Weltmeister! - Kann man davon leben???. Axel BeyerЧитать онлайн книгу.
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Weltmeister!
© 2020 Marc Weide, Axel Beyer
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-00840-3 |
e-Book: | 978-3-347-00842-7 |
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Marc Weide, Axel Beyer
Weltmeister!
Kann man davon leben???
Ein Wort vorab
Liebe Leserin, lieber Leser, schön dass Sie da sind. „Weltmeister“ - das klingt doch total mega und - echt - so ganz kann ich das immer noch nicht glauben. Ich sage das nicht um anzugeben - gut, vielleicht …. Aber Weltmeister mit 28! In der Zauberei. Da stellt sich doch weniger die Frage, was da noch kommen soll, sondern: Kann man davon leben?
Und: Wie hat der das geschafft? Das erzähle ich gerne, denn vielleicht wünschen Sie sich ja auch heimlich, auf Ihrem Gebiet Weltmeister zu werden. Und wenn ein blonder Junge aus Gevelsberg das schaffen kann, warum dann nicht auch Sie?
Und da man die besten (und auch die komischen und manchmal leider auch die peinlichen) Geschichten ja nur seinen Freunden erzählt, zähle ich Sie ab jetzt einfach dazu. Ist es okay, wenn wir uns duzen? Das wäre super.
Also willkommen zu einem Blick hinter die nicht vorhandenen Kulissen des Zauber-Entertainments!
Die Weltmeisterschaft 2018
Trotz dieses Titels - jetzt geht es einmal nicht um Fußball! Auch die Zauberer veranstalten eine Weltmeisterschaft und zwar alle drei Jahre. Und die letzte in 2018 war - nein, nicht in Hogwarts - sondern in Busan in Südkorea. Ja, die Asiaten lieben Magie und Zauberei, wenngleich die Zauberkunst, so wie wir sie kennen und ich sie verstehe, ja eher eine westliche Prägung hat und es auch nur wenige wirklich populäre Magier aus dem asiatischen Raum gibt.
Wahrscheinlich fällt Ihnen nach vielem Grübeln da nur der berühmte schurkische Magier Fu Man Chu ein, aber selbst dieser ist eine Erfindung eines britischen Schriftstellers. Ich erinnere mich da noch an Chung Ling Soo, aber der wurde auf der Bühne erschossen. Ist von daher also irgendwie kein so prickelndes Vorbild für mich. Umso gespannter war ich auf dieses Ereignis und mein erste professionelle Begegnung mit Asien. Zumal es bis dahin ein langer, ein sehr langer Weg war - über den ich hier gleich ein paar Geschichten erzählen möchte.
Zurück nach Korea - da stehe ich also gleich auf der riesigen Bühne vom Kongresszentrum in Busan. Davor im Publikum tausend Kollegen und viele an Zauberei Interessierte. Und was ist hier heute nicht schon alles aufgefahren worden - zersägte Jungfrauen, verschwundene Elefanten und schwebende Käfige. Und nun stehe ich hier - der kleine Junge aus Gevelsberg mit den schwitzigen Händen - und was mache ich gleich? Einen Kartentrick - toll! Das kann nicht gutgehen.
Der Techniker wollte eben vorab wissen ob ich noch Fragen hätte? Ich bin mir sicher dass er technische Fragen meinte, aber ich erwiderte: „What if I didn't make it?"Aber er reagierte total cool und sagte: „Are you joking? You are here, you already made it!" Ach, wenn ich das doch nur so relaxed sehen könnte wie er…
Moment Mal, was war das? Da wird doch etwas auf die Bühne gestellt, das mir sehr bekannt vorkommt. Wer hatte denn noch so einen Trick? Ich will mich schon aufregen, da sehe ich, dass dort ja MEINE Requisiten stehen. Tatsächlich, meine Requisiten wurden auf die Bühne gestellt, der Jury Vorstand fragt mich ob ich bereit sei. Bereit? Echt, wer ist schon bereit zur eigenen Hinrichtung? Ich natürlich nicht. Also nicke ich.
„And next. From Germany: Marc Weide!" Das war ich. - Nun gilt es.
