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Mami Staffel 11 – Familienroman. Edna MeareЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 11 – Familienroman - Edna Meare


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hatte.

      »Ach, Fabian!« sagte sie leise. »Du fürchtest doch nur, daß die Presse davon erfährt. Dabei weiß alle Welt, daß wir Freunde sind.«

      »Trotzdem, es kam für mich überraschend. Und in letzter Zeit mag ich keine Überraschungen mehr.«

      »Du sprichst von furchtbaren Überraschungen. Nicht von dem angenehmen Gefühl, das ein unerwarteter Freundschaftsdienst auslöst.«

      Fabian schwieg. Die Berührung ihres Armes, das zarte Parfüm, das sie umgab, empfand er als belebend und angenehm. Aber Bella trat so selbstsicher neben ihm auf, genauso selbstsicher hatte sie ihn am Morgen beim Frühstück überrascht und ihm vorwurfsvoll zu verstehen gegeben, wie vergeßlich er in letzter Zeit war.

      Sie hatte ja recht. Es war ihm völlig entfallen, daß sie sich zur gleichen Zeit in London aufhielten. Er gab hier drei Konzerte, sie war, dank seiner Empfehlung als zweiter Sopran für die Proben an der Oper engagiert worden. Aber mußte sie deshalb das Hotel wechseln? Wenn er sich nach ihrer Nähe sehnte, hätte er sie bestimmt von selbst aufgesucht.

      »Annalenas Tod liegt erst vier Wochen zurück, Bella. Versteh es doch, als Gesellschafter und fröhlicher Begleiter eigne ich mich nicht.«

      Sie lächelte und sah entzückend aus. »Auch nicht als Liebhaber? Aber du gehst mit mir in aller Öffentlichkeit untergehakt spazieren. Das ist ein neuer Anfang.«

      »Was für ein Anfang? Wir sind seit Jahren gute Freunde.«

      »Annalena hat dir lange nichts mehr bedeutet. Jetzt, da sie nicht mehr lebt, können wir uns zu unserer Liebe bekennen. Das meine ich mit dem neuen Anfang.«

      Das klang so selbstverständlich und selbstbewußt, daß er unwillkürlich zusammenzuckte.

      »Liebe?« wiederholte er, als höre er das Wort zum ersten Mal.

      »Na, hör mal? Was verband uns denn sonst in den vielen Nächten?«

      Fabian empfand nichts als Abscheu vor seiner Vergangenheit. Sollte er sich ihr wie ein Schwächling ausliefern, nur, um sie mit einer attraktiven Frau an seiner Seite zu zeigen?

      »Du irrst, Bella. Annalena hat mir viel, sie hat mir alles bedeutet. Ich gebe zu, daß ich sie in vielen Dingen nicht immer verstand. Sie verstand mich ja auch nicht. Sie forderte ständig Aufmerksamkeit von mir.« Er blieb stehen. Seine Züge spannten sich an. »Sie hätte bedeutend mehr meiner Aufmerksamkeit verdient. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber sie war eine wunderbare, unvergeßlich schöne Frau und eine liebevolle, vorbildliche Mutter. Ich weiß nicht, ob ich sie jemals vergessen kann.«

      Bella zog ihren Arm zurück, um nervös an dem Kragen ihres hübschen Sommerkostüms zu nesteln. Dabei hob und senkte sich ihre Brust, als müsse sie mit einem Schock fertig werden.

      »Das alles… also wirklich, das fällt dir reichlich spät ein.«

      Ohne ihren Arm zu nehmen, ging er einige Schritte weiter. Sie holte ihn ein und stellte sich ihm in den Weg.

      »Du hast Annalena seit langem nicht mehr geliebt, Fabian. Und wenn du jetzt um sie trauerst, dann tust du es nur, um deiner Tochter dadurch einen Halt zu geben. Das verstehe ich ja. Aber mach dir doch nichts vor. Du und ich… wir sind füreinander bestimmt. Du betrügst deine Frau ja nicht mehr, wenn du mich umarmst. Du betrügst nur dich… ja, und sogar deine Tochter. Denn auch Claudia braucht bald eine neue Mutter.«

      »Es gibt keine Frau, die Annalena ersetzen kann. Claudia weiß das so gut wie ich. Und wir bestärken unsere Herzen in diesem Wissen und sind uns nah wie nie.«

      »Sie liegt noch immer im Krankenhaus, nicht wahr?«

      Er schluckte. »Ihr steht eine zweite Operation bevor.«

      »Gut, ich werde sie, sowie ich wieder in München bin, besuchen.«

      Da funkelte er sie an. »Das verbiete ich dir! Begreifst du es nicht? Claudia braucht mich, nur mich ganz allein, wenn sie jemals den Schmerz über den Verlust ihrer Mutter überwinden soll.«

      »Ach! Und warum bist du dann nicht bei ihr? Warum hast du in den letzten Wochen nur drei Konzerte abgesagt?«

      »Weil in der Kunst die Kraft liegt, die mir hilft, mit dem Schmerz fertig zu werden.«

      Ihre dunklen Augen wurden kalt.

