Pferdepsychologie. Sanja PaneaЧитать онлайн книгу.
Wie bereite ich ein Pferd vor?
1. Du musst die Kontrolle übernehmen
2. Parcours aufbauen, Playground
3. Dynamik
Die wichtigsten Spiel-Objekte in der Ausbildung
Annäherung & Rückzug
Wie wendet man das bei seinem Pferd an?
Wie weit sollte man sich entfernen, wenn das Pferd Angst bekommt?
Wann ist die richtige Zeit, um das Pferd zu ermutigen?
BEHAGEN UND UNBEHAGEN
Verhaltensindikatoren für ein umgängliches Pferd
Verhaltensindikatoren für ein nicht umgängliches Pferd
Verhaltensindikatoren für ein verspieltes/gelangweiltes Pferd
Verhaltensindikatoren für ein unsicheres Pferd
Verhaltensindikatoren für ein rechts extrovertiertes Pferd
Verhaltensindikatoren für ein rechts introvertiertes Pferd
Verhaltensindikatoren für ein katatonisches Pferd
DIE WICHTIGKEIT DER ZONEN DES PFERDES
DIE ZONEOLOGY
DIE DRIVE LINE
DAS ENERGIEFELD DES PFERDES
ANNÄHRUNG AN EIN PFERD
DIE MONOKULARE SICHTWEISE DES PFERDES
FLIGHT OR FIGHT INSTINKT
DIE KOMFORTZONE
1. Komfortzone
2. Angstzone
3. Lernzone
4. Wachstumszone
VERHALTENSSTÖRUNGEN BEIM PFERD
SELBSTERHALT UND ANPASSUNG
FORMEN DER VERHALTENSSTÖRUNG
Koppen
Barrenwetzen und Gitterbeißen
Schlagen an den Seitenwänden und Scharren
Weben
Fortbewegungsstereotypien
Sich nicht hinlegen
Automutilation bei Hengsten
Schadenvermeidende Reaktionen
Scheuen
Bösartigkeit
Zungenstrecken
ENDOKRINOLOGIE
STRESSHORMONE
Adrenalin
Noradrenalin
Dopamin
Cortisol
GLÜCKSHORMONE
Dopamin
Serotonin
Norarenalin
Endorphine
Oxytocin
Phenethylamin
DEIN ANALYSEBOGEN
VORWORT
Ich habe mir so sehr gewünscht, ein Buch über mein Lieblingsthema zu schreiben: die Pferdepsychologie. Nicht nur, dass das Thema interessant ist, es ist auch eine enorme Hilfestellung für Menschen, die Probleme mit ihrem Pferd haben, aber bislang noch nicht genau wussten, wie sie diese Probleme lösen könnten. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn ich war in derselben Situation. Ich war zu überfordert mit den alltäglichen Dingen und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Durch diese Unwissenheit kam dann die Angst dazu: Angst, etwas falsch zu machen, Angst, zu versagen, Angst, nicht die richtige Entscheidung im richtigen Moment zu treffen, Angst, dass ich aufgeben würde und meinen Traum nie leben könnte.
Je intensiver ich mich mit dem Pferdeverhalten beschäftigte, desto komplexer wurde alles, doch dann, als ich anfing, die Zusammenhänge zu verstehen, eröffnete sich mir plötzlich eine komplett neue Sichtweise. Es war wie eine Matrix, wie ein Fahrplan, um ans Ziel zu gelangen.
Dieses Buch hat nichts mit dem Reiten zu tun. Hier geht es um das Fluchttier Pferd. In erster Linie wollen wir uns mit dem Verhalten beschäftigen: Was bringt das Pferd dazu, so zu reagieren, wie es das eben manchmal tut? Was machen wir falsch? Wie wichtig ist das Lesen der Körpersprache? Wie wichtig ist es, dass wir uns mit den verschiedenen Charakteren auseinandersetzen? Welche Rolle spielen die Hormone? Was beeinflusst das Pferd in seinem Verhalten? Was bringt negatives Verhalten hervor?
