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Wunderbare Weihnachten. Agatha ChristieЧитать онлайн книгу.

Wunderbare Weihnachten - Agatha Christie


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schwieg Maria eine Weile. Sie war eine Frau, die langsam dachte. Einmal blickte sie hin zu dem Engel um Rat, aber der Engel gab ihr keinen. Er war golden und schön und unendlich fern.

      Sie dachte an die Bilder, die er ihr gezeigt hatte, an die Qual in dem Garten, den schmachvollen Tod eines Mannes, der in der Stunde seines Todes von Gott verlassen war, und sie hörte erneut das schreckliche Wort Gotteslästerung.

      Und jetzt, in diesem Augenblick, war das schlafende Kind rein und unschuldig und glücklich …

      Aber sie entschied sich nicht gleich, sie dachte weiter nach, rief sich immer und immer wieder die Bilder zurück, die ihr gezeigt worden waren. Und dabei geschah etwas Seltsames. Plötzlich erinnerte sie sich an Kleinigkeiten, die sie vorher nicht beachtet hatte. So sah sie zum Beispiel das Gesicht des Mannes an dem Kreuz zur Rechten: Kein böses Gesicht, nur ein schwaches – und es war dem Kreuz in der Mitte zugewandt, und ein Ausdruck von Liebe und Vertrauen und Bewunderung lag darin.

      Mit plötzlichem Erstaunen wurde Maria bewusst: »Es war mein Sohn, den er so anschaute.«

      Und ebenso plötzlich, klar und deutlich sah sie das Gesicht ihres Sohnes, wie es auf seine schlafenden Gefährten in dem Garten herabblickte. Trauer lag darin, Mitleid und Verstehen und große Liebe … Und sie dachte: »Es ist das Gesicht eines guten Menschen.« Und sie sah auch noch einmal den Gerichtshof. Aber dieses Mal schaute sie nicht auf den prächtigen Hohepriester, sondern auf das Gesicht des angeklagten Mannes: In seinen Augen war kein Bewusstsein von Schuld.

      Und Marias Gesicht wurde sehr verwirrt.

      Da sprach der Engel: »Hast du deine Wahl getroffen, Maria? Willst du deinem Sohn Leid und Sünde ersparen?«

      Und Maria sagte langsam: »Es ist nicht an mir, einem unwissenden und einfachen Weib, den hohen Ratschluss Gottes zu verstehen. Der Herr gab mir mein Kind. Wenn der Herr es mir nimmt, dann ist es sein Wille. Aber da Gott ihm das Leben gegeben hat, ist es nicht an mir, ihm dieses Leben zu nehmen. Denn es mag sein, dass es im Leben meines Kindes Geschehnisse gibt, die ich nicht richtig verstehe. Es mag sein, dass ich nur einen Teil eines Bildes gesehen habe und nicht das ganze. Das Leben meines Kindes gehört ihm, nicht mir, und ich habe kein Recht, darüber zu bestimmen.«

      »Denke noch einmal nach«, drängte der Engel. »Willst du mir nicht dein Kind in die Arme legen, und ich bringe es zurück zu Gott?«

      »Nimm es in deine Arme, wenn dies Gottes Gebot ist«, sagte Maria. »Ich aber werde es dir nicht hineinlegen.«

      Da erhob sich ein mächtiges Flügelrauschen, und ein Blitzstrahl flammte auf, und der Engel verschwand.

      Ein wenig später kam Joseph, und Maria berichtete ihm, was geschehen war. Joseph billigte, was Maria getan hatte.

      »Du hast recht getan, Weib«, sagte er. »Und wer weiß, vielleicht hat dieser Engel gelogen.«

      »Nein«, sagte Maria. »Er hat nicht gelogen.«

      Mit ihrem ganzen Fühlen war sie dessen sicher.

      »Ich glaube von alldem kein Wort«, sagte Joseph fest. »Wir werden unseren Sohn sehr sorgsam erziehen und im Glauben unterweisen, denn es ist die Erziehung, die zählt. Er wird in meiner Werkstatt arbeiten, am Sabbat mit uns in die Synagoge gehen und alle Festtage und Gebote einhalten.«

      Maria schaute in die Krippe und sagte: »Sieh nur, unser Sohn lächelt.«

      Und wirklich, das Knäblein lächelte und streckte seine winzigen Hände der Mutter entgegen, als wollte es sagen: »Gut gemacht.«

      Hoch droben jedoch, im blauen Himmelsgewölbe, bebte der Engel vor Hochmut und Zorn.

