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IMMUN - Sebastian Weis


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      (Bild Istock 1175122673 © Vitalii Dumma)

      Die am häufigsten vorkommenden Fettzelltypen sind die weißen Fettzellen. Weiße Adipozyten speichern überschüssige Energie als Fett. Sie regulieren den Energiehaushalt im Körper durch die Freisetzung von Botenstoffen (Adipokine). Sie regulieren auch unser Hunger- und Sättigungsgefühl.

      Wenn wir sehr viel Fett zu uns nehmen, vermehren sich die WATs und werden größer. So versuchen sie die anderen Gewebe vor dem Fettüberschuss zu beschützen, denn zu viel frei zirkulierende Fette wirken giftig (toxisch) auf den Körper. Nahrungsfette können die Entwicklung von Typ-2-Diabetes beeinflussen. Ein gutes Beispiel dafür ist Palmöl. Laut dem WWF (World Wide Fund For Nature) enthält fast jedes zweite Supermarktprodukt Palmöl.lxi Es befindet sich in Nuss-Nougat-Cremes, Tütensuppen, Keksen und vielen weiteren Fertigprodukten.

      Palmöl enthält Palmitinsäure. Palmitinsäure ist eine der Hauptfettsäuren, die wichtige Funktionen im Körper übernimmt, im Übermaß aber giftig wird. Sie geht dann Verbindungen mit anderen Molekülen ein und wird zu Palmitat. Wenn die insulin-produzierenden Zellen zu lange dem Palmitat ausgesetzt sind, passieren drei Dinge:

      1. Ihre Fähigkeit, das Insulin nach außen abzugeben, wird reduziert

      2. Die Produktion von Insulin wird reduziert

      3. Die Selbstzerstörung der insulin-produzierenden Zellen wird eingeleitetlxii

      Wenn wir also stetig zunehmen, hat das vielleicht damit zu tun, dass die weißen Fettzellen versuchen, unser Leben zu retten!

      WAT-Depots finden wir unter der Haut (was in vielen Kulturen als sehr sexy angesehen wird!) und im Bauch. Das Fett in der Haut wird allgemein als Schutzfaktor angesehen, das Fett im Bauch als Krankheitsfaktor. Das Bauchfett (Viszeral Fett) ist relativ aktiv und schüttet viele Botenstoffe aus, die entzündungsfördernd wirken.

      Der zweite Haupt-Typ der Fettzelle, die braune Adipozyte, wurde beim Menschen viele Jahre lang übersehen. Im Gegensatz zu WATs verbrennen BATs ihr Fett selbst. Sie aktivieren dafür ihre Kraftwerke (die Mitochondrien). Das Fett wird in Wärme-Energie umgewandelt, die wir dann über die Haut abstrahlen. Diesen Effekt können wir uns zunutze machen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die BATs mehr Energie verbrennen, wenn wir uns mit Kälte konfrontieren. So tragen auch sie aktiv dazu bei, uns vor zu viel Fett zu beschützen.

      (Bild Istock 1175122673 © Vitalii Dumma)

      Es wird angenommen, dass die Anzahl der braunen Adipozyten mit zunehmendem Alter abnimmt. Das ist vermutlich ein Grund, warum das Gewicht bei vielen im Alter steigt. Die BATs können sich aber genau wie die WATs vermehren und die Stoffwechselrate wieder erhöhen. Dies gelingt hervorragend über Kälte. Wissenschaftlich klingt das so: „Durch die Auslösung der BAT-Lipolyse und Thermogenese kann die Kälteexposition den Fettsäurepool des Körpers reduzieren, und eine längere Kälteexposition kann die Proliferation und Differenzierung von Vorläufern induzieren, was zu einem Anstieg der Anzahl brauner Adipozyten führt. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sich WAT als Reaktion auf verschiedene Stimuli teilweise in BAT-ähnliche Adipozyten umwandeln kann, was darauf hindeutet, dass die Umleitung von WAT-Vorläufern in Richtung BAT ("Bräunung") als Reaktion auf Kälteexposition zur Kontrolle der Adipositas beitragen könnte.“lxiii

      Übersetzt: WATs können bei Kälte zu so etwas wie BATs werden, d. h. sie können animiert werden, auch aktiv Fett zu verbrennen. Es scheint so zu sein, dass die Fettzellen die Kälte selbst spüren können und sofort darauf reagieren. Sie nehmen mehr Fett und Zucker aus dem Blut auf und werden aktiv.

      Fettzellen, die Fett verbrennen. Ein Traum für die einen, Realität für die anderen. Sie haben es in der Hand (und in den Beinen), BATman / BATwoman zu werden.

