Frauen-und Männerträume. Herbert SeiboldЧитать онлайн книгу.
geforscht haben, bitten wir Sie, dort ihre Ergebnisse vorzutragen.
Flug und Unterkunft sind gesponsert. Für Familienangehörigen können wir aber die Kosten nicht übernehmen.“ Michaels Stolz konnte Marie an seinen Augen sehen. Sie verbarg die Enttäuschung, nicht mitfahren zu dürfen, hinter einem Lächeln und setzte noch eins drauf. „Wenn Du zurückkommst, habe ich eine Überraschung für Dich.“ Michael hob kurz die Augenbrauen:
“Ich frag jetzt aber nicht nach. Du wirst doch nicht dem Hype hier verfallen und dich in einen von den muskelstrotzenden Paragliding Trainer verlieben?“
„Michael - wart ab und schau mir in die Augen.“
Sie umarmte und küsste ihn leidenschaftlich. Er streichelte ihren knackigen Hintern und flüsterte: “Marie mein Traum. Wie kann ich es ohne dich aushalten?“ Michael flog am nächsten Tag nach Amerika. Marie war abends schon eingeschlafen, als er sich von Amerika auf Face Time bei ihr meldete:
„Hi du Schöne-ich bin in einem Hotel außerhalb der Stadt St. Paul gelandet. Für Amerika paradigmatisch ist dort alles riesig: Die Rindersteaks, die Biergläser und nicht zuletzt die Bierbäuche: America first and very big. “ Eine technische Störung beendete nach diesem Satz ihr Gespräch. Oder war es die CIA? Marie musste über ihre Assoziation selber lachen.
„So was passiert doch nur in China“, dachte sie. Am nächsten Morgen zog sie ihre Sportkleider an. Sie hatte eine Woche freigenommen und wollte, wie schon länger geplant, einen Paragliding Kurs machen. Dass Michael im Scherz an so etwas gedacht hatte, hatte sie schon einmal bei ihm erlebt. Er war einfach ein Arzt mit einem siebten Sinn. Sie ging an den Südstrand.
“Ist noch ein Platz fürs Paragliding frei“? fragte sie eine weißblonde ältere Frau in einer hölzernen Servicebude.
„Ja Sie Glückspilz. Gleiten Sie zum ersten Mal oder sind Sie schon advanced glider?“
„Zum ersten Mal!“
„Dann habe ich für Sie den Jens, unseren jüngsten aber sehr erfahrenen Lehrer.“ Sie winkte dem jungen Mann zu.
„Diese junge Dame will ihren Traum zu fliegen heute noch mit dir erfüllen.“ Jens kam lächelnd näher und küsste ihre Hand. Das fand sie als Zeichen der Achtung und Wertschätzung. Das war ihr zum ersten Mal passiert. Dies hätte eigentlich eher zu einem schnauzbärtigen schrulligen Alten und nicht zu diesem jungen blondlockigen Burschen gepasst. Sie lächelte ihn wie einen Witzbold an, während sie an den Strand gingen.
“Nur einen Augenblick“, sagte er und rannte zu einem Schuppen in der Nähe und kam mit dem Gleitfluganzug für sie zurück. Er passte routiniert die Gurte an. Dass er dabei ihre Brüste nicht versehentlich kurz berührte, sondern diese mit scheinbar völlig unbeteiligter Miene streichelte, brachte sie doch aus der Fassung: „Es soll ein Ausflug in die Lüfte und nicht auf meine Brüste werden.“
„ Sorry- War das so schlimm?“
„Ich mag das nicht und sag das nur einmal!“ Sein Gesicht zeigte keine Regung und legte jetzt die Gurte an, ohne ihre Brüste wieder zu berühren.