All diese Fragen und viele mehr, habe ich mir selber vor vielen Jahren gestellt. Ich wollte wissen, wie Pferde lernen, wie sie Dinge wahrnehmen, wie sie gesteuert sind und vor allen Dingen, was ich als Mensch tun kann, um mir das natürliche Verhalten und die angeborenen Instinkte zunutze zu machen, damit das Pferd versteht, was ich von ihm will.
Ich hatte am Anfang mit der Angst zu kämpfen: der Angst vor meinem eigenen Pferd. Er hat mir aber nie etwas getan. Woher kam diese Angst also? Nun … ich wusste einfach nicht, wie ich mit so viel Energie umgehen sollte. Ich wusste nicht, wie Pferde ticken: Warum werden sie nervös? Warum bocken sie die Menschen runter? Muss man eine starke Hand haben, wenn man ein Pferd hat? Was hatte das zu bedeuten – eine starke Hand? Warum beschweren sich so viele Menschen, dass sie ihr Pferd nicht einfangen können? Warum greifen sie Menschen manchmal an? Warum beißen sie? All diese Fragen gingen mir im Kopf herum.
Das kam aus meiner Kindheit: Als ich klein war, habe ich immer Pferdefilme gesehen und dann bin ich mit dem Fahrrad zu einer Koppel gefahren, die etwas weiter entfernt von unserer Wohnung lag. Ich setzte mich ganz weit von der Koppel weg und beobachtete die Pferdeherde, wie sie graste. Ich traute mich nicht an den Zaun. Die Erwachsenen sagten: Gehe niemals zu den Pferden, sie sind unberechenbar.
In unserem Ort gab es ein älteres Ehepaar, mit dem meine Eltern gut befreundet waren. Die Frau machte mir immer ein wenig Angst, weil sie eine starke Gesichtslähmung und viele Narben im Gesicht hatte. Sie konnte auch nicht richtig sprechen, was für mich damals sehr beängstigend war, denn ich war als Kind extrem ängstlich. Ich fragte meine Eltern, warum denn die Frau so aussehen würde. »Du weißt doch, dass die Frau viele Jahre in einem Stall gearbeitet hat, wo Pferde sind. Sie musste dort sauber machen und die Tiere versorgen«, erzählte mir mein Vater. »Eines Tages ging sie zur Arbeit, es war alles wie gewohnt, doch an diesem Tag waren die Pferde etwas unruhig. Sie musste die Pferde nach draußen führen. Sie sollte die Boxen ausmisten, Ordnung im Stall machen und die Tiere füttern. Sie öffnete wie gewohnt die Box eines Pferdes, um den Mist nach draußen zu schieben, und das Pferd griff sie an, biss ihr fast das halbe Gesicht weg und riss ihr eine Brust ab. Die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht und musste viele Operationen über sich ergehen lassen. Deshalb sieht sie so aus.« Ich war natürlich geschockt. Es ging mir nicht in den Kopf, dass diese friedlichen Tiere, die ich täglich auf der Koppel besuchte, so etwas machen sollten. Ich ging nie mehr zu dieser Koppel. Ich wünschte es mir, aber ich hatte Angst.
Sehr viele Jahren vergingen, bis ich mich wieder für Pferde interessierte. Mein Mann und ich kauften uns ein Haus mit großem Grundstück. Ich äußerte meinem Mann gegenüber den Wunsch, Pferde zu haben, und wir bauten die Stallungen und bereiteten alles vor. Zwischenzeitlich las ich verschiedenen Bücher über Pferde, um mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Zuerst kauften wir unsere Mini Shettys. Ich war sehr glücklich mit ihnen. Alles schien einfach. Doch dann wurde es Zeit, ein richtiges Pferd zu kaufen, ein junges Süddeutsches Kaltblut. Er schien perfekt für mich, sehr ruhig und gelassen. Aber es war enorm viel Pferd. Ich hatte keine Ahnung, was ich da getan hatte.
Am nächsten Tag war ich mit ihm alleine