Boston Bad Boys (Sammelband). Holly SummerЧитать онлайн книгу.
übernimmt.«
»Geben Sie sich keine Mühe, das Unabdingbare schön zu reden. Dann werde ich mir eben einen neuen Job suchen müssen.«
»Miss Anderson«, ruft er mich zurück, als ich aufstehen will.
»Ja?«
»Ich würde es begrüßen, wenn Sie Ihren Kolleginnen noch nichts davon sagen würden«, bittet er mich.
»Wenn Sie das sagen«, antworte ich resigniert.
»Es tut mir leid«, sind seine abschließenden Worte, dann bin ich entlassen.
Wie betäubt stehe ich unter der Dusche und lasse das warme Wasser auf mein Gesicht prasseln. Die Wärme tut gut, aber sie kann das quälende Gefühl in mir nicht abschalten, das mich seit dem Gespräch mit meinem Chef überkommen hat. Nach einer gefühlten Ewigkeit drehe ich den Wasserhahn zu, steige aus der Dusche und wickle mich in mein Badehandtuch.
Ich hätte Jay heute Abend absagen sollen, ich bin überhaupt nicht in der Stimmung, mit ihm auszugehen. Doch er ist gerade der einzige Lichtblick. Jessy habe ich natürlich nichts von meinem Gespräch mit Mister Fullerton erzählt, aber mit irgendjemandem muss ich sprechen. Da Elijah auf dem Weg in seinen Club war, als ich nach Hause kam, und Tyler noch immer bei einem Fotoshooting in Europa ist, habe ich beschlossen, Jay nicht abzusagen. Ich glaube, dass er der Richtige ist, der mich versteht.
Jay hat mir nicht gesagt, wo wir hingehen werden. Deshalb stehe ich jetzt vor meinem Kleiderschrank und kann mich nicht entscheiden, ob ich meine zerrissene, eng anliegende Jeans oder doch lieber ein Kleid anziehen soll. Die ganze Verabredung basiert nur auf einigen kurzen Nachrichten, die wir uns geschickt haben.
Immer noch unschlüssig, für welches Outfit ich mich entscheiden soll, gehe ich ins Badezimmer, greife zum Föhn und trockne meine Locken, bis sie mir wie eine Mähne auf die Schultern fallen. Auf dem Regal liegt eine angefangene Tüte mit Gummibärchen und ich kann nicht widerstehen, hineinzugreifen und mir zwei von den roten Kirschen herauszuangeln. Typisch für Sky! Er liebt das Gummizeug genauso wie ich und im ganzen Haus sind Tüten davon verteilt. In diesem Moment klingelt mein Handy. Ich renne ins Schlafzimmer und schaue auf das Display. Es ist Tyler.
»Hi, Tyler, wo steckst du?«, dabei lasse ich mich auf mein Bett fallen und ziehe die Füße an.
»Ich bin immer noch in Europa und werde noch ein paar Tage dranhängen. Keith hat hier ein Golfturnier«, teilt sie mir mit. Keith ist ihr Lover, zukünftiger Mann und ein verdammt guter Golfer. »Du hast mich gestern angerufen. Tut mir leid, aber ich war den ganzen Tag unterwegs und bin gerade erst von einer Party zurückgekommen. Was gibt es?«, will sie wissen.
Ja, ich habe Tyler gestern angerufen, weil ich dringend jemanden zum Reden gebraucht hätte, aber ihr das alles am Telefon zu erklären, hätte jetzt wenig Sinn, zumal es in Europa bereits Nacht ist und Jay mich bald abzuholen wird. Darum entscheide ich mich dafür, ihr später von Jay und meiner beruflichen Situation zu berichten.
»Nichts Besonderes. Okay, ich habe einen Typen kennengelernt, aber er holt mich gleich ab, ich hab also nur wenig Zeit.«
»Was Ernstes?«, will sie wissen.
»Wir haben uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt.«
»Dann ist noch nichts gelaufen zwischen euch?«
»Nein«, sage ich entrüstet.
»Wer ist er? Kenne ich ihn?«
»Ich glaube nicht. Er ist der neue Besitzer von Jimmy’s Bar. Er und zwei andere heiße Typen haben den Laden gekauft. Jetzt ist dort für kurze Zeit geschlossen, es wird renoviert.«
»Cool, wurde auch langsam Zeit, dass sich dort mal was tut. Dann wünsche ich dir heute Abend viel Spaß. Ich bin bald wieder in der Stadt. Lass uns dann telefonieren und was trinken gehen, okay?«
»Das machen wir«, verspreche ich ihr.
