Эротические рассказы

Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval. Bernhard HennenЧитать онлайн книгу.

Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval - Bernhard Hennen


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so aus den Leuten heraus, als hätte man einen Damm eingerissen. Und wie ein Dammriss fühlte sich diese Situation gerade an.

      Ohne mein Augenrollen zu bemerken – oder er ignorierte es einfach – fuhr Schawarma fort: »Wissen Sie, warum der Virus Corona heißt? Das kommt vom lateinischen Wort für Krone. Es soll die Krönung des Werkes der Feinde Gottes sein.«

      »Meinen Sie Reptiloide?«

      Er lachte auf. »Haha. Nein, wer glaubt denn bitte an sowas? Das ist ja verrückt. Wer von Reptiloiden spricht, der meint auch, die Erde wäre eine Scheibe.« Ich sah ihn durch seinen Rückspiegel grinsen und spürte einen Hauch von Erleichterung.

      Dann wurde sein Gesicht plötzlich beängstigend ernst. »Nein, ich meine die Rothschildler, dämonische Wesen aus dem Oriongürtel.«

      Ich wollte antworten, dass das gar nicht verrückt klingen würde, aber ich brachte kein Wort heraus, da Schawarma bereits fortfuhr: »Die kamen nämlich bereits im Mittelalter, also genauer gesagt im 17. Jahrhundert, auf die Erde.«

      Ich erwiderte, dass das 17. Jahrhundert nicht mehr zum Mittelalter gehöre.

      »Ja, das will man Sie glauben lassen, um die Ankunft der Rothschildler zu verschleiern. Die Deutschen waren die einzigen, die sich immer wieder gewehrt haben. Aber wir haben die Kriege verloren.«

      »Sie meinen die Weltkriege?«

      »So nennen das nur fremdbestimmte Systemler. Wir Erwachten nennen sie die Widerstandskriege.«

      Ich begann, nervös auf meinem Handy rumzutippen, in der Hoffnung, er würde mich in Ruhe lassen. »Ich sage Ihnen, das schadet nur. Außerdem ist mein Taxi isoliert, Sie dürften keinen Empfang haben«.

      Und tatsächlich, das Netz war so schlecht, dass nur noch ein kleiner Balken zu sehen war, der schien, als würde er langsam verblassen.

      »Was machen Sie denn auf dem Festival?«, erfragte Schawarma.

      Ich antwortete brav: »Ich bin mit meiner Band da. Spiele Dudelsack«, immerhin war ich nicht ohne Stolz, vor so vielen Menschen als einer der Hauptacts auftreten zu dürfen. Dieses Gefühl, welches mich durchströmt, wenn ich vor mehreren tausend Menschen auf der Bühne stehe und Musik mache. Wenn die Melodien, die ich spiele, den ganzen Platz einnehmen. Die Zuhörer vor mir bewegen sich im Takt und wir werden zu einer großen Gemeinschaft, in der es nur noch um Musik geht. Nicht um Herkunft, Beruf, Vermögen oder sonst was … nur um Musik.

      Aber ich schweife ab. »Dudelsack?« rief Schawarma aus. Das ist doch das Instrument der Feinde Gottes. Sind Sie Rothschildler?«

      Ich zuckte zusammen. »Was, wie, äh nein? Wie kommen Sie darauf, dass Dudelsack ein Instrument Ihrer Stoppschilder sei? Immerhin gibt es dieses Instrument schon länger.«

      Der Taxifahrer wurde ernster. »Rothschildler. Schlimme Wesen. Haben den Dudelsack in Schottland eingeführt und von dort ihre dämonische Musik auf die Welt gebracht. Sie sollten so ein Instrument des Bösen nicht spielen.«

      Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Ich wollte schnell aus dem Taxi raus.

      Es war zwar nicht mehr weit bis zum Ziel, aber wir standen nun an einer roten Ampel.

      »Ich kann Ihnen gerne Informationsmaterial mitgeben, wenn Sie wollen.« Er hielt einen Ordner aus Alufolie hoch. »Kostenlos, natürlich.« Die Ampel war immer noch rot. Waren Ampeln jemals in der Geschichte des Ampelwesens so lange rot? Oder hatte Schawarma »Schiwuma«?

      »Danke.«

      »Gerne.«

      Moment, was??? Oh Gott, es wirkt noch nach. Ich brauche mehr Bier. Also: Hatte »Schiwuma« einen Knopf, der die Ampel auf Rot hielt?

      Er drehte sich etwas zu mir und reichte den Ordner rüber. Auf dem stand mit großen Buchstaben in altdeutscher Schrift: Jesus ist dein Freund und Hitler auch.

