Tod in Amsterdam. Ben KossekЧитать онлайн книгу.
jetzt hier sprechen möchten.“
„In Ordnung.“ Steinmetz verließ den Raum. Nachdem er gegangen war, meinte Jan Scheuer: „Der Loose hängt da wohl richtig dick mit drin.“
„Scheint so“, antwortete Berger, „während dieser Abteilungsleiter, Werner Stamm, keine Ahnung zu haben scheint, was da in seiner Abteilung vor sich geht. Sonst hätte er Kleinschmidt wohl nicht so ahnungslos den Auftrag gegeben.“
Zwei Minuten später kam Steinmetz zurück. Mit einer entschuldigenden Geste erklärte er: „Reinhard Loose hat vor etwa zehn Minuten die Firma verlassen – Termin beim Zoll!“
14.
Auf dem Rückweg besuchten Berger und Scheuer nochmals das Betriebsgelände der Metallhandel Stoll AG. Sie betraten das kleine Büro, dass seit ihrem ersten Besuch vor zwei Tagen absolut nichts von seinem altbackenen Charme verloren hatte. Auch der Firmeninhaber, Herr Stoll, wischte sich den Schweiß mit demselben alten Taschentuch von der Stirn, das er vermutlich seit der Sintflut mit sich herumtrug. Als er die Beamten kommen sah, ahnte er schon nichts Gutes. Entsprechend war sein Gesichtsausdruck, als Alex Berger ihn ansprach:
„Herr Stoll, guten Tag. Wir hätten da noch ein paar Fragen an Sie. Haben Sie kurz Zeit?“
„Was gibt’s?“ brummte Stoll etwas missmutig.
„Sie sagten uns doch, in ihrer Firma kennt jeder jeden, man hilft sich untereinander so gut es geht und so weiter… Gibt es da vielleicht auch Mitarbeiter, oder besser, ehemalige Mitarbeiter, die die Firma in den letzten drei Jahren unter, sagen wir, weniger guten Begleitumständen verlassen haben?“
Harry Stoll begann noch mehr zu schwitzen, obwohl es in dem Büro offenbar nicht mal eine Heizung gab, die das hätte auslösen können. Er suchte fahrig nach seinem Taschentuch. „Nun ja, Sie wissen doch, wie das ist …“
„Nein, das wissen wir nicht. Deshalb fragen wir Sie ja danach. Könnte es sein, dass Sie uns beim letzten Mal nicht die ganze Wahrheit gesagt haben?“ Berger ließ nicht locker und behielt den Mann scharf im Auge.
„Ja, zugegeben. Irgendwie schon. Ich wollte nicht, dass die ganze Sache nochmal aufgewühlt wird. Das war schon alles sehr unangenehm damals …“
„Was war denn damals alles so sehr unangenehm?“ hakte Jan Scheuer erbarmungslos nach. „Das würde uns doch brennend interessieren, Herr Stoll.“
„Wir hatten hier vor zwei Jahren einen Betrugsfall“, begann Stoll nun zögerlich. „Zwei Mitarbeiter der Firma hatten heimlich Metallpellets mitgehen lassen und haben sie in den Niederlanden unter Preis weiterverkauft. Ich vermute, das ging über Monate hinweg, ohne dass jemand etwas bemerkt hatte. Durch einen Zufall ist die Sache dann aufgeflogen.“
„Was geschah dann?“
„Ich habe die beiden noch am selben Tag entlassen. Aber ich wollte keinen Ärger und habe auf eine Anzeige verzichtet.“
„Können Sie uns die Namen der beiden Mitarbeiter nennen?“ Wieder bohrte Scheuer in seiner unnachgiebigen Art nach.
„Ja, warten Sie. Meine Frau hat die Personalakten abgelegt, als sie damals hier im Büro mitgearbeitet hat. Sie müssten hier noch irgendwo sein.“
Er steuerte auf das ominöse Regal mit den Aktenordnern zu, das sich hilfesuchend an die Wand zu lehnen schien, setzte seine Brille auf, deren Gläser mit einer dicken Schicht schmutziger Fingerabdrücke behaftet waren, und begann, Reihe für Reihe durchzugehen, bis er schließlich einen schmuddeligen Ordner hervorzog. Man hatte ihn mit der alles erklärenden Aufschrift „Personal“ versehen. Stoll legte ihn auf seinen vorsintflutlichen Schreibtisch, öffnete ihn und begann darin zu blättern. Nach kurzem Suchen und von einem zufriedenen Grunzen begleitet, als hätte er gerade die Grundmauern von Troja entdeckt, entnahm er zwei braune dünne Papphefter, die er den Beamten reichte.
„Die beiden waren Niederländer und hießen Marinus Sanders und Ron Brenner.“
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