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Die Kreuzfahrer - milites diaboli. Jens - Uwe NebauerЧитать онлайн книгу.

Die Kreuzfahrer - milites diaboli - Jens - Uwe Nebauer


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vergingen einige bange Sekunden, in denen nichts geschah, doch dann öffnete sich der rechte Torflügel und ein Knecht mit einem Spieß in der Hand kam heraus. Er trat an den Wagen, musterte den auf dem Stroh liegenden Verwundeten und schaute der Reihe nach in die Gesichter der vier Begleiter des darniederliegenden Grafen. Schließlich nickte er und rief in Richtung des Tores: „Alles in Ordnung, ihr könnt öffnen.“

      Leise knarrend schwangen die beiden Torflügel auf und gaben den Weg in die Burg frei. Dedo ließ die Zügel auf den Rücken der Zugpferde klatschen und machte mit der Zunge ein schnalzendes Geräusch. Die Gäule legten sich in die Siele und zogen das Gespann durch den kurzen Torgang in das Innere der Veste.

      Mit schnellen Blicken erfasste Gerold den vor ihm liegenden, sich nach hinten dreieckig erweiternden Hof, der links von einer, einem Felsabsturz vorgebauten hüfthohen Mauer und rechts von einer grauen, langgestreckten Felsenwand, aus dem eine Reihe von Kammern, Höhlen und Treppen herausgehauen waren, begrenzt wurde. Am hinteren Ende des freien Platzes erhob sich ein wuchtiges Torgebäude, von dem eine Zugbrücke zu der auf ihrem Berg thronenden Hauptburg mit dem großen Turm und mehreren Wohngebäuden führte.

      Dedo ließ den Wagen bis zu dem offenstehenden Tor rollen, vor dem zwei Knechte mit Schild und Speer Aufstellung genommen hatten. Zwischen den beiden Wächtern stand ein prunkvoll gekleideter Mann, der seine Rechte lässig auf den Griff seines Schwertes stützte und in dem Gerold und Dedo unschwer den Burgherrn erkannten.

      Der Falkenburger warf einen schnellen Blick zurück und sah, dass der zweite Wagen genau in der Durchfahrt des ersten Tores hielt.

      Jetzt war der entscheidende Augenblick gekommen!

      „Für Mechthild!“, brüllte Gerold - so laut er konnte - das vereinbarte Stichwort. Nur einen Atemzug später schleuderte er seine Wurfaxt auf den links stehenden Torwächter, während sich Dedos langer Dolch mit tödlicher Sicherheit seinen Weg zur Kehle des rechten Wachpostens suchte.

      Hoyer von Mansfeld, der vermeintlich wunde Graf, riss sich den das halbe Gesicht verdeckenden Verband vom Kopf und schnellte, in der einen Hand ein Schwert, in der anderen eine Stachelkeule, von seinem Krankenlager in die Höhe. Gleich darauf flog das Stroh, auf dem er gelegen hatte, beiseite und zwei bewaffnete Männer tauchten darunter hervor - Otto von Konradsburg und Abbo von Heimburg. Auch die beiden Reiter, die eben noch vor Schwäche aus den Sätteln zu fallen drohten, recken sich, warfen ihre Mäntel ab und zogen blank.

      Inzwischen war es auch am zweiten Wagen lebendig geworden. Die drei Verwundeten sprangen auf und warfen sich gemeinsam mit den beiden Gespannführern und den zwei Reitern auf die völlig überraschten Wachen, die sie nach einem kurzen Handgemenge niedermachten. Einer der Reiter setzte ein ellenlanges Urhorn an die Lippen und ließ einen weit hallenden Hornruf ertönen.

      Da wusste Gerold, ohne es zu sehen, das jetzt die mehr als fünfzig berittenen Verbündeten aus dem Wald hervorbrachen und in halsbrecherischem Galopp auf die Burg zu jagten.

      Nun galt es nur noch ein Einziges, ein Letztes zu tun! Mit dem Schwert in der Hand sprang der junge Falkenburger vom Wagen und lief allen voran auf das Tor zur Hauptburg und den darunter verharrenden Burgherrn zu.

      Im Angesicht des plötzlichen Überfalls hatte Poppo von Regenstein sein Schwert gezückt und Miene gemacht, sich auf die heimtückischen Eindringlinge zu stürzen, doch als er vier entschlossene Kämpfer auf sich zukommen sah, besann er sich augenblicklich eines Besseren, hielt mitten in der Bewegung inne, drehte sich um und verschwand im Torgang.

      Während Dedo und die beiden Reiter das Tor nach außen gegen mögliche Angreifer sichern, drängen Gerold, Hoyer, Abbo und Otto in das dunkle Torhaus. In dem schmalen Durchgang führt eine in den Fels geschlagene Treppe zu einer sich links an den Aufgang anschließenden Pforte, hinter der ein aus dem Felsen gehauener, sechs Fuß breiter Graben gähnt.

      Der junge Falkenburger, der als Erster die Treppe hinauf stürmt, hat nur einen Gedanken im Kopf: die Zugbrücke! Als er das Ende des Ganges erreicht, sieht er, wie sich der vordere Teil der nur vier Ellen breiten Brücke langsam zu heben beginnt.