      Die Fette sind ein gutes Beispiel dafür, dass Krankheiten nicht nur durch Bakterien, Pilze oder Viren ausgelöst werden. Die meisten chronischen Erkrankungen der Neuzeit gehen nicht zurück auf Infektionen, sondern auf unseren Lifestyle. Zu diesen Erkrankungen gehören Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Übergewicht, Rückenprobleme und einige mehr. Immer mehr Mediziner plädieren daher für eine neue Form der Medizin, die den Lebensstil als Fundament der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention in den Vordergrund stellt. Das entspricht auch dem Grundgedanken der Ayurvedamedizin, deren primäre Aufgabe die Gesunderhaltung ist. Auch Bluthochdruck, Übergewicht oder Rückenschmerzen stehen in enger Wechselwirkung mit dem Immunsystem.lxiv Daher spielt die Stärkung des Immunsystems in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle.

      Stark wie das Mikrobiom

      Jede Krankheit beginnt im Darm.

      Hippocrates von Kos

      Wenn wir Naturdokumentationen sehen, sind wir oft beeindruckt von der Ästhetik der Wildtiere. Löwen jagen kraftstrotzend flinke Zebras, Elefanten durchstreifen friedlich die Wildnis und Affen schwingen sich von Ast zu Ast. Was wir nicht sehen, ist, dass die meisten Tiere Krankheitserreger in sich tragen. Die Tiere sehen gesund aus. Tatsächlich ist ihr Körper aber 24 Stunden am Tag damit beschäftigt, innere und äußere Angreifer in Schach zu halten. Bei uns sieht es genauso aus: Wir sind bevölkert von zahlreichen Mitbewohnern auf und in uns. Unsere Haut hat ihr eigenes Mikrobiom, unser Mundraum, der Magen, der Darm, alle Gewebe bis hin zur Muttermilch enthalten eine Vielzahl von Bakterien.lxv

      Zwei gute Nachrichten dazu: Die erste gute Nachricht ist, dass ein Großteil dieser Mitbewohner unsere Freunde ist. Wir leben mit ihnen in jahrtausendealter Symbiose. Die zweite gute Nachricht ist, dass wir in der Regel hervorragend in der Lage sind, mit Krankheitserregern fertig zu werden. Unser Immunsystem kennt die meisten und ist optimal gerüstet.

      Bild: Shutterstock 1096419800 © Andrii Bezvershenko

      Der Darm oder genauer der Gastrointestinaltrakt (GIT) ist ein komplexes, offenes und integriertes Ökosystem mit der höchsten Exposition gegenüber der äußeren Umwelt. Die Gesamtfläche der Schleimhaut, der sog. epithelialen Barriere, beträgt 400 m2.

      Das Mikrobiom des Darms besteht aus einer Multispezies-Mikrobengemeinschaft. Neben Bakterien umfassen die Makrobiotik Pilze, Archaeen, Protozoen und sogar Viren. Die Zahlen sind alle noch spekulativ, aber man geht von über 2.000 Arten aus, die im Menschen leben (nicht alle gleichzeitig in Einem). Zahlreiche Faktoren haben einen Einfluss auf unsere individuelle Besiedlung:

      • Alter

      • Genetik

      • Geschlecht

      • Geographie

      • städtisch / ländlich

      • sozio-ökonomischer Status

      • sanitäre Bedingungen

      Wenn der Darm gesund besiedelt ist, spricht man von Eubiose. Die Silbe „eu-“ steht für „gut“. Wenn sich die falschen Mikroorganismen ansiedeln, spricht man von Dysbiose (griech. dys = schlecht).

      Die „guten“ Bakterien trainieren unsere Immunzellen. Sie helfen ihnen zu unterscheiden zwischen Freund und Feind. Manche Bakterien sollen als „körpereigen“ identifiziert werden, andere trotzdem als Bedrohung erkannt und eliminiert werden. Hier ist also ein ganz differenziertes Zusammenspiel erforderlich, um unsere Gesundheit zu erhalten.

      Aus Untersuchungen mit keimfreien Mäusen konnte man im Vergleich einige Punkte identifizieren, in denen Bakterien in unserem Gehirn vermutlich mitmischen:lxvi

      • Es werden Gene aktiviert, die mit der Anpassungsfähigkeit des Gehirns (Plastizität), und mit dem Hormonstoffwechsel zusammenhängen

      • Die Bereiche des Gehirns, die auch für Lernen und Emotionen zuständig sind (Hippocampus und Amygdala) entwickeln sich anders

      • Das Sozialverhalten verändert sich


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