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von wegen früher war alles besser. Hermann GrabherЧитать онлайн книгу.

von wegen früher war alles besser - Hermann Grabher


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Die einzige Möglichkeit war zuerst jenes Geld zu verdienen, das für die entsprechende Anschaffung notwendig war. Man gönnte sich eine Ferienreise – nicht in die weite Ferne, doch die nähere Umgebung war auch attraktiv. Junge Paare lebten kaum unverheiratet zusammen, sondern man ehelichte den auserkorenen Partner eher jung und gründete eine Familie. Sogenannte Muss-Heirate waren nicht selten. Man hatte Kinder und lebte bescheiden, aber bestimmt nicht schlecht und voller Hoffnung. Man hatte Vertrauen in jenes, was uns im Leben erwarten würde. Im vielen Haushalten lebte man der Maxime Friedrich Schillers nach: Die Axt im Haus erspart den Zimmermann! Verbesserungen, Verschönerungen in den eigenen vier Wänden führte man nach Möglichkeit selbst aus. Immer vorausgesetzt, dass ein entsprechendes handwerkliches Geschick gegeben war.

      Apropos wilde Sechziger: Dies mag ein Hype der Hautevolee in Städten gewesen sein, nicht so bei uns auf dem Land. Es war kurz gesagt überhaupt kein Thema.

      Wenn zwei Generationen später viele der jungen Leute eine sehr viel bessere Ausbildung vorweisen können, waren nicht selten ihre Eltern die eigentlichen Antreiber und die Financiers ohnehin. Das Ziel ist und war es, den Jungen einen guten Einstieg in den Ernst des Berufslebens zu verschaffen, um sich letztlich ein möglichst angenehmes, aber auch sinnerfülltes Leben leisten zu können. In der Tat sieht der Grossteil der aktuellen Jugend die entsprechenden Zusammenhänge realistisch. Die jungen Leute sind mehrheitlich lernwillig, arbeitsam und fleissig und sie haben meist auch konkrete Ziele. Sie können – ja nach Art der Ausbildung – mehr oder weniger schnell flottes Geld verdienen und das ist gut so. Andererseits haben erstaunlich viele der heutigen Jungen keinen Plan zu sparen. Kaum trocken hinter den Ohren, zieht man zuhause aus und beschafft sich eine eigene Wohnung. So wie das Geld jeden Monat aufs Konto kommt, so geht es auch wieder raus. Ein nicht zu unterschätzender Treiber bei den Ausgaben ist die Kreditkarte, welche jederzeit schnell gezückt werden kann. Wenn Probleme bei der Rückzahlung bestehen, gewährt die Bank gerne einen Kredit, der einerseits völlig überteuert ist, andererseits wie ein Damoklesschwert über einem schwebt bis zum Ende der Abzahlungen. Und mühsam genug, wenn die Eltern dauernd den Mahnfinger heben müssen, dass man achtgeben soll auf die zu erwartenden grossen Rechnungen, zum Beispiel jene von der Steuerverwaltung und auch die von der Krankenkasse. Grössere Anschaffungen wie ein Auto oder Möbel für schöneres Wohnen werden nicht nur ausnahmsweise, sondern sogar mehrheitlich auf Leasing oder Abzahlung getätigt und dies bedenkenlos. Das neueste Smartphone ist Pflicht, das entsprechende Abo ebenfalls, der frequentierte Ausgang abends und am Wochenende selbstverständlich. Ein Drink hier und ein Drink dort, es läppert sich zusammen! Und auch die jährlichen Ferien in Übersee liegen drin, wie auch Kurzreisen nach Madrid, Venedig oder London unter dem Jahr sind populär. Die Flugtickets sind spottbillig, der Aufenthalt selbst dann allerdings weniger, weil man sich ja stets das volle Programm vor Ort gönnt.

      Viele der heutigen Alten können die Art und Weise wie die heutigen Jungen leben, nicht verstehen, den Stil, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Gesellschaft gewandelt hat und sich noch immer wandelt, nicht nachvollziehen. Eine Familie gründen? Fehlanzeige! Heiraten? Du meine Güte! Später, aber auch nur vielleicht, sicher nicht jetzt! Im Übrigen kann man Kinder auch unverheiratet haben. Die Hälfte aller Neugeborenen hat heute eine nicht verheiratete Mutter, was diese aber in der Regel beileibe nicht als Unglück betrachtet, sondern gerne noch inszeniert. Wenngleich die entsprechende Infrastruktur nicht oder noch nicht gut auf diese neuen Gesellschaftsformen vorbereitet ist: Es fehlen Krippenplätze und dies erheblich. Und die verfügbaren Plätze in der Kita sind fast unbezahlbar teuer. So teuer, dass heute fünfzigtausend Akademikerfrauen in der Schweiz es vorziehen zuhause zu bleiben und damit dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Wenn man die Kosten der einstigen Ausbildung in Relation setzt, ist dies volkswirtschaftlich betrachtet ein riesiger Verlust. Zumal Arbeitsplätze mehrheitlich zur Verfügung stehen würden.

