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Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Ricarda darf unter keinen Umständen erfahren, wie es um mich steht.«

      Dieses Versprechen konnte Jenny Behnisch mit Hinblick auf die ärztliche Schweigepflicht leicht geben.

      »Die Entscheidung liegt ganz allein bei Ihnen«, erklärte sie freundlich. »Von uns wird Frau Schmied selbstverständlich kein Wort erfahren«, erklärte sie. »Und jetzt muss ich bitte von Ihnen wissen, ob Sie der Operation zustimmen.«

      Der Dachdecker zögerte einen Augenblick. Dann gab er sich einen Ruck und setzte seine Unterschrift unter das Dokument, das ihm eine Schwester hinhielt.

      Jenny sah ihm dabei zu. Lieber als das Versprechen zu schweigen hätte sie ihm ein anderes Versprechen gegeben. Da das aber nicht in ihrer Macht lag, blieb ihr nichts anderes übrig als sich zu verabschieden und sich auf den schwierigen Eingriff am nächsten Morgen vorzubereiten. Darüber hinaus war sie bei ihren Recherchen im Internet tatsächlich auf eine heiße Spur gestoßen, die sie unbedingt weiter verfolgen wollte. Ihrem Freund und Kollegen Daniel Norden sagte sie nichts davon. Noch war die Spur zu vage, als dass sie Hoffnungen schüren wollte.

      *

      »Hast du eigentlich keine Hausaufgaben auf?«, fragte Janni Norden an diesem Nachmittag scheinheilig und strich wie eine Katze hinter der Couch auf und ab, auf der Dési es sich bequem gemacht hatte.

      Schnell hatte sich die Familie an Felix‘ provisorische Konstruktion gewöhnt. Glücklicherweise war es trotz des immer wiederkehrenden Regens warm draußen, dass es nicht weiter auffiel, dass der Fensterrahmen statt von einer Scheibe nur von einer dicken Plastikfolie bedeckt war.

      »Schon fertig«, antwortete sie beiläufig und steckte ein paar Nüsse in den Mund, die auf dem Couchtisch in einer Schale neben einem Glas Apfelschorle standen.

      Zu Jans Leidwesen sah alles danach aus, als ob sich seine Zwillingsschwester für einen längeren Aufenthalt vor dem Fernseher gerüstet hatte.

      »Wolltest du nicht was mit Nina unternehmen?«, stellte er eine weitere Frage in der Hoffnung, Dési vom Fernseher wegzulocken.

      Vergebens.

      »Nö, das Hallenbad ist wegen Sturmschäden geschlossen.« Konzentriert starrte die Schülerin auf den Fernseher. Ein Lifestyle-Magazin für Jugendliche flimmerte über die Mattscheibe, und Janni hörte kurz zu. Im Augenbick drehte sich das Gespräch der beiden Moderatoren um die Haltbarkeit günstiger Möbel. Im Anschluss sollte ein entsprechender Test ausgestrahlt werden.

      »Warum schaust du dir diesen Blödsinn überhaupt an? Dein ganzes Zimmer steht voll mit Möbeln, und ich glaube nicht, dass du in nächster Zeit ausziehst«, erklärte er nach einer Weile ungeduldig.

      Allmählich war Dési genervt. Sie verdrehte die Augen und griff nach der Fernbedienung, um lauter zu stellen.

      »Wenn’s dich nicht interessiert, kannst du ja rausgehen. Ich schau mir das an, weil ich ein bisschen Ablenkung brauch«, fauchte sie wütend. »Immerhin ist es nicht so lustig, dass Mami in der Klinik liegt. Nachdem ich aber sowieso nichts für sie tun kann und auch nicht zu ihr darf, will ich mich einfach ein bisschen ablenken. Ist das so schwer zu kapieren?«

      Mit diesem Argument lieferte sie Janni eine Steilvorlage.

      »Ach, dann hab ich ja wohl auch ein Recht auf Ablenkung.«

      Die Angst um ihre geliebte Mami ließ auch die Nerven der Kinder blank liegen. Die Stimmung im Hause Norden war angespannt, und jedes unbedachte Wort konnte eine Katastrophe auslösen.

      »Bitte, du kannst dich gern hinsetzen und mitschauen.« Bereitwillig rutschte Dési ein Stück zur Seite, damit ihr Bruder Platz hatte.

      Aber das war nicht das, was Janni wollte.

      »Wenn du Ablenkung willst, können wir doch auch was anderes anschauen, oder?«, versuchte er sein Glück. »Im Privatfernsehen läuft so eine coole Dokumentation über einen neuen Skaterpark. Können wir umschalten?«

      »Oh nein, auf dein blödes Longboard hab ich echt überhaupt keine Lust«, stöhnte Dési und schüttelte demonstrativ den Kopf. »Wenn du neue Hindernisse brauchst, musst du nur rausgehen. Da liegt jede Menge Baumstämme rum, über die du springen kannst«, machte sie einen Vorschlag, der auf wenig Gegenliebe stieß.

