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The Trial and Death of Socrates. Plato Читать онлайн книгу.

The Trial and Death of Socrates - Plato


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an und sprach dann in leisem Tone: »Was mir am Herzen liegt? Weiß es Canondah nicht? Wohl hat die arme Rosa Ursache, bange und ängstlich zu sein!«

      »Ist es der große Häuptling der Salzsee, der ihr diesen Schmerz verursacht?«

      Rosa erblaßte, sie trat zurück und bedeckte das Gesicht mit ihren beiden Händen, laut schluchzend.

      Die Indianerin sprang von der Erde, und ihren Arm um den Leib Rosens geschlungen, zog sie das weinende Mädchen sanft einem Kottonbaume zu, an dessen Stamm eine Rebe sich hinangewunden hatte, die bis zum Gipfel aufsteigend zahlreiche Festons herabsenkte, an denen die Trauben in üppiger Reife hingen.

      »Traurig ist der Pfad eines Oconeemädchens«, brach die Indianerin nach einer langen Pause aus, während welcher sie die Trauben einsammelte. »Wenn die Krieger auf die Jagd gehen, verseufzen wir Ärmsten in den Wigwams unsre Tage oder pflügen Korn. O! wäre doch Canondah ein Mann.«

      »Und El Sol?« lispelte Rosa mit einem melancholischen Lächeln. »Canondah sollte nicht klagen.«

      Die Indianerin hielt ihr mit der einen Hand den Mund und drohte ihr mit der andern. »Ja,« erwiderte sie, »El Sol ist ein großer Häuptling, und Canondah verdankt ihm ihr Leben, und sie will sein Wildbret bereiten und sein Jagdhemde weben und ihm mit leichtem Herzen folgen, und die weiße Rosa wird horchen, was ihre Schwester ihr in das Ohr singen wird. El Sol wird bald im Wigwam der Oconees sein, und dann will ihm Canondah sanft ins Ohr lispeln. Er ist ein großer Häuptling, und der Miko wird seine Rede anhören: er wird die Geschenke, die der Häuptling der Salzsee geschickt, zurücksenden und dann wird die weiße Rosa sein Wigwam nie sehen.«

      Die letztere schüttelte den Kopf zweifelhaft. »Kennt Canondah ihren Vater so wenig? Der Sturm mag wohl das schwache Rohr beugen, aber nie den silbernen Stamm des dicken Baumes. Entwurzeln mag er ihn, brechen in seinem Falle, aber nicht beugen. Der Miko«, setzte sie mit einem hoffnungslosen Seufzer hinzu, »sieht den Häuptling der Salzsee mit den Augen eines Kriegers und nicht mit denen eines Mädchens. Er hat ihm Rosa verheißen, und deine arme Schwester« – ein leichter Schauder durchzitterte ihre Gestalt – »wird eher sterben als« –

      »Nein, nein,« sprach die Indianerin, »Rosa muß nicht sterben. El Sol liebt Canondah, und der Miko der Oconees weiß wohl, daß er ein größerer Krieger ist, als der Häuptling des Salzsees.«

      »Aber horch! was ist das?« rief sie, auf einmal ihr Ohr in der Richtung des Flusses hinhaltend, von dem her ein entferntes Getöse gehört wurde.

      »Was ist dieses?« wiederholte Rosa.

      »Vielleicht ein Alligator oder ein Bär«; versetzte die Indianerin.

      Das Getöse, obgleich schwach, war noch immer zu hören. »Canondah!« rief nun Rosa mit sichtbarer Unruhe; »du willst doch nicht wieder die große Wasserschlange jagen?«

      Ihre Worte waren jedoch vergeblich. Die Indianerin brach mit der Schnelligkeit eines Hirsches durch das dichte Rohr und war in wenigen Augenblicken verschwunden. Es blieb Rosa nichts übrig, als ihr durch das krachende Rohr hindurch zu folgen. Während sie sich mühsam durch die zahllosen Stämmchen hindurchwand, hörte sie einen Ruf; es war jedoch nicht die Stimme Canondahs. Ein Fall, wie der eines schweren Körpers ins Wasser, folgte bald darauf, begleitet von einem kurzen heftigen Umherschlagen im Schlamme und dann war alles wieder ruhig.

      Rosa hatte sich atemlos durch das dichte Rohr hindurchgedrängt und war nach einem unbeschreiblich mühsamen Laufe endlich am Ufer des Flusses angelangt. Ihr Auge suchte die Indianerin zwischen den Zypressen und Mangroven, die bis in den Fluß hineinstanden.

      »Rosa!« rief diese. – »Canondah!« schalt das Mädchen im Tone bitteren Vorwurfs, als erstere auf einen Alligator hinwies, der röchelnd sich noch im Schlamme umherschlug. »Warum tust du mir dies zuleide? Soll Rosa ihre Schwester verlieren, weil sie töricht ein Mann sein und das Jagen nach der Wasserschlange nicht aufgeben will?«

      »Sieh doch!« erwiderte die Indianerin, indem sie auf eine tiefe Wunde im Nacken des Alligators wies und das blutige Messer triumphierend schwang, »ich begrub es bis zum Hefte in seinem Halse. Die Tochter des Miko der Oconees weiß die Wasserschlange zu treffen; aber,« fügte sie gleichgültig hinzu, »sie war noch jung und bereits erstarrt, denn das Wasser beginnt kühl zu werden. Canondah ist bloß ein schwaches Mädchen; aber sie könnte den weißen Jüngling lehren, die Wasserschlange zu töten.«

      Als sie die letzten Worte sprach, fiel ihr Blick auf einen Zypressenbaum, der wenige Schritte vom Rande des Wassers in der Untiefe stand.

