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Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Jonathan SwiftЧитать онлайн книгу.

Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten - Jonathan Swift


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der Küche gehörte, veranlaßt. Glumdalclitch hatte mich in ihrem Zimmer verschlossen, als sie zu irgendeinem Zweck oder um einen Besuch zu machen, hinausging. Das Wetter war sehr heiß; deshalb war das Fenster des Zimmers sowie auch eines in meiner größeren Schachtel, worin ich wegen seiner Größe und Bequemlichkeit wohnte, offengelassen worden. Als ich nun ruhig und sinnend an meinem Tische saß, hörte ich, wie irgend etwas krachend in das Zimmerfenster hereinsprang und von der einen Wand zur anderen herumhüpfte. Obgleich ich dadurch sehr erschreckt wurde, wagte ich es trotzdem, hinauszusehen, rührte mich aber nicht von dem Stuhle, und da ich sah, wie ein possenhaftes Tier herumsprang und Kapriolen schnitt, bis es an meine Schachtel kam, die es mit großem Vergnügen neugierig zu betrachten schien, indem es zugleich ängstlich auf Tür und Fenster des Zimmers blickte. Ich zog mich in den entferntesten Winkel der Schachtel zurück; als nun aber der Affe sie von allen Seiten beschnüffelte, geriet ich in solche Angst, daß mir die Geistesgegenwart verlorenging. Ich hätte mich nämlich sehr leicht unter meinem Bett verstecken können. Nachdem er einige Zeit mit Schnüffeln, Grinsen und Schnattern verbracht hatte, entdeckte er mich endlich, steckte eine seiner Pfoten auf dieselbe Weise hinein wie eine Katze, wenn sie mit der Maus spielt, und packte mich endlich, obgleich ich ihm immer auszuweichen suchte, bei meinem Rockschoß, der sehr dick und stark aus der Seide des Landes genäht war. So zog er mich heraus, dann nahm er mich auf seine rechte Vorderhand und hielt mich, wie Ammen, wenn sie Kinder säugen wollen, oder wie die Affen in Europa junge Katzen auf den Arm zu nehmen pflegen. Wollte ich mich widersetzen, so drückte er mich so stark, daß ich es für klüger hielt, mich in seine Liebkosungen zu fügen; da er nun mein Gesicht mit der anderen Hand sehr sanft streichelte, so habe ich guten Grund zu glauben, daß er mich für einen jungen Affen hielt. In dieser Unterhaltung wurde er durch ein Geräusch an der Zimmertür unterbrochen, als wolle diese jemand öffnen; hierauf sprang er plötzlich zum Fenster hinaus, durch das er gekommen war, kletterte dann die Dachrinnen und Bleischienen mit drei Händen hinauf, indem er mich mit der vierten hielt, bis er auf das dem unsrigen nächste Dach hinaufklomm. Ich hörte, wie Glumdalclitch laut aufkreischte, als sie sah, wie er mich forttrug. Das arme Mädchen verlor beinahe den Verstand; das ganze Quartier des Palastes geriet in Aufruhr; Diener kamen mit Leitern; der Affe wurde von Hunderten vom Hofe aus betrachtet, wie er auf dem Dachstuhl eines Gebäudes dasaß, mich wie ein Kind in der Vorderhand hielt und mich mit der anderen fütterte; er nahm nämlich einige Nahrungsmittel aus einer Backentasche seines Maules heraus und stopfte mir diese in den Mund, wenn ich nicht essen wollte. Viele aus dem Volke konnten es nicht unterlassen, hierüber zu lachen; auch darf man sie, wie ich glaube, deshalb nicht tadeln, denn der Anblick mußte für jeden, nur nicht für mich, lächerlich sein. Einige aus dem Volke warfen Steine auf das Dach, um den Affen herunterzutreiben. Dieses wurde aber streng verboten, wahrscheinlich, weil mir der Kopf dadurch zerschmettert werden konnte.

      Endlich wurden Leitern angelegt, und Menschen stiegen hinauf. Als der Affe dies bemerkte und zugleich sah, wie er umringt wurde, ließ er mich auf einen Dachziegel fallen, da er mit drei Händen nicht schnell genug laufen konnte, und entwischte. Dort saß ich einige Zeit, fünfhundert Ellen über dem Erdboden, und erwartete jeden Augenblick, vom Winde herabgeweht zu werden oder infolge von Schwindel hinunterzustürzen und über die Dachrinne kopfüber zu purzeln; allein ein braver Bursche, ein Diener meiner Wärterin, kletterte hinauf, steckte mich in seine Hosentasche und brachte mich wohlbehalten hinunter.

      Ich war von dem ekelhaften Stoffe, den der Affe in meinen Schlund gesteckt hatte, beinahe erstickt; allein meine liebe Wärterin leerte meinen Mund mit einer kleinen Nadel; dann begann ich mich zu erbrechen, und dies gab mir große Erleichterung. Dennoch war ich so schwach und durch den Druck des verhaßten Tieres an den Seiten so voller Beulen, daß ich vierzehn Tage lang zu Bett bleiben mußte. Der König, die Königin und der ganze Hof ließen sich täglich nach meinem Befinden erkundigen; die Königin selbst besuchte mich mehrere Tage während meiner Krankheit. Der Affe wurde getötet und Befehl erlassen, man dürfe kein Tier dieser Art in der Nähe des Palastes halten.