      »Dass ich bei einem törichten, unwissenden Weib versagt habe! Aber es wird eine andere Gelegenheit geben. Eines Tages, wenn Er erschöpft und hungrig und schwach sein wird, werde ich ihn auf den Gipfel eines Berges führen und ihm die Königreiche dieser meiner Welt zeigen. Ich werde ihm die Herrschaft über sie alle anbieten. Er soll Städte und Könige und Völker beherrschen. Er soll die Macht haben, Krieg, Hunger und Unterdrückung ein Ende zu bereiten. Ein einziges Zeichen, dass er gewillt ist, mich anzubeten, und es soll ihm gegeben sein, Frieden und Überfluss, Zufriedenheit und guten Willen zu schaffen – sich selbst als höchste Kraft des Guten zu erkennen. Dieser Versuchung wird er niemals widerstehen können!«

      Und Luzifer, der Sohn des Morgens, lachte in seiner Unwissenheit und seinem Hochmut laut auf und fuhr durch den Himmel wie ein brennender Feuerstrahl, hinab in die untersten Tiefen …

      Im Osten aber traten drei Himmelskundige vor ihre Herren und sprachen: »Wir haben ein mächtiges Licht am Himmel gesehen. Ein großer Herrscher muss geboren worden sein.«

      Doch während alle von Zeichen und Wundern flüsterten und redeten, murmelte ein sehr alter Sterndeuter: »Ein Zeichen Gottes? Gott hat keine Zeichen und Wunder nötig. Es scheint mir eher ein Zeichen Satans. Ich meine, wenn Gott zu uns kommen wollte, dann würde er ganz still kommen.«

      Im Stall aber herrschten Freude und Jubel. Der Esel schrie, der Ochse brüllte, Pferde wieherten, und Männer und Frauen drängten herbei, um das Kind zu sehen, und reichten es von einem zum anderen, und es lachte und jauchzte und lächelte sie alle an.

      »Seht«, riefen sie. »Es liebt uns alle. Noch nie hat es solch ein Kind gegeben …«

      Der unfolgsame Esel

      Es war einmal ein sehr unfolgsamer kleiner Esel. Er liebte es geradezu, unfolgsam zu sein. Wenn ihm etwas auf den Rücken geladen wurde, warf er es ab, und er rannte den Leuten nach und versuchte, sie zu beißen. Sein Herr konnte nichts mit ihm anfangen, und so verkaufte er ihn an einen anderen Herrn, und dieser Herr konnte auch nichts mit ihm anfangen und verkaufte ihn ebenfalls, und schließlich wurde er für ein paar Pfennige einem schrecklichen alten Mann gegeben, der alte, abgearbeitete Esel aufkaufte und sie durch Schinderei und schlimme Behandlung umbrachte. Aber der unfolgsame Esel jagte den alten Mann und biss ihn und rannte dann mit fliegenden Hufen davon. Er wollte sich nicht wieder einfangen lassen, deshalb schloss er sich einer Menschenmenge an, die ihres Weges zog.

      »Unter all den vielen Menschen wird niemand wissen, wo ich hingehöre«, dachte sich der Esel.

      Die Menschen zogen alle nach der Stadt Bethlehem, und als sie dort ankamen, gingen sie in einen großen Khan voller Menschen und Tiere.

      Der kleine Esel aber schlüpfte in einen hübschen kleinen Stall, in dem schon ein Ochse und ein Kamel standen. Das Kamel war sehr hochmütig wie alle Kamele, denn die Kamele glauben, nur sie allein wüssten den hundertsten und geheimen Namen Gottes. Das Kamel war zu stolz, um mit dem Esel zu sprechen. Deshalb begann der Esel zu prahlen. Er prahlte furchtbar gerne.

      »Ich bin ein ganz außergewöhnlicher Esel«, sagte er. »Ich kann sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit sehen.«

      »Wie soll denn das gehen?«, brummte der Ochse.

      »Na ja, einfach genauso, wie ich vorwärts- und rückwärtslaufen kann. Meine Urur- siebenunddreißigmal Urgroßmutter war die sprechende Eselin des Propheten Bileam und hat mit eigenen Augen den Engel des Herrn gesehen.«

      Aber der Ochse kaute ungerührt weiter, und das Kamel blieb weiter hochmütig.

      Bald darauf kamen ein Mann und eine Frau herein, und es gab eine Menge Aufregung, aber der Esel fand rasch heraus, dass es da gar nichts zum Aufregen gab außer einer Frau, die ein Kind kriegte, und das passiert schließlich jeden Tag. Und nachdem das Kind geboren war, liefen Hirten herbei und machten ein großes Getue um das Kind – aber Hirten sind eben sehr einfältige Leute.

      Aber dann erschienen Männer in prunkvoller Kleidung.

      »VIPs«, zischte das Kamel.

      »Was ist das?«, fragte der Esel.

      »Hochwichtige Leute, die Geschenke bringen«, sagte das Kamel.

      Der Esel dachte, die Geschenke seien vielleicht was Gutes zum Essen, und als es schließlich dunkel wurde, schnupperte


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