Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
ihre Pferde über den Hügelkamm, an dessen Fuß die Bar-T Herde stand. Es waren sieben. Ohne anzuhalten ritten sie schräg den Abhang herunter. Unruhiges Gewoge ging durch die Herde. Horn klapperte, buschige Schwanzenden peitschten erregt. Das Muhen der Kühe verstärkte sich.
»Die Sattelstrolche von der Great Sand Ranch!«, knirschte Charles zwischen den Zähnen. »Ich wusste es.« Fester umklammerten seine Fäuste das Gewehr.
»Yeah, und allen anderen voran Bill Forsyth, der verschlagene Ableger Big Jims«, sagte Lane und spuckte aus.
Schließlich waren die Reiter heran. Sie zogen sich zu einer Linie auseinander, stützten sich lässig auf die Sattelknöpfe und lehnten sich vor. Das eine oder andere Pferd tänzelte, wurde aber hart an die Kandare genommen. Herausfordernde Augen fixierten die Bar-T Männer — und so herausfordernd wie ihre Blicke war die ganze Haltung der Leute von der Great Sand Ranch. Mit einem Schenkeldruck trieb Bill Forsyth seinen Schecken nach vorn. Sein Blick sprang von einem zum anderen und blieb schließlich an Charles Turpin hängen, der ihn gelassen erwiderte. »Das Land, auf dem ihr euch befindet, gehört meinem Vater!«, stieß Bill Forsyth hervor. »Wie kommt ihr dazu, hier euer Round up durchzuführen?«
Charles reckte die mächtigen Schultern und röhrte wütend: »Das ist freie Weide, Forsyth - Regierungsland. Hier dürfen die Rinder eines jeden grasen. Wenn dein Vater Anspruch auf dieses Land erheben will, dann muss er es kaufen. Und erst dann, wenn er mir eine Kaufurkunde vorweisen kann, ziehe ich meine Herde ab. Andernfalls stehen meine Rinder hier bis zum Jüngsten Tag.«
Bill Forsyth lachte scheppernd. Seine Stimme klirrte: »Du täuschst dich, Turpin. Deine Kuhschwänze werden schon in einer halben Stunde nicht mehr die Great Sand Weide zertreten und kahl fressen. Wir jagen sie nämlich auf dein Land zurück. Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Gewarnt haben wir dich oft genug.«
Charles atmete tief durch. Mit einem schnellen Blick streifte er seine Söhne. Sie standen angespannt, wie sprungbereit da, heißen Zorn in den Augen, bereit zu kämpfen. Grimmig, bemüht, die hochkochende Wut zu unterdrücken, rief Charles: »Denk nur nicht, dass wir tatenlos zusehen, wenn ihr euch über unsere Rinder hermacht. Du musst damit rechnen, Bill Forsyth, dass du mit der Nase in den Dreck fliegst.«
Das Gesicht Bill Forsyths verzerrte sich, wurde zu einer boshaften, gehässigen Fratze. »Ihr Turpins seid uns schon lange ein Dorn im Auge!«, fauchte er und beugte sich weit im Sattel nach vorn. »Mein Vater bedauert es seit fünfzehn Jahren, dass er euch nicht in der ersten Minute, als ihr hier ankamt, zum Teufel jagte. Nun, was Big Jim versäumte, werde ich nachholen.« Seine Stimme triefte vor selbstsicherer Überheblichkeit.
Lane Turpin trat einen Schritt vor. »Du fühlst dich auch nur stark und unbezwingbar, wenn du die abgebrühtesten Sattelwölfe deines Vaters hinter dir weißt, Bill. Als wir uns das letzte Mal in Alamosa begegnet sind und du alleine warst, konntest du mir nicht mal gerade in die Augen sehen. Steig ab und kämpf mit mir. Beweise den Männern deines Vaters, dass du tatsächlich der hart gesottene Bursche bist, für den du dich gerne ausgibst.«
Die wilde Leidenschaft in seiner Stimme erschreckte Charles Turpin. Er kannte den Jähzorn Lanes, trat schnell neben ihn und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Aber Lanes Blick ließ Bill Forsyth nicht mehr los und übte einen dumpfen Druck auf den Ranchersohn aus.
»Ich mache mir an einem wie dir die Hände nicht schmutzig!«, giftete Forsyth. »Du bist für mich nämlich Dreck, Lane Turpin. Und dich jage ich persönlich mit der Peitsche aus dem Alamosa County.«
Der Gesichtsausdruck Lane Turpins verriet, dass er kurz vor der Explosion stand. Der Griff seines Vaters wurde härter. Lanes Kiefer mahlten.
»Du bist ein Feigling, Bill Forsyth. Ein windiger, aufgeblasener Bastard, der nicht einmal Cody Renslaw das Wasser reichen kann!«
Cody Renslaw war der verkommenste Säufer in Alamosa. Für einen Brandy holte er Fünfcentstücke aus den Spucknäpfen in den Saloons. Ein Wrack, das sein Leben im Delirium fristete.
