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Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Jonathan SwiftЧитать онлайн книгу.

Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten - Jonathan Swift


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Mittel, aus den Fellen der Yähus oder anderer Tiere, wieder ersetzen. Dadurch hätte das Geheimnis ohnedem verraten werden müssen. Somit sagte ich meinem Herrn: In dem Lande, woher ich komme, bedecke sich das ganze Geschlecht, wozu ich gehöre, den Leib mit Haaren verschiedener Tiere, die man künstlich zubereite. Dies geschehe sowohl des Anstandes wegen, als auch um die unangenehmen Einflüsse der Luft, sowohl bei Hitze wie bei Kälte, zu vermeiden. Was mich selbst betreffe, so wolle ich ihn sogleich hiervon überzeugen, wenn er die Güte habe, mir den Befehl zu erteilen. Allein ich bäte um Verzeihung, wenn ich diejenigen Teile nicht bloßstelle, deren Verheimlichung uns die Natur gebiete. Er antwortete: Meine Rede sei sonderbar, besonders aber der letztere Teil; er könne nicht begreifen, weshalb die Natur uns zu verheimlichen lehre, was sie uns gegeben habe. Weder er noch seine Angehörigen schämten sich irgendeines Teiles an ihrem Leibe. Ich möge jedoch tun, was mir beliebe. Hierauf knöpfte ich meinen Rock auf und zog ihn aus, ebenso auch meine Weste. Dann legte ich Schuhe, Strümpfe und Beinkleider ab. Ich ließ mein Hemd bis an den Bauch herabfallen, zog den unteren Teil herauf und befestigte es wie einen Gürtel um die Mitte meines Leibes, meine Nacktheit zu verbergen.

      Mein Herr beobachtete mein ganzes Verfahren mit den Zeichen großer Neugier und Verwunderung. Er nahm alle meine Kleider mit dem Fußgelenk auf und untersuchte eines nach dem anderen mit vieler Genauigkeit, dann streichelte er sanft meinen Leib und besah mich von allen Seiten. Hierauf sagte er: Ich sei ein vollkommener Yähu, sei jedoch von den übrigen meines Geschlechts in der Weiße und Weichheit meiner Haut sehr verschieden; ferner auch durch den Mangel an Haar an mehreren Teilen meines Körpers; durch die Form und die Größe meiner Vorder- und Hinterklauen; endlich auch durch mein Bestreben, fortwährend auf meinen Hinterpfoten zu gehen. Er wünschte nichts weiter zu sehen und erteilte mir die Erlaubnis, meine Kleider wieder anzuziehen, denn ich schauderte vor Kälte.

      Ich sagte ihm, wie unangenehm es mir sei, daß die Benennung Yähu, dieses verhaßten Tieres, gegen das ich im höchsten Maße Haß und Verachtung hege, mir so häufig beigelegt werde, und bat ihn deshalb, er möge das Wort nicht mehr auf mich anwenden und dasselbe seiner Familie und seinen Freunden sagen, denen er erlaube, mich zu besuchen. Ich bat ihn ferner, das Geheimnis meiner falschen Körperbedeckung zu bewahren, solange meine gegenwärtige Kleidung aushalten würde, denn darüber, was sein Diener, der fuchsrote Klepper, beobachtet habe, werde ihm seine Ehre gebieten, zu schweigen.

      Zu alledem gab mein Herr sehr gnädig seine Einwilligung, und so wurde das Geheimnis bewahrt, bis meine Kleider ganz abgenutzt waren, so daß ich genötigt wurde, sie auf verschiedene Weise zu ersetzen, wie ich nachher beschreiben werde. Dann sprach er seinen Wunsch aus, ich möge unterdessen die Landessprache erlernen. Er sei nämlich über meine Fähigkeit der Rede und Vernunft noch mehr erstaunt als über die Gestalt meines Körpers, ich möge mich bedecken oder nicht. Auch warte er voll Ungeduld auf die wunderbaren Dinge, die ich ihm erzählen wolle.

      Von da an verdoppelte er seine Mühe, mich zu unterrichten; er brachte mich in alle Gesellschaften und trug Sorge, daß ich höflich behandelt wurde; er sagte nämlich seinen Freunden insgeheim, dies werde mich in guter Laune erhalten und mich für sie unterhaltender machen.

