika errötete und wich seinem Blick aus.
»Hat dich der junge Mann so in Wut gebracht? Wie heißt er übrigens?«, fragte er nach.
»Alexander Kirchner heißt er, gerufen wird er Alex.«
»Ah, dann ist es der Naturbursche, mit dem du geklettert bist. Du hast den Namen am Telefon einige Male erwähnt«, sagte Onkel Adam.
»Genau der ist es. Aber ich schwöre euch, ich werde keine Klettertour mehr mit ihm machen. Nie, nie mehr!«, stieß Monika hervor. Ihre Stimme klang wütend, nahm aber schnell den Tonfall tiefsten Bedauerns an. »Es war alles so harmonisch. Wir verstanden uns gut, wir waren die besten, die allerbesten Bergkameraden. Wir waren mehrmals zusammen auf dem Gipfel des ›Engelssteigs‹.Wir sind gewandert und waren im Bergsee schwimmen. Wir liehen uns Pferde auf dem Reiterhof und unternahmen weite Ausritte. Es war einfach toll. Und heute gemeinsam den Marathon zu laufen, war einfach großartig. Wir machten Pläne, zusammen einen Kurs für Gleitschirmfliegen zu machen. Und jetzt so etwas!«
Onkel Adam schenkte ihr ein Bier ein. Sie trank.
»Das tut gut!«
»Also, wir wissen nur, dass er dich hergefahren hat. Wir hatten gehofft, dass du ihn mit hereinbringst, Moni«, bemerkte ihre Tante.
»Einen Augenblick dachte ich auch daran. Aber dann sah ich davon ab. Es hätte eine zu große Bedeutung gehabt.«
»Wieso? Es wäre doch nichts dabei gewesen«, sagte ihr Onkel.
»Doch! Dann wäre ich verpflichtet gewesen, die Einladung seiner Familie anzunehmen. Ihr habt keine Vorstellung, wie schwierig es für mich war, all die Einladungen abzulehnen und zu umgehen. Sein Verhalten vorhin hat mir gezeigt, dass ich mit meiner Vorsicht richtig lag.«
Tante Johanna und Onkel Adam warfen sich Blicke zu. Sie taten ahnungslos.
»Das verstehe, wer will, wir nicht! Stimmt’s ,Adam?«
»Hanna, ich tappe genauso im Dunkeln, wie du.«
Johanna Reiter bat Monika, ihnen die Sache zu erklären.
Monika wurde rot und schob sich verlegen die Haare hinter die Ohren. Zögerlich und mit vielen Unterbrechungen, wobei sie um jedes Wort rang, erzählte sie von Alexander und den Ereignissen in Waldkogel. Sie fing damit an, dass Pauls Zahnspange zerbrochen war und sie ihm half.
»Toni und Anna hatten eingefädelt, dass ich zur Reparatur die verwaiste Kirchnerpraxis benutzen konnte. Ich wäre nie dorthin gegangen, wenn ich gewusst hätte, ich würde dort Alexander begegnen. Ihr wisst schon.«
Ihre Tante schmunzelte.
»Das heißt für mich übersetzt, dass du dich in diesen Alexander verliebt hast. Moni, komm! Du kannst doch offen mit uns sprechen, wie du es immer getan hast. Was ist dein Problem?«
Monika seufzte.
»Es ist die Praxis. Ich hätte mich Alexander sofort an den Hals geworfen, wenn es diese Praxis nicht gäbe.«
Sie seufzte wieder.
»Ich habe mir geschworen, Privates und Berufliches zu trennen. Ich habe mit Jürgen meine Erfahrung gemacht, wie ihr wisst, und mir geschworen, mich nie mehr auf so etwas einzulassen.«
»Aber das tust du doch nicht, Moni Madl«, sagte ihr Onkel mit Nachdruck. »Dieser Alexander ist doch kein Zahnarzt, wenn ich dich richtig verstanden habe.«
»Schon, aber es gibt die verwaiste Praxis. Alexanders Onkel hat sie mir angeboten. Die Praxis wäre die Chance für mich. Außerdem habe ich bei meinem Vortrag und den Untersuchungen nachher viele Leute kennengelernt, die zu mir in die Sprechstunde kommen würden. Die Walkdkogeler muss man einfach ins Herz schließen.«
»Verstehe! Ich fasse zusammen: Wenn es Alexander nicht gäbe, würdest du dir ernsthaft überlegen, diese Praxis weiterzuführen?«
»Es ist eine einmalige Chance. Mir gefällt Waldkogel. Es ist traumhaft dort. Und sie haben keinen Zahnarzt mehr, seit Alexanders Onkel die Praxis aus Gesundheitsgründen aufgegeben hat. Dann und wann hält er eine Sprechstunde ab, aber das ist außerhalb eines regelmäßigen Betriebs.«
Adam sah seine Frau an.
»Johanna, ich finde, das klingt alles sehr, sehr gut. Was meinst du dazu?«
»Richtig,