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Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval. Bernhard HennenЧитать онлайн книгу.

Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval - Bernhard Hennen


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»Den Grünschnäbeln werde ich es zeigen«, sagte Franz, sprang auf und stürmte auf die beiden zu, bevor seine Brüder ihn aufhalten konnten.

      Franz erreichte die Knaben und schlug ihnen blitzschnell nacheinander die Fäuste gegen die Stirn, sodass beide bewusstlos zu Boden fielen. »Fesselt und knebelt die Kerle«, befahl er seinen Brüdern mit hochrotem Kopf.

      »Findest du es klug, wenn wir uns gleich nach unserer Ankunft hier Feinde machen?«, fragte Karl skeptisch. »Hier wimmelt es nur so von Menschen. Noch scheinen die uns nicht weiter zu beachten; ich befürchte aber, dass das nicht so bleibt. Besonders nicht, wenn du einen nach dem anderen niederschlägst.«

      »Ich will kein Wort mehr hören«, zischte Franz. »Tut, was ich euch gesagt habe. Dann verstecken wir die zwei. Vielleicht brauchen wir sie später noch.«

      »Womit sollen wir die Kerle fesseln?«, fragte Günther ratlos. »Wir haben keine Stricke dabei.«

      »Muss ich denn alles selbst machen?«, schrie Franz und warf zornig seinen Hut auf den Boden. »Schaut mal da drüben. Da ist ein Markt. Geht dorthin und klaut ein paar Tücher! Das sollte ausreichen. Ich kümmere mich so lange um die beiden.«

      »Und jetzt suchen wir die weiße Zauberin«, erklärte Franz, nachdem sie die Knaben gefesselt und im Unterholz hinter einem Wagen versteckt hatten. Einer der Burschen war erwacht, von Günther aber sofort wieder schlafen geschickt worden.

      »Müssen wir den einzigen Tag, den wir haben, damit verbringen, ziellos in der Gegend herumzulaufen?«, maulte Günther.

      »Heute werden wir die Zauberin finden. Wir teilen uns auf. Ich gehe den Hang herunter und ihr geht über den Markt und zu den Spielleuten.« Franz wartete die Antwort seiner Brüder nicht ab und marschierte los.

      »Was machen wir jetzt?«, fragte Günther.

      »Das, was Franz gesagt hat«, antwortete Karl. »Wir gehen über den Markt.«

      »Ich habe Hunger und Durst.«

      »Wir werden dort sicher etwas finden. Komm jetzt. Franz wird ausrasten, wenn wir noch hier stehen, wenn er wiederkommt.«

      Günther brummelte sich etwas Unverständliches in seinen Vollbart und folgte Karl dann mürrisch. Die beiden beobachteten die einzelnen Marktstände genau. In der Mitte eines Ganges, auf dessen Seiten die Buden errichtet waren, sahen sie eine Schänke. Günther wollte direkt dorthin gehen, Karl konnte seinen Bruder aber überzeugen, dass sie sich zunächst etwas zu essen holten. Die Auswahl an unterschiedlichen Speisen war groß, die meisten davon waren den beiden allerdings unbekannt.

      Sie kamen zu einem Händler, der gebratene Fleischspieße anbot, die köstlich dufteten. Zu ihrem Ärger mussten sie sich in eine Reihe von Menschen stellen, die alle darauf warteten, von dem Händler bedient zu werden. Als sie näher herankamen, sahen sie, dass die meisten Kunden der Frau hinter dem Tresen einen merkwürdig aussehenden Zettel zur Bezahlung gaben und ein paar Münzen zurückbekamen. Erst jetzt fiel den beiden ein, dass sie nicht das kleinste Geldstück dabeihatten.

      »Ich habe Hunger«, sagte Günther zornig und stieß seinen Bruder, der ihn von dem Händler weggezogen hatte, gegen die Brust. »Ohne Geldstücke werden wir hier nichts bekommen. Ich bin dafür, wir schlagen alles kurz und klein und nehmen uns, was wir brauchen.«

      »Du bist genau wie Franz«, schimpfte Karl. »Ihr denkt beide immer, alles mit Gewalt lösen zu können. Wir sind in einer uns fremden Welt gelandet, deren Gefahren wir nicht kennen. Auch wenn das Volk auf diesem Platz sehr ausgelassen zu sein scheint, sollten wir versuchen, nicht aufzufallen.«

      »Und wie bekommen wir etwas zu essen?«

      »Von den Burschen, die Franz niedergeschlagen hat«, schlug Karl vor. »Ich bin mir sicher, dass sie die richtigen Geldstücke dabeihaben.«

      »Warum liegen da jetzt drei?«, fragte Günther etwa fünf Minuten später überrascht, als sie die Stelle erreichten, wo sie die beiden Burschen zurückgelassen hatten.

