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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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war fassungslos, als Jan unangemeldet plötzlich vor ihr stand. Sie gab sich die erdenklichste Mühe, ein Lächeln zustande zu bringen, aber es misslang ihr gründlich. Ihr Gesicht war eine verzerrte Grimasse.

      »Rubinchen ist nicht hier«, brachte sie stockend über die Lippen.

      »Das weiß ich. Ich habe sie schon besucht«, erwiderte er kühl.

      »Es ist eine infame Intrige«, stieß sie hervor. »Sie haben das Kind ins Haus gelockt. Natürlich werden sie es dir ganz anders erzählen, aber sie wollen mir schaden, wo sie nur können.«

      »Tatsächlich? Sie wollten Rubinchen helfen. Du hast mein Vertrauen missbraucht, Lilo, darüber gibt es keinen Zweifel. Du wolltest aus dem Kind einen Star machen, zu deinem Nutzen. Ich sehe das alles ganz klar.«

      »Doch nicht zu meinem Nutzen«, widersprach sie heftig. »Rubinchen ist ein ungewöhnliches Talent, das muss man nutzen. Auch du hättest davon nur Vorteile. Denk doch einmal vernünftig, Jan.« Sie hatte sich halbwegs wieder gefangen. Für sie ging es ums Ganze. Sie redete mit Engelszungen. »Nanette konnte mich nie leiden. Sie hat auch Hasso und mich auseinandergebracht. Sie hat doch nur aus einem Grund ein Interesse an Rubinchen – und der bist du!«

      »Ich?«, fragte er verblüfft.

      »Du bist eine gute Partie, und sie hat trotz aller Bemühungen noch immer keinen Mann gefunden. Sie war doch schon damals in dich verliebt. Hasso hat es mir erzählt. Sie hat immer ein Bild von dir bei sich gehabt.«

      »Was du nicht sagst«, erwiderte er und fragte sich, ob er ihr Glauben schenken konnte. Aber wann sollte man Lilo glauben? Sie log, wann immer es ihr in den Kram passte. »Du hattest Rubinchen jedenfalls verboten, mit Nanni zu sprechen«, sagte er. »Aber du hast alles in die Wege geleitet, um dieses kleine Geschöpf in eine Eisrevue zu bringen.«

      »Ach was, sie sollte nur so zum Spaß laufen. Mr Miles sieht in ihr ein entwicklungsfähiges Talent. Natürlich fehlt ihr noch viel, und es wird Jahre dauern, bis sie perfekt ist, aber …«

      »Kein Aber. Mein Kind wird kein Star. Schlag dir das aus dem Kopf. Im Übrigen hättest du dich darüber erst mit mir beraten müssen.«

      »Du hast doch jetzt ganz andere Interessen. Du hast überhaupt keinen Grund, mir Vorhaltungen zu machen. Du willst dem Kind eine Stiefmutter vor die Nase setzen.«

      »Ich will vorerst gar nichts. Rubinchen kommt nach Sophienlust, und weitere Entscheidungen werde ich in aller Ruhe treffen. Das wollte ich dir mitteilen.«

      »Nach Sophienlust? Was ist das?«

      »Ein sehr gutes Kinderheim. Ich habe Frau von Schoenecker bei den Willbrechts kennengelernt und bereits alles mit ihr besprochen. Du wirst dich nicht darüber zu beschweren haben, dass Nanni das Kind unter ihren Einfluss bringen will, und ich muss ihr dankbar sein, dass sie mich darauf aufmerksam machte.«

      »Das ist ein Komplott«, sagte Lilo wütend. »Es ist meine Nichte, die Tochter meiner verstorbenen Schwester.«

      »Rubinchen ist in erster Linie mein Kind«, sagte er ruhig. »Ich bin überzeugt, dass Ruth genauso denken würde wie ich und kein Verständnis für deine Absichten hätte. Ich dulde in Zukunft keine weitere Einmischung deinerseits, das lass dir gesagt sein. Wohin das führt, habe ich jetzt gesehen.«

      »Du lässt dich beeinflussen, Jan«, sagte Lilo jetzt in flehendem Ton. »Hör doch auch mich an.«

      »Was gibt es da noch zu sagen?«

      »Bedenke, dass Rubinchen dir später einmal bittere Vorwürfe machen könnte, wenn du dich ihrer Karriere in den Weg stellst.«

      Er zog die Augenbrauen hoch. »Meinst du, ein fünfjähriges Kind könnte entscheiden, was gut für seine Zukunft ist?«

      »Sie ist fast sechs.«

      »Und kommt jetzt erst zur Schule. Sie kann eislaufen, wann immer sie will, aber nur, wenn es ihr Spaß macht, und wenn sie später einmal, falls sie die Kondition hat, sich dafür entscheidet, eine vielbewunderte Eisprinzessin zu werden, dann in Gottes Namen – aber nicht, solange sie noch Kind sein kann. Wunderkinder sind mir ein Gräuel.«

