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Frauen-und Männerträume - Herbert Seibold


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       Herbert Seibold

       Frauen-und Männerträume Wellenreiter: Das Leben ist ein auf und ab

      © 2020 Herbert Seibold.

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-347-04033-5
Hardcover:978-3-347-04034-2
e-Book:978-3-347-04035-9

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       1. Atemloser Kuss

      Die drahtige Marie aus München durfte mit ihrer frühpensionierten Mutter Rosi als Kleinkind schon immer wieder an die Nordsee reisen. Der Hauptgrund war die schwere Asthmaerkrankung der Mutter mit Pollenallergie. Marie liebte als Kind die wiegenden Wellen der Nordsee, die erfrischenden Winde und ein empfundenes Lustgefühl bei den Schreien der Möwen. Der Vater ein höherer Beamter war schon früh verstorben. Er hinterließ neben einem tiefen Herzschmerz eine beträchtliche Witwenrente. Trotz ihrer Krankheit hatte Rosi als Alleinerziehende ihre Tochter so gut wie möglich gefördert und immer geliebt. Marie musste aber auch selbst schon früh ran und stark sein.

      Sie suchte ihre Lebensfreude und einen Ausgleich im Sport und fand ihren Traumberuf, die Physiotherapie. Das Examen bestand sie glänzend und arbeitete danach im Krankenhaus. Sie half aber auch der Mutter im Haushalt mit. Vielleich musste deshalb die Liebe zu einem Mann noch warten. Ihre Freundin Susi hatte ihr von ihrem Freund Max erzählt und wie phantastisch ihr Leben dadurch sich gewandelt habe. „Ach Susi du Glückliche. Ich muss einfach noch warten. Ich bin mir sicher: Der wahre Glückspilz kommt auch noch zu mir.“

      „Marie aber nicht bis zu deinem vierzigsten Geburtstag warten.“ Beim Urlaub am Meer vor einem Jahr, der die Atembeschwerden der Mutter wieder schnell linderte, merkte diese aber mit Schrecken, dass sie auch Garnelen und Fischgerichte nicht mehr vertrug und nach weißem Fischfleisch heftige Asthmaanfälle bekam. Sie empfahl daher ihrer Tochter, nur noch Gemüse und Fleisch zu essen.

      “Weißt du-auch meine Mutter litt an Allergien. Ich will nicht, dass du auch noch daran glauben musst. Es ist nur schrecklich.“ Hing plötzlich Asthma für beide wie ein Damoklesschwert über ihnen? Ein Arbeitskollege lud sie in ein Fischrestaurant ein. „Ich vertrag keinen Fisch“, war ihre Antwort und spürte Wut und gleichzeitig Tränen in ihren Augen. „Diese Krankheit schafft nur Distanz“, schluchzte sie. Zwei Jahre nach ihrer Ausbildung - da war sie dreiundzwanzig, sagte sie der Mutter mit einem entschlossenen Blick: „Mama ich muss endlich etwas nur für mich selbst machen. Ich möchte diesmal allein an die Nordsee reisen. Zu Hause können sich deine Freundin und eine polnische Hilfskraft um dich kümmern. Die Beiden helfen dir beim Einkaufen und im Haushalt. Du bist ja noch weitgehend selbständig. Ich will mich um eine Physiotherapiestelle in der Klinik auf der Insel Helgoland bewerben.“ Die Mutter verstand dies nach kurzem Erschrecken und umarmte sie: „Danke Marie- wir werden täglich telefonieren.“

      Marie fühlte sich am Meer auf Helgoland wie befreit und joggte schon bei frühem Sonnenaufgang im weichen Schlick des Wattenmeers. Sie spürte lustvoll ihre Zehen und ihren trainierten Körper. Sie fand ihn schön und stark. Auch mit ihrer Mutter war sie schon vor vielen Jahren dort gewesen, wenn auch nur am Hafen. Der Mutter war der Aufstieg zu den Wahrzeichen der Insel, den roten Felsen einfach zu anstrengend gewesen. Klopfenden Herzens reichte sie ihre Zeugnisse für eine Bewerbung an der dortigen Parkinsonklinik ein. Nach einem Vorstellungs-Gespräch wurde sie als Physiotherapeutin eingestellt. Heraus aus dem lärmigen München mit den erhöhten Stickoxyd-Werten wollte sie schon länger. Sie joggte fast lustvoll zu den steilen roten Felsen hoch. Neugierig wollte sie die aus Schottland eingewanderten ihr nur vom Hörensagen bekannten Basstölpel sehen.

      Sie schaute fasziniert auf diese Vögel, wie sie Minuten lang mit einander schnäbelten und sich dann entweder paarten oder das Weibchen das Männchen mit einem Schnabelhieb einfach wegstieß.

