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Es waren Habichte in der Luft. Siegfried LenzЧитать онлайн книгу.

Es waren Habichte in der Luft - Siegfried Lenz


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sie den Schwamm ausdrückte, konnte er den kleinen Brustansatz sehen.

      Da spürte das Mädchen, daß es beobachtet wurde, und drehte sich blitzschnell um.

      »Erkki!?« rief sie, und aus dem Ruf war eine sanfte Empörung herauszuhören. »Was willst du … jetzt zu dieser Zeit?« Ihre braunen Augen blickten ungläubig staunend auf den Eindringling.

      »Ich will zu den Booten«, sagte Erkki langsam, »der Graue wartet auf mich, ich soll ihm das Werkzeug nachbringen. Bei dir brannte noch Licht – schämst du dich, Manja?«

      »Nein. Warum? Wir kennen uns doch?« Wassertropfen liefen an ihrer Wange herab, sammelten sich am Kinn und tropften auf den Boden.

      »Willst du lange bleiben, Erkki?«

      Der Junge schwieg und sah sie ernst an.

      »Ich bin nämlich sehr müde, weißt du. Ich habe in den letzten Tagen viel tun müssen.«

      »Ich bin überhaupt nicht müde«, sagte Erkki ironisch.

      »Leo erlaubte mir, fünf Tage und Nächte lang zu schlafen. Ich fühle mich wie ein Eichhörnchen bei seinem Erwachen im Frühling: etwas unsicher noch, aber prächtig ausgeruht.«

      Das Mädchen streifte sich einen Mantel über, setzte sich auf die Bettkante, legte die Hände in den Schoß und blickte zu ihm auf.

      »Willst du dich nicht setzen«, fragte sie.

      »Ich möchte dich nicht aufhalten«, sagte er.

      »Du hältst mich nicht auf«, sagte sie.

      »Das sieht man«, sagte er.

      »Spotte doch nicht!«

      »Dazu bin ich nicht hergekommen. Ich wollte sehen, wie es dir geht und was die Arbeit macht. Hast du immer noch soviel Freude daran?«

      »Natürlich«, sagte sie lakonisch und wippte mit den Beinen.

      »Bekomme ich einen Kuß?« fragte er.

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Und warum nicht?«

      »Weil du dich über mich lustig machst. Du weißt genau, wie ich meine Arbeit auffasse.«

      Erkkis Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ich weiß«, sagte er, »wie du zu deiner Arbeit stehst. Ich habe es an mir erfahren. Wenn ich dich fragte: sehen wir uns morgen? sagtest du: übermorgen. Wenn ich dich bat, am Sonntag zu mir zu kommen, kamst du am Dienstag.«

      »Na und?«

      »Du findest nichts dabei. Um so schlimmer für dich. Soll ich dir sagen, was ich davon halte?«

      »Ich bitte darum, obwohl ich weiß, was du zu sagen hast.«

      »Jetzt spottest du über mich, Manja. Aber dieser Spott ist nicht angebracht.«

      »Warum nicht?«

      »Weil du keinen Grund dazu hast. Du machst dich lächerlich durch deinen Eifer für die neue Regierung. Sie haben dir etwas in den Kopf gesetzt, und du läßt dich ausnutzen. Du vergißt, daß es neben der Arbeit auch noch etwas anderes gibt.«

      »Was zum Beispiel?« fragte sie herausfordernd.

      Erkki hielt ihren Blick aus und sagte: »Unsere Heirat.«

      Manja sah auf ihre Fußspitzen.

      »Du täuschst dich«, sagte sie nach einer Weile.

      »Das mag gut sein. Ich täusche mich in dir. – Sprich nicht weiter, du bist müde und willst ins Bett. – Ich komme immer mehr zu der Einsicht, daß mein Warten sinnlos war. Vielleicht ist jedes Warten im Leben sinnlos, aber ich weiß es nicht. Wenn man jung ist, hält man es nicht für möglich, daß man im Alter andere Ansichten hat. – Doch das will ich dir jetzt gar nicht sagen.«

      Er wich ihren Blicken aus und sah auf die breite Narbe über ihrem Ohr.

      »Hast du morgen Zeit?« fragte er nach einer Weile.

