5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019. Cedric BalmoreЧитать онлайн книгу.
Und wenn diese Morde tatsächlich rituelle Tötungen - Menschenopfer - waren, dann war es natürlich unmöglich, das in aller Öffentlichkeit zu tun und sich dazu zu bekennen. Es lag auf der Hand, dass ein Kult, der so etwas praktizierte, sich tarnen musste.
"Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte", hörte Bount Millands Stimme. Aber es klang nicht sehr bedauernd. Er schien zu hoffen, dass sich der Privatdetektiv bald davonmachte. Irgendwie konnte Bount ihn auch verstehen.
Warum sollte der Polizist auch annehmen, dass irgend so ein dahergelaufener fremder Privatschnüffler von der anderen Seite des Kontinents einen Fall löste, bei dem die örtliche Polizei ganz offensichtlich schon kapituliert hatte.
"Macht nichts", murmelte Bount.
Gemeinsam verließen sie das Archiv.
13
Bount Reiniger glaubte seinen Augen nicht zu trauen und er musste zweimal hinsehen, um es wirklich zu glauben.
"Was ist los?", fragte Milland.
"Der Kerl dort..."
"Bei den Phantombildern?"
"Ja." Bount ging hin, nahm das Foto von Clansing und hielt es daneben. "Sieht ihm doch sehr ähnlich, oder?" Milland verzog das Gesicht.
"Mit diesen Phantombildern ist das so eine Sache. Er könnte sein oder auch nicht. Ich würde mir da nicht zu viele Hoffnungen machen, Mister Reiniger."
"Weswegen wird dieser Mann denn gesucht?" Milland machte eine unbestimmte Geste mit der Rechten.
"Irgendeine Schießerei an einer Highway-Tankstelle. Er hat außerdem einen Lastwagen gestohlen."
"Welche Tankstelle war das?"
"Sie bekommen aber auch nie genug, was?"
"Das ist mein Job!"
"Wenn Sie mir versprechen, mich nie wieder zu belästigen, suche ich Ihnen die Tankstelle heraus." Bount grinste.
"Ich verspreche Ihnen, dass ich das nächste Mal ihrem Chief auf die Nerven gehen werde. Vorausgesetzt, ich treffe ihn."
Später sollte Bount noch merken, dass das alles andere als eine gute Idee war.
14
June gähnte zum dritten Mal innerhalb von fünf Minuten und blickte ziemlich genervt auf die Uhr an ihren Handgelenk.
Die Sekunden schienen zäh wie Sirup dahinzurinnen. Bount war jetzt schon eine ganze Weile weg und sie stand immer noch da und versuchte möglichst unauffällig, die Postfächer im Auge zu behalten.
Eine aufregende Sache war das! Jede Bürotätigkeit war dagegen eine unwahrscheinlich spannende Angelegenheit. Und das Schlimmste war: Vermutlich kam bei der ganzen Aktion überhaupt nichts heraus! Vielleicht musste sie hier stundenlang stehen, ohne dass es sie und Bount auch nur ein bisschen näher an Kimberley Morgan heranbrachte.
Innerlich fluchte sie, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.
"Na, haben unsere Freunde ihre Post inzwischen abgeholt?", hörte sie dann jemanden hinter sich sagen und wirbelte herum.
Es war Bount.
"Na, endlich!"
"Es hat ein bisschen länger gedauert!"
"Hier hast sich nichts getan. Vielleicht bekommen diese Esoteriker ja auch gar keine Post, Bount. Wäre doch möglich, oder?" Sie lachte und setzte ironisch hinzu: "Wahrscheinlich übertragen die ihre Botschaften durch außersinnliche Wahrnehmung!"
"Das glaube ich nicht."
Bounts Blick ging an June vorbei zu den Postfächern. Ein blasser, schwarzbärtiger Mann stand am Postfach des Esoteriker-Zentrums und blickte sich mehrfach um. Dann erst steckte er den Schlüssel ins Schloss, um die Post zu holen. Er drehte sich erneut um, ganz so, als würde er etwas Verbotenes tun und wüsste es.
"Was machen wir jetzt?", flüsterte June.
