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Die verlorene Insel. Nataliya GumenyukЧитать онлайн книгу.

Die verlorene Insel - Nataliya Gumenyuk


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Universitäten unterrichten. Ab Juli 2014 wird sich Bäckman selbst als offiziellen Repräsentanten der „Volksrepublik Donezk“ in Finnland bezeichnen. Damals waren solche Vertreter der „Russischen Welt“5 für uns noch Neuland.

      „Gegen Mittag hatten bereits 461 Person abgestimmt. Alle sind sehr aktiv! Viel junges Volk. Ich bin nicht zum ersten Mal Mitglied einer Wahlkommission. Alle behaupten immer, dass die Jugend unpolitisch sei, aber die ersten, die ihre Stimme abgegeben haben, waren fünf junge Leute“, berichtet eine Frau, Mitglied einer sogenannten Wahlkommission im Stadtzentrum von Bachtschyssaraj. Das baufällige, einstöckige Gebäude ist größtenteils verrammelt und wurde eigens für die Wahlen auf Vordermann gebracht.

      Die Frau rechtfertigt die großen Lücken im Wählerverzeichnis damit, dass zur Vorbereitung der Abstimmung nur wenig Zeit geblieben sei. Daher dürfen auch jene, die nicht auf der Liste stehen, „abstimmen“. Wir beobachten den Ablauf:

      „Hier ist der Antrag von Nadija Wolodymyrowna Ionowa auf Aufnahme in die Liste.“ Es wird abgestimmt; der Antrag wird angenommen.

      „Nun kommen Sie her, nehmen Sie einen Stimmzettel und wählen Sie“, fordert die Organisatorin die Frau auf.

      Wenige Stunden später treffen wir im selben Wahllokal eine befreundete Journalistin mit russischem Pass. Sie erzählt uns, dass sie soeben bereits in einem anderen Wahllokal in Bachtschyssaraj ihre Stimme abgegeben hat.

      „Finden Sie, dass Russland eher zum Vorbild taugt als Europa?“, fragt mein estnischer Kollege eine junge Familie, die zum Wahllokal gekommen ist.

      „Natürlich, in Russland steht alles zum Besten, dort herrscht Stabilität. Die EU ist definitiv kein Vorbild, und Lettland schon gar nicht.“

      „Wir sind aus Estland.“

      „Estland? Auch kein gutes Vorbild. Was gibt´s da schon Gutes? Die Leute dort leben schlechter. Wir waren in Serbien, die Leute dort machen sich scharenweise aus dem Staub.“

      „Serbien? Aber Serbien ist nicht in der EU.“

      „Das nicht, aber sie haben ein Integrationsabkommen unterschrieben, deshalb geht das Land mit jedem Jahr mehr vor die Hunde. Und meine Freunde in Riga sind auch nicht eben begeistert: die Lebenshaltungskosten steigen, das Rentenalter ebenfalls, die Gehälter sinken. Die treiben die Menschen in den Ruin.“

      Wir stehen vor einem der größten Wahllokale im Dorf Turheniwka. Ein Mann mittleren Alters mit Schiebermütze und Lederjacke stellt sich lächelnd als „Onkel Tolja“ vor. „Na aber selbstverständlich“ habe er abgestimmt.

      „Und wofür haben Sie gestimmt?“

      „Ja keine Ahnung, wie das alles jetzt gelaufen ist.“

      „Wofür nun? Für die Vereinigung mit Russland?“

      „Und wohin geht dieses Video?“

      „Nach Kyjiw.“

      „Oh, nein! Dann nicht. Das zeigt ihr sowieso nicht!“

      „Doch, na klar, warum denn nicht?“

      „Ich sage nichts. Ich habe zwar gewählt, aber jetzt weiß ich nicht, ich horche in mich hinein und frage mich, wozu das Ganze gut sein soll.“ Er zuckt mit den Schultern.

      „Und was wird morgen geschehen?“

      „Morgen wird ein schwerer Tag, aber die Leute werden erfahren, dass alle auf der Krim nach Russland wollen.“

      Mehr an sich selbst gewandt, überlegt er laut, was ihn an der Ukraine stört: „Wir wollen ein ganz normales Leben. Aber die pressen uns hier aus. Das Geld von den Touristen fließt nach Kyjiw, und wir sehen

      „Glauben Sie etwa, dass es in Russland keine Korruption gibt?“

      „Keine Ahnung, aber zumindest setzt Putin jede Woche einen dieser korrupten, betrügerischen Gouverneure aus allen möglichen Oblasten vor die Tür. Unter Julija Timoschenko hatten wir zwei Stunden täglich Strom, es gab kein Benzin, Busse fuhren nicht. Und die soll jetzt eine Heldin sein? Habt ihr die dreistöckigen Hütten gesehen, die die sich gebaut haben? Wir sind hier weit ab vom Schuss, wir haben im Dreck gelebt und wir werden weiter im Dreck leben.“

      In Kyjiw herrscht der Eindruck vor, dass die Krim hinter Janukowytsch stand – die Halbinsel als Hochburg jener „Partei der Regionen“, die mit dem NATO-Beitritt kokettiert und politisches Kapital aus der Sprachenfrage geschlagen hat. Wir werden den Eindruck nicht los, dass die Menschen auf der Krim nicht das gesamte Ausmaß der Korruption des Ex-Präsidenten, der durch den Maidan aus dem Amt gejagt wurde, erfasst haben. Es scheint, als kämen wir einige Jahre zu spät. Die russische Botschaft auf der Krim lautet: „Alle ukrainischen Politiker sind wie Janukowytsch. Einzig Putin ist anders.“ Ein lokaler Aktivist pflichtet bei: „Weißt du, die Leute glauben, dass der korrupte Donezker Clan sich die Krim unter den Nagel gerissen hat und dass Russland so etwas nicht dulden wird.“

      Ich möchte von Onkel Tolja wissen,


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