      »Der weiße Jüngling?« fragte Rosa.

      Die Indianerin legte ihren Zeigefinger bedeutsam auf den Mund, wusch das Blut von Messer und Händen und trat dann unter den Baum. Mit der linken Hand bog sie die herabhängenden Zweige auseinander, während sie ihre flache Rechte vorstreckte, als Friedens- und Freundschaftszeichen, und dann auf das Ufer hinwies, auf das sie langsam, ihren Blick auf die Zypresse gerichtet, zuschritt. Die Zweige öffneten sich jetzt, und ein junger Mann näherte sich vorsichtig dem Rande des Wassers, während seine Hände nach dem zunächststehenden Rohre langten.

      »Wie kam dieser hierher?« fragte leise Rosa die Indianerin, ihre Augen auf den Jüngling gerichtet.

      Die Indianerin wies schweigend auf ein Boot, das zwischen dem Rohre steckengeblieben und das der Jüngling offenbar hindurchzuzwängen bemüht gewesen war.

      Dieser hatte sich bereits dem Ufer bis auf wenige Schritte genähert, als er zu schwanken und dann zu sinken anfing. Canondah kam noch gerade zu rechter Zeit, um seinen Fall ins Wasser zu verhüten. Sie fing ihn in ihren Armen auf und zog ihn dem Ufer zu, an dessen Bank sie ihn lehnte. Die Ursache der Schwäche des Fremdlings zeigte sich nun in dem Blutstrome, der seinem Schenkel entquoll. Der Alligator hatte ihn in der Mitte desselben mit seinem Rachen angefaßt und ihm eine tiefe Wunde beigebracht. Kaum war die Indianerin derselben ansichtig geworden, als sie auf das Ufer an die Seite Rosas sprang und ihr mit den Worten: »Dein weißer Bruder ist von der Wasserschlange gebissen, und du siehst, Canondah hat bloß ihr Kleid an«, das seidene Tuch vom Halse löste, dann mit eben der Schnelle unter den Kräutern auf der Erde herumsuchte, ein Büschel ausriß, eine junge Palma Christi über ihrem Knie brach, und das zarte Fleisch, das unmittelbar unter der Rinde dieses Baumes liegt, ablöste. Hierauf sprang sie hinab in den Fluß an die Seite des Fremdlings, verstopfte zuerst die Wunde mit den weichen Fasern, belegte sie mit den Kräutern und verband sie dann mit dem Halstuche. Das Ganze war das Werk eines Augenblicks, und so schnell und bestimmt waren alle ihre Bewegungen gewesen, daß Rosa mit Erröten sich ihres Busentuches verlustig fand, nachdem dieses bereits um den Schenkel des Fremdlings gewunden war.

      »Und nun deine Hände, liebe Schwester«; sprach die Indianerin zu Rosa, die noch immer auf der Uferbank stand, mit ihren Händen den Busen bedeckend, dessen leichtes Beben eine kleine Bewegung zu verraten schien. Die Indianerin war ein wenig ungeduldig geworden. Sie deutete schweigend auf den jungen Mann, faßte ihn selbst um den Leib herum, und, unterstützt von ihrer Freundin, hoben sie ihn beide auf das Ufer.

      So schnell und bestimmt alle Schritte der Indianerin bisher gewesen, so sorgsam und ernst schien sie nun auf einmal zu werden. Sie hatte kaum den Jüngling ans Ufer gebracht, als sie nochmals in den Fluß hinabstieg und das Boot sorgfältig untersuchte, dann kopfschüttelnd zu dem Fremdling trat, einen durchdringenden Blick auf ihn warf und wieder dem Boote zurannte. Plötzlich wandte sie sich zu Rosa und flüsterte dieser einige Worte zu, die eine Totenblässe über die Wangen des Mädchens brachten. Auch diese näherte sich dem Jünglinge. Ihr Blick hing forschend an seinen leidenden Zügen und seinen gebrochenen Augen, die den höchsten Grad von Erschöpfung verrieten. Er schien seiner Auflösung nahe zu sein. Seine erdfahle Gesichtsfarbe, seine eingefallenen Wangen und Augen verrieten vielleicht wochenlange Entbehrungen. Er glich mehr einer von den Wogen ans Meeresufer geworfenen Leiche, als einem Lebenden. Seine Haare waren vom Seewasser gebleicht, hingen in Flechten um Stirne und Nacken, die Farbe seiner Kleider war kaum mehr zu erkennen. Übrigens schien er noch sehr jung; seine Züge, so viel sich entnehmen ließ, waren nichts weniger als unangenehm und ungeachtet der äußersten Erschöpfung noch immer anziehend.

      Sie hatten sein Haupt an den Stamm einer


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