      An jedem Tage legte er mir mehrere Fragen über mich vor, die ich so gut wie möglich beantwortete; hierdurch hatte er bereits einige allgemeine Begriffe erlangt, obgleich diese noch sehr unvollkommen waren. Es würde langweilig sein, das ganze Verfahren darzustellen, wodurch ich zu einer regelrechten Unterhaltung gelangte. Der erste Bericht, den ich in einiger Ordnung und Ausführlichkeit von mir gab, war folgender Art: Ich sei aus einem sehr entfernten Lande gekommen, nebst fünfzig anderen meines Geschlechts; wir seien in einem großen hölzernen Gefäß, das bei weitem größer sei als das Haus Seiner Gnaden, über das Meer gereist. Ich beschrieb ihm das Schiff so gut wie möglich und erklärte ihm durch mein Schnupftuch, wie der Wind es vorwärts treibe. Nach einem Zwiste unter uns sei ich hier an der Küste ausgesetzt worden und weitergegangen, ohne zu wissen, wohin, bis er mich von der Verfolgung der verabscheuungswürdigen Yähus befreit habe. Mein Herr fragte mich hierauf, wie das Schiff gebaut sei und wie die Hauyhnhnms des Landes es der Führung von Tieren überlassen könnten. Meine Antwort war: Ich würde in meinem Berichte nicht fortzufahren wagen, wenn er mir nicht sein Wort gebe, daß er sich nicht ärgern wolle, und dann würde ich ihm die Wunder erzählen, die ich ihm so oft versprochen hatte. Er erfüllte meine Bitte, und ich gab ihm dann die Versicherung, das Schiff sei von Geschöpfen, die mir glichen, verfertigt. In meinem Vaterlande sowie in allen Ländern, die ich durchreiste, seien die Yähus allein die vernünftigen und regierenden Tiere; bei meiner Ankunft sei ich so erstaunt gewesen, als ich ihn erblickte, daß die Hauyhnhnms als vernünftige Geschöpfe handelten, wie er und seine Freunde sich verwunderten, einige Spuren von Vernunft bei einem Geschöpfe zu finden, das er Yähu zu nennen die Güte habe. Ich gestand ein, daß ich den Yähus in jedem Teile meines Körpers gleiche, daß ich mir jedoch ihre entartete und viehische Natur nicht erklären könne. Ich sagte ferner: Wenn das Glück mich jemals in mein Vaterland zurückführe und wenn ich dann, wie ich beschlossen habe, meine Reise hierher erzähle, so würde jeder glauben, ich habe etwas berichtet, was nirgends existiere, und habe eine Geschichte ins Blaue hinein erfunden; ich müsse bei aller Achtung, die ich gegen ihn, seine Familie und Freunde hege, und unter der Bedingung, daß er sich nicht beleidigt fühle, offen eingestehen, daß meine Landsleute mir schwerlich glauben würden, ein Hauyhnhnm sei das herrschende Geschöpf einer Nation und der Yähu das Vieh.

      Viertes Kapitel

      Begriff der Hauyhnhnms von Wahrheit und Falschheit. Des Verfassers Bericht wird von seinem Herrn nickt gebilligt. Der Verfasser gibt einen genaueren Bericht über sich selbst und die Ereignisse seiner Reise.

      Mein Herr hörte mich mit Zeichen des Ärgers in seinen Zügen an, denn Bezweifeln oder Nichtglauben ist in diesem Lande so wenig bekannt, daß die Einwohner nicht sagen können, wie sie sich unter solchen Umständen zu benehmen haben. Auch erinnere ich mich mehrerer Unterredungen mit meinem Herrn, bei denen ich gelegentlich von Lügen und falscher Darstellung sprach, da wir uns gerade über die Natur der Menschheit in anderen Ländern unterhielten, so daß er nur mit Schwierigkeit den Sinn meiner Worte verstand, obgleich er sonst ein scharfes Urteil besaß. Seine Schlußfolgerung war nämlich so: Der Gebrauch der Rede ist uns zum gegenseitigen Verständnis und zur Erkenntnis der Tatsachen gegeben. Sagt nun jemand irgend etwas, das nicht existiert, so wird der Zweck verfehlt, weil man ja von mir nicht sagen kann, daß ich den Sinn seiner Rede begreife, auch bin ich so weit davon entfernt, etwas mir Neues zu erfahren, daß ich schlimmer daran bin, als wüßte ich gar nichts; ich glaube zuletzt, etwas Weißes sei schwarz und etwas Kurzes lang. Dieses waren alle Begriffe, die er über das Vermögen des Lügens besaß, das von allen Menschengeschöpfen so vollkommen verstanden und so allgemein ausgeübt wird.

      Ich kehre von dieser Abschweifung zurück. Als ich behauptete, die Yähus seien ausschließlich in meinem Vaterlande die herrschenden Tiere, sagte mein Herr, dies übersteige seine Begriffe. Dann wünschte er zu wissen, ob wir auch Hauyhnhnms hätten und wie diese beschäftigt wären. Ich erwiderte ihm, wir besäßen eine große Anzahl Hauyhnhnms; sie grasten im Sommer auf den Wiesen und würden des Winters in Häusern mit Heu und Hafer ernährt, Yähu-Bediente wären bei ihnen angestellt, um ihre Haut rein zu striegeln, ihre Mähnen zu kämmen, ihre Hufe zu untersuchen, ihnen Futter zu reichen und ihr Bett zu machen. »Ich verstehe dich wohl«, sagte mein Herr, »wie sehr die Yähus auch auf die Vernunft Anspruch machen, sind die Hauyhnhnms dennoch die Herren. Ich wünschte nur, daß man mit euren Yähus ebensogut umgehen kann.« Ich bat ihn: Seine Gnaden möge mich entschuldigen, daß ich nicht weiter fortfahre. Ich sei überzeugt, der Bericht, den ich ihm geben werde, müsse ihm im höchsten Grade mißfallen. Mein Herr bestand jedoch auf seinem Befehle, ihm Gutes und Schlimmes zu sagen. Darauf berichtete ich, um ihm zu gehorchen: Die Hauyhnhnms, die wir bei uns Pferde nennen, seien die großmütigsten und zierlichsten Tiere, die wir besäßen; sie hätten ausgezeichnete Vorzüge durch Körperkraft und Schnelligkeit; wenn sie Personen von Stande gehörten, würden sie zu Reisen, Wettrennen und Wagenziehen gebraucht. Sie würden sehr sorgfältig und gütig behandelt, bis sie krank oder an den Füßen lahm wären. Dann aber verkaufe man sie und plage sie auf jede nur mögliche Art, bis sie tot seien; hierauf ziehe man ihnen die Haut ab und verkaufe diese nach dem Werte; den Leichnam aber lasse man von Hunden oder Raubvögeln fressen. Die gewöhnliche


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