      Nein! Hitler war nie, ist nicht und wird nie mein oder irgendeines Menschen Freund sein. Also, zumindest, wenn jemand seinen Verstand noch nicht in Rente geschickt hat. Und ob Jesus mein Freund ist, weiß ich erst, wenn er ein Bier mit mir trinken war. Persönlich.

      Ich bekam Angst. Ich wollte nicht von einem taxifahrenden Hitlerjünger entführt und zum Oriongürtel verschleppt werden. Ich kramte meine Geldbörse hervor, warf ihm einen 50er hin und sprang mit einem: »Danke, den Rest schaffe ich alleine« aus dem Auto.

      »Aber Sie bekommen doch was wieder!«

      »Nehmen Sie das als Spende!« Er rief mir laut hinterher: »Die Führer werden es Ihnen danken. Lassen Sie die Finger von Ihrem Teufelssack! Heil Schiwuma!«

      Die ankommenden Festivalbesucher starrten mich böse an. Es fühlte sich wie ein Spießrutenlauf an.

      Wie Sie mich hier sehen, brauche ich nämlich ganz dringend noch mehr Bier.

Bild

      © Gustav Kuhweide

      Robert Corvus

      Bernhard Hennen

      Robert Corvus, Jahrgang 1972, veröffentlicht seit 2013 Fantasy bei Piper. Bereits 2017 und 2018 stellte er seine Romane auf dem Festival-Mediaval vor.

      Bernhard Hennen, geboren 1966, wurde mit seinen Serien um die Elfen zu einem internationalen Star der Fantasyszene. Er war 2018 beim Festival-Mediaval dabei.

      Gemeinsam schreiben sie die Phileasson-Saga über den Wettkampf zweier Kapitäne. Fünf der bisher acht erschienenen Bände platzierten sich auf der Spiegel-Bestsellerliste.

      www.phileasson.de

      Der Duft der Wahrheit

      Das Drachenmaul droht mächtig,

      doch Arrim, der ficht prächtig!«

      Die Skaldin stampfte den Takt ihres Kehrverses auf die Bohlen des Tischs, der ihr als Bühne diente. Aber ihr Vortrag dauerte schon zu lange, ihr Gesang war schief und ihre Leier verstimmt. Sie brachte nur wenige Zuhörer dazu, in ihr Loblied einzustimmen. Bestimmt, weil die Botschaft des Stückes auf ermüdende Weise dem glich, was die Gäste heute bereits ein Dutzend Mal gehört hatten.

      »Arrim ist ein wahrer Recke,

      wer es leugnet, ist ’ne Zecke!

      Der Gottwal, der will Kraft und Mut,

      drum: Arrim preisen – das tut gut!«

      Orm Follkerson wünschte sich, er hätte etwas Stärkeres als Ziegenmilch in seinem Trinkhorn. Doch er wusste, dass er an diesem heißen Sommertag seinen Verstand noch brauchte. Geist und Witz waren die Waffen, mit denen er Arrim schlagen wollte, nicht die kurze Doppelblattaxt, die in einem Eisenring an seinem Gürtel hing. Missmutig nahm er einen Schluck von dem süßlichen Getränk.

      Das Händegeklapper in der Goldbergbucht fiel maßvoll aus, als die Skaldin die Bühne räumte. Sogar Arrim Berason sah hinaus auf den Fjord, statt die Sängerin zu beachten, die seinen Mut als Drachenkämpfer so überschwänglich gepriesen hatte. Das Wasser strahlte blau und versprach Abkühlung in der Mittagshitze. Vier Langboote waren auf den Strand unter dem palisadenbewehrten Hügel gezogen, der die Heimstatt der Goldberg-Ottajasko war.

      Orm Follkerson schnaubte. Goldberg-Ottajasko. Der hochtrabende Name sah diesen Aufschneidern ähnlich. Edles Metall fand man in fünf Tagesmärschen Umkreis nicht. Die Sonne narrte den Reisenden, wenn sie tief stand und die Felsen beleuchtete, die sich hinter dem Fjord erhoben. Und selbst dann fand Orm, dass sie eher nach Schwefel als nach Gold aussahen.

      »Das war ein strammer Vortrag, Skaldin!«, lobte Bera Dembadottir. Arrims Mutter ließ nichts auf den Stolz ihrer Sippe kommen. Ihr musste der zahlreiche Besuch schmeicheln, der dem Ruf zum Fest gefolgt war, das sie für ihren angeblich heldenhaften Sohn gab.

      Orm verbarg sein Grinsen hinter dem Trinkhorn. Vielleicht war ihr peinlich, dass der Skaldenwettstreit bislang keine Begeisterungsstürme auslöste. Im Gegenteil, viele


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