Lanes provozierende Worte hingen unheilvoll zwischen ihnen. Und jeder spürte, wie sich jäh eisige Kälte ausbreitete.
*
Bill Forsyth war zusammengezuckt wie unter einem Peitschenhieb. Er wusste, dass er sein Gesicht verlor, wenn er diese Herausforderung nicht annahm.
John Landers, der Vormann der Great Sand Ranch, rief rau vor unterdrückter Erregung: »Darauf gibt es nur eine einzige Antwort, Lane. Du weißt das.«
»Natürlich«, versetzte Lane gelassen und unbeeindruckt.
Bill Forsyth fühlte die ersten Anzeichen tiefer Unsicherheit und Angst. Aber wenn er jetzt kniff, würden ihn die Cowboys verachten. Und da schnitten auch schon John Landers' Worte tief in sein Bewusstsein: »Du wirst ihm die entsprechende Antwort nicht schuldig bleiben können, Bill. Oder willst du die Beleidigung auf dir sitzen lassen?«
Bill Forsyth erschauderte. Mit belegter Stimme, in der all seine inneren Nöte mitschwangen, gab er zu verstehen: »Wie du willst, Lane. Ich nehme deine Herausforderung an. Hoffentlich bist du dir darüber im Klaren, dass ich mit dem Colt besser bin als du. Ich habe es nämlich nicht nötig, lassoschwingend hinter sturen Rindern herzujagen. Ich hatte Zeit, zu üben.«
»Hör auf!«, mahnte Charles Turpin beschwörend und gerade so laut, dass Lane es verstehen konnte. »Wenn hier Blut fließt, dann wird es einen Krieg geben.«
Lane trat von seinem Vater weg. Dessen Hand rutschte von seiner Schulter und fiel nach unten. »Du redest zuviel, Bill!«, peitschte Lanes Stimme. »Also steig ab, damit wir es austragen können. Ich denke, diese Sache zwischen uns beiden ist längst fällig.«
Aller Augen ruhten auf Bill Forsyth. Er spürte die Blicke nahezu körperlich und kam sich vor wie ein in die Enge gedrängtes Tier. Fast zögernd hob er sein linkes Bein über den Sattelknauf. Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und machte zwei kurze, linkische Schritte. Seine Hand hing neben dem Revolverkolben, öffnete und schloss sich und war feucht vom Schweiß. »Es ist wegen Lisa, nicht wahr?«, zwang er sich, mit einigermaßen gefestigter Stimme zu sagen.
»Ich weiß, dass du ihr nachstellst, und zwar gegen den ausdrücklichen Wunsch deines Vaters. Als die Tochter eines Coyotenjägers steht sie unter seiner Würde. Du bist Lisa ein Gräuel. Sie hat es mir selbst gesagt. Und weil sie dir die kalte Schulter zeigt, brauche ich dich ihretwegen auch nicht auf deine richtige Größe zurechtstutzen.«
Bill Forsyths Blick wurde unstet. In seinem schmalen Gesicht zuckte es. Er schielte zu John Landers hin. Erbärmliche Furcht sprach aus jedem seiner Züge.
»Ich kann dir in diesem Fall nicht helfen, Bill«, knurrte Landers. Seine Worte fielen wie Hammerschläge und erreichten den Ranchersohn wie eine Botschaft von Untergang und Tod, hallten in ihm nach wie Höllenglocken. »Das ist eine Sache, die du alleine austragen musst. Tut mir leid!«
Blitzschnell hob Dave seine Winchester an. Die Mündung strich über die Reihe der Reiter. »Und ich rate auch keinem anderen, sich einzumischen!«, rief Dave.
Lane schoss seinem Bruder einen überraschten Blick zu. Überhaupt richtete sich die ganze Aufmerksamkeit für die Spanne einiger Herzschläge lang auf Dave. Nur Bill Forsyth, der sich das Gehirn nach einem Ausweg aus dieser für ihn gefährlichen Situation zermartert hatte, hatte Lane im Blick behalten. Und nun, da alles abgelenkt schien, sah er seine Chance. Seine Hand fuhr zum Colt. Das Eisen schwang hoch. Charles Turpin erfasste die tödliche Bedrohung zuerst. Sein Warnschrei blieb ihm im Hals stecken, er sprang vor und versetzte Lane einen heftigen Stoß. Im selben Moment brüllte der Schuss auf. Lane wurde zur Seite geschleudert, strauchelte und fiel auf die Knie. Und es war mehr der Reflex, als ein bewusster Wille, der ihn den Colt ziehen ließ. Das Donnern in den Ohren schoss er, Bill Forsyth knickte in der Mitte ein, er sperrte den Mund auf, und ein abgrundtiefes Röcheln brach daraus hervor. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Staunen.
Von Charles Turpin kam ein erstickendes Husten. Er wankte und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.