Bilder einer Pandemie. ... NichtGanzDichterЧитать онлайн книгу.
NichtGanzDichter
Bilder einerPandemie
Neuartige Fotos und Texteaus Corona-Zeiten
© 2020 NichtGanzDichter
Cover und Fotos: NichtGanzDichter
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-08719-4 |
Hardcover: | 978-3-347-08720-0 |
e-Book: | 978-3-347-08721-7 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Des andern Leid
Corona-Limericks Teil 1
Home Churching 1.0
Gesichter einer Krise – eine Ballade in Corona-Zeiten
Vom Können und Dürfen
Bullshit-Bingo „Corona Style”
Die Amazone
Corona-Limericks Teil 2
Diss-Track against Corona
Rocky
Ich, das Virus
… angereichert mit 22 Schwarzweiß-Fotografien
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
als das vorliegende Werk entstand, waren die ersten Lockerungen bereits in Kraft. Abstandsregelungen, Kontaktbeschränkungen und Mund-Nase-Bedeckungen prägten im Juni 2020 zwar weiterhin den Alltag, doch sah man die Menschen wieder vermehrt schlemmen, schwimmen – und ihre Freunde im benachbarten Bundesland besuchen. Neuartig war nicht nur das ursächliche Virus, sondern auch die Lebenssituation, in der sich ein jeder unfreiwillig wiederfand.
Mit der „Corona-Faust“ erfolgte die Begrüßung, „Bleib gesund!“ wurde selbst im Geschäftsbrief zur gängigen Verabschiedungsfloskel in „Corona-Zeiten“, ebenfalls ein typischer Begriff für die Dauer der Pandemie, der sich niemand entziehen konnte.
Während Ökonomie und Freizeitangebote auf ein Minimum heruntergefahren und Arbeitsplätze ins neu entdeckte Home Office verlegt wurden, nutzte der Autor die sich bietenden Freiräume zum Verfassen der nun folgenden Texte. Erzählt werden die teilweise auf realem Hintergrund basierenden Geschichten von Menschen, die die Krise auf meist unerwartete und skurrile Weise zu meistern wussten. Für Abwechslung sorgen Limericks und ein „Corona-Bingo“, bevor der Verfasser in die Rolle des mitunter recht seltsam anmutenden Virus schlüpft.
Erlaubte die soziale Distanzierung dann doch einmal etwas Frischluft, dann war die Kamera stets zur Stelle: Vom Hinweisschild zur Maskenpflicht über gesperrte Sportanlagen bis hin zur Anleitung für die perfekte Nieshygiene sind typische Motive einer atypischen Zeit fotografisch festgehalten. Auf diese Weise wurden aus einer Fülle von bemerkenswerten Momenten die „Bilder einer Pandemie“.
Weil sich auch die Künstler für lange Zeit nicht mehr von Angesicht zu Angesicht begegnen konnten, lief die Kommunikation auf elektronischem Wege ab. Innerhalb einer Autorengruppe entwickelte sich dabei ein spaßiger Wettstreit, bei dem ein vorgegebener Anfangssatz, häufig aus einem bekannten Roman, zu einer Kurzgeschichte weiterzuentwickeln war. Diesem Prinzip folgen manche der Geschichten.
Der einzige öffentliche Auftritt des Autors in Corona-Zeiten fand übrigens in einem Autokino statt. Der Poetry Slam mit maximaler Distanz brachte neben der durchweg neuartigen Erfahrung einen liebevoll gestalteten Pokal ein.
Viel Spaß beim Lesen und Betrachten wünscht
NichtGanzDichter
Infos und Auftrittstermine gibt es im Internet unter:
www .nichtganzdichter.com
sowie www.youtube.com/user/NichtGanzDichter
Kontakt und Buchungsanfragen:
Abstand und Maske – die deutlichsten Hinweise darauf, dass wir in Corona-Zeiten lebten…
Vor allem beim Einkaufen ging man sich so weit wie möglich aus dem Weg.
Des andern Leid
Komische Zeiten, wo man die Freundin erst desinfizieren muss, bevor man sie umarmen darf. Komische Zeiten, wo man erst einen Maulkorb anlegen muss, bevor man einkaufen darf – obschon man kein Hund ist. Wahrlich komische Zeiten. Gar nicht komisch fand das Harry, im Gegenteil: Eine Freundin hatte er zwar nicht, doch für ihn war das alles großartig: Endlich hatte er einmal Recht gehabt! Recht mit dem, was er seit Jahrzehnten gepredigt hatte, sehr zum Leidwesen seiner Nachbarn, Kollegen und Freunde, die sich nach und nach verdünnisiert hatten. „Das Ende ist nah“, hatte Harry tagein, tagaus gewarnt. Doch niemand wollte auf ihn hören, man hielt den 54-jährigen Frührentner für einen Schwätzer, Spinner, Angstmacher oder gleich alles zusammen.
Und nun hatten sie selbst auf einmal Panik, sie alle, die Maskierten – sie fürchteten ein winziges Teilchen, mikroskopisch klein und doch in aller Munde. Corona, für Harry war das die Rettung! Jetzt kam der einen Meter sechzig kleine Mann groß raus, jetzt mussten sie ihm zuhören, wenn er am Morgen extra zeitig aufstand, um vor dem örtlichen Discounter zu kontrollieren, ob die Masken auch korrekt aufgesetzt waren. Für 450 Euro im Monat hatte sich Harry als Sicherheitskraft rekrutieren lassen, in jenen komischen Zeiten war das ein gefragter Beruf, so wie Krankenpfleger, Kassierer, Bestatter oder Virologe.
„Ohne Mundschutz kein Zutritt!“, herrschte Harry die ältere Dame an, die geschickt versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben und ungeschützt ihren täglichen Einkauf zu erledigen. Erst nach längerer Debatte, wenngleich ohne Einsehen, legte die Seniorin ihren Maulkorb, wie die Kritiker ihn zu nennen pflegten, an und streifte missmutig durch den Laden, in dem sich immer nur 80 Personen gleichzeitig aufhalten durften.
Harry fühlte sich großartig. Endlich zeigen, wo es langgeht, und dabei noch etwas Gutes tun, oh ja! Für die Gesundheit, für das Wohlergehen von uns allen. Solche Menschen braucht das Land, Menschen wie ihn, da war er sich sicher. Früher war das noch anders, als Harry Falschparker aufgeschrieben und beim Ordnungsamt gemeldet hat. Da war man genervt. Noch etwas freute den hygienebewussten Vorstädter, den sie alle nur „Masken-Harry“ nannten: Das war die Sache mit den Vorräten. Er hatte schon gehamstert, da hatten die anderen noch nicht einmal eine Ahnung von ihrem Faible für Toilettenpapier! Harry hingegen hatte schon immer alles: Nudeln, Reis, Milch, lang haltbares Brot, Backmischungen, Wasser – und Hakle feucht. Für ihn nichts Neues! Und damit ihm niemand etwas wegnimmt, lag die geladene Waffe stets daneben. Harry war seiner Zeit einfach voraus, und genau diese Erkenntnis rieb er seinen Mitmenschen nun unaufhörlich unter die Nase. Zunehmend böse wurden die Blicke, als sich die Regale dann tatsächlich leerten. Aber Harry hatte Recht behalten, und darauf kam es jetzt an. Endlich gab es nichts mehr zu kaufen – und er hatte vorgesorgt. Wunderbar!
Während Harry wieder einmal die Einhaltung der Maskenpflicht penibel überwachte und so seinen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leistete, reifte in ihm ein Gedanke: Was jetzt noch fehlt, ist der Finanzkollaps! Das hat er auch schon