      »Ich weiß es nicht. Wir erwarten morgen Besuch vom Büro.«

      Da wandte sich Erkki wortlos um und ging hinaus. Die Hand, in der er den Beutel mit dem Werkzeug trug, war eingeschlafen. Sein Weg führte ihn eine nächtliche Straße hinab, an dem wie auf der Lauer liegenden Gasthaus von Roskow vorüber, über die kleine Holzbrücke und dann an dem engen Bach entlang. Auf dem häßlichen Stein saß der Mond und ruhte sich aus. Der Bach war energisch: er zwängte sich unermüdlich zwischen starken Kieferwurzeln hindurch, er riß, wenn er sich eingeengt fühlte, der Erde einen Fetzen ab, er schliff sich die Steine zurecht, damit sie seinen Lauf nicht hemmten, und diese große Mühe scheute er nicht, nur um sich einem zweifelhaften, lächerlichen Vergnügen hingeben zu können, dem Vergnügen, in einem großen See zu verschwinden, anonym zu werden und für alle Zeit ein unsichtbares Dasein zu führen.

      Erkki ging schnell, um die versäumte Zeit einzuholen. Er brauchte nur dem Bach zu folgen, um an sein Ziel zu gelangen. Der Bach floß durch eine Wiese, durch die Birkenschonung, durch den Kiefernwald und vereinigte sich neben der Lichtung mit dem See. Die Boote waren aus dem Wasser gezogen und lagen, mit dem Kiel nach oben, wie schlafende, große Tiere auf dem Sand.

      Erkki verharrte, als er vor der Lichtung stand, einen Augenblick im Schatten der Kiefern. Am Wasser saß ein Mann und blickte zu einer Insel hinüber, die sich im Licht des Mondes gespenstisch-fahl aus dem Wasser erhob. Eine Raubmöwe, die jemand beim Ausruhen gestört hatte, flog heiser schreiend aus dem Schilf, strich zweimal an der Lichtung vorbei, ließ sich auf einer Kiefer nieder und spähte aus rotgeränderten Augen auf den Mann am Wasser. Obwohl dieser Erkki den Rücken zukehrte, mußte er bemerkt haben, daß sich ihm jemand genähert hatte. Er sagte, ohne seinen Kopf zu wenden: »Na, komm schon her, was stehst du und siehst mir ins Genick … Ich habe dich längst kommen gehört … pünktlich bist du nicht, Erkki.«

      »Ich konnte nicht früher kommen«, sagte Erkki und trat aus dem Schatten. »Ein Lehrer ist ausgebrochen. Ich wollte gerade fortgehen, als die Miliz kam. Sie haben eine Haussuchung vorgenommen.«

      »So. – Hast du das Werkzeug mitgebracht?«

      »Ja.«

      »Die Boote müssen noch heute nacht fertig werden. Nimm dir ein Messer und kratze die Bordwände ab. Oder hast du Glasscherben da? Die eignen sich noch besser dafür.«

      »Nein«, sagte Erkki, »Glasscherben habe ich nicht mitgebracht. In der Aufregung dachte ich nicht daran.«

      Der Graue strich sich mit der Hand von hinten über den rasierten Schädel, ergriff ein Messer, prüfte die Schärfe der Schneide, indem er mit dem Daumen daran rieb, und ließ sich neben einem Boot mit dumpfem Laut auf die Knie nieder. Mit harten, zuckenden Bewegungen fuhr sein Messer über das Holz. Dabei verkniff er das Gesicht und fuhr mit seinem Kopf vor und zurück wie eine Eidechse mit ihrer Zunge.

      Nach einer Weile fragte Erkki: »Werden sie den Lehrer fangen?«

      »Ja. Vielleicht wird es nicht nötig sein.«

      »Wieso?«

      »Er wird sich selber fangen. Er wird Sicherheitsnetze auslegen, in denen er sich verstrickt.«

      »Glaubst du daran?«

      »Ich weiß es.«

      Beide Männer arbeiteten schweigend weiter. Erkki dachte: ›Ich werde nichts erzählen … Gott bewahre … erstens hat er mir nichts getan … zweitens will er ja auch leben … ich wußte doch gleich, daß ich ihn schon einmal gesehen hatte … er kann einem leid tun, obwohl er ein Mensch ist … weil er ein Mensch ist … Na, wenn Leo das bemerkt, schlägt er ihn tot, und wenn er erfährt, daß ich alles wußte, geht es mir nicht besser … aber … wie will … soll … er das erfahren? Das ist ausgeschlossen.‹

      Der Bürgermeister arbeitete schneller als Erkki, obschon er eine Hand ständig in Gebrauch hatte, um die Insekten abzuwehren. Während seine Rechte das Messer


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