Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
ihn auf das Haus zu. Als Jay Durango an Sean vorbei musste, spuckte der nach ihm. Dafür schlug ihm der Rancher ins Gesicht, dass er wieder halb über den Zügelholm geworfen wurde.
Jay Durango stieg die Verandatreppe hinauf.
„Das Weib auch!“, schrie der Rancher im Hof. Und dann: „Hör mir gut zu, Sean: so wie er ist, so sind die Männer, die zum Salz dieser Erde gehören. So wärst du geworden, wenn es nach meinem Willen gegangen wäre. Aber du bist ein schmutziger kleiner Aasgeier geworden; das letzte Stück Dreck in Texas.“
„Du wirst mir trotzdem helfen!“, stieß Sean keuchend hervor.
„Ich kann mein Blut nicht unter den Galgen stellen. Ich kann es nicht!“
Jay Durango wurde von Jago Kidd durch die Tür gestoßen und in die Wohnhalle geführt. Hier hatte der erste dramatische Kampf zwischen ihnen stattgefunden. Hier hatte er verspielt, und hier würde nun vielleicht alles zu Ende gehen.
„Von mir aus, setz dich“, brummte der Mann. „Wenn du versuchst, die Fesseln zu lockern, binde ich dir die Hände auf den Rücken. Es wird dann ungemütlicher.“
Jay Durango setzte sich in einen Ledersessel und blickte Dave entgegen, der durch die Tür gestoßen wurde und stehenblieb.
„Dorthin“, kommandierte Jago und zeigte zu einem anderen Sessel.
Dave folgte dem Wink.
Da kam Mandy Bacon herein. Der Mann, der sie geführt hatte, stieß sie bis zum Tisch, über den sie mit einem spitzen Schrei fiel.
„Setz dich, und die Schnauze gehalten“, befahl Jago Kidd. „Das dicke Ende kommt auch für dich erst noch.“
Mandy richtete sich auf und ging zu dem Sofa auf der linken Seite neben den hohen spanischen Fenstern. Sie setzte sich darauf und vergrub das Gesicht in den Händen. Mandy Bacon war nicht gefesselt.
*
Die Dunkelheit kroch in die große Wohnhalle herein. Es wurde schnell kühler.
Tobe Tetley lief mit klingelnden Sporen und auf dem Rücken verschränkten Händen hin und her. Jay sah, dass Dave stets dann, wenn Tetley ihm den Rücken zukehrte, die Fesseln zu lockern versuchte.
Mandy Bacon schluchzte leise.
Da blieb Tetley vor ihr stehen.
„Hör auf, Weib verdammtes!“, schrie er sie an. „Hör auf, ich kann es nicht mehr hören!“
Mandy Bacon wischte sich die Tränen mit dem Handrücken auf den Wangen mit dem Schmutz breit.
„Lassen Sie mich gehen“, bat sie flehend. „Ich werde aus Texas verschwinden. Ich fahre tausend Meilen weit nach Norden und werde keinem Menschen sagen, was ich erlebt habe. Sie sehen mich nie wieder.“
Tetley, der sich schon abgewandt hatte, fuhr herum.
„Das könnte dir so passen“, sagte er barsch. „Eigentlich gehörst du mit an den Zügelholm gebunden.“
Erschrocken ließ das Barmädchen die Hände sinken.
„Was - was haben Sie mit mir vor?“
„Du kommst nicht davon. Keiner kommt davon.“ Tetley ging weiter und blieb vor Jay Durango stehen. „Zehntausend Dollar“, sagte er gepresst. „Ist das wirklich kein Angebot?“
Jay schwieg verbissen.
Tetley ging zu Dave weiter.
„Zehntausend.“
„Hören Sie auf, oder ich spucke Ihnen ins Gesicht“, sagte Dave flüsternd und mit fast geschlossenen Augen. „Ich kann Sie nicht mehr sehen, Tetley.“
Der Rancher riss Dave den Kopf in die Höhe und schlug ihm die Linke ins Gesicht. Dave wurde in den Ledersessel zurückgeworfen. Mandy Bacon schrie auf, als wäre sie geschlagen worden. Ihr Gesicht sah jetzt aus, als wäre die Haut aus Glas.