      Übrigens: Eine Umfrage bei heute 30-jährigen hat ergeben, dass diese bei der Frage «was ihre grösste Angst sei», als Antwort nicht eine Krankheit, ein eventueller Krieg, Arbeitslosigkeit oder Naturkatastrophen nannten, nicht mal das Auseinanderfallen der Beziehung, sondern «die Angst etwas im Leben verpasst zu haben, oder aktuell zu verpassen» mit der Begründung, dass einem nur ein einziges Leben zur Verfügung stehe und die Alterskeule nahe sei! Und was die Statistik auch noch aufzeigte ist, dass die überwiegende Mehrheit der heute 30-jährigen nicht verheiratet und ohne Kinder ist. Dies ist allerdings unter den gegebenen Umständen kein sehr überraschendes Ergebnis!

      Frauen sind heute so gut ausgebildet wie Männer. Viele Berufe, die einst als typische Männerberufe angesehen wurden, werden von Frauen gleichwertig gut besetzt. Wer kann Frauen verübeln, dass sie ihre Berufstätigkeit so lange als möglich auszuüben versuchen. Das Drama ist, dass die Gebärfähigkeit der Frau heute nicht anders ist als früher – verändertes soziales Umfeld hin, verbesserte medizinische Betreuung her. Irgendwann bricht das Klimakterium ins Leben ein und dann ist es fertig mit der Mutterschaft. Frauen, Paaren, die zu lange planen, können leer ausgehen, bleiben ohne Kinder trotz grundsätzlichem Kinderwunsch.

      Am anderen Ende der Gesellschaft, nämlich bei den Alten, ist ebenfalls ein nicht unerhebliches Verbesserungspotenzial auszumachen. Vielerorts fehlt es an geeignetem Lebensraum. Es ist jene Generation, welche die Jungen nicht mehr oder nur mehr schwer verstehen kann. Diese Greise werden in unverschämter Weise immer älter und es gibt immer mehr davon. Dies als Folge, weil das Gesundheitswesen laufend neue Erkenntnisse gewinnt – das logische Resultat kostspieliger Forschung auf dem medizinischen Gebiet. Die Preisfrage lautet: Wo sind sie, die bezahlbaren Alterswohnungen und die Zimmer in Alters- und Pflegeheimen, die sich der Durchschnittsbürger leisten kann? Wo ist das entsprechende Personal, ohne das die Rädchen stehen bleiben?

      Seit Jahren weiss man wohin die Reise der demographischen Entwicklung geht und dennoch zeigt sich die Politik ziemlich resistent. Es sind kaum Regungen auszumachen, dass Politiker tatsächlich aktiv nach Lösung suchen. Die Jungen erwärmen sich mehrheitlich wenig für dieses Thema, obwohl gerade sie es dereinst sein werden, die einen hohen Preis bezahlen werden. Wahrscheinlich mit einem späteren Rentenalter und wohl auch mit herab gestuften Renten. Diese Konsequenz ist absehbar, weil immer weniger Arbeitende für immer mehr Rentenbezüger aufkommen müssen. Es ist ein Teufelskreis, den man kennt, der aber nicht oder höchstens halbherzig angegangen wird. Die diesbezüglichen Ideen der Politik und vor allem die Standpunkte der Parteien zielen vielfach an der Realität vorbei. Ihre Slogans sind in der Regel an beiden Polen zu radikal und die Exponenten wenig kompromissbereit. Ihnen geht es vielfach eher darum Parteiparolen durch zu schreien und sich dabei selbst vorteilhaft darzustellen. Denn die nächste Wahl ist nahe. Mit diesem Mangel an Flexibilität dürfte aber wohl kaum nächstens ein mehrheitsfähiger Konsens gefunden werden. Alle Bemühungen werden so identisch gleich jenem beim Hornberg-Schiessen enden. Eigentlich liegt der Eindruck nahe, dass es sich wohl meist um Alibiübungen handelt, auf dass die Zeit vorüber streiche. Damit sich dann vielleicht die nächste Politikergeneration dem Problem annimmt.

      Doch was sollen wir lamentieren! Schon unsere Eltern und Grosseltern konnten ihre nachfolgende Generation nicht oder zumindest schlecht verstehen. Dieses sich nicht verstehen können, dieses Missverstehen, diese Zerwürfnisse zwischen den Generationen gab es schon immer, hat Tradition, existierte gar schon vor tausend und zweitausend Jahren. Man kann das sogar in der Bibel und anderen alten Schriften lesen.

      Wir leben in einer Zeit, in der es den Leuten so gut geht, wie es nie je zuvor der Fall war, dies zumindest in unserer Hemisphäre der Weltkugel. Worte wie Entbehrung oder Verzicht sind für junge Menschen kaum existierend. Es sind Begriffe, die negativ behaftet sind, die nichts hergeben, die so abstrakt sind, dass sie schlicht nicht nachvollziehbar sind. Weil sie nie je persönlich auch nur ansatzweise erlebt wurden. Die allgemeine Losung scheint zu lauten: Money, Money, Money: Geld verdienen, damit man sich alles jenes leisten kann, was man sich als Ziel in den Kopf gesetzt hat. Die Latte liegt hoch! Und ja, auch das soll nicht unerwähnt bleiben, privat gespendet wird noch immer unvermindert und vielfach nicht kleinlich. Das Volk verhält sich human, grosszügig. Bei den Privatspenden ist die statistisch erfasste Summe jedes Jahr noch etwas höher als im Vorjahr, so berichten die Hilfswerke. Viele geben ehrlichen Herzens, andere aus anderen Gründen und sei es nur, um das eigene Gewissen ruhig zu stellen. Aber auch dies ist an sich nichts Negatives! Andererseits scheint die grosszügige Verhaltensweise der privaten Hand oft gegensätzlich zu


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