      »Offensichtlich ist Franz mit einem weiteren aneinandergeraten. Es wundert mich nicht. Das Volk, das sich auf diesem Hügel herumtreibt, scheint völlig verrückt zu sein. Hinzu kommt der entsetzliche Lärm. Du weißt selbst, wie leicht sich unser Bruder reizen lässt.«

      »Hoffentlich müssen wir nicht wieder wegen ihm die Flucht ergreifen«, sagte Günther.

      Tatsächlich hatten die Brüder in der Vergangenheit oft Reißaus nehmen müssen, weil es Ärger mit den Einheimischen gegeben hatte. Meistens hatte der Grund dafür bei Franz gelegen, der sich einfach nicht beherrschen konnte. Auch der Betrug an der Hexe, der ihnen ihr Leben in der Verdammnis eingebracht hatte, war damals von dem Ältesten ausgegangen.

      Einer der Knaben öffnete die Augen und sah die beiden Brüder überrascht an. »Was soll das hier werden?«, fragte er ärgerlich. Günther fackelte nicht lange und schickte ihn mit einem gezielten Schlag gegen die Stirn zurück ins Reich der Träume.

      »Lass uns die Burschen durchsuchen«, schlug Karl vor.

      Bei allen dreien fanden die Brüder Münzen und einige von den Papieren, mit denen die Leute bei den Händlern bezahlten. Außerdem hatten die Kerle eigenartige Platten in ihren Taschen, die zu leuchten begannen, wenn sie darauf herumdrückten. Mit solch einem Hexenwerk wollten Karl und Günther nichts zu tun haben und warfen die Platten deshalb ins Gebüsch.

      »Fällt dir an den Burschen nichts auf?«, fragte Karl, als sie die Knaben wieder so hingelegt hatten, dass sie nicht gefunden werden konnten.

      »Nein. Was meinst du?«

      »Von den beiden, die wir als erstes getroffen haben, fehlt einer.«

      »Wie kann das sein? Es ist doch einer zu viel.«

      »Ich könnte schwören, dass ich heute Morgen einen anderen gesehen habe, der jetzt nicht mehr dabei ist.«

      »Das würde bedeuten, dass Franz zwei weitere von den Knaben gefesselt hat und einer entkommen ist.«

      »Sollen wir ihn suchen und mit ihm sprechen?«

      »Nein«, sagte Günther und schüttelte entschieden den Kopf. »Wir werden jetzt erst etwas essen. Wenn Franz so dumm ist, sich mit dem halben Berg anzulegen, soll er sehen, wie er zurechtkommt.«

      »Mach nochmal zwei voll!«, sagte Günther, knallte den leeren Metkrug auf den Tresen und grunzte zufrieden.

      »Bist du sicher?«, fragte der Schankwirt. »Dein Freund scheint genug zu haben.«

      »Dann sauf ich eben beide.« Günther wartete, bis der Mann seinem Wunsch entsprochen hatte, trank den ersten Krug in einem Zug aus und griff nach dem zweiten. Plötzlich sah er Franz vor sich stehen.

      »Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Ich dachte, ihr sucht nach der weißen Zauberin, dabei steht ihr hier und sauft euch die Hucke voll.«

      »Immerhin beobachten wir, ob die Zauberin vorbeikommt«, gab Günther zurück und schwankte leicht, als er sich zu seinem Bruder umdrehte.

      »Karl sieht gar nichts mehr«, schimpfte Franz, weil sein Bruder mit dem Rücken am Tresen entlang herunterrutschte und zu Boden fiel. »Kann man euch beide nicht einmal für eine Stunde alleine lassen?«

      »Das musst du gerade sagen. Wir haben gesehen, dass du noch einen Fremden niedergeschlagen hast.«

      »Es waren zwei«, entgegnete Franz verwirrt.

      »Dann ist einer weg.«

      »Wie auch immer. Ihr müsst sofort mit mir kommen. Ich habe etwas entdeckt.«

      »Können wir nicht warten, bis die Spielleute auf dem Podest fertig sind? Die gefallen mir.«

      »Die machen doch nur Lärm«, sagte Franz und schüttelte den Kopf.

      »Aber


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