Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
gegen den Leib seines Tieres und musste stehen bleiben.
„Steig wieder auf und nimm die Zügel, Sean!“, kommandierte Jay Durango.
Sean griff hinter sich nach dem Sattelhorn, aber sein Blick wanderte noch immer zwischen Jays Augen und der auf ihn gerichteten Waffe hin und her.
„Steig auf, wir reiten weiter!“, schrie Jay Durango.
Da drehte sich der junge Bandit etwas und schob den angehobenen Stiefel in den Steigbügel.
„Vielleicht hättest du schießen sollen“, sagte er dumpf und drohend. „Es werden noch andere Momente kommen, Durango. Ein Mann kann nicht immer wachsam sein!“ Er schwang sich in den Sattel und blickte über den Hals seines Pferdes hinweg nach Westen.
Jay drängte sein Pferd weiter nach links, um unbehindert aufsitzen zu können. Dann saß er im Sattel.
„Vorwärts, Sean!“
Der Bandit ritt durch den Bach und die steile Uferböschung auf der westlichen Seite hinauf. Als sie die Höhe erklommen hatten, blickte Sean Tetley zurück. Aber hinter ihnen waren noch keine Reiter auf dem welligen Land zu sehen.
Sean lenkte sein Pferd in einem unauffälligen Bogen nach Norden. Vielleicht glaubte er, Jay Durango so täuschen und in eine falsche Richtung bringen zu können.
Aber Jay hielt sein Pferd zurück und ritt dann auf die rechte Seite des Banditen. Hart prallten die Pferde zusammen. Seans Tier wieherte. Jay schlug ihm auf die Hinterhand. Da folgte es wieder der alten Richtung.
Sean grinste verkniffen.
„Du scheinst wirklich alles zu merken“, knurrte er. „Warten wir ab, ob es dabei bleibt. Bis San Angelo müssen es noch fast fünfzig Meilen sein.“
Jay Durango gab keine Antwort. Er trieb sein Pferd durch einen harten Schenkeldruck schneller vorwärts, griff nach dem Kopfgeschirr von Seans Pferd und riss es mit. Sean Tetley musste sich mit den aneinandergebundenen Händen am Sattelhorn festhalten und hatte so keine Möglichkeit, etwas gegen Jay Durango zu unternehmen.
*
Der Mann, der die Ränder der Hufeindrücke abgetastet hatte, richtete sich auf und zog den Hut tiefer in die Stirn. Die Sonnenstrahlen blendeten ihn, als er den Rancher anschaute.
„Und?“, knurrte Tetley drängend.
„Sie sind höchstens noch eine Stunde vor uns“, sagte der Mann. „Sean scheint es ihm schwerzumachen, schnell voranzukommen. Er muss alles Mögliche versucht haben, Boss.“
„Steig wieder auf.“ Tobe Tetley blickte sich um. Es waren noch sechs Männer, die ihn umgaben: sechs Männer auf abgetriebenen, schwankenden Pferden.
„Steig auf“, sagte er zu dem Mann, der vor seinem Pferd stand. „Wir müssen ihn einholen.“
Der Cowboy saß auf. Verbissen schwiegen sie alle.
„Weiter!“, kommandierte Tobe Tetley und trieb sein Pferd wieder an.
Die anderen folgten seinem Beispiel. Unwillig schnaubten die Pferde und schwankten hin und her. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder richtig in Gang gekommen waren und schneller werden konnten.
Tetley ritt an der Spitze seiner Mannschaft. Er war der schwerste der Männer und hatte auch das stärkste Pferd. Es war nicht weniger abgetrieben und fertig als die anderen, aber vielleicht konnte es am längsten durchhalten.
Sie waren nicht weit gekommen, als am Schluss ein Tier kläglich wieherte, zur Seite strauchelte und vorn einbrach. Der Cowboy wollte sich aus dem Sattel schnellen. Aber er war selbst müde und ausgebrannt und hatte nicht mehr die Kraft in den Beinen, die er für den Sprung gebraucht hätte. Er stürzte mit dem Tier, wurde über dessen einknickenden Hals geworfen und rollte über den Boden. Das Pferd unternahm den sinnlosen Versuch, noch einmal aufstehen zu können, schaffte es aber nicht. Langsam neigte sich der schwere Körper zur Seite. Es lag auf der Flanke, nur der Kopf noch gehoben und die großen, ängstlichen, verzweifelt blickenden Augen auf den Mann gerichtet, der aufstand und den Colt aus der Halfter zog.