»Außerdem bin ich neugierig, wie das mit deinem Clubbesitzer weitergeht. Wie heißt er?«
»Jay.«
»Jay? Und weiter?«
In diesem Moment wird mir klar, dass ich nicht mal seinen Nachnamen kenne. Wir haben bisher immer nur über Facebook miteinander kommuniziert, wo er keinen echten Namen angegeben hat. Ein Umstand, den ich schnellstens ändern sollte.
»Ich weiß es nicht«, gebe ich ernüchtert zu.
»Also ich habe zumindest nach dem Namen und der Telefonnummer meiner Lover gefragt, bevor ich mit ihnen in die Kiste gesprungen bin«, zieht sie mich auf.
»Wer sagt denn, dass ich Sex mit ihm haben werde? Außerdem habe ich seine Telefonnummer.«
»Wirst du nicht?«, dabei höre ich sie leise kichern.
»Tyler!«, ermahne ich sie und doch muss ich schmunzeln.
Tyler hat recht. Wenn Jay mich heute Nacht fragt, werde ich sicher nicht Nein sagen. Das letzte Mal, dass ich mit einem Mann Sex hatte, war vor vier Monaten. Auch wenn ich erst seit ein paar Wochen weiß, dass Sean ein Verhältnis hat, ist in sexueller Hinsicht schon seit einiger Zeit nichts mehr zwischen uns gelaufen.
»Tut mir leid, Süße. Aber nach allem, was du mit Sean durchgemacht hast, wünsche ich mir für dich, dass du dieses Mal den Richtigen gefunden hast.«
Den Richtigen! Wenn Tyler wüsste, auf welche Art von Beziehung Jay aus ist, würde sie durchs Telefon kriechen und mich mit allem, was in ihrer Macht steht, daran hindern, mich mit ihm zu treffen.
»Ist schon gut. Ich muss mich jetzt wirklich fertig machen. Er holt mich gleich ab. Wir sehen uns dann, wenn du wieder in Boston bist.«
»Okay, viel Spaß«, wünscht sie mir noch mal.
»Natürlich«, dann beenden wir das Gespräch.
Ein Blick auf meine Uhr und ich muss feststellen, dass ich viel zu viel Zeit vertrödelt habe. Also entscheide ich mich jetzt kurz entschlossen für meine Jeans, ein Top und einen Blazer. Als ich ein Paar Sneaker aus dem Karton nehme, klingelt es bereits an der Tür. Ich werfe einen schnellen Blick aus dem Fenster. Es ist Jay. Erleichtert atme ich durch. Er trägt genau wie ich Jeans, außerdem ein Hemd, dessen Ärmel aufgekrempelt sind. In Businesskleidung könnte ich ihn mir überhaupt nicht vorstellen. Mich würde es nicht wundern, wenn er seine Harley vor dem Haus geparkt hätte. Zu ihm passen würde es.
Auf dem Bett liegt meine Handtasche. Ich werfe das Handy hinein, hänge mir die Tasche über die Schulter und laufe aufgeregt die Treppe hinunter. Ich habe keine Ahnung, wie der Abend ablaufen wird.
Als ich die Haustür öffne, lehnt er lässig an der Hauswand und grinst mich an. Mein Gott, dieser Blick allein schickt Stromschläge in meine untere Körperhälfte.
»Hi.« Das ist alles, was er sagt. Dann beugt er sich zu mir nach vorne, legt seine Hand in meinen Nacken, zieht mich zu sich heran und küsst mich. Der gleiche intensive Kuss wie in seinem Club. Genauso schnell lässt er mich wieder los, lächelt nur geheimnisvoll und deutet mit dem Kopf zu einem Wagen, der vor der Einfahrt am Straßenrand parkt.
»Ich hatte damit gerechnet, dass du auf einer Harley hier aufkreuzt«, sage ich, während ich ihm zu dem schnittigen Cabrio folge.
»Würdest du gerne auf einer fahren?«, fragt er.
»Ich weiß nicht, vielleicht? Ich dachte nur, dass eine Harley besser zu dir passt als dieser Sportwagen«, gebe ich schulterzuckend zu.
»Ash besitzt so eine Höllenmaschine. Es ist keine Harley, aber das Teil hat sogar noch einige PS mehr. Er leiht sie mir sicher.«
Jetzt öffnet Jay mir die Beifahrertür und ich lasse mich auf den weichen Sitz gleiten, während er um das Auto herumgeht. Der Wagen sieht verdammt teuer aus. Ich kenne mich in dieser Preisklasse nicht aus, aber allein die Bezüge und die schicken Felgen müssen ein Vermögen gekostet haben. Vorsichtig gleiten meine Finger über das edle Material. Das Auto scheint noch neu sein, der Geruch von frischem Leder steigt mir in die Nase.
Schnell