„Los geht es! Wir stellen uns gegen die ansteigende Düne hinter uns und laufen bei der nächsten Windbö los, sodass wir vom Boden abgehoben werden.“ Marie saß im Tandemsitz vor ihm. Es wurde für sie ein echter Kick. Sie stieß dabei laute Lustschreie aus. Jens steuerte den Gleitschirm am Strand entlang und dann einige Meter auf die See hinaus. Als sie eine Höhe von 30 Meter erreicht hatten, sah sie eine Hallig in der Ferne und eine Fähre. Ihre Seele schwebte mit. Nach dreißig Minuten landeten sie sanft an der Ausgangsstelle. Als er sie von den Gurten befreite, küsste er sie auf den Mund, den sie reflexhaft zudrückte. Seine gierige Zunge suchte wie eine schnelle Eidechse ein Schlupfloch ihre verschlossene Mundöffnung. Sie kickte ihm zwischen die Beine, sodass er zu Boden ging und brüllte ihn an: „Ist das die Bezahlung für deinen Einsatz? Dabei war der Flug so himmlisch. Der Luzifer in dir scheint das leider noch nicht bemerkt zu haben.“
„Lasst uns nicht über meinen Luzifer reden, sondern was Leckeres essen. Ich lad dich dazu ein. Dann können wir über alles snaaken.“
Marie blieb ärgerlich stehen, war unschlüssig, was sie tun soll und rannte dann abrupt zur Servicestelle. Die ältere Frau schaute sie erstaunt an, als Marie sagte:
“Bitte einen anderen Trainer. Der Jens fasste mir an die Brüste und wollte mich gewaltsam küssen.“ Die Frau brach in Tränen aus und gestand ihr schluchzend:
„Der Jens ist mein Enkel- ein Vollweise. Seine allein erziehende Mutter ist schon lange tot. Ohne ihn kann ich hier dicht machen. Derzeit ist auch kein anderer Trainer frei.“ Zurück zu Jens sagte sie:
„Ich gehe nur zum Essen mit, wenn du dich ab jetzt anständig benimmst.“ Das schluckte er. Sie musste zuerst zur Toilette. Dort schaute sie in den Spiegel und dachte: “Was will ich? Ihn bekehren?- Absurd- Mein verdammtes an der Mutter geübtes Helfersyndrom kommt wohl immer wieder durch! Glaube ich wirklich, dass er sich zu beherrschen lernt? Aber hatte nicht der Philosoph Kant behauptet, Menschen seien von Haus aus nicht böse? Aber Männer sind für mich Neuland. Nur Michael kenne ich und den auch nur ein wenig.“ Sie fühlte sich wohl auch zu schönen Männern hingezogen.
„Was bedeutet es, dass meine Brustwarzen sich aufgerichtet haben, als er mir den Gurt anlegte?“ Da sie ihm körperlich gewachsen war und sich zu wehren weiß, legte sie ihre Bedenken ab. Schließlich war sie auch ziemlich hungrig. Fast war sie wieder versöhnt, als sie das auf einem Steg gelegene romantische Lokal betreten hatten. Jens benahm sich anständig, bestellte ein Lammfilet und hob fröhlich sein Glas mit Rotwein. Marie nahm ein Schollenfilet mit Weißwein. Sie sprachen über ihre Berufe, die ja beide mit Sport und Körperertüchtigung zu tun hatten. Er erzählte, dass er mit seinem Vater zum ersten Mal vor Australien bei New South Wales- im Gleitschirm gesessen habe. Seine Mutter habe er schon früh verloren.
„Mein allein erziehender Vater wurde für mich Freund, Stütze und Lehrer. Leider ist er vor drei Jahren auch schon gestorben.“
„Welche Parallele! Bei mir spielte meine Mutter diese Rolle.“ Aber sie dachte zugleich, warum er denn beim reden immer auf ihren Busen starrt. Sucht er denn bei jeder Frau seine als Kleinkind verlorene Mutter?
Sie sagte ernst: „Jens deine Sucht, Frauen begrabschen zu müssen, ist eine tiefsitzende Neurose und kann nur, das glaub ich fest, durch eine Psychoanalyse gebessert werden.“
„Absurde Vorstellung - aber vielleicht fehlt mir tatsächlich die so früh beendete mütterliche Beziehung.“ Er wirkte jetzt nervös. Seine unruhigen Beine und Finger zeigten die von ihm nicht wahrgenommene innere Spannung. Das Grinsen auf seinem Gesicht passte aber so gar nicht dazu.
„Jens – nur so viel: Frauen wollen respektiert werden und selber Nähe und lustvolle Berührungen mitbestimmen. Bis jetzt hast du mich ja nur geküsst und meine Titten gestreichelt. Das spricht tatsächlich dafür, dass du wie ein Baby zwanghaft deine Mutter berühren willst. Solltest du deinen Trieb penetrieren wollend ins Rollen bringen, wirst du es bitter bereuen. Einmal haben deine Eier ja meinen Kicktritt schon kennen gelernt.“
„Du bist wirklich brutal. Danke trotzdem für deine didaktische Einheit. Aber ist nicht jeder – auch du neurotisch?“ Als sie darauf nichts sagte, stand er auf, bezahlte an der Kasse für beide und murmelte: „Dann sehen wir uns morgen nach dem Mittagessen.“
“Ja nur, wenn du dich im Griff hast.“
“Keine Angst, keine Angst Rosmarie.“
“Igitt-Du meinst wirklich, dass du mit diesem alten Seemanns - Shanty deine krankhafte Gier wegsingen kannst?“ Jens grinste nur blöd und sagte dazu nichts, so dass auch sie aufstand.
“Tschüss Jens- bis morgen.“ Sie wollte am nächsten Tag nicht noch einmal mit ihm Essen gehen. Vor dem Training am frühen Nachmittag genoss sie in Ruhe ihre neuerliche Lieblingsspeise, ein fangfrisches Rotzungenfilet. Beim Gedanken daran lächelte sie. Sie ahnte jetzt bereits, dass der Jens keinen Fisch vertrug. „Wenn er mir gegen meinen Willen einen Zungenkuss gibt und Folgen spürt, ist er selber schuld.“ Als sie sich mit