      „Wunderbar“, dachte sie, „da kann ich ja noch was dazu lernen. Als Frau bestimme ich ganz allein, wer mit mir schnäbeln darf.“ Sie wartete allerdings immer noch auf den Richtigen. Das Wohl der Mutter hatte wohl bis jetzt die Glückshormone Serotonin und Oxytocin ausgebremst und sogar deaktiviert? Das Glück kam dann doch noch. Marie verliebte sich in der Klinik in einen Assistenzarzt – er hieß Michael. Michael war ein großer Mann und wie sie knackig, schlank und blondlockig. Er war Friese mit einem ironischen Blick und einem hintergründigen Humor. Sie passten auf den ersten Blick gut zusammen. Beide liebten sie die Natur, das Meer und genossen die Fahrten auf andere friesischen Inseln. Dort wie am heimischen Strand besuchten sie die bekannten Fischrestaurants. Michael fragte sich heimlich schon länger, warum sie nur Vegetarisches oder Huhn bestellte. Marie kam seiner Frage zuvor.

      „Michael-ich sehe es an deinem Blick: Du wunderst dich, warum ich keinen Fisch esse. Ich leide an ererbter Fischallergie – so jedenfalls meine Mutter.“ Er schaute sie erstaunt, aber sogleich auch ironisch schmunzelnd an und dozierte dann sachkundig:

      “Allergie ist ein sehr komplexes Phänomen: Genetische und Umweltfaktoren und wo man aufwächst, spielen dabei eine Rolle. Wir klären das beim Allergologen ab. Du bist doch nicht vollständig in die Haut deiner Mutter geschlüpft.“

      „ Da bin ich gespannt, wie tief verbunden ich genetisch bin?“

      „Die Asthmaanfälligkeit wird, wenn nicht beide Eltern betroffen sind, nur zu fünfzehn Prozent von den Eltern auf die Kinder übertragen. Außerdem hast du mir doch erzählt, dass du dich als Kleinkind gerne bei deinem Onkel im Kuh-und Pferdestall aufgehalten hast. Das ist ein Glücksfall. Der wurde – was für ein Zufall-an deiner Heimatstadt München aufgedeckt. Der schmutzige Staub mit den Mikroorganismen und Toxinen in den Kuhställen stimuliert ein schützendes Enzym A20, das das Immunsystem unempfindlicher gegen Allergene macht. Die Immunzellen werden trainiert und verhindern eine Überreaktion auf Allergene. Fachsprachlich heißt das: Natürliche Desensibilisierung.“

      „ Heißt das mit einfachen Worten, dass Bauernkinder ganz selten Asthma bekommen?“

      „So ist es. Wir beenden deine Ängste und machen einen Termin beim Allergologen.“ „Danke!“

      „Nichts zu danken. Ich möchte doch mit Genuss mit dir Fisch essen und dich danach küssen dürfen. Außerdem kenne ich das Problem Allergie sehr genau. Es war das Thema meiner Doktorarbeit. Ich wurde sogar für acht Wochen an das weltweit berühmteste immunologische Institut in La Jolla nördlich von San Diego in Kalifornien geschickt.“ „Du bist ein Glücksprinz.“ Als die Allergietestung bewiesen hatte, dass sie nicht auf weißen Fisch allergisch war und vor allem auch keinerlei Überempfindlichkeit der Bronchien hatte, küsste sie ihn leidenschaftlich, obwohl er zuvor Krabben gegessen hatte. Marie strahlte noch mehr, als sie selber gierig mit Lust ohne Nebenwirkungen in weißes Fischfleisch gebissen hatte. Sie fühlte sich wie befreit.

      „Michael-wie toll. Ich habe mich endgültig von meiner Mutter abgelöst. Das hätte ich ja schon nach der Pubertät tun sollen.“

      „ In der Tat. Du bist jetzt ganz du selbst und nicht mehr Teil deiner Mutter.“

      Der eingebildete, von der Mutter inszenierte Albtraum der Nahrungsmittelallergie war vorbei. Sie rief sogleich ihre Mutter an:

      “Mama ich bin von der Allergieangst befreit. Ich habe mich durchtesten lassen. Bei mir besteht keinerlei Allergieneigung, keine Überempfindlichkeit der Bronchien und schon gar keine Fischallergie.“ Die Mutter klang erleichtert: „Toll – da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich fühlte mich schon wegen meiner Gene an dir mitschuldig. Ich hoffe aber, dass du mich weiterhin liebst. Sag mir doch bitte, wann ich dich einmal an deinem pollenfreien Ort besuchen darf.“

      „Ruf doch einfach an, wann du kommen willst. Dann lernst du auch meinen Freund kennen.“

      Am


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