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Dolomitenladinisch - Sprachgeschichte und hochschuldidaktische Aspekte. Johannes KramerЧитать онлайн книгу.

Dolomitenladinisch - Sprachgeschichte und hochschuldidaktische Aspekte - Johannes Kramer


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href="#ulink_a640a55e-8656-5b12-8c65-68e54e9431a5">2.6.4 Beschilderungen, Sprichwörter und idiomatische Wendungen vergleichen

       2.6.5 Analyse einer Karikatur

       2.7 Textproduktions- und -analyseaufgaben

       2.7.1 Legenden

       2.7.2 Ladinische Kultur

       2.7.3 Olympische Spiele

       2.8 Bibliographie zum Spracherwerb des Ladinischen

       2.8.1 Quellen für Unterrichtsmaterialien

       2.8.3 Weiterführende Literatur

       2.8.3.1 Dolomitenladinisch

       2.8.3.2 Mehrsprachigkeitsdidaktik (Literatur in Auswahl zur Einführung)

      Wer sich mit romanischen Sprachen beschäftigt, wendet sich im Normalfall den Großsprachen zu, die in der Welt eine numerisch wichtige Rolle spielen und die auch in der Literatur eine herausragende Stellung einnehmen. Das ist natürlich traditionellerweise das Französische, das in Europa in Frankreich einzige Staatssprache ist und in Belgien, in Luxemburg, in der Schweiz, im Aosta-Tal und in Andorra eine der anerkannten heimischen Sprachen darstellt. Anerkannte Volkssprache ist das Französische auch in Kanada in der Provinz Québec und in angrenzenden Gebieten. Die herausragende Stellung des Französischen in der Literatur braucht nicht unterstrichen zu werden; ihre Geschichte beginnt mit altfranzösischen Texten vor der Jahrtausendwende.

      Neben dem Französischen, das lange sozusagen als Inkarnation der romanischen Kulturtradition galt, wird in jüngerer Zeit das Spanische immer wichtiger. Es wird von etwa 47 Millionen Menschen in Spanien als nationale Amtssprache benutzt, wobei man berücksichtigen muss, dass für etwa sieben Millionen Sprecher und Sprecherinnen daneben das Katalanische und für drei Millionen Menschen das Galizische (und für eine halbe Million Menschen das Baskische) eine wichtige Funktion einnehmen. Eine herausragende Wichtigkeit hat das Spanische aber als Sprache kolonialer Tradition, die sich nach 1492 in der Neuen Welt Amerikas ausgebreitet hat. Es ist in 19 Ländern Mittel- und Südamerikas Amtssprache (auch in dem zu den USA gehörigen Territorium Puerto Rico mit über drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern), und in Staaten der USA ist es mit 25 bis 30 Millionen „Hispanics“ durchaus im Aufwind. Die herausragende Position, die das Spanische als Literatursprache hat und die in stetigem Ausbau begriffen ist, macht es zu einem wichtigen Faktor für Lernende von Fremdsprachen, wobei freilich darauf hinzuweisen ist, dass es ein regionales Übergewicht in Amerika gibt; Französisch ist in der ganzen Welt ein Bildungsfaktor, Spanisch nur im Westen im weiteren Sinne. Als Schulsprache ist das Spanische zunehmend ein Konkurrenzfaktor für das Französische.

      Das Portugiesische wird von etwa zehn Millionen Menschen in Portugal gesprochen, und es ist für über 200 Millionen Menschen in Brasilien die Hauptsprache. Wie viele Menschen sich im alten portugiesischen Kolonialreich für das Portugiesische als Alltagssprache entschieden haben, ist schwer auszumachen; im Rahmen der Urbanisierung, wo für Menschen unterschiedlichster Herkunft das Portugiesische in den expandierenden Großstädten das einzige mögliche Verständigungsmittel ist, ist diese Sprache im Aufwind, und für viele junge Leute ist es die Alltagssprache (in Angola leben 32.522.339, in Moçambique 30.098.197 Menschen, vgl. https://geoplay.de/rankings/einwohner.aspx, Zugriff im Juni 2020). Eine wirkliche Bildungssprache wie das Französische oder das Spanische ist das Portugiesische trotz der Menge seiner Sprecherinnen und Sprecher (es ist die am zweitmeisten verwendete romanische Sprache nach dem Spanischen) aber nicht, denn es ist an die jeweilige koloniale Vergangenheit einer Zone gebunden, und es kommt als Literatursprache nicht wirklich über den Kreis derer hinaus, die es als Alltagssprache verwenden.

