Ex nihilo nihil fit - Die Lüge von der Evolution, die Mär, die Erde sei eine Kugel. Richard A. HuthmacherЧитать онлайн книгу.
um ihre eigene Achse drehenden Erde):
„‘ ἐπαγγείλῃς, ὥσπερ Ἀρίσταρχον ᾤετο δεῖν Κλεάνθης τὸν Σάμιον ἀσεβείας προσκαλεῖσθαι τοὺς Ἕλληνας, ὡς κινοῦντα τοῦ κόσμου τὴν ἑστίαν, ὅτι τὰ φαινόμενα σῴζειν ἁνὴρ ἐπειρᾶτο, μένειν τὸν οὐρανὸν ὑποτιθέμενος, ἐξελίττεσθαι δὲ κατὰ λοξοῦ κύκλου τὴν γῆν, ἅμα καὶ περὶ τὸν αὑτῆς ἄξονα δινουμένην. ἡμεῖς μὲν οὖν οὐδὲν αὐτοὶ παρ᾽ αὑτῶν λέγομεν, οἱ δὲ γῆν ὑποτιθέμενοι τὴν σελήνην, ὦ βέλτιστε, τί μᾶλλον ὑμῶν ἄνω τὰ κάτω ποιοῦσι, τὴν γῆν ἱδρυόντων ἐνταῦθα μετέωρον ἐν τῷ ἀέρι, πολλῷ τινι μείζονα τῆς σελήνης οὖσαν, ὡς ἐν τοῖς ἐκλειπτικοῖς πάθεσιν οἱ μαθηματικοὶ καὶ ταῖς διὰ ’“ (Plut. De Faciae 923a).]
Und doch wertete der polnische Astronom [i.e. Koperni-kus] seine Vorgänger ab und zitierte 1543 im Vorwort zu seinem Hauptwerk ´Von der Umdrehung der Weltkörper´ als erster maßgeblicher Gelehrter überhaupt den vergessenen Laktantius: Von dessen Zuschnitt seien auch die Kritiker seines Weltbilds, schrieb Kopernikus. Und so wurde mit Laktantius ein seltener Erdscheiben-Theoretiker zum Vertreter der vormodernen Gelehrtenschaft, die Kopernikus damit für dumm verkaufte“ (Wolff, P.: Mittelalter und Moderne. Wie die Erde zur Scheibe wurde. Spiegel Online vom 02.11.2005, http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/mittelalter-und-moderne-wie-die-erde-zur-scheibe-wurde-a-381627-2.html, abgerufen am 24.06.2017).
Jedoch: Waren die „Erdscheiben-Theoretiker“ tatsächlich so selten?
In der Antike mit Sicherheit nicht.
Und wie sah es diesbezüglich im Mittelalter aus?
Ähnlich der Antike gab es Vertreter des Erdscheiben- wie auch des Erdkugel-Modells; wirklich einigen konnte man sich in der „Gelehrten“-Welt nicht (wobei den Meinungen der „Gelehrten“ oft mehr philosophische Anschauungen und religiöse Überzeugungen als irgendwelche [natur-]wissenschaftliche Erkenntnisse zugrunde lagen).
So verfasste Martianus Capella (5. Jhd. n. Chr.) die allegorische Lehrschrift „De nuptiis Philologiae et Mercurii“ (Von der Hochzeit der Philologie und des Merkur), die im Mittelalter als Lehrbuch hoch geschätzt wurde; in dieser Allegorie spricht die Halbgöttin Geometria zur Götterversammlung: „… formam totius terrae non planam, ut aestimant, positioni qui eam disci diffusioris assimulant, neque concavam, ut alii, qui descendere imbrem dixere telluris in gremium, sed rotundam, globosam etiam, sicut Dicaearchus asseverat“: … die Form der Erde ist in ihrer Gesamtheit nicht flach, wie die meinen, die sie mit einer ausgebreiteten Scheibe vergleichen, auch nicht hohl, wie die glauben (aestimant … ut alii), die davon sprechen, dass der Regen in den Schoß der Erde (telluris in gremium) falle, vielmehr rund und kugelförmig, wie Dicaearchus versichert (eigene Übersetzung; Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss., Göttingen, 1995, S. 65).
Isidor von Sevilla (6./7. Jhd. n. Chr.), Bischof ebendort, entwickelt in seiner Enzyklopädie „Etymologiae“ sowie in seiner Schrift „De natura rerum“ (Über die Natur der Dinge) eine Vorstellung von der Geographie der Erde, die sich weder einem Scheiben- noch einem Kugelmodell eindeutig zuordnen lässt – einerseits ist von orbis (Erdkreis) und rota (Rad) die Rede, was als Beweis für die Konzeption einer Scheibe gelten mag (Brincken, A.-D. v. d.: Raum und Zeit in der Geschichtsenzyklopädie des hohen Mittelalters. In: Historischer Verein für Stadt und Stift Essen [Hrsg.]: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen. Band 96, 1981, 6-21), andrerseits spricht er von pila (Ball) und globus (Kugel); mit orbis habe er, Isidor, nur den (kreisförmig) bewohnten Teil der Erde gemeint (Simek, R.: Altnordische Kosmographie. De Gruyter, Berlin 1990).