      Als ich dem Könige nach meiner Wiederherstellung einen Besuch machte, um mich für seine Güte zu bedanken, war er so gnädig, über mein Abenteuer zu spotten. Er fragte mich, von welcher Art meine Gedanken und Betrachtungen gewesen seien, als ich in der Hand des Affen lag; wie die Nahrung, die er mir gegeben, geschmeckt; wie er mich gefüttert habe und ob mein Appetit durch die frische Luft auf dem Dache nicht gereizt worden sei. Er wünsche zu wissen, was ich bei dieser Gelegenheit in meinem Vaterlande getan hätte. Ich sagte Seiner Majestät: In Europa hätten wir nur Affen, die als Merkwürdigkeit von anderen Weltgegenden hergebracht würden; sie seien so klein, daß ich mit einem Dutzend fertig werden könne, wenn sie die Frechheit besäßen, mich anzugreifen. Was nun das furchtbare Tier betreffe, mit dem ich kürzlich in Berührung gekommen (es war so groß wie ein Elefant), so habe meine Furcht mir leider nicht den Gedanken erlaubt, ich könne von meinem Degen Gebrauch machen (während ich dies sprach, nahm ich eine trotzige Haltung an und schlug mit der Hand auf den Degengriff), sonst würde ich ihm an der Hand eine solche Wunde beigebracht haben, daß er sie mit größerer Eile wieder zurückgezogen hätte, als er sie hereingesteckt. Dies sprach ich in so festem Tone, wie ein Mann, der besorgt ist, sein Mut möge in Zweifel gezogen werden. Meine Rede brachte aber nichts zustande als lautes Gelächter, soweit es die Achtung vor der Majestät bei denen, die ihre Munterkeit nicht unterdrücken konnten, erlaubte. Da kam ich auf den Gedanken, daß der Versuch eines Menschen, bei denen auf seiner Ehre zu beharren, die in jedem Grade der Vergleichung hoch über ihm stehen, doch ein vergebliches Unterfangen sei. Und dennoch habe ich diese Moral meiner Erzählung seit meiner Rückkehr nach England häufig anzuwenden Gelegenheit gehabt, wo ein geringer und verächtlicher Schuft, ohne den geringsten Anspruch durch Geburt, Gestalt, Witz und Menschenverstand, so frech ist, sich ein wichtiges Ansehen zu geben und sich mit der höchsten Person des Königreichs auf gleichen Fuß zu stellen.

      Täglich war bei Hof irgendeine Posse von mir im Umlauf, und Glumdalclitch, obgleich sie mich außerordentlich liebte, war so mutwillig, jede Torheit, die ich beging, der Königin zu hinterbringen, so oft dergleichen Ihrer Majestät Vergnügen machen konnte. Das Mädchen war einst unpäßlich und fuhr deshalb mit ihrer Erzieherin bis auf eine Stunde oder dreißig Meilen von der Stadt, um frische Luft zu schöpfen. Sie stiegen an einem Fußpfade auf dem Felde aus dem Wagen; Glumdalclitch setzte meine Reiseschachtel auf den Boden, und ich ging heraus, um ein wenig umherzuspazieren. Auf dem Fußwege lag ein Haufen Kuhdünger, und ich konnte es nicht unterlassen, durch einen Versuch, darüber wegzuspringen, den Damen meine Behendigkeit zu zeigen. Ich nahm einen Anlauf, sprang aber unglücklicherweise zu kurz und fiel gerade in die Mitte bis über meine Knie hinein. Mit einer Schwierigkeit watete ich wieder heraus, und ein Bedienter mußte mich mit einem Handtuche abwischen, denn ich war furchtbar mit Kot beschmiert. Meine Wärterin schloß mich in meine Schachtel, bis wir wieder nach Hause kamen; die Königin aber er fuhr den Vorgang in kurzem, und der Bediente verbreitete ihn bei dem ganzen Hofe, so daß die heitere Laune dort mehrere Tage lang ausschließlich auf meine Kosten andauerte.

      Sechstes Kapitel

      Mehrere Erfindungen des Verfassers, um dem König und der Königin Vergnügen zu machen. Er zeigt seine Geschicklichkeit in der Musik. Der König erkundigt sich nach dem Zustand von England, worüber ihm der Verfasser berichtet. Des Königs Bemerkungen hierüber.

      Ich pflegte mich einmal oder zweimal wöchentlich beim Lever des Königs einzufinden und hatte ihn schon öfter unter den Händen des Barbiers gesehen, ein Anblick, der mir zuerst wirklich im höchsten Grade furchtbar war, denn das Rasiermesser war noch zweimal so lang wie eine gewöhnliche Sense. Einmal erreichte ich von dem Barbier, daß er mir etwas von dem abrasierten Seifenschaum gab, woraus ich vierzig oder fünfzig der stärksten Haarstoppeln hervorsuchte. Dann nahm ich ein Stück feinen Holzes und schnitt dies für den Rücken eines Kammes zu und machte, so gut es ging, kleine Löcher mit einer Nadel, die mir Glumdalclitch gegeben, hinein. In diese nun steckte ich die Bartstoppeln mit solcher Kunst, indem ich sie mit meinem Messer an der Spitze abschabte und schräg zuspitzte, daß ich einen ziemlich erträglichen Kamm zustande brachte. Dieses Werkzeug kam mir sehr zustatten, denn der meinige war an den Spitzen bereits so zerbrochen, daß ich ihn beinahe nicht mehr gebrauchen konnte; auch kannte ich keinen so feinen und geschickten Künstler im ganzen Lande, der imstande gewesen wäre, mir einen neuen anzufertigen.

      Dies


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