      Eine typische Bildungssprache ist von jeher das Italienische. Es wird seit dem 12. Jahrhundert als Fremdsprache gelernt, und die Kenntnis der Sprache geht erheblich über die ungefähr 65 Millionen Muttersprachlerinnen und Muttersprachler in Italien und in der Südschweiz (Tessin, Graubünden) hinaus. In bestimmten Berufssparten (Opernsängerinnen und Opernsänger, höherer Klerus) gehören gute Kenntnisse des Italienischen zu den Grundvoraussetzungen.

      Die hier genannten ‚großen‘ romanischen Sprachen, vielleicht mit Ausnahme des ‚exotischen‘ Portugiesischen, gehören sozusagen zum Repertoire der Fächer, für die sich Abiturientinnen und Abiturienten zu Beginn ihres Studiums entscheiden, nachdem in den oberen Klassen der weiterführenden Schulen ihr Interesse dafür geweckt worden war. Was dann konkret im Sprachstudium behandelt werden wird, hat nicht immer etwas mit den Vorstellungen der Abiturientinnen und Abiturienten in der Übergangsphase von der Schulzeit zur Studienzeit zu tun, aber der wichtigste Punkt bleibt: „Ich interessiere mich brennend für das Französische /Italienische/Spanische, also studiere ich das Fach und bin gespannt auf das, was dort geboten wird“.

      Am Anfang des Studiums erfährt man dann, dass das Fach, das man sich erwählt hat, zur Familie der romanischen Sprachen gehört, und man ist vielleicht erstaunt, dass das Rumänische, obwohl es in Südosteuropa in der Nachbarschaft slavischer Sprachen wie Russisch, Bulgarisch oder Serbisch gesprochen wird, eine romanische Sprache wie das Italienische ist oder dass in Barcelona jeder spanisch sprechen kann und versteht, dass aber die eigentliche Sprache Katalanisch heißt, das oft in Opposition zum Spanischen gesehen wird. Zum Katalog der romanischen Sprachen gehören aber nicht nur Idiome, von denen man schon mal schemenhaft etwas gehört hat, sondern auch kleinere Sprachen, über die man vielleicht noch nie etwas erfahren hat wie beispielsweise das Galizische in Nordwestspanien oder das Friaulische in Nordostitalien.

      

Zu den Sprachen, die neu in den Gesichtskreis der frischen Studierenden der Romanistik treten, gehört auch das Ladinische, eine romanische Sprachform, die im Nordosten der Italoromania gesprochen wird, genauer gesagt an der Sprachgrenze zwischen Deutsch und Italienisch im Nordosten der Provinz Bozen und im alpinen Teil der Provinz Trient und der Provinz Belluno. Vielleicht sind die Studierenden im Sommerurlaub oder in den Winterferien einmal in den ladinischen Gebieten gewesen, und u.a. Alta Badia, Wolkenstein, Carezza und die Marmolada gehören inzwischen zu den angesagtesten Tourismusgebieten, die oft mit Hotelnamen wie Ladinia oder Tre Cime werben. Cortina d’Ampezzo ist 2021 Gastgeberin der alpinen Skiweltmeisterschaft sowie nach 70 Jahren erneut – diesmal gemeinsam mit Milano – 2026 Austragungsort verschiedener Disziplinen der Olympischen Winterspiele. Was die touristischen Reiseführer außerhalb des Sports und der Kulinarik über das Ladinische zu berichten wissen, gehört oft in den Bereich der interessanten Erzählungen über Merkwürdigkeiten (Typ: ‚älteste Sprache Südtirols‘), aber es kann doch oft Neugier wecken.

      Auch das Interesse des Autorenteams dieses Werks ist auf dem Wege über zufällige Begegnungen mit dem Ladinischen geweckt worden. Bei mir, Johannes Kramer, ist die Begeisterung für die ladinische Sprache zunächst einmal ein „Beiprodukt“ für das Interesse an der Italianistik gewesen. In den sechziger Jahren war zumindest in Nordrhein-Westfalen die Stunde des Schulfaches Italienisch noch längst nicht gekommen, und wenn man sich für die Sprache und die Kultur Italiens interessierte, war der einzige Weg, sich über Volkshochschulkurse damit zu beschäftigen. Für Fortgeschrittene gab es dann die Beschäftigung mit den Texten von Dante Alighieri: Dafür kamen einmal in der Woche meist ältere Damen des Bildungsbürgertums zusammen, um in gemächlichem Tempo bei einer Lectura Dantis bei einer italienisch-deutschen Übersetzung unter Leitung eines betagten Studienrates den Charme der Canti zu genießen. Für die wenigen Schüler des Gymnasiums, die in ihrer Italien-Begeisterung den Weg zu diesen Dante-Feiern


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