Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wir nicht schneller?« fragte Rander, obwohl er sehr gut wußte, wie schnell Parkers Wagen sein konnte, »die Burschen scheinen sowas wie einen Nervenkrieg zu wollen.«
Rander hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als die Motorradfahrer diesen Krieg erst richtig begannen. Scheinwerfer wurden eingeschaltet und voll aufgedreht. Lichtfluten brandeten ungehemmt in das Wageninnere. Rander kam sich vor wie auf einem besonders gut polierten Präsentierteller.
»Falls ich richtig gezählt habe, Sir, handelt es sich um sechs Fahrer«, sagte Parker, »und falls das Licht Sie stören sollte, Sir, bin ich durchaus in der Lage, eine gewisse Veränderung herbeizuführen.«
»Führen Sie, Parker, führen Sie!« Mehr hatte der junge Anwalt zu diesem Angebot nicht zu sagen.
Josuah Parkers rechte, schwarz behandschuhte Hand schob sich nach vorn auf das reichhaltig ausgestattete Armaturenbrett. Die Finger dieser Hand legten einen kleinen unscheinbar aussehenden Kipphebel um. Sekunden später senkte sich über der Rückscheibe des Wagens eine lichtundurchlässige Jalousette.
»Gott sei Dank«, stöhnte Rander erleichtert auf. »Sagen Sie, Parker, was wollen diese Kerle?«
»Ich möchte höflichst daran erinnern, Sir, daß man beabsichtigt, meine bescheidene Wenigkeit umzubringen!«
»Dann rauschen Sie doch endlich los!« Rander hatte zwar keine Angst, war aber auf der anderen Seite nicht sonderlich scharf darauf, unter, Beschuß genommen zu werden.
Nun, geschossen wurde zwar noch nicht, doch auf der Überholseite des Wagens tauchten jetzt zwei Kräder auf, die sich dicht an das hochbeinige Monstrum heranschoben. Die Fahrer sahen konsequent nach vorn und nahmen ihre Köpfe noch nicht einmal für Zentimeter zur Seite. Sie schienen sich um die Insassen des Wagens überhaupt nicht zu kümmern.
Sie versuchten zu überholen, doch sie schafften es nicht. Parker steigerte die Geschwindigkeit seines Wagens derart, daß die Motorradfahrer den Kürzeren zogen.
Die, ersten Blicke zur Seite, die ersten Blicke herein in den Wagen. Die Fahrer waren sicher mehr als verblüfft, daß sie mit ihren schweren Maschinen diesen altertümlich aussehenden Wagen einfach nicht zu packen vermochten.
Fasziniert erlebte Mike Rander, was sich weiter tat.
Die Fahrer, die eben noch in der typisch steif-arroganten Art senkrecht in ihren Sesseln gesessen hatten, bogen sich jetzt vor, um den Luftwiderstand zu verringern. Sie wollten das Überholmanöver erzwingen.
Parker steigerte die Geschwindigkeit des Wagens noch mehr.
Die Motorradfahrer lagen bereits waagerecht über ihren Lenkern, sie gaben mit Sicherheit Vollgas, aber sie kamen an Parkers Wagen nicht vorbei. Da die Straße leer war, konnten sie sich dieses Seite-an-Seite-Fahren erlauben.
»Sie nehmen die Leute ganz schön hoch«, sagte Rander, dessen Stimme jetzt etwas erregt und gespannt klang.
»Mir schwebt vor, Sir, die jungen Herren ein wenig zu verunsichern«, erwiderte der Butler, der nach wie vor stocksteif am Steuer saß. »Mir scheint allerdings, daß bald schon die ersten Schüsse fallen werden.«
Parkers Vermutung sollte sich bald bestätigen.
Die Kradfahrer hatten endlich eingesehen, daß sie das hochbeinige Monstrum auf der ganzen Linie unterschätzt hatten. Um dennoch ihre Trümpfe auszuspielen, um ihre Absicht in die Tat umzusetzen, feuerten sie plötzlich aus zwei schweren Revolvern auf Parker, der für sie ja nur hinter einer normalen Wagenscheibe saß.
Sie verrechneten sich gründlich.
Das schwere Panzerglas ließ die Geschosse abprallen. Um das Spezialglas nicht unnötig zu strapazieren, drückte der Butler das Gaspedal noch ein wenig weiter hinunter, worauf das hochbeinige Monstrum sich in eine Art Mittelstreckenrakete verwandelte und davonraste.
Die Jalousette auf der Rückscheibe rollte sich automatisch wieder nach oben, nachdem Parker den zuständigen Elektroimpuls ausgelöst hatte.
»Sie fallen zurück«, meldete Rander erleichtert. Er hatte sich umgedreht und beobachtete die Verfolger. »Jetzt, Parker, sie drehen ab. Sie scheinen die Nase voll zu haben.«
»Allerdings nur kurzfristig, Sir, wenn ich mir diesen bescheidenen Hinweis erlauben darf«, antwortete der Butler gemessen, »darf ich davon ausgehen, daß Sie inzwischen bemerkt haben, mit welchen jungen Herren wir es zu tun haben?«
»Das sind potentielle Mörder«, sagte Rander empört, »ich bleibe dabei, daß wir Lieutenant Madford informieren.«
»Vielleicht sollte man vorher zurück in die Stadt fahren, Sir, um einen gewissen Marty Galbert zu schützen.«
»Den jungen Bengel, der Sie auf dem Feldweg niederschlagen wollte?«
»In der Tat, Sir. Nachdem die jugendliche Bande gesehen hat, daß sie mit normalen Mitteln nichts erreichen konnte, wird sie sich an Marty Galbert schadlos halten wollen.«
Parker hatte auf dem scheinbaren Umweg über die Landstraße eine zweite Ausfallstraße erreicht, die er jetzt dazu benutzte, so schnell wie möglich zurück in die Innenstadt zu gelangen. Sein Wagen entwickelte dabei ein Tempo, daß Rander schwarz vor Augen wurde.
Rander konnte sich nur mühsam auf dem Sitz halten, als Butler Parker den Wagen vor einer Tankstelle stoppte.
»Ihre Erlaubnis, Sir, voraussetzend, möchte ich Marty Galbert eine Warnung zukommen lassen«, sagte er, »in wenigen Minuten werde ich zurück sein.«
Rander nickte und zündete sich eine Zigarette an. Er sah seinem Butler nach, der steif und würdevoll hinüber zu einem großen Wohnwagen-Trailer ging, in dem ein Schnellimbiß untergebracht war. Seinem Butler schien die Hetzjagd nichts ausgemacht zu haben.
»Ich muß leider vermelden«, sagte Parker nach seiner schnellen Rückkehr, »daß Marty Galbert nicht zu erreichen war. Seine Mutter, mit der zu sprechen ich die Ehre hatte, konnte nicht sagen, wo ihr Sohn sich zur Zeit aufhält.«
»Vielleicht war er auch hinter uns her. Denken Sie an sein Motorrad!«
»Dann, Sir, dürfte das Leben des jungen Mannes nicht mehr das wert sein, was man im Volksmund Pfifferling nennt!«
»Das Wohnhaus der Eltern«, sagte Parker und ließ seinen Wagen ausrollen. Er deutete durch das geöffnete Tor hinüber auf das Landhaus, in dem im Erdgeschoß einige Lichter brannten.
»Wollen wir hier auf Galbert warten?« fragte Rander.
»Darf ich mir den Rat erlauben, Sir, daß vielleicht Sie diesen Teil der Arbeit übernehmen? Ich würde den Wagen ein wenig weiter vom Tor weg abstellen.«
»Und Sie? Ah, ich verstehe.« Rander nickte. »Sie wollten sich um das Mädchen kümmern, ja?«
»Dies, Sir, ist in der Tat meine Absicht«, gab Parker zurück, »nach Lage der Dinge muß sie in einem benachbarten Haus wohnen. Sie kam, als ich mich in der Badehütte befand, aus dem Strauchwerk am Ende des Grundstücks.«
»Keine Experimente, Parker!«
»Sie können sich fest auf meine bescheidene Wenigkeit verlassen, Sir!« Parker lüftete verabschiedend seine schwarze Melone, legte sich den Bambusgriff seines Regenschirmes über den linken Unterarm und lustwandelte davon.
Rander verriegelte von innen die Wagentüren und wartete. Er sah gerade noch, daß Parker äußerst ungeniert durch das Tor des Galbert-Grundstückes ging und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.
Wieder einmal verwünschte er Parkers Leidenschaft, sich mit der Unterwelt und dem Verbrechen zu messen. Wie ein Magnet Eisenfeilspäne anzieht, so zog Parker Verbrechen an. Er stolperte förmlich über Ungesetzlichkeiten und ließ sich keine Möglichkeit entgehen, echte Gangster vor den Richter zu bringen.
Mike Rander war von dieser Haltung irgendwie angesteckt worden. Einmal hing das mit seinem Beruf als Anwalt zusammen, zum anderen ging auch Rander einem Abenteuer niemals freiwillig aus dem Weg.
Gewiß, er