Tetley trat zurück und rieb über seinen Handrücken.
„Mehr kann ich euch nicht bieten“, sagte er. „Sean bekommt ihr nicht. Wenn wir noch einmal in die Wüste reiten, dann werde ich dabei sein.“ Tobe Tetley blickte von Dave auf Jay Durango.
Jay lächelte ihn verächtlich zu.
„Dazu fehlt Ihnen der Mut“, gab er zurück. „Alle Ihre Reiter würden dann wissen, dass Sie ein kleiner, gemeiner Verbrecher sind - genau wie Sean. Und das wagen Sie nicht, Tetley.“
Schleichend wie ein Raubtier kam Tetley auf Jay Durango zu und blieb vor ihm stehen.
„Ihr müsst doch wissen, dass ich mir euch vom Hals schaffe - irgendwie!“
„In den Büschen hätten Ihre Reiter schießen müssen“, sagte Dave. „Nicht auf mein Pferd, Tetley. Sie hatten den falschen Befehl gegeben, und Sie hätten das wissen müssen.“
„Er hat es auch gewusst“, erklärte Jay. „Aber die Hoffnung, es mit uns doch noch mit Geld abmachen zu können, ließ ihn nicht los.“
„Ja“, gab der Rancher zu. „Das ist die Wahrheit. Ich habe räuberische Indianer und Viehdiebe aufhängen lassen, ohne darüber nachzudenken, Durango. Aber jetzt ist alles anders. Gut, fünfzehntausend Dollar!“
Jay schwieg.
Tetley blickte Dave an.
Der hielt die gefesselten Hände vor und sagte: „Schneiden Sie mir die Fesseln durch, Tetley, dann bekommen Sie meine Antwort ins Gesicht geschrieben.“
Tetley ging rückwärts. Wut und Hass entstellten sein Gesicht. Aber auch der Zwiespalt, in dem sich der machtbesessene, steinreiche Mann befand, war ihm anzusehen.
In der Tür tauchte ein Cowboy auf. Tetley wandte sich um.
„Was ist?“
„Sean hat das Bewusstsein verloren, Boss. Der Hunger und der Durst ... Er hat nichts bekommen.“
„Bringt ihn herein und werft ihn auf das Sofa. Aber schneidet ihm die Stricke nicht durch.“
„Ja, Boss.“ Der Cowboy wandte sich ab und verschwand. Im Flur auf den dicken, kostbaren Teppichen verklangen seine Schritte und das Rasseln seiner großen Sternsporenräder.
„Jemand soll das Feuer anzünden!“, schrie Tetley ihm nach. „Es wird kalt!“
*
Der zuckende Lichtschein ließ Licht und Schatten an den mit Tapeten verkleideten Wänden auf und nieder springen.
Sean wälzte sich auf dem Sofa auf die Seite und starrte Jay Durango hassglühend an. Das Feuer ließ Funken in seinen schwarzen Augen tanzen.
Tobe Tetley stand neben dem Kamin, einen Arm auf den Sims gestützt, die andere Hand auf dem Kolben des Colts liegend.
Mandy Bacon schluchzte leise. Die Tränenbäche auf ihren Wangen schimmerten wie Silber.
„Wann willst du sie endlich mundtot machen?“, schrie Sean seinem Vater zu. „Sie wollen kein Geld. Sie wollen mein Leben. Und sie werden nie Ruhe geben, solange sie am Leben sind. Hörst du nicht!“
Jay Durango blickte hinaus. Die Nacht hatte sich über das Land gesenkt, und der Schuppen, den er vor Minuten noch gesehen hatte, war nur noch zu ahnen.
„Warum antwortest du nicht?“, schrie Sean seinen Vater an.
Der Rancher nahm den Arm vom Kaminsims und ging zum Fenster, durch das aus der Wüste kommende Nachtkälte in den Raum floss. Er schloss das Fenster. Die großen Scheiben klirrten leise.
„Es ist heiß“, murmelte das Barmädchen. „Warum lassen Sie das Fenster nicht offen?“
Tobe Tetley gab auch ihr keine Antwort. Die Hände auf dem Rücken zusammengelegt, ging er zum Kamin zurück und nahm die alte Stellung ein.
Seans Kopf sank auf das Sofa zurück.