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Mami Staffel 11 – Familienroman. Edna MeareЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 11 – Familienroman - Edna Meare


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drückte er sich anders aus. Jetzt war er ein ganz kleiner Junge, einsam und voller Schmerz. Christine unterdrückte mühsam ihre Tränen.

      »Lieber Daniel, ich wußte doch nicht… Ich war nur zum Essen.«

      »Wo denn?«

      »Bei Adrian von Manger… im Restaurant.«

      »Du hast ihn viel lieber als mich…«

      »So ein Unsinn! Ich sehe ihn doch gar nicht wieder…«

      »Oma hat auch gesagt, du bist bestimmt wieder bei deinem Freund. Und dabei hast du mir versprochen, daß du ihn nicht heiratest…«

      Jetzt begann Daniel zu weinen. Christine wußte nicht, was sie tun sollte.

      »Ihr Sohn sollte sich jetzt aber nicht aufregen…«

      »Natürlich, das weiß ich auch…«

      Daniel genoß es, daß man mit seiner Mutter schimpfte. Das beruhigte Christine ein wenig, weil es ihr zeigte, daß er wohl doch nicht so sehr getroffen war, sondern ihr aufgrund seiner Empfindlichkeit ein wenig Theater vorspielte. Es würde wieder gut werden.

      »Wann kann ich ihn mit nach Hause nehmen?«

      »Ich will nicht zu Oma! Ich will nach Hause…«, quengelte Daniel mit einem Blick auf die Schwester.

      »Das sagte ich doch. Natürlich kommst du nach Hause.«

      »Und du gehst nicht arbeiten?«

      »Nein. Ich bleibe bei dir.«

      Daniel konnte schon wieder lächeln. Christine war viel zu froh, um es ihm übelzunehmen, daß er ihr so zusetzte.

      »Dr. Schröder hat nichts dagegen, wenn Sie ihn heute abend holen. Bis dahin haben wir die neuen Blutergebnisse und können Ihnen auch genau sagen, wogegen er allergisch ist. So gegen achtzehn Uhr…«

      »Oh, das ist ja wunderbar. Dann fahre ich nachher noch einmal los und kaufe alles ein, was du gern ißt.«

      »Kriege ich auch neue Star-Trek-Figuren?«

      »Ja, auch. Ich bin so froh, Daniel…«

      Er schenkte ihr ein Lächeln. Christine umarmte ihn. Sein Körper war noch immer heiß, aber das war wohl normal, denn immerhin brütete er ja die Masern aus.

      Um eins fuhr Christine los. Daniel hatte ein wenig gegessen und schlief jetzt. Die Schwester war inzwischen sehr wohlwollend Christine gegenüber. Offenbar sah sie, daß diese doch nicht die Rabenmutter war, die sie in ihr vermutet hatte.

      Die Lebensmittel hätten für eine Kompanie gereicht. Christine wollte sicher sein, daß sie alles im Haus hatte, was Daniel benötigte. Sie konnte ihn nicht mehr alleinlassen. Nie wieder sollte er einen solchen Schock erleben, daß seine Mama nicht da war, wenn es ihm schlecht ging.

      Als sie ins Krankenhaus zurückkehrte, saß Jasper Wolf an Daniels Bett und las ihm aus einem mitgebrachten Buch vor.

      »Oh, Herr Wolf… Wie nett, daß Sie Daniel besuchen. Er kann allerdings heute abend schon wieder nach Hause.«

      »Bringen Sie ihn zu Ihrer Mutter zurück?«

      »Nein, sicher nicht. Ich bleibe bei ihm.«

      »Und Ihre Arbeit?«

      »Ich mußte mir Urlaub nehmen. Es geht nicht anders.«

      »Mama muß ja bei mir bleiben.«

      Jasper Wolf warf Daniel einen Blick zu. Dann stand er auf.

      »Können wir einen Kaffee trinken, deine Mama und ich? Du kannst dir ja schon mal die Bilder anschauen, die hier im Buch sind.«

      »Aber ihr müßt gleich wiederkommen«, verlangte Daniel.

      »Ja, natürlich, mein Schatz.«

      Christine verstand nicht, warum Jasper Wolf sie jetzt allein sprechen wollte. Sie blieb vor der Tür des Zimmers stehen. Kaffee mochte sie jetzt sowieso nicht trinken.