Sein Werk stelle den Versuch dar, „den für gesichert gehaltenen Bestand antiken Wissens mit der christlichen Lehre zu verbinden …[;] noch im 15. Jahrhundert wurde es von geographisch Interessierten … als Quelle angegeben“ (Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss., Göttingen, 1995, S. 88).
Bis zu den Scholastikern des Hochmittelalters (12. bis 15. Jhd. n. Chr.) dürfte dieser Meinungs-Wirrwarr vorgeherrscht haben:
„Für die Geographiegeschichte des Mittelalters sind zuerst die älteren Darstellungen von Peschel … heranzuziehen. Oscar Peschel lieferte in seiner ´Geschichte der Erdkunde´ (1865) … einen wegweisenden Überblick über die Grundzüge der Geschichte der Erdgestalt. Knapp faßte Peschel im Kapitel über ´Den Verfall der Wissenschaft im früheren Mittelalter´ die widerstreitenden Auffassungen von Augustinus und Laktanz zur Erdgestalt zusammen, wies auf Passagen bei Isidor hin, nach denen sich die Erde als ´Wagenrad (Scheibe)´ darstelle, und erwähnte die auf Konzeptionen des Chaldäers Patricius und seines Schülers Thomas von Edessa [6. Jhd. n. Chr.] zurückgehende Konzeption des Alexandriners Kosmas, der sich Erde und Himmel nicht sphärisch, sondern kastenförmig vorstellte.
Ähnliche Vorstellungen fänden sich im Frühmittelalter beim ´Anonymus von Ravenna´ [um 700 n.Chr.; Verfasser frühmittelalterlicher geographischer Schriften, der – ursprünglich griechischen und dann ins Lateinische übersetzten – Cosmographia] sowie bei Aethicus Ister [fiktiver Verfasser der – angeblich oder vermeintlich – in der Antike entstandenen Reisebeschreibung Cosmografia: Die Erde sei eine flache Scheibe, die vom Ozean umflossen werde; (biblischer) Himmel und Hölle seien fest mit der Erde verbunden und Bestandteile der materiellen Welt].
Beda Venerabilis [7./8. Jhd. n. Chr.; spricht explizit (in „De natura rerum“) von globus terrae (Erdkugel) sowie (in „De temporum ratione“) von orbis terrae (Erdkreis), die in der Mitte der Welt lägen und wie ein Ball (pila) gleichermaßen rund seien], Adam von Bremen [Adamus Bremensis, 11. Jhd. n. Chr., verfasste das erste schriftliche Zeugnis über die Entdeckung Vinlands, i.e. (Nord-)Amerikas] und Gerbert [von Aurillac] (Papst Sylvester II.) [10. Jhd. n. Chr.; Epitaph: „Staune nicht, dass die Trägheit des törichten Pöbels / die nie sich an die Wahrheit gekehrt, als Zauberer mich verschrien / weil ich des Archimed´s Kunst und die Lehre der Weisheit betrieben / Damals, als man nichts wissen zum Ruhme gezählt / galt ich den Rohen als Zauberer; doch es verkündet mein Grabmal / dass ich im frommen Sinn, treu und in Ehren gelebt“, http://www.jahr1000wen.de/jtw/Texte_H-E/g_1003.html, abgerufen am 25.06.2017] hätten dann wiederum das ptolemäische System und damit die ´Kugelgestalt der Erde´ vertreten. [So jedenfalls wird berichtet, Liebster.]
Insgesamt betonte Peschel den niedrigen Kenntnisstand der frühmittelalterlichen lateinischen Geographen gegenüber der Antike. Die im Anschluß an Isidor sogenannten ´Radkarten´ [mappae mundi, kreisrunde Darstellung der seinerzeit bekannten Welt] nannte Peschel ´traurige Gemälde von dem Rückfall der Wissenschaft in ihr Kindesalter´ …
Dagegen hätten zur Zeit des Kalifen Mamun, der im Jahre 813 den Thron bestieg, ´die Araber die Erbschaft des hellenischen Wissens angetreten´ und bereits zu dieser Zeit den Almagest des Ptolemäus [μαθηματική σύνταξις – die mathematische Struktur; der Almagest ist eines der Hauptwerke der antiken Astronomie und beruht auf einem geozentrisch-ptolemäischen Weltbild] und vermutlich auch dessen geographische Tafeln übersetzt: ´Bei ihnen herrschte weder Streit noch Zweifel, daß die Erde eine Kugelgestalt habe und im Mittelpunkt des Weltalls schwebe´“ (Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche