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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von KampenЧитать онлайн книгу.

Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen


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      Sie wich dem fragenden Blick des Jungen aus. Denn sie mußte das eben Geschehene erst selbst einmal deuten. Daß Wolfi verwirrt war, lag als einziges klar auf der Hand.

      Wolfi tapste zum Fenster und versuchte, unten auf die Straße zu schauen.

      »Du, Tante Angie, Papi ist auch weg. Der ist gerade gekommen und schon wieder weg. Das ist aber komisch, nicht?«

      Sie nickte.

      »Und warum, Tante Angie, war er so grob zu Nora? Nora war doch lieb. Sehr lieb, wie eine Kindergartentante.«

      Wieder nickte Angie. Als Wolfi das Wort Kindergartentante ausgesprochen hatte, erinnerte sie sich an Thomas Hass­berger. Ob der Arzt erraten konnte, was in Gerhard vor sich gegangen war? Ob es sich bei Nora vielleicht um eine gesuchte Gaunerin handelte?

      Da tobten schon Hubs’ feste Schritte die Treppe herauf. Sie ging schnell an die Truhe, in der sich Wolfis Kleidung befand. Wenn es jetzt zu einer Szene kam, wollte sie etwas zu tun haben.

      Angie kannte ihren Sohn gut, es kam tatsächlich zu einer Auseinandersetzung. Denn kaum hatte Hubs sie bei Wolfi entdeckt, da brach es schon aus ihm heraus:

      »Hast du das gehört, Mami? Hast du verstanden, was Onkel Gerhard zu Nora gesagt hat?«

      »Nein, Hubs. Ich weiß nur, daß beide fort sind. Warum, kann ich dir auch nicht sagen.«

      »Aber ich kann es dir sagen, Mami! Weil dein Bruder nicht ganz normal ist! Oder weil du ihm zu verstehen gegeben hast, daß Nora dir nicht gefällt. Warum sonst spielt er sich so auf?«

      Wolfi schaute ratlos von einem zum anderen. Als Angie ihm den Pulli überzog, erschien sein Gesicht wie vom Schmerz verzerrt aus dem Ausschnitt.

      »Ich«, druckste er mit tränenerstickter Stimme herum, »ich hab’ Nora aber lieb.«

      Angie schwieg. Was sollte sie sagen? Hubs war wütend, weil sie Gerhards schlechtes Benehmen geduldet hatte, Wolfi und Xenia waren traurig, weil Nora fort war, sie selbst kam sich etwas dumm vor, weil es keinerlei Anhaltspunkte für diese Szene gab.

      »Nun sag was«, forderte Hubs sie auf. »Was hast du Onkel Gerhard von Nora erzählt? Das, worüber wir vorhin in der Küche gesprochen haben?«

      »Nein, Hubs. Bestimmt nicht. Das war doch nur für unsere Ohren bestimmt. Ich habe ihm nur gesagt, daß Wolfi krank ist und wir eine nette Kinderpflegerin für ihn haben. Als er Nora dann sah, sprach er nur ein Wort:«

      »Raus!« meldete Wolfi, bei dem der zornerfüllte Ausbruch seines Vaters offensichtlich einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hatte.

      In diesem Moment hörten sie wieder ein Motorengeräusch. Wolfi, der gerade in eine Sandale geschlüpft war, hüpfte zum Fenster und sah hinaus. »Papi ist wieder da!« rief er erleichtert. »Mein Papi ist wieder da!«

      »Und Nora?« fragte Hubs und stürzte an Angie vorbei, um ebenfalls aus dem Fenster zu sehen.

      »Angie! Angie!« rief Gerhard von unten. »Komm sofort herunter. Ich habe mit dir zu reden.«

      »So? lch auch mit dir!« sagte Angie wie zu sich selbst. Sie reichte Wolfi die zweite Sandale und verließ den Raum, Hubs folgte ihr.

      »Ich möchte dabei sein, Mami. Ich will wissen, was Onkel Gerhard für Ausreden parat hat.«

      »Hubs!« zischte Angie ihn an. »Mein Bruder hat niemals Ausreden benutzen müssen.«

      Sie wußte nicht, warum ihr plötzlich so komisch zumute war. Gerhards Benehmen brachte sie einfach zum Lachen. Er benahm sich wie ein schlechter Schauspieler, stand dort unten mit bitterbösem Gesicht und in die Seiten gestemmten Fäusten, als begänne jetzt ein Femegericht. Und warum? Nur, weil Nora, die kleine Freundin von Hubs, seinem kranken Sohn Märchen erzählt hatte?

      Gerhard mußte in Frankfurt übergeschnappt sein. Das mußte sie Thomas berichten. Noch an diesem Vormittag. Er hatte bestimmt eine Erklärung für alles. Zunächst aber sollte Gerhard ihr selbst einiges erklären.

      »Folge mir in mein Arbeitszimmer«, forderte er sie auf. Angie dachte an die Gardinen. Je nach Verlauf des Gesprächs konnte sie ihn auf das Geschenk der Schwedin aufmerksam machen. Vielleicht versöhnte ihn das.

      »Du nicht!« sagte Gerhard, als Hubs ihnen in das Arbeitszimmer folgen wollte, und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

      »Na, hör mal! Hubs ist kein kleines Kind mehr. Er kann ruhig hören, was du mir zu sagen hast, Gerd!«

      »Das kann er nicht, Angie«, fuhr Gerd sie an. »Du wirst doch nicht noch weitere Dummheiten begehen? Eine genügt!«

      »So? Welche Dummheiten habe ich denn begangen?« fragte sie wütend. Die ganze Szene erinnerte sie an ihre Kindheit. Da war es manchmal auch zu solchen Ausbrüchen zwischen ihnen gekommen.

      »Du hast Nora ins Haus gelassen«, schimpfte Gerd. »Ich dulde solchen Unsinn nicht. Ich habe sie in ihr Hotel gebracht. Sie wird noch heute Lüttdorf verlassen.«

      »Aber – warum denn?«

      »Das geht dich nichts an, Angie.«

      »Wie bitte? Bei dir setzt es wohl aus, Bruderherz, was? Ich betreue deine Kinder, deine Haushälterin, dein Haus und deine Handwerker. Und dann darf ich nicht einmal Fragen stellen?«

      »In diesem Fall nicht, Angie. Ich fahre sofort wieder los.«

      Sie starrte auf die bunten Blumen in dem Packpapier. Und jetzt dämmerte es ihr. Aber die Vermutung war so ungeheuerlich, daß sie sie nicht auszusprechen wagte. Dafür stellte sie nur noch eine Frage.

      »Warum fährst du wieder fort, Gerd? Hattest du das vor dem Zusammentreffen mit Fräulein Anderson auch vor?«

      Er stand vor ihr, die Fäuste in den Hosentaschen vergraben, wie ein trotziger Junge. Kaum merklich schüttelte er den Kopf.

      »Wann wirst du wieder zurück sein?«

      »Ich weiß es nicht, Angie.«

      »So, du weißt es nicht? Ich weiß auch nicht, wie lange ich noch hierbleibe, Gerhard. Bitte, denk daran und gestalte deine zweite Reise so kurz wie möglich.«

      Sie drehte sich auf den Absätzen um und verließ das Zimmer. Oben hörte sie eine Tür zuschlagen. Sie dachte an Hubs. Wo war er? Wollte er seinem Onkel nicht ein paar Fragen stellen? Aber ihr Sohn ließ sich nicht blicken. Da ging Angie zurück in die Küche und trank ihren Kaffee weiter.

      *

      Dämmerlicht senkte sich über den See, der Wasserspiegel färbte sich bläulich, die Fische sprangen, und Angie hatte eine freche Mücke auf ihrem Knie mit einem Klaps töten müssen.

      Thomas, der neben ihr auf dem kleinen Landesteg saß und den Arm um sie gelegt hatte, lachte leise.

      Auch Angie mußte lächeln, dabei war ihr wahrhaftig nicht fröhlich zumute. Xenia und Wolfi tobten noch kreischend durch den Garten, aber die Heiterkeit der Kinder trog. Seitdem Gerhard wieder abgefahren war und Hubs sich oben in sein Zimmer eingeschlossen hatte, herrschte keine gute Stimmung in der alten Villa. Darum hatte sie Thomas angerufen und ihn zu sich gebeten.

      Aber es dauerte viel zu lange, bis Thomas endlich kommen konnte. Denn den ganzen Tag über hatte Hubs sein Zimmer nicht verlassen und keinen Bissen angerührt.

      »Ich mache mir Sorgen um Hubs«, seufzte Angie und lehnte ihren Kopf an Thomas’ Schulter.

      Thomas’ Lippen streiften ihre Schläfe. »Das mußt du nicht, Angie. Hubs leidet unter seinem ersten Liebeskummer, den macht jeder mal durch.«

      Sie überlegte. Thomas hatte in gewisser Weise recht, die Furcht konnte er ihr nicht nehmen. Sie war doch immer ganz allein für die Erziehung ihres Sohnes verantwortlich gewesen. Und gerade jetzt, einige Wochen vor dieser Nachprüfung, fühlte sie sich Hubs gegenüber besonders verpflichtet. Noras Anwesenheit hatte ihn zum Arbeiten veranlaßt. Er hatte an seine Zukunft glauben können und sich zusammengerissen. Nun aber würde er weiter faulenzen.


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