      »Was wollten Sie mir sagen?«

      »Kommen Sie, trinken wir…«

      »Nein, ich möchte gleich wieder zu Daniel hinein.«

      »Frau Baerwald, Sie machen einen Fehler, wenn Sie Daniel jetzt in allem nachgeben. Er hat schon gemerkt, daß er Sie jetzt nach seiner Pfeife tanzen lassen kann. Das ist nicht gut für Sie, und auch nicht für ihn.«

      »Oh, bitte, Herr Wolf! Warum glaubt eigentlich jeder, daß er mir sagen kann, wie ich mit Daniel umgehen muß?«

      Sie merkte selbst, daß sie sich im Ton vergriffen hatte. Christine sollte wohl nicht gerade Jasper Wolf anschnauzen, denn er war der, der Daniel gegenüber am meisten Verständnis zeigte. Aber nun war es ausgesprochen, und sie sah, daß der Lehrer sich merklich zurücknahm.

      »Es tut mir leid, wenn Sie es als Einmischung empfinden. Ich hatte Ihnen eigentlich vorschlagen wollen, daß Sie nachmittags arbeiten und ich Daniel betreue. Aber das werden Sie jetzt wohl nicht mehr annehmen wollen, oder?«

      Christine wußte nicht, wie sie sich aus der Bredouille bringen sollte.

      »Ich… glaube, ich muß erst einmal selbst bei ihm bleiben. Er ist jetzt ein wenig empfindlich.«

      »Wie Sie meinen. Gut, dann werde ich mich mal von ihm verabschieden.«

      Bitte, geh nicht, bat Christine ihn innerlich, aber sie sprach es nicht aus. Die Situation war irgendwie verfahren. Jasper Wolf glaubte, daß sie seine Hilfe ablehne, dabei war Christine ihm wirklich dankbar. Nur gerade jetzt mußte sie doch erst einmal wieder gutmachen, daß sie gestern nicht für Daniel dagewesen war…

      »Daniel, ich muß wieder los. Laß es dir gutgehen, hörst du?«

      »Besuchst du mich mal?«

      Normalerweise duzte Daniel seinen Lehrer nicht. Aber es schien weder ihm noch Jasper Wolf aufzufallen. Christine mischte sich lieber nicht mehr ein.

      »Ich glaube, ich werde das nicht schaffen. Viel zu tun…«

      »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie doch einmal Zeit finden.«

      Wenigstens das mußte sie doch noch sagen, um den schlechten Eindruck, den er von ihr hatte, zu verwischen. Doch leider schenkte er ihr kein Lächeln, wie Christine gehofft hatte.

      »Mama, ich finde Herrn Wolf richtig nett.«

      »Ja, das ist er wirklich.«

      »Viel netter als dieser Adrian.«

      »Ja, sicher.«

      »Ich will, daß er uns besucht…«

      »Du hast gehört, was er gesagt hat. Wir können ihn nicht zwingen.«

      Daniel mußte sich zufrieden geben. An seinem Gesicht sah Christine, daß das Thema noch nicht zu Ende diskutiert war.

      *

      Die nächsten Tage wurden für beide sehr anstrengend. Daniel schien tatsächlich zu glauben, daß er sich jetzt jeden Wunsch von den Augen ablesen lassen konnte. Er war quengelig und manchmal geradezu unausstehlich. Wenn Christine nicht gleich tat, was er wollte, drohte er damit, zu seiner Oma zu gehen. Christine hatte am vierten Tag seiner Krankheit die Nase voll. So ging es tatsächlich nicht. Daniel war eine richtige kleine Nervensäge geworden. Sie hatte in der letzten Zeit wohl so ziemlich alles falsch gemacht. Wo waren die Zeiten, in denen sie prächtig miteinander ausgekommen waren?

      Suse gab ihr am Telefon wohlgemeinte, aber undurchführbare Ratschläge.

      »Ignorier ihn einfach, wenn er so eklig ist. Oder bring ihn zu deiner Mutter.«

      Eines war so wenig möglich wie das andere. Christine hatte ihrer Mutter nur mitgeteilt, daß Daniel wieder zu Hause sei und nun seine Masern auskurieren müsse. Wenn sie ihn besuchen wolle, könnte sie das tun. Die Antwort ihrer Mutter war zurückhaltend, aber erheblich weniger giftig ausgefallen als normalerweise. Im Moment


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