      »Was heißt hier blödes Longboard? Immer noch besser als dein spießiges Tanzen«, konterte der junge Mann postwendend.

      Damit erwischte er Dési eiskalt. Sie wollte alles sein, nur nicht spießig.

      »Spießig? Offenbar ist noch nicht zu dir vorgedrungen, dass Tanzen gut für die Konzentration ist, alle Muskelpartien trainiert und durch die verschiedenen Musikstile auch noch die Allgemeinbildung gefördert wird«, echauffierte sie sich erbost.

      Gerade wollte sie zu weiteren Argumenten ausholen, als Lenni ins Wohnzimmer polterte. Die Haushälterin der Familie Norden hatte in der Küche das Abendessen vorbereitet, als sie den geschwisterlichen Streit hörte. Zuerst hatte sie beschlossen, die beiden das Problem allein lösen zu lassen. Durch die Angst um ihre Mutter waren die beiden aber alles andere als vernünftig, und Lenni sah schnell ein, dass an eine einvernehmliche Einigung nicht zu denken war.

      »Ach, Kinder, habt ihr was dagegen, wenn ich ein bisschen fernsehe? Ihr schaut doch sowieso nicht. Dann kann ich doch sicher meine geliebte Sprechstunde anschauen?«, nutzte sie die Gunst der Stunde.

      Ohne eine Antwort abzuwarten, griff sie nach der Fernbedienung und ließ sich in den gemütlichen Fernsehsessel fallen, der neben der Couch in einer Ecke stand.

      Weder Janni noch Dési wagten es, ihrer geliebten Lenni diesen Wunsch abzuschlagen. Während sich die Haushälterin zurücklehnte, schickte Dési ihrem Zwillingsbruder einen funkelnden Blick. Darin lag ein gewisser Triumph.

      »Gute Idee. Die Sprechstunde schaue ich mir eigentlich auch ganz gern an. Da werden manchmal ziemlich spannende Fälle behandelt«, erklärte sie mit so demonstrativ freundlicher Stimme, dass Janni ihr hinter Lennis Rücken die Zunge heraus streckte.

      »Finde ich auch«, beschloss er dann, sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, und plumpste auf die Couch neben Dési. Er griff in die Schale mit den Nüssen und nahm eine große Handvoll heraus. Nebenbei leerte er das Glas Apfelschorle in einem Zug. Ehe seine Schwester aber protestieren konnte, wurde sie von Lennis überraschtem Ruf abgelenkt.

      »Seht euch das an! Der Mann sieht genauso aus wie eure Mutter«, erklärte die Haushälterin aufgeregt und drückte hektisch auf der Fernbedienung herum, um den Ton lauter zu stellen.

      Schlagartig fuhren die Köpfe der Zwillinge herum. Einen Moment lang herrschte Schweigen im Zimmer, und nur die Kommentare des Sprechers waren zu hören.

      »Also ich finde, dass Mami schon noch ein bisschen hübscher ist«, bemerkte Janni dann ironisch, und wohl oder übel musste Dési grinsen.

      »Natürlich sieht sie ihm nicht ähnlich«, korrigierte sich Lenni schnell und rutschte aufgeregt in ihrem Sessel hin und her. »Aber da, seht doch! Er hat auch diese dicken Lippen. Seid mal still, damit ich hören kann, welche Krankheit er hat.«

      »… leidet am seltenen Stevens-Johnson-Syndrom. Die extrem seltene Erkrankung beginnt mit schweren Störungen des Allgemeinbefindens, Fieber und Grippesymptomen«, berichtete der Arzt auf dem Bildschirm über die Erkrankung des Mannes. »Die Schleimhäute sind massiv beteiligt und es bilden sich schmerzhafte Blasen im Mund- und Rachenraum …«

      »Genau wie bei eurer Mutter«, erklärte Lenni aufgeregt.

      »Pssst!«, ließ die Ermahnung nicht lange auf sich warten. Diesmal kam sie von den Zwillingen, die wie gebannt auf den Bildschirm starrten und die Worte des Arztes verschlangen.

      »Da die Patienten zudem unter massiven Hautausschlägen leiden, ist eine Diagnose meist nicht schwierig«, schloss der Arzt seine Ausführungen, ehe er sich direkt an den Patienten wandte und ihm eine Frage stellte. Doch Jan und Dési hatten genug gehört.

      »Mami hat keine Ausschläge«, winkte Janni ab und sah Dési verwundert nach.

      Sie


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