      »Weil du selbst so selbstherrlich bist«, schrie sie ihn an. »Du hast dir alles erarbeiten müssen. Woher kommst du denn schon? Dein Studium hast du dir selbst verdienen müssen.«

      »Und darauf bin ich stolz. Trag doch die Nase nicht so hoch, vor allem nicht auf Kosten meiner Tochter. Muss ich noch deutlicher werden? Muss ich dir auch noch sagen, dass ich niemals die Absicht hatte, dich zur Nachfolgerin von Ruth zu machen? Du hasst die Willbrechts, weil Hasso dich nicht geheiratet hat. Aber warum hat er dich nicht geheiratet?«

      »Du bist taktlos und gemein«, begehrte sie auf. »Mach doch mit deinem Kind, was du willst. Wir sind fertig miteinander.«

      »Hoffentlich vergisst du das nie«, sagte er und ging.

      *

      Es ist alles meine Schuld, warf Jan sich vor. Meine Karriere war mir wichtiger als mein Kind. Ich war nicht zufrieden mit dem Erreichten. Ich wollte mehr, immer mehr. Im Grunde bin ich nicht weniger ehrgeizig als Lilo. Er war in einer recht trüben Stimmung, und deshalb wollte er nicht gleich in das Willbrechtsche Haus zurückkehren. Er ging in ein Lokal und bestellte sich einen Obstler.

      Als er sich wieder beruhigt hatte und den Rückweg einschlagen wollte, lief ihm Jane Watts über den Weg. Sie lächelte ihn verführerisch an, während er sich fragte, ob sie wohl auf dem Weg zu Lilo sei. Doch ihr schien es mehr nach einem Bummel mit ihm zumute zu sein.

      Er beschloss, ihr gleich seine Meinung zu sagen.

      »Ich habe Sie im Zug beschwindelt«, platzte er heraus. »Ich bin Jan Campen, Rubinchens Vater. Es war sehr interessant, was Sie mir erzählten.«

      Ihre Augen kniffen sich zusammen. »Eine feine Methode«, sagte sie. »Und ich hielt Sie schon für einen Gentleman.«

      »Nun wissen Sie, dass ich keiner bin, und Sie können Ihre Hoffnungen begraben. Ich habe meiner Schwägerin eben Bescheid gesagt, dass Rubinchen ein Kind bleiben soll und kein Star werden.«

      »Sie vergessen die Vorteile, Mr Campen«, sagte Jane. »Es springt eine Menge Geld für Sie dabei heraus. Können wir nicht in aller Ruhe darüber sprechen?«

      »Nein. Mich interessiert das Geld nicht.«

      »Auch nicht hunderttausend Dollar im Jahr?«, fragte sie.

      Eine hübsche Summe. Mehr verdiente er auch nicht. Er konnte nur stumm den Kopf schütteln.

      »Überlegen Sie, was Sie Ihrem Kind damit für eine Existenzgrundlage verschaffen können«, sagte Jane. »Lassen Sie es sich in aller Ruhe durch den Kopf gehen. Bis heute Abend – in der Bongo-Bar – Mr Campen.«

      Jan war völlig benommen. Er konnte jetzt sogar begreifen, dass Lilo wie chloroformiert gewesen sein musste. Hunderttausend Dollar im Jahr für ein noch nicht sechsjähriges Kind.

      *

      Annemarie von Willbrecht hatte Jan etwas auszurichten. Frau Hagen hatte angerufen und den Wunsch geäußert, Jan zu sehen. Er war sehr überrascht.

      »Mein Gott, es ist eine Ewigkeit her«, sagte er. »Durch Frau Hagen lernte ich Ruth kennen. Es war mein erster Urlaub nach dem Studium.«

      »Es geht ihr nicht gut«, sagte Frau von Willbrecht leise. »Kranke Menschen haben das Bedürfnis, alte Erinnerungen aufzufrischen, und sie ist ein sehr lieber Mensch.«

      »Ich werde morgen Vormittag zu ihr gehen«, sagte er.

      Annemarie von Willbrecht nickte. »Sie wird sich sehr freuen. Jetzt werde ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen, Herr Campen.«

      Er war richtig dankbar, dass er deswegen nicht noch einmal fragen musste. Er war auch Nanni dankbar, dass sie alles mit leichter Hand arrangiert hatte, aber Lilos Worte hallten in seinen Ohren. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Nanni je in ihn verliebt gewesen sein könnte. Jetzt konnte er sich wieder an alles erinnern. An die Zeit bei Frau Hagen,


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