Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
und seine Augen blickten im fahlen Licht kalt wie Porzellan, als er das Gewehr zum Himmel richtete und eine Kugel aus dem Lauf jagte. Der peitschende Knall prallte nach allen Richtungen hinaus in die bizarre Welt und verhallte in vielfältigen, rollenden Echos.
*
»Allmächtiger Gott!«, entrang es sich Moss Jones erschüttert und entsetzt zugleich, als er erkennen konnte, was von der Bar-T Ranch Charles Turpins übrig geblieben war.
Sheriff Vince Renslow teilte die Betroffenheit seines Deputys. Er war am späten Nachmittag aus Monte Vista, einem kleinen Ort zwanzig Meilen nordwestlich von Alamosa, zurückgekehrt und hatte von Moss Jones erfahren, dass der Krieg zwischen den Turpins und Big Jim ausgebrochen war. Er zögerte nicht, sattelte sich ein anderes Pferd und ritt sofort los.
»Ich ahnte es«, murmelte er und seine Stimme klang brüchig. »Nachdem Lane Bill Forsyth erschoss, drehte Big Jim durch. Und wie es aussieht, hat er die Turpin-Brüder mit Feuer und Blei von der Erde gefegt.«
Eine Schuppentür knarrte rostig in den Angeln. Das Geräusch entging ihnen. Sie sahen auch nicht den Schemen, der sich aus der Finsternis des Stallinneren löste und nach links weghuschte, dem ein zweiter folgte, der in das Schattenfeld rechts neben der Tür glitt. Die metallische Stimme aber, die ertönte, ließ sie erschreckt zusammenzucken und riss sie aus ihren trüben Gedanken.
»Wer ist da? Wir können genug von euch sehen, um euch auch zu treffen! Also haltet still und antwortet!«
Der Sheriff wollte im ersten Augenblick zum Colt greifen, aber sein Verstand holte die reflexartige Bewegung ein. Er stützte sich auf das Sattelhorn und rief wütend: »Hier ist der Sheriff, Mister! Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber was ich hier sehe, stinkt mächtig zum Himmel. Wir kommen jetzt zu euch hinüber. Waffen runter!«
Sie lenkten ihre Pferde an dem Brandschutt vorbei auf die Scheune zu. Matt funkelten die Sterne an ihren Westen. Zwei Gestalten verließen den tiefen Schatten vor der Hütte und gingen ihnen langsam entgegen.
»Wer seid ihr?", fragte der Sheriff, der ihre Gesichter nicht ausmachen konnte, der sich lediglich sicher war, keinen der Turpin-Brüder vor sich zu haben.
»James Dembrow und Bret Tucker von der Great Sand Ranch!«, kam es zurück.
Die beiden blieben stehen. Renslow konnte erkennen, dass sie zwar Gewehre in den Fäusten hielten, dass die Mündungen aber auf den Boden zeigten. Er saß ab. »Pass auf!«, raunte er Jones zu, der auf dem Pferd blieb und dessen Hand sich auf den Coltknauf legte.
Renslow trat vor die beiden Great Sand-Reiter hin. »Was habt ihr hier zu suchen? Euer Boss hat ja schon ganze Arbeit geleistet.« Er vollführte eine ausholende Armbewegung. »Stecken vielleicht noch mehr von euch in dem Schuppen?«
Der Tonfall des Sheriffs klang ungeduldig, war zwingend und schroff. Trotz des schlechten Lichts war der eisenharte Wille dieses Mannes von seinen kantigen Zügen abzulesen. Er wirkte in der Dämmerung schlank, hager und dunkel wie ein Wolf.
»Wir haben einen Verwundeten. Lane Turpin hat ihn aus dem Sattel geschossen.«
»Was tut ihr hier?« Ranslows Blick sprang von einem zum anderen.
Den beiden Cowboys wurde es plötzlich ziemlich unbehaglich zumute. Schließlich aber antwortete Dembrow: »Wir sind auf Befehl Big Jims zurückgeblieben, um Cole Turpin und Tex Dudley zu bewachen.« Dembrows Stimme kam zaghaft. Sein Gesicht sah bekümmert aus, es wirkte müde und unruhig.
»Erzähle!«, forderte der Sheriff und hakte seine Daumen in den Patronengurt. »Ich will alles wissen. Hörst du? Alles!« Er spürte beinahe körperlich die Ratlosigkeit, die die beiden Weidereiter ausstrahlten. Und die Anspannung in ihm wuchs, aber auch die Ungeduld, weil sich keiner der beiden entschließen konnte, den Mund aufzumachen.
»Ich warte!«, schnauzte er.
Nun war es Tucker, der sich entschloss, dem Sheriff Bericht zu erstatten. Stumm lauschte der Gesetzeshüter. »Tex Dudley hat Dave Turpin begraben«, schloss der Cowboy. »Und jetzt jagt Big Jim Lane Turpin. Turpins Leben ist keinen Cent mehr wert, sage ich Ihnen.«
»Ich habe die Geschichte von Tex Dudley ein wenig anders vernommen, Tucker!«, rief Moss Jones kehlig.