      Gerold beißt sich auf die Lippen. Ohne Anlauf springt er ab und setzt mit einem gewaltigen Sprung auf die bis auf Hüfthöhe hochgezogene Brücke. Beim Aufkommen auf den dicken Bohlen gerät er ins Straucheln, doch er rollt sich geschickt ab und kommt unter dem Gewölbe des Torhauses der Hauptburg schnell wieder auf die Füße. Vor ihm, nur drei Schritte entfernt, steht ein Mann, der sich mit der im Mauerwerk eingelassenen Brückenwinde abmüht.

      Blindlings schlägt Gerold mit dem Schwert auf den Waffenknecht ein, der von dem mächtigen Sprung des jungen Burschen völlig überrascht worden ist. Der Falkenburger spürt, wie die Schneide seines Schwertes auf einen kurzen Widerstand trifft, welcher den Zug der Klinge für einen Augenblick verlangsamt - gleich darauf fällt etwas zu Boden.

      Schreiend hält der Regensteiner Knecht seinen blutenden Armstumpf in die Höhe, mit schmerzverzerrtem Gesicht sackt er in die Knie und versucht mit der anderen Hand die heftige Blutung zu stoppen.

      Ungeachtet des grausigen Anblicks löst Gerold die Sperrvorrichtung der Winde und mit einem dumpfen Dröhnen fällt die Zugbrücke auf ihr Auffanglager zurück.

      Einen wilden Triumphschrei ausstoßend stürmt Otto von Konradsburg über den Steg in das Torgebäude. Rechts von ihm führt eine enge, steile Treppe zu dem kleinen Innenhof der Hauptburg, er hastet sie hinauf, hart gefolgt von Gerold.

      Von links, wo einige kleinere Gebäude stehen, und von rechts, aus dem großen, über einen ausgehöhlten Felsen gemauerten Wohnhaus des Burgherren, kommen einige Bewaffnete gelaufen und stellen sich dem Konradsburger entgegen. Sie sind zu fünft und ganz sicherlich der Meinung, dass ihre Überzahl für diesen einen Gegner mehr als ausreichend sein sollte, doch schnell werden sie ihres verhängnisvollen Irrtums gewahr.

      Der blonde Recke fällt mit einer berserkerhaften Wut über sie her, der nichts und niemand standhalten kann. Wie ein Sturmwind treibt er die Burgknechte vor sich her, die seiner übermenschlichen Kraft nichts entgegensetzen können und einer nach dem anderen zu Boden geschlagen werden.

      Gerold bleibt dem Wütenden hart auf den Fersen. Auf der Suche nach einem Gegner entdecken seine umherschweifenden Augen plötzlich den Regensteiner, der zum hintersten Ende der Burg hastet, wo über einer schmalen, drei Klafter vorspringenden Felszunge ein windschiefer, hölzerner Verschlag steht.

      Seine, wie Schlachtvieh niedergemachten Knechte vor Augen, hat Poppo längst den Glauben an einen Sieg in diesem Kampf verloren. Er weiß, dass es für ihn nur noch darum gehen kann, seinen Hals zu retten. Als letzten Ausweg hegt er den wahnwitzigen Gedanken, die entführte Mechthild aus ihrem Verließ unter dem Verschlag zu holen, ihr den Dolch an die Kehle zu setzen und sich so wenigstens seinen freien Abzug zu sichern.

      Über felsige Stufen und von kargem Gras bewachsenen Boden setzt Gerold dem Davoneilenden nach. „Stell dich“, brüllt er dem Burgherrn hinterher, „du Jungfrauenentführer, du ehrloses Schwein!“

      Der Regensteiner wendet sich um und erkennt, dass der Verfolger ihn einholen wird, noch ehe er das Verließ erreichen kann. Da reißt er kurz entschlossen sein Eisen in die Höhe und geht den Herausforderer mit heftigen Schwertschlägen an.

      Der Burgherr ist ein besserer Fechter als es seine Statur vermuten lässt, es gelingt ihm, den jugendlichen Angreifer einige Schritte zurückzudrängen. Doch schon bald haben sich seine Kräfte erschöpf, seine wenig muskulösen Arme beginnen zu erlahmen, und er muss sich mehr und mehr auf die Verteidigung beschränken. Seiner Unerfahrenheit zum Trotz spürt Gerold die zunehmende Schwäche seines Gegners und mit Hieb und Stich treibt er ihn bis zu der knapp drei Ellen hohen Mauer, die hart am Rand des senkrecht abfallenden Felsens errichtet worden ist.

      Nach einer Folge von schnellen Schlägen entdeckt Gerold eine Lücke in der Deckung des in die Enge getriebenen Regensteiners und führt einen blitzschnellen Schlag gegen Poppos linke Schädelseite. Zischend fährt seine blutbefleckte Klinge am Kopf des Regensteiners entlang, trennt dessen Ohr ab und frisst sich tief in seine Schulter. Der Getroffene taumelt aufstöhnend zurück, seine wankenden Beine stoßen gegen die niedrige Mauer, sein Oberkörper kippt nach hinten. Er verliert


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