"Erst mal abwarten."
Bount hatte plötzlich den Arm um sie gelegt und sie an sich gepresst. Sie sahen jetzt aus wie ein Liebespaar und würden dem Schwarzbart nicht weiter verdächtig erscheinen.
Leider war es nichts weiter als eine Tarnung.
June hätte nichts dagegen gehabt, wenn es auch der Wirklichkeit entsprochen hätte, aber da hatte sie bislang bei Bount auf Granit gebissen.
Indessen kam der Schwarzbart sehr nahe an ihnen vorbei, um sich dann in Richtung Ausgang zu bewegen.
"Komm, wir müssen sehen, dass wir ihn nicht verlieren", meinte Bount und löste sich ziemlich abrupt von June.
"Wie wär's, wenn wir das in Zukunft öfter machen", hörte June sich selbst sagen, aber Bount nahm das schon gar nicht mehr wahr. Er hatte die Verfolgung bereits aufgenommen und sie musste sich alle Mühe geben, ihn wieder einzuholen.
Im Freien sahen sie den Schwarzbart in einen Landrover steigen, dessen vordere Stoßstange einen ziemlich ramponierten Eindruck machte.
Der Mann stieg ein, warf die Post auf den Beifahrersitz und startete sofort, setzte zurück und versuchte, sich in den Verkehr der Main Street einzufädeln.
Bount und June schafften es noch gerade rechtzeitig in den geliehenen Chevrolet und jagten dem Landrover hinterher. Der Schwarzbart hatte ein ziemliches Tempo drauf und wirkte ungeduldig.
Es ging nach Norden auf den Highway Nr.10, der über Phoenix bis zum über 600 Meilen entfernten Los Angeles führte. Aber eine so lange Reise würde der Mann im Landrover nicht machen, da war Bount sich ziemlich sicher. Während erzählte Bount seiner Assistentin von der Serie mutmaßlicher Ritualmorde und dem, was sich sonst noch bei der Polizei ergeben hatte.
June seufzte unwillkürlich.
"Ich sehe bei all dem noch keinen Zusammenhang", meinte sie verzweifelt.
"Ich auch nicht", gab Bount zu. "Aber wenn es einen gibt, dann bekommen wir ihn heraus."
"Was ist denn mit den Opfern dieser Mord-Serie genau geschehen?"
"Stell dir eine Herzoperation mit einem stumpfen Messer vor - durchgeführt von einem, der nicht einmal ein Metzger ist - geschweige denn ein Chirurg..."
"Hör auf, Bount!"
"Du hast mich gefragt."
Sie fuhren jetzt durch eine steinige, karge Landschaft. Auf dem Highway war nicht viel Betrieb. Ab und an kam ihnen ein Truck entgegen, aber sonst war nicht viel los. Das hatte den Nachteil, dass der Mann im Landrover früher oder später Verdacht schöpfen würde. Bount hoffte später - aber diese Hoffnung schien sich nicht zu erfüllen, denn der Schwarzbart blickte sich einige Male nervös um.
"Er scheint zu ahnen, dass wir ihn verfolgen!", stellte June fest und Bount nickte. Der Landrover beschleunigte sichtlich und Bount ließ ihn etwas davonziehen. Die Gefahr, ihn zu verlieren, war hier draußen nicht besonders groß.
Eine ganze Weile ging das so und June war nahe daran, zwischendurch einzuschlafen. Doch dann schreckte sie plötzlich hoch.
"Bount! Ich glaube, er biegt ab!"
Der Privatdetektiv nickte.
"Ja, sieht so aus", murmelte er.
June holte eine Landkarte aus dem Handschuhfach des Chevys heraus und entfaltete sie. Knapp über 20 Meilen hatten sie auf dem Highway Nr.10 von Tucson aus hinter sich gebracht.
"Seltsam!", meinte June. "Der nächste Ort, bei dem es sich lohnt, den Highway zu verlassen ist Marana - aber das ist noch ein ganzes Stück entfernt." Sie zuckte mit den Schultern und schüttelte verständnislos den Kopf. "Hier draußen ist doch - nichts! So weit das Auge reicht."
"Wer