»Was sagst du dazu?«. Der Sheriff knurrte unheilvoll.
Verstockt und störrisch schwieg der Cowboy.
»Ich werde die Wahrheit herausfinden, Tucker! Und wehe, wenn du mich angelogen hast. Dann kannst du was erleben.« Renslow befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen. »Big Jim hat also das Gesetz in seine eigenen Hände genommen!«, knurrte er dann wie im Selbstgespräch. »Dieser alte, sture Narr!« Er hieb mit der flachen Hand durch die Luft, als brauchte er ein Ventil für seinen Zorn. Sein Blick verkrallte sich an Tucker, der den Kopf zwischen die Schultern zog und betreten auf den Boden stierte. »Dann wollen wir mal in den Schuppen hineingehen, Freunde. Gibt es hier noch so etwas wie eine Laterne?«
»Ja«, erwiderte Dembrow und schwang auf dem Absatz herum. Er lief in die Scheune. Ein Streichholz flammte auf. Helligkeit breitete sich aus, als die Lampe brannte.
Sattelsteif ging der Sheriff in den Schuppen. Sein Schatten fiel über drei Männer auf dem Boden, von denen einer gefesselt und geknebelt war. Tex Dudley. Cole Turpin lag unter einer Decke und wälzte sich stöhnend und röchelnd hin und her. Der verwundete Great Sand-Reiter lag still und atmete rasselnd. Er hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht war bleich, schweißnass und eingefallen.
Tucker war dem Sheriff gefolgt. Der nahm alles in sich auf und spürte, wie sich an seinem Gaumen ein gallenbitterer Geschmack festsetzte. »Nimm Dudley den Knebel aus dem Mund!«, befahl er unwillig. »Und schneide seine Fesseln durch.« Er beugte sich über Cole Turpin. Blutige Striemen zogen sich über dessen Antlitz. Renslow sah die fiebrig entzündeten, zuckenden Lider, vernahm unzusammenhängendes Gestammel aus dem Mund des zerschlagenen Mannes, sah die Schweißperlen auf seiner Stirn und brauchte einige Zeit, um diesen Anblick zu verarbeiten. Wut kroch in ihm hoch.
Er richtete sich auf. »Mir scheint, ihr habt hier gehaust wie die Vandalen!«, brach er erbittert los. Seine Augen hatten sich vor Zorn verdunkelt. Seine Stimme sank herab zum unheilvollen Geflüster: »Damit hat Big Jim das Fass zum Überlaufen gebracht.« Der Sheriff griff sich an den Kopf. Plötzlich aber wirbelte er zu Tucker herum, der Tex Dudley von seinen Fesseln befreit hatte. Tex rappelte sich in die Höhe und massierte seine Handgelenke, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen.
»Und ihr wart dabei, Tucker! Yeah, ihr habt all diese Schweinereien mitgemacht und ihr seid euch dabei wahrscheinlich noch mächtig stark vorgekommen. Weißt du, was das Gesetz darauf für eine Antwort hat, mein Freund? Gefängnis! Ihr wandert hinter Gitter, bis ihr schwarz werdet. Vielleicht legen sie sogar dem einen oder anderen von euch einen Strick um den Hals!«
»Sie waren dabei«, bestätigte Tex Dudley und ließ Tucker nicht aus den Augen, der ihn tückisch fixierte. »Ich konnte die Geschichte hören, die er Ihnen auftischte, Sheriff«, fuhr Tex bedächtig fort. »Ihr Deputy wird Ihnen sicherlich meine Version berichtet haben. Sie entspricht der Wahrheit. Sehen Sie mein Gesicht, Sheriff? John Landers sollte mir Big Jims Auffassung von der Schießerei draußen auf der Weide ins Gehirn hämmern. Wenn Lane nicht aufgetaucht wäre, dann hätte er es vielleicht sogar geschafft.«
Der Sheriff beobachtete Tucker, der Anstalten machte, Tex an den Hals zu gehen. Warnend hob er die Hand. »Bewahre Ruhe, Tucker, sonst machst du für dich alles nur noch schlimmer.« Sein Blick schweifte zu Dembrow, der mit verkniffenem Gesicht dabeistand und schwieg. »Hört her, ihr beiden«, sprach der Sheriff weiter. Er bemühte sich um einen klaren, sachlichen Tonfall. »Ich gebe euch eine Chance, einen Teil eurer Schuld abzutragen.« Er verstummte, ließ seine Worte sekundenlang wirken und sah das jähe Interesse in den Augen Dembrows, in dem die Worte des Sheriffs von Gefängnis und Strick nachklangen wie ein höllischer Choral. »Besorgt einen Wagen mit Heu und bringt die beiden armen Hunde da am Boden auf dem schnellsten Weg in die Stadt.«
Dembrow