Anders als die Spieler bei der Fußball WM stehe ich jetzt komplett alleine auf dem Feld und habe anstatt 90 lediglich 10 Minuten um die Jury und das Publikum im Saal von mir zu überzeugen. Über 150 Teilnehmer aus aller Welt hatten sich für den Wettbewerb qualifiziert und angemeldet. Allesamt absolute Cracks in ihrer jeweiligen Disziplin und alle hatten sich schon vorab in nationalen Wettbewerben für dieses Ereignis qualifiziert. Ich war einer davon und trat nun an in der Kategorie „Salonmagie“ – international bekannt als „Parlour Magic“.
Und nun gilt es - ich stehe in Korea auf einer zehn Meter breiten Bühne. Ich weiß, dass ich meine komplette Nummer in englischer Sprache vortragen muss. Vor mir sitzen acht erfahrende Jury Mitglieder, die alles, nun ja fast alles, schon einmal gesehen haben und dahinter sitzen gefühlte zwei Millionen Zauberer im Publikum. Krass!
Ob ich aufgeregt bin? Natürlich nicht, Alter! Ich sterbe nur gerade.
Ich neige normalerweise nicht zu Selbstgesprächen, aber diese Situation ist ja gerade alles andere als normal. Also frage ich mich: Wer kam verdammt nochmal bloß auf diese idiotische Idee, sich für diese Weltmeisterschaft anzumelden?
Die Antwort gebe ich mir prompt: Ach so, ich selbst. Ja.
Aber warum, bitte?
Mein ganzes kurzes Leben zog wie im Film an mir vorbei und ich fragte mich selbst, wie es denn so weit hat kommen können. Und wer war daran schuld?
Die Antwort kann ich mir auch selbst geben. Schuld war ganz klar – David Copperfield.
Also nicht der aus dem Buch von Mark Twain, sondern der echte aus Fleisch und Blut. Ehrlich, das stimmt. Ist nicht gelogen! Und das kam so….
David Copperfield ist schuld!
Als Kind war ich hauptsächlich blond und hatte mit Zauberei nichts am Hut. Gut, ich fand Zauberer cool, auch spannend, wenn ich mal einen in einer Fernsehshow, im Zirkus oder sonst irgendwo zufällig sah. Aber eigentlich wollte ich eher und viel lieber Pilot oder Raumfahrer werden, so etwa im wöchentlichen Wechsel. Rennfahrer war auch mal dabei, aber dann war Michael Schumacher aus der Formel 1 raus und damit schwand auch mein Interesse an Autorennen. Aber Zauberer? Warum um alles in der Welt das denn?
Dann – ich war wohl 11 Jahre alt - kam meine Mutter auf die Idee, Karten für die Arena Oberhausen zu kaufen. David Copperfield war auf großer Deutschlandtournee (leider ohne Claudia Schiffer) und sie lud mich ein, sie zu seiner großen Bühnenshow zu begleiten.
David Who? Wer war das denn? Ich hatte von dem Mann noch nie etwas gehört und der Name sagte mir so gut wie gar nichts, aber natürlich wollte ich unbedingt mit. Ein vielversprechender Ausflug „unter Erwachsenen“, länger aufbleiben, vielleicht sogar mit einem Mega - Eis in der Pause – nur das reizte mich total.
Und was war das überhaupt für ein Name, Copperfield? Nee Alter, so hieß jedenfalls keiner den ich kannte. Oder kennen sollte.
Dennoch – ich gestehe, war ich an dem Tag etwas nervös. Es war ein Freitag im November, wenngleich nicht ein 13., sondern der 23. Wir machten uns schon vergleichsweise früh auf den Weg nach Oberhausen, weil die Show ausverkauft sein sollte. Ausverkauft? Echt? Ich konnte mir das nicht vorstellen. Aber ich staunte nicht schlecht, wie viele Menschen an dem Tag genau dorthin wollten. Riesige Schlangen auf dem Parkplatz. Jede Menge Besucher drängten sich an den Eingängen. Mann, der Typ musste es aber wirklich drauf haben, wenn so viele Menschen ihn sehen wollten. Langsam war ich doch neugierig, was mich da erwarten würde.
Es dauerte für mich endlos, bis wir endlich drin waren und es war verdammt voll. Die Karten waren sehr teuer damals und wir saßen ziemlich weit hinten. Mit einem superguten Blick auf die Bühne - also theoretisch. Ich jedenfalls konnte nichts sehen außer zwei sehr breiten Schultern und zwei unglaublich massigen Nacken direkt vor mir. Die gehörten zu zwei - in meinen Augen riesigen - Erwachsenen, die mir den Blick auf die Bühne größtenteils versperrten - egal ob ich