      »Es ist nicht der Schmerz der Trauer, mit dem du fertig werden mußt, Fabian. Es ist der Schmerz der Reue, weil deine Frau ungeliebt und von dir betrogen starb. Aber du bereust zu spät und zerstörst damit unser Glück. Schlimmer noch, du flüchtest dich in Selbstbetrug. Das wird auch Claudia eines Tages bemerken.« Sie machte eine erregte Bewegung. »Sie tut mir leid, deine Tochter. Ja, ich habe Mitleid mit ihr, weil du sie in deine Welt voller Falschheit und Lügen zwingst.«

      Sie sah ihn an, ihr Blick nahm Abschied. Erst, als sie sich langsam abwandte und davonging, hatte er das Bedürfnis, sie zurückzurufen. Aber sein Stolz hielt ihn davon ab, denn tief in seinem Herzen wußte er – Bella hatte ihn durchschaut. Und ein zweites Mal durfte ihm das nicht passieren, sonst zweifelte er eines Tages wirklich noch an sich selbst.

      *

      »Wie geht es meinem Kind?« fragte Fabian eine Woche später. Er war im Ärztezimmer erschienen und sah die beiden Kollegen mit seinen grünen, dunkel umschatteten Augen an. Zweifellos war er erregt. Aber dazu gab es gar keinen Grund.

      Astrid, die am Schreibtisch über einem Krankenbericht saß, erhob sich. Sie streckte ihm die Hand entgegen.

      »Guten Abend, Herr Ossiander.«

      Er sah sie verwirrt an. Diese Frau lächelte ja. Ihr weiches, freundliches Gesicht drückte sogar Freude aus. Freute sie sich, ihn endlich mal wieder in der Klinik zu sehen oder hielt sie Claudias Zustand für erstaunlich zufriedenstellend? Es vergingen Sekunden, in denen sie sich stumm anblickten.

      »Es geht ihr den Umständen entsprechend überraschend gut, Herr Ossiander«, begann Astrid tatsächlich.

      Wenn Fabian Ossiander trotzdem stumm blieb, so war es wohl die Furcht vor der Wahrheit. Aber die Wahrheit konnte sich doch hören lassen!

      »Die Operation verlief komplikationslos. Claudia geht es wirklich gut. Sie erwartete Sie schon gestern.«

      Fabian zögerte, als käme er von weit her. Er hatte in ihren Augen etwas bemerkt, das ihn festzuhalten schien. Von dieser Frau ging eine verführerische und doch klare Wärme aus.

      »Danke, Frau Doktor.« Dann nach einem Räuspern, setzte er hinzu. »Sie wird also wieder gehen können?« Daß sein Blick dabei recht streng geriet, beabsichtigte er wirklich nicht. Er wollte sich nur nicht in dieses angenehme Gefühl verlieren, das ihn in ihrer Nähe ergriff.

      »Ja. Aber wir müssen Geduld haben«, erwiderte sie ruhig. »Bis Claudia sich wieder wie ein Mädchen ihres Alters bewegen und herumspringen kann, werden noch Monate vergehen. Ich möchte sie noch mindestens acht Wochen hierbehalten, dann wird sie in eine Klinik verlegt, wo sie eine besondere Behandlung erfährt. Aber im nächsten Frühjahr…«

      »Was? Im nächsten Frühjahr?«

      »Ja, ein gutes halbes Jahr wird vergehen.«

      »Das ist ja… denken Sie nicht daran, wie furchtbar viel sie schon erlitten hat?«

      »Die zweite Operation war nötig, Herr Ossiander. Ohne diesen Eingriff hätte Claudia auch gehen können, aber ihr Bewegungsablauf hätte dem angegriffenen Hüftgelenk zuviel zugemutet. Bereits nach Wochen wären Beschwerden aufgetreten, die ihre Motorik beeinflußt und ein chronisches Hinken verursacht hätten. Jetzt wird das nicht eintreten, auch, wenn er Heilungsprozess Monate ins Anspruch nimmt.«

      Er schluckte. »Ich brauche mein Kind, Frau Doktor. Ich bin ständig unterwegs, kehre ich von meinen Tourneen oder Konzerten heim, komme ich in ein verwaistes Haus zurück. Dieser Zustand ist unerträglich.«

      »Tut mir leid. Aber meinen Kollegen und mir geht es um Claudia.«

      Sein Blick wurde scharf. Klang in ihrer Stimme eine leise Kritik


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