Als könnte das Pferd wissen, was geschehen sollte, wieherte es noch einmal, und es klang, als würde ein Mensch um Hilfe rufen. Dann fiel der Schuss. Pulverdampf trieb zwischen dem Mann und dem Pferd, dessen Kopf die Kugel getroffen und zu Boden gestoßen hatte.
Der Reiter schob den Revolver in die Halfter, wandte sich um und blickte den anderen nach, die vor einer Wand wehenden Staubes nach Westen preschten.
Dann schaute er wieder auf das Tier.
Der achtjährige Wallach war sein Pferd gewesen.
„Verrückt sind wir“, knurrte er. Dabei musste er an die anderen Reiter der Tetley-Ranch denken, die schon vor ihm ganz genauso zurückgeblieben waren. Wahrscheinlich hatten, sie genauso gedacht wie er jetzt.
Der Mann bückte sich, öffnete die Schnalle des Sattels und zog den Gurt und den Steigbügel unter dem schweren, noch dampfenden Tierkörper hervor. Er lud ihn sich auf die Schulter und ging den Weg, den sie gekommen waren, zurück. Er hatte den Lohn bekommen - aber anders, als Tobe Tetley ihn versprochen hatte. Vielleicht dachte der Rancher schon lange nicht mehr daran.
„Die Hölle soll euch fressen“, murmelte er verbittert. Er schaute auf die breite Spur im Gras, der er folgte. Sein eigenes Pferd hatte mitgeholfen, sie in den Boden zu zeichnen.
Nun lag es hinter ihm. Er hatte seinen besten - vielleicht seinen einzigen wahren Kameraden verloren und war sich plötzlich klar, dass er so schnell keinen Ersatz für ihn finden würde.
Die Fußsohlen schmerzten ihm. Er wechselte den Sattel auf die andere Schulter. Auf einmal lief er neben der dunklen Spur, und dann geriet er immer weiter links neben sie, bis er nach Süden lief und sie nicht mehr sehen konnte. Er würde auch die Ranch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der Tod des Pferdes hatte für ihn alles verändert. Vielleicht war es doch irgendwo möglich, einen Job zu bekommen.
*
Die beiden Pferde hatten den Hügel erklommen und liefen in die Büsche hinein. Aber der Salbei bestand nur aus einer mauerartigen Hecke, in deren Mitte die Hügelkuppe frei vor den beiden Reitern lag.
Jay Durango hielt an, als Sean Tetley sein Pferd zügelte. Er blickte zurück, sah die Ebene im grellen Sonnenlicht, aber nichts von Verfolgern.
Sean, der sich ebenfalls umgewandt hatte, verzog das Gesicht. Jay Durango stieg ab. Sean folgte seinem Beispiel.
„Willst du rasten, bis du sie sehen kannst?“, fragte der junge Bandit. „Sie müssen bald kommen.“
Jay Durango lockerte den Sattelgurt, ohne die Worte des Banditen zu beachten.
Sean kam um sein Pferd herum. Jay wandte sich nach ihm um.
„Wir lassen die Pferde zehn Minuten verschnaufen. Dann reiten wir weiter.“
Er schob Sean zur Seite und wollte zu dessen Pferd, um ihm ebenfalls den Sattelgurt zu lockern. In dieser Sekunde griff der Bandit blitzschnell nach seiner Hüfte.
Jay spürte, wie der Colt aus seiner Halfter glitt, und warf sich herum. Sean hatte die Waffe mit beiden Händen gepackt und sprang flink zurück. Jay setzte ihm nach und wollte nach der Mündung schlagen, aber Sean riss die Arme mit dem Revolver zur Seite, und Jays Schlag ging ins Leere.
Sean sprang noch weiter zurück. Jay rannte auf die Büsche zu, und als Sean wild und triumphierend auflachte, warf er sich mit einem Hechtsprung vorwärts.
Peitschend hallte die Detonation des ersten Schusses in die Büsche hinein. Neben Jay Durango pflügte die Kugel den Boden auf und warf ihm Sand ins Gesicht. Er wälzte sich um seine eigene Achse und hörte das Krachen des zweiten Schusses. Die Kugel ging dicht an seinem Gesicht vorbei und bohrte sich mit einem dumpfen Geräusch in den Boden.
Jay sprang auf und warf sich mit einem verzweifelten Satz in die Büsche. Hinter ihm peitschte der dritte Schuss auf. Die Kugel riss Äste vom Buschwerk, die noch in der Luft tanzten, als Jay schon